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Michelle Mullen

Das große Buch vom

BOWLING

Ball und Griff • Grundstellung • Anlauf und Timing • Beinarbeit • Armpendel • Endposition und Ballabgabe • Strike- und Sparewurf für Anfänger und Fortgeschrittene • Mentales Spiel • Ligen- und Turniersport

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Meinen Schülern – sie erweisen mir die Ehre, sie anzuleiten

Inhalt

Dank

Einleitung

1Ball und Griff

2Starthaltung

3Anlauf und Timing

4Beinarbeit

5Armpendel

6Abschlussposition und Wurf

7Ballabgabe

8Grundlagen des Bahnspiels

9Bahnspiel für Fortgeschrittene

10Spares verwandeln

11Spares für Fortgeschrittene

12Mentales Spiel

13Open Bowling, Ligaspiele und Wettkämpfe

Die Autorin

Dank

Ein besonderer Dank gilt meiner Familie, meinen Freunden, Teamgefährten, Trainern, Mitspielern und Zimmergenossen, die mich über die Jahre hinweg unterstützt und zu größeren Leistungen inspiriert haben; Dave Seidler und Coach Griffy für die Gründung unseres Highschool-Bowlingteams, der Familie Edwards für die Unterstützung und das Mitnehmen im Auto; Sheila Clegg, die mich vor vielen Jahren unter ihre Fittiche genommen hat; Steve Lawson, der unser Collegeteam in Illinois trainierte; Professor Dan Gould, der an mich geglaubt und mein Studium der Sportpsychologie in Illinois geprägt hat; Tom Kouros, der die Trainerin in mir herausgefordert und gefördert hat, und Heather (Hohm) Sauder, die uns bekannt gemacht hat; John Sommer und John Falzone (PWBA) für die Gelegenheit zum Wettkampf und einen besonderen Dank an alle, die mich mit ihrer Praxis wettkampffähig gemacht haben; Paul Marcinek, Donna Adamek, Don Moyer, Todd Kurowski, Aleta Sill und allen Vertretern der Ballhersteller, besonders Doene Moos, der auf Tour mein Gerät bohrt; Bill Supper, der mir die Chance für den Pro Staff gab; Don Moyer für die Freundschaft und das professionelle Training; Bill Vint für meinen ersten Beitrag im Bowling Magazine; Fred Borden für Training und Beratung; Eva Burridge für ihr Wissen und ihre Unterstützung; Mark und Diane Voight sowie Aleta Sill für die visionäre Idee von Your Bowling Coach; Jim Hamlin und sein Team bei Country Lanes für ihre Geduld und die Unterbringung; Aleta Sill für Aleta Sill’s Bowling World und die Informationen zu diesem Projekt; Neil Bernstein für die bemerkenswerten Fotos und Informationen; Cynthia McEntire, Liz Evans und Sue Outlaw für ihr Lektorat, ihre Geduld und Anleitung sowie alle Redakteure und Grafiker, besonders die Illustratoren (echte Spürnasen!) für die Umsetzung meiner Skizzen; Justin Klug und Human Kinetics, die an mich glaubten; an meine wunderbaren Models Jordan Bryant, Ryan Hinman, Mike LaRocca, Allison Morris und Aleta Sill; Jeff Bleiler; Tom DiDonato, Barb Gamber, Mike Meager, Jim Taylor und Linda Witbeck für das Korrekturlesen; Todd Kurowski für sein Fachwissen und die Unterstützung bei den Illustrationen; Mark Robey für „Swing is King!”; Kent Shafer für das Autorenfoto; Sook und Walter einfach so; Bobby Michael, Emma und Rigby für ihre Gesellschaft und ihre Geduld und meiner Mutter und Aleta, die mich beim Schreiben geduldig unterstützt haben.

Allen meinen Schülern, die mir größte Ehre erwiesen haben, nämlich das Privileg, sie zu unterrichten. Ich setze mich dafür ein, dass Bowler besser bowlen. Das hat mir wiederum geholfen, meine Erkenntnisse niederzuschreiben. Ich freue mich über die Chance, weitere Bowler voranzubringen. Dieses Buch ist ihnen allen gewidmet.

Auch allen Lesern möchte ich danken, dass sie mir diese wunderbare Chance bieten. Wenn Sie besser bowlen wollen, bin ich gern bereit, Ihnen zu helfen.

Einleitung

Meine Liebe zum Bowling währt nun schon über 30 Jahre. Ich habe viele Wettkämpfe bestritten und bedeutende Preise gewonnen, aber ich bin noch lieber Trainerin als Spielerin. Jeden Tag sehe ich, wie sehr die Bowler ihren Sport lieben, und ich setze alles daran, damit sie sich verbessern können. Es ist ein Vergnügen zu sehen, wie sie besser werden und es auch genießen. Es ist aufregend, meine Erfahrungen als Sportlerin und als Trainerin in diesem Buch zusammenzutragen, Sie in der Liebe zum Bowlen zu unterstützen und dazu zu animieren, Freude am Fortschritt zu haben.

Seit vielen Jahren habe ich Tipps und Einsichten gesammelt, die für das Bowlen von Nutzen sind. Dieses Buch enthält diese Erkenntnisse und dazu aktuelle Strategien und Geschichten aus meiner Profikarriere. Auch gründliche und detaillierte Informationen für die Unterschiede im Spiel von Rechts- und Linkshändern sind enthalten.

Ich befasse mich seit langem eingehend mit den mentalen Herausforderungen, die sich durch die physischen Änderungen an der Technik ergeben. Sie erfahren hier also auch etwas über Psychologie, soweit sie mit den sportlichen Veränderungen zusammenhängt. Ich bereite Sie darauf vor, was Sie psychisch und physisch spüren, wenn Sie diese Fortschritte erleben. Das macht es Ihnen leichter, besser zu spielen.

Die Grundsätze des Bowlings gelten für Freizeitsportler wie für Wettkämpfer. Vielleicht erfahren Sie hier erstmals davon, oder Sie nutzen das Buch zur Auffrischung, doch Sie werden in beiden Fällen davon profitieren. Bis heute lehre und trainiere ich diese Grundlagen, um Bowlern aller Klassen zu helfen, besser zu spielen. Die Technik ist vorangeschritten, aber die Grundlagen gelten weiterhin.

