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Über dieses Buch:

Als Janne in einem Theater ein skandalöses Stück anschaut, ahnt sie nicht, welche Verlockung sie hinter der Bühne erwartet. Auch ihre Freundin Valerie hätte nie gedacht, was alles passieren kann, wenn man einem unerwarteten Übernachtungsgast die Tür öffnet. Die Tänzerinnen Nadja und Yasemin hingegen bringt so leicht nichts aus der Ruhe – doch auch sie erleben, welchen unwiderstehlichen Reiz die Zärtlichkeit von Fremden hat …

Ein erotischer Reigen, verlockend wie ein sinnliches Parfüm.

Die Autorin:

Aimée Laurent, geboren 1962 in Bielefeld, arbeitete lange in der Werbung und im Marketing, bevor sie die Lust am Schreiben entdeckte. Heute ist sie als freie Redakteurin für Magazine in Deutschland und in der Schweiz tätig. Wenn sie nicht gerade auf Reisen ist, pendelt sie zwischen Hamburg und Berlin und mag sich nicht festlegen, in welcher Stadt es sich nun besser leben lässt.

Aimée Laurent veröffentlicht bei venusbooks auch:
Die Verführung der Mrs. Jones
Die wilde Lust der Nina B.
Nimm mich, wie du willst

Die Autorin im Internet: www.facebook.com/autorinaimeelaurent

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eBook-Lizenzausgabe Februar 2015

Copyright © der Originalausgabe 2012 dotbooks GmbH, München

Copyright © der Lizenzausgabe 2015 venusbooks GmbH, München

Alle Rechte vorbehalten. Das Werk darf – auch teilweise – nur mit Genehmigung des Verlages wiedergegeben werden.

Redaktion: Julia Abrahams

Titelbildgestaltung: Nicola Bernhart Feines Grafikdesign, München

Titelbildabbildung: © yurok aleksandrovich – www.veer.com

ISBN 978-3-95885-078-1

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Aimée Laurent
Die Zärtlichkeit von Fremden

Roman



venusbooks

Inhalt

1. Kapitel: Projektionen

2. Kapitel: Provokationen

3. Kapitel: Vibrationen

4. Kapitel: Konstellationen

Lesetipps

1. Kapitel:
Projektionen

Es war erst kurz nach sieben, aber auf dem gepflasterten Platz vor der alten Fabrik Kampnagel im Hamburger Stadtteil Barmbek hatte sich bereits eine kleine Schlange gebildet. Valerie und Janne stellten ihre Fahrräder ab und sahen zum Eingang hinüber. Ein Kamerateam fuhr soeben vor und zog beim Aussteigen die Aufmerksamkeit der Wartenden auf sich. Das jährliche Tanzfestival war zwar schon an sich ein sommerlicher Höhepunkt im Kulturkalender der Stadt, doch das besondere mediale Interesse galt heute allein der spanischen Skandaltruppe la Fura dels Baus. Die „Frettchen von Els Baus“ waren bekannt für ihre provokanten Inszenierungen und hatten sich in der Vergangenheit bereits das eine oder andere Auftrittsverbot eingehandelt. Die Karten für den Auftritt in der Fabrik waren seit Wochen ausverkauft; Janne beglückwünschte sich innerlich dazu, so schnell reagiert zu haben, als sie die Vorankündigung gelesen hatte. Nun konnte sie an den hoffnungsvoll auf freiwerdende Reservierungen Wartenden vorbeimarschieren und ihre Karten an einem separaten Schalter abholen.

Janne blinzelte in die Sonne. Heute war der längste Tag des Jahres. Sie zupfte ihrer Freundin am Ärmel und wies mit dem Kinn zu einem Dach aus dunklen Sonnenschirmen, die vor einem Nebengebäude der Fabrik aufgebaut waren. „Lass uns im Theatercafé noch etwas trinken“, schlug sie vor. „Wir haben fast eine ganze Stunde Zeit bis Vorstellungsbeginn.“

Valerie zuckte kurz mit den Schultern und folgte Janne zu einem freien Tisch. Sie nagte abwesend an ihrer Unterlippe; es war ihr anzumerken, dass sie in Gedanken ganz woanders war. Janne bestellte die Getränke und beobachtete ihre Freundin still, überlegte, was sie sagen sollte und was lieber nicht. Es gab Probleme mit Florian. Das war jedoch so eine Sache, denn Valerie duldete keine Kritik an ihrem Freund, auch wenn sie sich noch so über ihn ärgerte und sie sich wie heute gestritten hatten. Was den Grund für die Auseinandersetzung betraf, hatte die Studentin so ihren Verdacht. Sie hatte Flo in der Uni ein paar Mal mit einer anderen Frau gesehen. Und sie hatten sehr vertraut gewirkt. Janne haderte schon seit Tagen mit sich, ob sie Valerie davon erzählen sollte oder nicht. Vielleicht lief da ja tatsächlich etwas, und Valerie hatte es herausbekommen?