Dieses Buch zeigt die einzelnen Bewegungen des Anlaufs im Detail, sodass Sie Ihr Spiel Schritt für Schritt weiterentwickeln können. Ich zeige die Grundlagen der Bewegungen auf, einschließlich Timing, Beinarbeit, Armpendel, Wurf und Ballabgabe, damit Sie deren Wechselwirkung verstehen. Ich befasse mich auch ausführlich mit der Ballabgabe, dem Bahnspiel, dem Verwandeln von Spares und der mentalen Einstellung.

Die Fortschritte in der Technik haben unser Gerät und den Zustand der Bahnen geändert. Ich helfe Ihnen zu lernen, wie Sie auf einer Bahn spielen, ob nun auf einer typischen Hausbahn oder unter sportlichen Bedingungen. Dazu erhalten Sie umfassende Informationen über das Gerät und die Variablen, die bestimmen, wie ein Ball auf einer bestimmten Bahn rollt (Kap. 8 und 9).

Die Strategien des Spieles, speziell zum Verwandeln von Spares, entwickeln sich ständig weiter. Ich zeige Ihnen ein traditionelles System (mit Anpassungen an verschiedene Bahnen) und ein fortgeschrittenes, bei dem Sie den Zustand der Bahn völlig außer Acht lassen können.

Über das körperliche Spiel, das Bahnspiel und das Verwandeln von Spares hinaus gibt es zahlreiche mentale Aspekte. Die werden mit zunehmender Fertigkeit auch immer wichtiger. Daher gibt es auch ein eigenes Kapitel über die mentale Einstellung, also darüber, wie sie mental zu einem besseren Bowler werden.

Ich behandle psychologische Aspekte, die daran beteiligt sind, ihr Spiel zu ändern. Dazu erläutere ich die Interaktion zwischen Gehirn und restlichem Körper. Sie werden durch dieses Wissen immer effektiver und machen damit schneller Fortschritte.

Von jedem meiner Schüler habe ich etwas gelernt und dabei erkannt, dass sich Veränderungen erfolgreicher und mit weniger Frustration umsetzen lassen, wenn man versteht, was in einem vorgeht und wie man sich dabei fühlt. Um auf eine höhere Ebene des Spieles zu gelangen, müssen Sie genau dieses Spiel anders fühlen. Ich hoffe, dass diese Erkenntnisse Ihnen Frustrationen ersparen und Sie ermutigen, auf dem Weg zu einer produktiven Veränderung durchzuhalten und Ihr Spiel auf eine höhere Ebene zu bringen.

GRUNDLAGEN

In meinen 27 Jahren Bowlen habe ich viel über die mentalen Herausforderungen gelernt, die mit physischen Änderungen einhergehen. Ich bin fest davon überzeugt, dass die Verbesserungen meines eigenen Spieles mich auch zu einer besseren Trainerin gemacht haben. Ich weiß, was es bedeutet, an sich zu arbeiten, um besser zu spielen, und wie es sich anfühlt, wenn man etwas ändert.

Selbst kleine Änderungen gehen mit viel Mühe einher, und es ist schwer, dabei auch noch anders zu fühlen. Oft ist das, was wir tun, nicht das, was wir meinen zu tun, gerade wenn wir an Veränderungen arbeiten. Es hilft aber, wenn man weiß, woran man arbeiten muss und was man wohl fühlen wird, wenn man an sich arbeitet. Schwierig ist es auch, das Muskelgedächtnis zu überlisten.

Wenn Sie als Bowler besser werden wollen, müssen Sie Ihre Komfortzone verlassen und Ihre Grenzen erweitern. Egal, ob Sie lernen, einen anderen Pfeil auf der Bahn anzupeilen, oder sich beim Timing an ein anderes Gefühl gewöhnen – wollen Sie sich verbessern, müssen Sie heraus aus der Komfortzone.

Um Ihr Spiel zu verbessern, sollten Sie ein paar Leitideen beachten. Sie werden auf Probleme Ihres Denkens und Fühlens stoßen. Sobald Sie aber entschieden haben, Ihre Komfortzone zu verlassen, sind Sie auch bereit, die folgenden vier Konzepte zu beachten, sollten Sie auf Schwierigkeiten stoßen.

Die Veränderung erfolgt in zwei Phasen und geht mit einer Kompensation einher

Wenn Sie Ihre Fertigkeiten in einer Hinsicht verbessern, wird diese sich anders anfühlen, ebenso Ihre übrigen Bewegungsabläufe. Dann muss auch noch Ihr Körper lernen, auf die bisherigen Kompensationen zu verzichten, die er zum Ausgleich der schlechten Technik bisher benötigt hat.

Sie brauchen Geduld, denn Sie werden während der Verbesserung einer Technik nicht sofort Resultate sehen. Schließlich muss Ihr Körper sich noch an den Unterschied gewöhnen, der mit der Veränderung Ihres Anlaufs eintritt. Der Körper braucht nicht mehr die gewohnten Kompensationen vornehmen und muss sich erst an die geänderte Technik anpassen: Er muss „vergessen“, dass er nicht mehr zu kompensieren braucht.

Nehmen wir den häufigen Fall eines zu späten Herausschiebens (Abstoßens) des Balles beim Anlauf: Bei einem Spätstart müssen Sie den Ball ziehen, damit er aufholt. Wenn Sie also lernen, den Ball eher in Schwung zu bringen, was viel Übung und Konzentration erfordert, haben Sie vielleicht Ihr Timing optimiert, aber Sie werden zunächst einmal aus Gewohnheit den Ball trotzdem noch ziehen.

Sie brauchen Geduld und Einsicht, um zu erkennen, dass Sie die Veränderung geschafft haben, aber Ihr Körper noch nicht. Das schaffen Sie am besten, indem Sie die gleiche Bewegung so oft wiederholen, bis er sich angepasst hat. Das ständige Wiederholen der neuen Technik gibt Ihnen ein Gefühl für das neue Timing, Sie werden sich wahrscheinlich daran anpassen. Irgendwann hören Sie dann auf, am Ball zu ziehen wie zu Zeiten Ihres schlechten Timings.

Wenn Sie aber nach zahlreichen Wiederholungen des neuen Bewegungsablaufs immer noch ziehen, sollten Sie sich darauf konzentrieren zu lernen, den Schwung zum Wurf zu entspannen, denn Sie müssen ja nicht mehr ziehen. Manchmal genügt es, das alte Muskelgedächtnis von vor der Verbesserung der Technik zu löschen. Das gilt besonders für diejenigen, die schon lange bowlen und nun ihre Technik ändern wollen. Bleiben Sie dran, und Sie werden die Veränderungen erkennen.

Ich habe viel Respekt vor Schülern, die sich weiterentwickeln wollen und sich mir anvertrauen. Über die Jahre habe ich gelernt, den Schülern die Vorgänge bei Veränderungen zu erklären, besonders wenn ich ihre Frustration spüre, obwohl ich schon Verbesserungen sehe. Es ist einfach erst einmal frustrierend, wenn man hart arbeitet und keine Resultate sieht, zumindest nicht sofort.

Deshalb sollten Sie sich klarmachen, dass der Veränderungsprozess in zwei Phasen abläuft. Ich möchte Ihnen die Sicherheit geben, dass Sie Fortschritte machen. Sie müssen nur dranbleiben, bis der Körper sich an das Gefühl der neuen Technik und ihre Auswirkungen auf den Rest des Anlaufs gewöhnt. Üben Sie ruhig und geduldig, und Sie werden schon bald Resultate sehen.

Das Muskelgedächtnis mit Übertreibung verändern

Führen Sie einen Bewegungsablauf schon länger aus, hilft Übertreiben der Korrektur dem Körper, die Veränderungen schneller zu verinnerlichen. Unser Hang, immer gleich zu agieren, ist sehr stark und daher nicht leicht zu überwinden. Deshalb bin ich eine Freundin davon, jede Veränderung zu übertreiben. Die Erfahrung zeigt, dass dies den Veränderungsprozess beschleunigt; das bedeutet eine entgegengesetzte Bewegung im Kopf zu haben, um gegen das aktuelle Muskelgedächtnis vorzugehen, es zu überwinden. Am Anfang fühlt sich das noch stark nach Veränderung an, hilft aber beim Verinnerlichen der Korrektur.

Nehmen wir an, Sie bringen den Ball spät nach vorn, ein häufiges Timing-Problem. Liest man nach, wie man das ändert, klingt es ganz einfach. Ich versichere Ihnen, das ist es nicht. Wenn ich Schülern das Problem im Unterricht erläutere, scheint die Lösung ganz einfach. Aber jedes Video zeigt aufs Neue, dass sie zwar meinen, den Ball nach vorn zu bringen, es aber (noch) nicht tun.

Wenn Schüler beim Unterricht versuchen, gleichzeitig den Ball nach vorn zu bringen und selbst nach vorn zu gehen, kommt der Ball immer noch zu spät heraus; das passiert häufig und lässt sich ohne Kamera kaum aufdecken. Daher hilft hier nur eine Übertreibung der Technik. Schließlich hat Ihr Körper eine ganz eigene Vorstellung vom Timing, die Sie nur mit viel Arbeit überwinden.

Der Versuch, gleichzeitig den Ball nach vorn zu bringen und anzulaufen, scheitert fast immer. Also sollte man nicht weiter versuchen, gleichzeitig den Ball zu stoßen und anzulaufen, sondern übertreiben und versuchen, den Ball noch eher zu stoßen, kurz vor dem Anlauf. Dann erst fallen Stoß und Anlauf – oft – zusammen. Das ist nicht leicht umzusetzen und zu fühlen, denn man ist es gewohnt, den Ball im üblichen Rhythmus zu spät nach vorn zu bringen. Der Körper ist so daran gewöhnt, zunächst anzulaufen, dass es fast unmöglich erscheint, zuerst den Ball zu bewegen. Ihre Neigung, den Ball spät zu bewegen, ist so stark ausgeprägt, dass Sie versuchen müssen, ihn gefühlt viel zu früh nach vorn zu bringen, um es überhaupt gleichzeitig mit dem Anlauf zu schaffen. Das ist das Konzept der Übertreibung.

Oft ist das, was wir tun, nicht das, was wir meinen zu tun. Sie werden vermutlich immer noch zu spät dran sein, denn das Muskelgedächtnis ist gerade beim Timing des Starts nur schwer zu überlisten. Die Bowler mit einem guten Start, die ich kenne (einschließlich Profis), kann ich an einer Hand abzählen, und es bleiben noch Finger übrig.

Nehmen Sie an, Sie drücken den Ball beim Start zu früh nach unten, und er gerät zu früh in das Pendel. Auch wenn es Ihr Ziel ist, ihn mehr nach vorn (und nicht nach unten) zu bringen, müssen Sie wahrscheinlich den Stoß nach oben übertreiben, um der Tendenz zu begegnen, ihn nach unten zu drücken, damit Sie ihn letztendlich gerade nach vorn stoßen.

In Kapitel 4, Beinarbeit, zeigen wir, wie man sich durch Übertreibung abgewöhnt, beim Anlauf abzudriften. Auch hier ist das Muskelgedächtnis mächtig, wir wollen in unserer Komfortzone bleiben. Sie lernen Veränderungen schneller und kommen besser aus Ihrer Komfortzone, wenn Sie die Veränderung übertreiben, bis die gewünschte Bewegung natürlich ist.

Oft ist das, was Sie tun, überhaupt nicht das, was Sie meinen zu tun

Der Unterschied zwischen dem, was Sie meinen zu tun, und dem, was Sie tatsächlich tun, ist gerade bei der Arbeit an der Bewegung sehr ausgeprägt. Sie können das bearbeiten, indem Sie sich selbst beim Bowlen beobachten. Natürlich ist es besser, Videos mit einem qualifizierten Trainer zu analysieren, aber Sie können auch selbst Fotos oder Videos als visuelles Feedback zum Üben einer bestimmten Fertigkeit nutzen.

Es erstaunt mich immer wieder, wie sehr sich Bowler über die Richtigkeit ihrer Ausführung täuschen können. Als ich für Turniere trainierte, habe auch ich dies erlebt. Als ich daran arbeitete, meinen Rückwärtsschwung niedriger anzulegen, habe ich kaum noch einen Schwung gespürt, obwohl er immer noch schulterhoch war. Im Unterricht kann ich Schülern per Video zeigen, was sie tatsächlich tun. So ein Bild sagt mehr als tausend Worte.

Wer sich selbst sieht, kann die Bewegungen schneller verändern, weil er deutlich wahrnimmt, was er da tut. Das hilft, die gewünschte Veränderung umzusetzen. Im Unterricht nutze ich eine moderne Videoanlage für sofortiges Feedback. Man kann auch Smartphones und Tablets einsetzen, um Videos seines Bewegungsablaufs aufzunehmen.