Der Kellner kam und setzte die Gläser vor den beiden jungen Frauen ab. Er schenkte Janne einen langen Blick aus dunklen, dicht bewimperten Augen, dann drehte er sich schwungvoll auf dem Absatz um und wandte sich den Gästen am Nebentisch zu. Janne sah, wie die Muskeln unter den kurzen Ärmeln seines eng sitzenden Hemdes arbeiteten, als er das schmutzige Geschirr auf sein Tablett stellte. Sie stand auf gutaussehende Jungs, und der hier war ein wirklich ausnehmend hübsches Exemplar. Er musste neu im Service-Team sein; sie hatte ihn hier noch nie gesehen. Ihr Blick wanderte über seinen gut geformten Hintern. Wie es wohl wäre, ihn auszuziehen, ihn zu spüren … für einen Moment schloss sie genussvoll die Augen, träumte sich mit ihm an einen einsamen Strand … dann schüttelte sie energisch den Kopf und blickte Valerie Zustimmung heischend an. Normalerweise hätte ihre Freundin jetzt eine trockene Bemerkung zu Jannes männerlosem Singledasein gemacht, doch heute nippte sie nur lustlos an ihrer Rhabarbersaftschorle und brütete vor sich hin. Janne seufzte. So hatte sie sich den Abend nicht vorgestellt.

Der Kellner kam wieder vorbei und streifte wie zufällig mit der Hüfte ihre Schulter. Sie spürte ein leises Prickeln und drehte sich nach ihm um. War die Berührung nur ein Versehen gewesen, oder war das der Auftakt zu einem Flirt? Er stand nun zwei Tische weiter und grinste sie entwaffnend an. Er war jünger als sie, Mitte 20, vermutete Janne, und meistens lag sie mit ihren Schätzungen richtig. Das waren immerhin fünf, sechs Jahre … Sein schwarzes Outfit mit der langen Bistroschürze betonte den südländischen Typ. Mit seiner stolzen Haltung und dem energischen Schritt sah er aus wie ein Stierkämpfer, nicht wie ein Kellner. Die gegelten schwarzen Haare waren im Nacken gerade geschnitten und ringelten sich leicht über dem Hemdkragen, das war ihr eben schon aufgefallen. Erwartungsvoll zog er die kühn geschwungenen Brauen zusammen. Er schien darauf zu warten, dass sie etwas sagte. Und wieder dieses Lächeln. Janne bemerkte, dass er einen schiefen Eckzahn hatte. Total sexy, dachte sie spontan und warf einen Seitenblick auf Valerie, die sich augenscheinlich immer noch in einem anderen Kosmos befand und den Trinkhalm in ihrer Schorle traktierte. Jetzt machte er ein paar Schritte auf ihren Tisch zu.

„Ihr geht zu den Frettchen, oder?“ Er sah Janne offen an.

Er ist wirklich noch jung, überlegte Janne, und absolut zum Anbeißen … Sie nickte zögerlich.

„Und danach?“, wollte er wissen und stellte sich dicht vor sie. Standbein durchgestreckt, Spielbein leicht angewinkelt wie ein Torero in Warteposition. Janne konnte sein Eau de Toilette riechen. Aqua di Gio … Anstatt zu antworten, legte sie provozierend den Kopf schief und wartete darauf, dass er direkt mit seinem Anliegen herausrückte.

 „Nach der Show kommen die Tänzer rüber zu uns. Haben wir eben besprochen.“ Der Stierkämpfer lächelte und trommelte auf sein Tablett. „Wenn du magst …“

Janne drehte den Kopf zur anderen Seite. Sie wusste, dass ihr herausforderndes Schweigen in Momenten wie diesem Männer rasend machen konnte.

Der Stierkämpfer wies mit dem Kopf auf Valerie. „Du kannst deine Freundin gerne mitbringen“, sagte er mit einem Zwinkern, „wir werden schon dafür sorgen, dass sie auf andere Gedanken kommt.“

Janne drückte den Rücken durch, betrachtete den jungen Kerl mit den Locken im Nacken. Er war ihr sympathisch, sehr sogar. Sie lächelte. „Danke. Super Idee.“

Er nickte ihr zu und verschwand zwischen den Stuhlreihen. Janne spürte, wie ein lang vermisstes Kribbeln in ihr hochstieg. Dann schrak sie zusammen – Valerie hatte die Hand auf ihren Schenkel gelegt.