In diesem Buch befassen wir uns mit bestimmten Veränderungen, wie man sie umsetzt und was man dabei spüren sollte. Denken Sie daran, wenn Sie an einer bestimmten Technik arbeiten, werden Sie nicht nur bei dieser einzelnen Fertigkeit ein neues Gefühl empfinden, sondern während des gesamten Anlaufs. Ich erkläre Ihnen, warum Sie etwas fühlen, und helfe Ihnen zu verstehen, was Sie bei Veränderungen zu erwarten haben.

Das Timing ändert alles

Oft müssen Sie das ändern, was Sie über die Bewegung denken – also besser verstehen, wie es sich anfühlen soll –, um in die Lage zu kommen, sie anders auszuführen. Das gilt besonders für das Timing und die Balance an der Foullinie. Sobald sie eine Vorstellung von dem Gefühl haben, das Sie erwartet, können Sie mit der Veränderung beginnen.

Über die Jahre hinweg habe ich gelernt, dass das, was der Bowler für richtig hält, seine Bewegung beeinflusst. Oft musste ich erst das Bewusstsein des Spielers ändern, also das, was er von der Bewegung denkt. Die große Meisterin Aleta Sill sagt immer: „Sie müssen anders denken, um es anders zu tun.“ D. h., ihre Vorstellung von einer Technik muss sich ändern, damit Sie die Technik selbst ändern können.

Das Timing beim Wurf ist mental gespeichert. Ich habe oft erlebt, dass meine Schüler an ihrer Mentalität arbeiten mussten, um die gewünschten Resultate zu erzielen. Also stelle ich gern folgende Aufgabe: Denken Sie an den Wurf …

a)Sollte der Ball vor Ihnen dort sein?

b)Sollten Sie vor dem Ball dort sein?

c)Sollten Sie beide auf gleicher Höhe sein?

Auch wenn Sie Punkt c für richtig halten, die Antwort ist b. Wegen der Kraft und der Balance sollten Sie etwas vor dem Ball sein. Das ist eine Frage von Millisekunden. Ihre Beine sollten beim Wurf fest und ausbalanciert stehen, um per Hebelwirkung Kraft auszuüben, wenn Sie den Ball loslassen. In den meisten Sportarten bauen Sie ein Kraftpotenzial auf, um ein Gerät zu werfen oder zu treffen. Denken Sie an den Pitcher beim Baseball, der ausholt und wirft, oder den Batter, der vortritt und ausholt. Ihr Verständnis von der Reihenfolge der Bewegungen beeinflusst ihre Bewegung bis zur Linie. Sie bowlen so, wie Sie es für richtig halten.

WIE ÜBEN?

Wie Sie üben, ist genau so wichtig, wie das, was Sie üben. Hier sind ein paar Tipps, wie Sie Ihre Übungseinheiten optimal nutzen.

Zählen Sie nicht

Zählen Sie nicht, wenn Sie an Ihrer Technik arbeiten (dafür üben Sie ja). Wenn das Zählsystem läuft, weil das Bowlingcenter nur so abrechnen kann, ignorieren Sie es. Wir haben während der Vorbereitungen für die Turnier-Saison nie gezählt. Das Zählen war unwichtig, es hat nur abgelenkt; und lassen Sie sich auch nicht von den Pins irritieren, wenn Sie an Ihrer Technik arbeiten. Wenn Sie an einer bestimmten Fertigkeit arbeiten, konzentrieren Sie sich ganz darauf und nicht darauf, wohin der Ball läuft. Wenn Sie gern die Pins abräumen würden, könnte das schwierig werden!

Drillübungen

Machen Sie häufig Drillübungen, um das Gefühl für die zu verbessernde Fertigkeit zu bekommen. Drills sind das Sprungbrett zwischen dem Gelernten und Ihrer Fähigkeit, diese Bewegung oder dieses Gefühl beim Bowlen abzurufen. Die Übungen machen Sie mit dem Gefühl einer Technik vertraut und verbessern die Ausführung. Sie helfen Ihnen, das Gelernte anzuwenden und in Ihr Spiel zu integrieren. Dazu unterstützen Sie die richtige Technik und trainieren Ihren Körper, um ein neues Muskelgedächtnis aufzubauen. Dabei wird oft auch der Körper gestärkt. Er hält der Wiederholung der Bewegung besser stand. Davon profitiert später auch Ihr Spiel.

Eine Sache auf einmal

Denken Sie an ein Thema, maximal an zwei Themen. Mit 100 Ideen gleichzeitig – selbst wenn alle korrekt und wichtig sind – bekommen Sie keine perfekte Bewegung hin. Glauben Sie mir, Sie kommen viel besser voran, wenn Sie sich immer nur auf einen bestimmten Teil Ihrer Technik konzentrieren. Erst wenn Sie diesen beherrschen, dann können Sie etwas anderes üben, dann erst ist das überhaupt sinnvoll.

Spielen Sie ein Spiel oder machen Sie eine feste Zeit aus, etwa 15 oder 20 Minuten, und konzentrieren Sie sich darauf. Gewöhnen Sie sich an das Gefühl. Das wird anstrengend. Lassen Sie sich also nicht ablenken, z. B. dadurch, dass Sie noch etwas anderes üben. Das ist manchmal nicht einfach.

Sobald Sie das Gefühl haben, genügend Fortschritte erzielt zu haben, tun Sie etwas anderes. Das kann aber länger dauern als ein Spiel oder die 15–20 Minuten. Seien Sie flexibel. Es ist besser, eine Fertigkeit im Griff zu haben, als viele auszuprobieren und am Ende mit leeren Händen dazustehen.

Manchmal hilft es auch, das zu visualisieren. Schaffen Sie sich ein Bild und führen Sie es durch. Oder eifern Sie einem Bowler nach, der diese Technik beherrscht. In einem Bild lassen sich viele Gedanken vereinigen. Das macht es viel leichter, eine Fertigkeit zu entwickeln.

Keine vorschnellen Urteile

Beurteilen und beachten Sie keinen anderen Teil des Bewegungsablaufs, den Sie gerade nicht trainieren. Urteilen Sie nur, wie gut Sie die trainierte Bewegung ausführen. Widerstehen Sie der Versuchung, einen anderen Teil des Anlaufs zu verbessern, der nicht so gut geraten ist. Es ist schwer genug, eine Veränderung hinzubekommen, mehrere sind unmöglich. Eine Veränderung erfordert Konzentration und Hingabe ohne Ablenkung.

Wenn Sie dann einige Schlüsselbewegungen des Anlaufs beherrschen, kommen die anderen mehr oder weniger von selbst. Es lohnt sich also, an den wichtigen Themen wie Timing und Pendel dranzubleiben. Der Rest folgt dann von allein. Wenn Sie an anderen Teilen noch arbeiten, ist das in der Regel einfacher, wenn der Anlauf schon besser, das Armpendel bereits lockerer ist.

Bei der Sache bleiben

Wenn Timing und Balance stimmen, klappt oft auch die Ballabgabe besser. Aber man jagt gerne auch schnell anderen Mängeln hinterher, statt sich auf seine Aufgabe zu konzentrieren. Wenn Sie an Ihrem Timing arbeiten und sich schlecht vom Ball lösen, wechseln Sie nicht, um auch daran zu arbeiten. Machen Sie weiter, bis Ihr Timing perfekt ist. Wenn Sie dann Ihre Würfe wiederholen, sehen Sie, wie Ihre Ballabgabe sich nach dem geänderten Timing entwickelt hat. Ist die Ballabgabe nach vielen Wiederholungen mit dem neuen Timing immer noch ein Problem, sollten Sie dann erst daran arbeiten. Aber wenn Sie sich nicht mehr auf Ihr Timing konzentrieren, weil Sie sich gelegentlich schlecht vom Ball lösen, werden Sie den Grund für die schlechte Ballabgabe vielleicht nie herausfinden.

Schließlich: Änderungen erfolgen oft in zwei Phasen. Wenn Sie eine Veränderung vorgenommen haben, muss auch der Körper sich daran gewöhnen. In vielen Fällen muss die Ballabgabe sich auch auf das Timing einstellen. Arbeiten Sie daher an einem gleichmäßigeren Timing, und Sie werden beides verbessern.

Trainieren Sie, etwas zu tun, und nicht, etwas nicht zu tun

Konzentrieren Sie sich auf das, was Sie können, und nicht auf das, was Sie nicht tun wollen. Also trainieren Sie, etwas zu tun, und nicht, etwas nicht zu tun.

Nehmen Sie sich nicht etwas vor, wie beim nächsten Wurf nicht zu ziehen, sondern entspannen Sie sich und lassen Sie den Arm pendeln. Ihr Hirn konzentriert sich auf das Verb in Ihren Gedanken. Bei dem negativen Gedanken lautet das Verb „ziehen“, beim zweiten Gedanken sind die Verben „entspannen“ und „pendeln“. Im Endeffekt werden Sie eher ziehen, weil Sie dem ersten Verb folgen und nicht dem zweiten.

Darauf achte ich beim Trainieren meiner Schüler sehr. Ich sage ihnen, was sie tun sollen, und nicht, was sie nicht tun sollen. Etwas zu tun ist einfach, etwas zu vermeiden ist schwierig und oftmals kontraproduktiv.

Es geht stets um die Grundlagen. Ich versuche das Bowlen so darzustellen, dass Sie die Konzepte verstehen und anwenden können. So trainiere ich auch. Willkommen bei Das große Buch vom Bowling.

Kapitel 1

Ball und Griff

Bowlen erfordert Balance zwischen Kraft und Beständigkeit, denn es ist eine Kraft- und Wiederholungssportart. Obwohl der Anlauf aus mehreren Bewegungen besteht, die dann diese Kraft hervorbringen, liegt der Schlüssel zur Beständigkeit und Genauigkeit im Pendel. Deshalb sagen wir: „Swing is King!“ Ein gesundes, natürliches Armpendel setzt Entspannung voraus. Das natürliche Pendel lässt sich am leichtesten wiederholen – und um die Spannung herauszunehmen und sich zu entspannen, benötigt man noch den richtigen Griff.

Die Passform des Balles und der richtige Druck beim Greifen haben viel Einfluss auf das Pendel. Für ein gleichmäßiges Armpendel brauchen Sie einen Ball, der passt; dann brauchen Sie beim Pendel weniger Griffdruck auszuüben. Mit einem passenden Ball sollten Sie das schaffen. Dadurch können Sie entspannen und so lange wiederholen, bis sie beständiger und präziser werden.

Ein passender Ball hilft auch, Verletzungen zu vermeiden. Sonst kommt es leicht zu Sehnen- oder Fingerschmerzen oder gar zu Hautabschürfungen. Ein schlechter Griff kann sogar Schmerzen in Arm, Schulter oder Rücken verursachen, und zwar durch die Spannung beim Versuch, den Ball zu halten sowie an den Kompensationsbewegungen beim Anlauf, damit der Ball nicht aus der Hand rutscht. Anfänger benötigen einen qualifizierten Ballexperten. Zu mir kommen Leute von weit her zur Beratung – der richtige Griff ist auch eine lange Reise wert.

Es gibt auch Zubehör zur Verbesserung der Passform: Mit speziellen Tapes (Klebestreifen) können Sie die Größe des Daumenlochs in kritischen Phasen des Spieles an die Schwellung oder Schrumpfung des Daumens anpassen.

Auch das Gewicht des Balles ist von Bedeutung: Ist er zu leicht, übt Ihr Arm zu viel Kraft aus und beeinträchtigt so den Pendeleffekt, den Sie mit dem Schwung ja erzeugen wollen; ist er dagegen zu schwer, können Sie kaum ein volles, lockeres Armpendel entwickeln. Daher sollten Sie überlegen, sich einen eigenen Ball anzuschaffen. Ich bin jedenfalls dafür. Mit einem eigenen Ball bekommen Sie die richtige Passform mit dem richtigen Gewicht, der Ball passt zu Ihrem Spiel.

Die Qualität des Balles, besonders der Schale, kann Ihre Leistung optimieren. Die heutigen Bowlingbälle profitieren von den Fortschritten in Forschung und Technik. Je nach Schale und Gewichtsblock ergibt sich unterschiedliches Hook-Potenzial. Der Experte in Ihrem ProShop passt den Ball perfekt an Ihr Spiel an. Denken Sie daran, Ihren Ball richtig zu pflegen. In diesem Kapitel finden Sie Tipps, wie Ihr Ball länger bessere Leistungen bringt.

DIE PASSFORM

Drei Aspekte sind hierbei zu beachten: Bohrung, Griffspanne und Neigung. Die Bohrung erklärt sich wohl von selbst. Griffspanne ist die Entfernung zwischen den Fingerlöchern und dem Daumenloch. Sie wird sorgfältig gemessen, damit Finger und Daumen richtig samt den Gelenken hineinpassen. Die Neigung bezeichnet den Winkel, in dem die Löcher in den Ball gebohrt werden. Das ist sehr wichtig für den Griff generell und hängt von der Flexibilität und der Handspanne ab.