„Du willst dich doch wohl nicht mit diesem kleinen Pomadeheini treffen, oder? Mensch, Janne, der hat Welpenschutz.“

Janne sah ihre Freundin belustigt an. „Dafür, dass du so kümmerlich in der Ecke hockst, bekommst du ja eine ganze Menge mit. Und ich dachte schon, ich habe es mit einer Autistin zu tun.“

Valerie grinste etwas schief. „Nee. Bin einfach etwas neben der Spur. Aber Florian …“

„Genau. Florian ist unmöglich. Er …“

„Nichts gegen Flo, kapiert?“

Janne kniff die Augen zusammen. „Verstehe. Dir geht’s gut, und mit Florian läuft alles super.“

Das hatte gesessen. Valerie holte tief Luft und sagte nun gar nichts mehr, und auch Janne schwieg. Sie ließ den Blick über die Tische schweifen, versuchte, sich abzulenken. Sie erwischte sich dabei, dass sie nach dem Torero Ausschau hielt. Dieser Kellner mit dem stolzen Gang hatte irgendetwas in ihr wach gekitzelt. Als er das nächste Mal an ihrem Tisch vorbeistolzierte, flammte der Blickkontakt zwischen ihnen wieder auf, und die herausfordernde Unverschämtheit, die sie in seinen Augen las, ließ ihr die Röte in die Wangen steigen.

Janne blickte zu Valerie. Sie schien immer noch eingeschnappt zu sein. Das war ja nicht mit anzusehen. Janne seufzte und puffte ihre Freundin in die Seite. „Na, komm schon. Genug beleidigte Leberwurst gespielt für heute. Ich zahle, und dann gucken wir uns die Frettchen an, okay?“ Valerie antwortete darauf mit einem Nicken.

Wieder suchten ihre Augen den Stierkämpfer, aber er war nirgendwo zu entdecken. Janne klemmte einen Zehner unter den Aschenbecher und stand auf.

„Willst du deinem kleinen Freund nicht wenigstens auf Wiedersehen sagen?“, feixte Valerie, schob ihren Stuhl nach hinten und erhob sich. Sie hatte sich anscheinend wieder beruhigt. Janne grinste und hakte sich bei ihr unter.

„Manchmal ist es besser, den Fisch noch etwas zappeln zu lassen.“

Der Saal, eine ehemalige Lagerhalle, war bereits gut gefüllt; erwartungsvolle Spannung lag in der Luft. Die Bühne erstreckte sich nach hinten tief in den Raum hinein und ähnelte einem großen Schuhkarton, der an der vorderen Seite geöffnet war und den Blick in das Innere freigab. Videoprojektionen waren auf den Wänden zu sehen; sie zeigten abwechselnd die Künstler in der Garderobe und die Zuschauer auf den Tribünen. Janne zog Valerie hinter sich her und schob sie auf ihren Platz. Sie saßen zwar im vorderen Bereich, aber ganz am Rand. Valerie murrte und setzte sich. Janne beschloss, das jetzt nicht zu kommentieren, und tat, als hätte sie nichts bemerkt. Sie spürte ihr Herz klopfen. Ihre Gedanken kehrten immer wieder zu dem jungen Kellner zurück: Er hatte eine besondere Ausstrahlung … Vielleicht sollte sie nach der Vorstellung wirklich ins Café gehen. Ihr Blick fiel auf Valerie. Am besten ohne die Freundin.

Als das Licht erlosch, wurde es sofort still. Janne wusste, warum sie die Vorstellungen in der Kulturfabrik jedes Mal so sehr genoss: Die Leute, die sich hier einfanden, waren beim Zuschauen genauso leidenschaftlich wie die Akteure in ihrem Spiel. Jetzt wurde die Abfolge der einzelnen Projektionen schneller, Musik setzte ein. Kamerablitze zuckten. Die ersten Tänzer betraten die Kulisse, geschmeidig in ihren Bewegungen und doch voller Körperspannung. Janne überlegte, wann ihr die Kompanie zum ersten Mal aufgefallen war. Sie lächelte. Im Kino, im Film Das Parfüm. Sie hatte mit Torben in der letzten Reihe gesessen und geknutscht, seine Hand zwischen ihren Schenkeln. Er hatte sie gestreichelt und gezwickt, durch den dünnen Stoff des Slips hindurch. Dann war im Film der Moment gekommen, in dem der Mörder Jean-Baptiste Grenouille den Inhalt der Phiole über sich ergoss … und von allen Seiten waren Menschen gekommen und hatten einen lebenden Berg aus Armen und Beinen über ihm gebildet. Als sie sich wieder voneinander lösten, war Grenouille verschwunden. Im selben Moment hatte sie ein Orgasmus überrascht; Torben hatte einen selbst ihr bis dahin verborgenen Knopf gedrückt, und sie hatte leise aufgeschrien. Allerdings laut genug, um ein paar Blicke im Halbdunkel auf sich zu ziehen. Die Erinnerung daran ließ sie grinsen.