Bohrung

Die richtige Größe der Bohrung (Abb. 1.1) ist wichtig. Finger und Daumen sollten bequem in die Löcher gleiten. Die dürfen aber nicht so groß sein, dass Sie den Ball drücken müssen, um ihn nicht zu verlieren. Die Bohrungen sollten eng anliegen, aber nicht so eng, dass Finger oder Daumen nicht bis zum Ende der Bohrung hineinpassen. Auch die Form der Bohrungen ist wichtig. Das Daumenloch kann an die Form des Daumens angepasst werden, ob er nun an den Seiten dicker ist, eher oval oder eine andere Form hat. So sitzt der Daumen gut, und es kommt nicht zu unnötiger Reibung bei der Ballabgabe.

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Abb. 1.1 Die richtige Größe der Bohrung. Finger und Daumen passen genau hinein.

Griffspanne

Der Abstand zwischen den Fingerlöchern und dem Daumenloch heißt Griffspanne. Sie wird an der Hand des Spielers abgemessen. Bei korrekter Griffspanne gleiten Finger und Daumen ganz leicht in die Grifflöcher hinein. Müssen Sie aber die Hand dehnen, damit Finger und Daumen einigermaßen hineinreichen, ist die Griffspanne zu groß; ist sie andererseits zu kurz, dann ist zwischen Ball und Handfläche zu viel Luft; generell: Passt die Griffspanne nicht, müssen Sie den Ball in jedem Fall drücken.

Es ist korrekt, zunächst die Finger und dann den Daumen in die Löcher zu schieben, und genau so können Sie auch Ihre Spanne provisorisch messen: Schieben Sie den Daumen ganz hinein und legen Sie die Finger auf dem Ball über die Fingerlöcher (Abb. 1.2). Die Gelenke sollten etwas über drei Viertel der Bohrung reichen, anstatt vom Daumen aus nur den vorderen Rand zu berühren. Wenn Sie sich ansehen, wie Ihre Finger sich in gerader Linie mit den Bohrungen decken, dann können Sie feststellen, ob die Spanne korrekt ist, wenn die Finger in die Grifflöcher eingeschoben sind.

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Abb. 1.2 Schnelltest für die richtige Spanne (a) konventioneller Griff, (b) Fingerspitzengriff.

Neigung

Neigung (Abb. 1.3) heißt der Winkel der Bohrung zum Ball. Zielt die Bohrung auf den Mittelpunkt des Balles, gilt die Neigung als null; hat sie eine Winkelabweichung zur Radiallinie der Kugel, hat sie eine Vorwärts- oder eine Rückwärtsneigung. Zeigt die Bohrung zur Handfläche hin, handelt es sich um eine Vorwärtsneigung, zeigt sie weg, heißt sie rückwärts geneigt. Die Neigung wird per Messgerät ermittelt.

Eine Vorwärtsneigung sorgt für mehr Sicherheit beim Halten des Balles. Mit der Rückwärtsneigung können Sie ihn leichter freigeben. Welche Neigung passt, hängt von Ihrer Spanne und Flexibilität ab. Zur Ermittlung der Neigungen muss Ihre Hand exakt vermessen werden.

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Abb. 1.3 Verschiedene Neigungen der Grifflöcher: (a) ohne Neigung, (b) mit Vorwärtsneigung, (c) mit Rückwärtsneigung.

Im Allgemeinen brauchen Sie mehr Unterstützung beim Halten des Balles, je kürzer die Spanne ist. Hier ist eine Vorwärtsneigung erforderlich. Deshalb ist bei einer konventionellen Spanne für den richtigen Griffdruck eine Vorwärtsneigung für Daumenloch und Fingerlöcher angeraten. Das Maß hängt von Ihrer Flexibilität ab. Konventioneller Griff und Fingerspitzengriff werden in diesem Kapitel noch erläutert.

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Abb. 1.4 Flexibilität der Fingerspitzen und die Neigung.

Beim Fingerspitzengriff hängt die Neigung des Daumenlochs von Ihrer Spanne, die der Fingerlöcher von Ihrer Flexibilität ab. Bei einer längeren Spanne sollte das Daumenloch etwas rückwärts geneigt sein, damit der Ball früh genug freigegeben werden kann. Die Neigung der Bohrungen hängt auch von der Flexibilität der Fingerspitzengelenke ab (Abb. 1.4). Die Fingerspitzen sollten bündig an der Vorderseite der Bohrung anliegen, ohne dass die Fingernägel hinten herausstehen, sonst müsste die Neigung geändert werden.

Neigung des Daumenlochs und Rückpendel

Eine gewisse Rückwärtsneigung ist je nach Spanne und Professionalität zwar notwendig, um den Daumen sauber herauszuziehen. Ist sie aber zu stark, greifen Sie beim Rückpendel zu fest zu, und das führt zu Problemen bei Pendel und Ballabgabe. Oben beim Rückpendel ist Ihre Hand während des gesamten Pendels zum ersten Mal über dem Ball. Bei zu viel Neigung müssen Sie dort kräftig drücken, damit Sie den Ball nicht zu früh verlieren.

Bei falscher Neigung des Daumenlochs kann der Griffdruck zur Straffung des Pendels führen und der Daumen bei der Ballabgabe hängen bleiben. Wenn Sie dann aber den Griff lockern, was meine Schüler im Unterricht oft tun, werden Sie den Ball verlieren. Klar: Sie benötigen eine andere Neigung.

Achtung: Rückwärtsneigung hilft zwar dabei, den Daumen schneller herauszuziehen. Mittlerweile verwenden Spieler aber gerne eine zu starke Rückwärtsneigung im Daumenloch und eine zu starke Vorwärtsneigung in den Fingerlöchern. Natürlich drückt der Bowler bei zu viel Rückwärtsneigung den Ball, damit er lange genug an der Hand bleibt. Daher gibt es zahllose Spieler, die beim Abwärtspendel den Ball reißen und ziehen. Ich selbst habe das jahrelang auch getan! Es ist aber ein Unterschied, ob die Rückwärtsneigung reicht, um den Daumen sauber aus dem Loch zu bekommen, oder ob sie so groß ist, dass Sie drücken müssen, damit der Daumen nicht zu früh herausrutscht. Zum Glück haben wir heute ein besseres Verständnis der Anpassungstechnik, sodass wir vielen Bowlern helfen konnten, das Problem zu lösen oder gleich zu vermeiden.

Neigung für die Fingerspitzen und Flexibilität

Außer bei wenigen Ausnahmen benötigen Spieler beim Fingerspitzengriff etwas Rückwärtsneigung, um die fehlende Flexibilität der Fingerspitzengelenke auszugleichen. Beim Fingerspitzengriff ist die Hand über eine größere Spanne gedehnt, was mehr Flexibilität in den Gelenken erfordert, um die Finger nach vorn zu biegen und die Fingerspitzen bündig in die Löcher zu bringen. Das lässt sich durch eine Rückwärtsneigung erreichen. Früher hat man die Fingerlöcher nach vorn geneigt, um dem Ball mehr Drall zu geben. Damals waren die Bälle aber schwächer und benötigten mehr Krafteinsatz. Bei den stärkeren Bällen, die natürlich bessere Haken schlagen, geht es darum, den Ball sauber freizugeben und in die Bahn zu bringen, damit er optimal rollt. Viele Bowler geben dem Ball immer noch einen Drall. Ich habe das als Trainerin nie unterrichtet!

Anpassung an das Alter

Gelenke verlieren im Lauf der Zeit ihre Flexibilität, manchmal kommt auch eine Arthritis dazu. Dann sollten Sie Ihren Ball anpassen, um sich beim Bowlen weiter wohlzufühlen, also den Griff ändern, um nachlassende Stärke und Flexibilität auszugleichen.

Für einen Fingerspitzengriff sollten Sie die Neigung der Fingerlöcher an den Bewegungsbereich Ihrer Gelenke anpassen. Letztendlich benötigen Sie eine stärkere Rückwärtsneigung, damit die Fingerspitzen weiter bündig an der Vorderseite der Löcher anliegen.

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Abb. 1.5 Bowlingball mit viertem Loch für den kleinen Finger.

Je nach der Kraft in der Hand können Sie ein viertes Loch für den kleinen Finger (Abb. 1.5) bohren lassen, das gibt mehr Kontrolle über den Ball. Ich benutze das vierte Loch gern. Ring- und kleiner Finger haben meist eine gemeinsame Sehne und werden zusammen gebeugt. Früher habe ich den kleinen Finger für mehr Gefühl im Ringfinger auf den Ball gelegt. Das geht nun wegen einer Arthritis nicht mehr. Daher fühle ich mich mit einem vierten Loch einfach wohler.

Ihre Hand darf beim Bowlen nicht schmerzen. Ändert sich die Hand, sollten Sie den Griff anpassen, um sich wohlzufühlen und Verletzungen vorzubeugen. Das ist wichtig, wenn die Flexibilität nachlässt oder eine Arthritis auftritt.

DAS GEWICHT DES BALLES

Ein Bowlingball wiegt zwischen 2,7 und 7,5 kg. Bei Jugendlichen sollte der Ball etwa 10 % des Körpergewichts haben, bei einer maximalen Abweichung von 1 kg Körpergewicht. Das ist aber eher vage. Wenn Trainer über das Gewicht entscheiden, beobachten sie die Schüler beim Bowlen, notfalls mit einem Hausball, um zu sehen, wann das Pendel am besten ist.

Bei einem Hausball sollten Sie bedenken, dass die Bohrungen nicht für Ihre Hand maßgeschneidert sind. Daher finden Sie unter Umständen keinen Ball mit Ihrem Idealgewicht. Wenn Trainer ihre Schüler mit einem Hausball beobachten, um das Gewicht für einen eigenen Ball zu ermitteln, sollten sie bedenken, dass der neue Ball viel besser passen wird und deshalb auch ein Pfund schwerer sein kann als der Hausball, denn ein gut passender Ball fühlt sich leichter an.

Ist der Ball zu leicht, bringen Sie womöglich zu viel Kraft auf den Ball und haben Probleme, ein gleichmäßiges, ordentliches Pendel zu entwickeln. Sie benötigen am Ende des Armes eine Art Anker, um den Pendeleffekt beim Schwung zu erzeugen. Auch ein zu schwerer Ball ist nicht gut: Zum guten Bowlen brauchen Sie nicht den schwersten Ball, sonst brauchen Sie zu viel Kraft, um ihn durch einen vollen Bogen zu schwingen. Haben Sie Mühe, den Ball leicht über den vollen Bogen zu schwingen oder fällt es Ihnen schwer, dies über all Ihre Spiele durchzuhalten, ist ein leichter Ball besser. Wählen Sie ihn so schwer wie möglich, aber so, dass Sie ihn über das ganze Spiel sauber pendeln können.

Das ist wie beim Gewichtheben: Sie schaffen den korrekten Bewegungsablauf nicht oder aber nur ganz wenige Wiederholungen. Damit Sie mit mehr Gewicht sauber arbeiten können, müssen Sie Krafttraining machen.

Mehr Gewicht ist nicht unbedingt besser! Früher war der Kern der Bowlingbälle viel schwächer, die Durchschlagskraft des Balles hing dabei überwiegend vom Gewicht ab. Heutzutage sind die Kerne meist so stark, dass sie manchmal fast die Hälfte des Ballgewichts ausmachen. Die heutigen Bälle, auch die leichten, schlagen härter zu. Aus diesem Grund nehmen auch viele männliche Profis keinen 7,5-kg-Ball. Wenn es Ihnen schwerfällt, den Ball in das Pendel zu bekommen, Sie kein volles Rückpendel schaffen oder der Ball zu langsam ist, sollten Sie über einen leichteren nachdenken.

Nur weil Sie einen starken Wurf haben, brauchen Sie auch noch lange keinen schwereren Ball. Die besten Profis haben einen schnellen Ball mit einem guten Lauf. Das Gefühl, dass man zu stark wirft, liegt manchmal nur daran, dass der Lauf des Balles zu schwach für Ihre Geschwindigkeit ist. Liegt das daran, dass Ihr Handgelenk eine schwache Haltung hat, dann hilft auch ein schwererer Ball nicht. Für einen besseren Lauf brauchen Sie eine festere, stärkere Haltung des Handgelenks, und das erreichen Sie mit einem schwereren Ball kaum.

In manchen Fällen verhilft eine Handgelenkstütze zu einer stärkeren Haltung und zu einem besseren Lauf. Sie eignet sich für Bowler mit schwachen Handgelenken oder diejenigen, die durch stärkeren Druck das Handgelenk anspannen oder beim Pendel die Muskeln anspannen. Das geschieht häufig. Das Handgelenk wird nicht von denselben Muskeln gestützt, die den Ball halten oder schwingen. Abgesehen von der Kraft des Handgelenks brauchen Bowler eine feste Handgelenkhaltung, ohne das Handgelenk anzuspannen oder beim Pendel die Muskeln anzuspannen. Wer das nicht kann, sollte eine Handgelenkstütze in Betracht ziehen.

BÄLLE: KUNSTSTOFF ODER REAKTIVBALL

Heute werden drei Arten von Bällen benutzt: Kunststoff-, Urethan- und Reaktivbälle. Diese bestehen ebenfalls aus Urethan, verfügen zusätzlich aber über eine Beschichtung aus Reaktivharz, die den Hakenlauf ermöglicht. Dieses Additiv sorgt für eine stärkere Reaktion, weshalb diese Bälle bei Leistungssportlern beliebt sind und die normalen Urethanbälle praktisch abgelöst haben. Es gibt inzwischen aber wieder einige Urethanbälle für Profis, die sich bei bestimmten Bahnbedingungen mehr Kontrolle wünschen. Uns sollen hier aber die beliebteren Kunststoff- und Reaktivbälle genügen.

Kunststoffbälle

Kunststoffbälle sind wirklich nur einfach Bälle aus Kunststoff. Der ist sehr glatt und erzeugt dadurch nur wenig Reibung auf der Bahn. Damit ähneln sie einem Autoreifen mit abgefahrenem Profil.

Kunststoffbälle verfügen außer der Schale über einen kleinen Gewichtsblock, umgeben von Füllmaterial. Dieser Ball hat eine weniger dynamische Reaktion, wenn der Bowler ihn in Rotation versetzt. Wie die Schale ist auch der Gewichtsblock sehr schwach und sorgt kaum für einen Hakenlauf. Der Kunststoffball läuft praktisch geradeaus.

Er eignet sich gut für jüngere Anfänger, die einen geraden Ball werfen, und später, wenn sie reifer sind, sich dann einen schwereren Ball für mittlerweile größere Hände zulegen. Auch für Erwachsene, die gerade werfen und einen eigenen, angepassten Ball für optimale Ergebnisse möchten, ist ein Kunststoffball gut. Schließlich sind auch Senioren, die den Ball eher langsam rollen, damit gut bedient. Hat ein Reaktivball für die übliche Geschwindigkeit eines Bowlers zu viel Hakenlauf, könnte er zu einem Kunststoffball wechseln – allerdings hat der weniger Durchschlagskraft –, denn der schlägt bei entsprechender Rotation bei der Ballabgabe auch bei langsamerer Geschwindigkeit noch einen Haken. Vorgebohrte Hausbälle sind stets aus Kunststoff.

Kunststoffbälle eignen sich auch gut als Räumbälle. Wer mit einem aggressiven Ball einen Hakenlauf wirft, kann für den Pin an der Außenseite einen Kunststoffball nehmen, der vor dem Pin nicht noch einen Haken schlägt. Dazu finden Sie mehr in Kapitel 10, Verwandeln von Spares. Kapitel 11, Verwandeln von Spares für Fortgeschrittene, beschreibt ein System, bei dem ein Kunststoffball jegliche Ballreaktion verhindert.

Reaktivbälle

Reaktivbälle haben einen stärkeren Hakenlauf, wenn sie bei der Ballabgabe in Rotation versetzt werden. Das Material der Schale sowie Größe und Form des Gewichtsblocks, des Kernes, sorgen für einen stärkeren Hakenlauf. Bis auf die allerleichtesten haben Reaktivbälle einen größeren, speziell geformten Kern, der für eine dynamischere Reaktion auf der Bahn sorgt.

Reaktivbälle werden gerne als Anwurfbälle benutzt. Ihre Beschichtung sorgt für mehr Reibung auf der Bahn, sie verfügen über einen stärkeren Hakenlauf und mehr Durchschlagskraft. So ähneln sie einem Autoreifen mit gutem Profil, der sich in das Öl auf der Bahn verbeißt. Sie sind stärker und wirken beim Hakenlauf eckiger. Die Bälle können im übertragenen Sinn, so ähnlich wie die verschiedenen Reifen bei Fahrzeugen, die Haftung eines Pkw, eines Traktors oder sogar wie die eines Reifens mit Schneeketten entwickeln.

Beim Aufbau der Schale unterscheidet man drei Kategorien: Solid, Pearl und Hybrid. Solid-Bälle haben eine schlichte matte Oberfläche, Pearl-Bälle mehr Drall und glänzen meist mehr. Der Hybrid schließlich ist eine Mischung aus diesen beiden Formen.

Solid-Bälle

Solid-Bälle haben eine starke, aggressive Schale, die auf der Bahn früh – kurz nach der Ballabgabe – für viel Reibung sorgt. Da sie den Haken eher einleiten und schnell mehr Energie verbrauchen, ist der Haken am Ende der Bahn beim Auftreffen auf die Pins weicher (Abb. 1.6a).

Hybrid-Bälle

Der Hybrid-Ball vereint die Eigenschaften der Solid- und Pearl-Bälle. Er schlägt nicht so früh Haken wie der Solid und hat keinen so starken Hakenlauf am Ende wie der Pearl. In seiner Reaktion liegt er zwischen beiden (Abb. 1.6b).

Pearl-Bälle

Die Schale von Pearl-Bällen verfügt über ein Additiv, womit der Ball weiterrutscht und den Haken erst später schlägt. Durch das lange Rutschen speichert er mehr Energie für das Ende der Bahn. Somit ist die Reaktion am Ende der Bahn stärker, der Bogen in die Pins ist ausgeprägter (Abb. 1c).

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Abb. 1.6 Arten des Bogenlaufs: Solid, Hybrid und Pearl.

Vielleicht sind Sie aufgrund dieser Beschreibung versucht, nun einen Ball zu kaufen. Bedenken Sie aber, dass alle effektiv sind – je nach Gegebenheit. Um im Vergleich zu bleiben: Auf trockener Fahrbahn nützen Traktorreifen mit Schneeketten ebenso wenig wie abgefahrene Reifen auf Schnee. Es kommt darauf an, die Reibung des Balles auf die Bahnbedingungen abzustimmen. Dazu erfahren Sie mehr in den Kapiteln 8 und 9 über das Bahnspiel.

Oft ist das, was Sie meinen zu brauchen, gar nicht das, was Sie wirklich brauchen! Die Wahl des Balles hängt von vielen Variablen ab: Ihre Abgabetechnik, die Ballgeschwindigkeit, die Bahnbedingungen und Ihr Bahnspiel. Wenden Sie sich deshalb für die Auswahl eines Balles an einen qualifizierten Experten.

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