Das wogende Menschenmeer, das den Mörder in sich aufgenommen hatte, waren jedenfalls die Frettchen gewesen, wie sie später herausfand. Seitdem war sie von den Spaniern begeistert und nahm jede Gelegenheit wahr, ihre Gastspiele in Hamburg zu besuchen.

Auf der Bühne ging es laut zu. Janne versuchte, sich auf das Geschehen zu konzentrieren. Die Handlung war nicht weiter kompliziert: Eine devote Frau ließ sich erniedrigen, bis hin zur Sodomie. Bei der Weltpremiere in Barcelona war ein lebender Esel zum Einsatz gekommen, und die Medien hatten im Vorfeld spekuliert, ob die Truppe das in Hamburg auch wagen würde.

„Ich finde das irgendwie abartig.“ Aus dem Augenwinkel sah Janne, wie Valerie sich gerade hinsetzte und sich die schweren blonden Haare hinter die Ohren strich.

Janne reagierte nicht. Sie war hin und weg von der Performance und betrachtete fasziniert die Hauptdarstellerin, die sich von zwei Männern fesseln ließ. Ihre Augen erschienen als riesige Projektion auf einer der Wände. Ein weiterer Mann kam hinzu, eine zweite Frau. Die Augen der Gefesselten veränderten sich und bekamen einen angstvollen Ausdruck. Janne konnte den Blick nicht abwenden. Auch wenn sie es nicht wollte, das Treiben auf der Bühne erregte sie.

Wie das wohl ist, sich so auszuliefern …, ging es ihr durch den Kopf.

Eine Berührung holte sie aus ihren Gedanken zurück. Valerie zupfte sie am Ärmel und beugte sich zu ihr herüber. „Ich gehe mal vor die Tür. Porno ist nicht ganz mein Ding.“

Janne nickte. Das hier war wirklich nichts für Valerie, aber sie hatte ja unbedingt mitkommen wollen. Sie und ihre Freundin verstanden sich prächtig, doch in Sachen Liebe und Sex hatten sie vollkommen unterschiedliche Vorstellungen. Valerie war eine hoffnungslose Romantikerin, die an die große Liebe bis zum seligen Ende glaubte; sie ging nur mit einem Mann ins Bett, den sie liebte und mit dem sie eine Beziehung führte. Wenn sie Single war, hatte sie keinen Sex, außer mit sich selbst, wie sie Janne mal nach einer Flasche Rotwein gestanden hatte. Janne war da anders. Irgendwo im tiefsten Winkel ihres Herzens schlummerte zwar auch der Wunsch nach Mr. Right, aber bis er ihr über den Weg liefe, gab es keinen Grund, sich nicht zu amüsieren. Sie liebte es, zu flirten, genoss das spielerische Anbändeln mit Worten und Gesten, den ersten Kuss.

Wie der Kellner wohl küsst?, dachte sie. Oder hat Valerie recht? Ist er wirklich zu jung für mich?

Sie sah seinen kompakten, schön gerundeten Arsch vor sich, die Muskeln, die sich unter seinem Hemd abzeichneten. Ob er wohl mit Brustwolle gesegnet war? Dann wären wahrscheinlich auch seine Eier … hoffentlich nicht. Männer seines Typs waren oft stark behaart, doch das fand sie gar nicht sexy. Die glattrasierten waren ihr lieber. Die Haut schmeckte dann einfach besser und fühlte sich so seidig auf der Zunge an … Auf der Bühne ertönten Schreie, dann wurde es für einige Sekunden dunkel. Im Zuschauerraum ging das Licht an. Janne sah ungläubig auf die Uhr: Sie hatte wirklich das halbe Stück verträumt!

Der Platz neben ihr war immer noch leer, wahrscheinlich saß Valerie draußen und dachte über ihre Beziehung zu Florian nach. Oder telefonierte mit ihm. Vermutlich eher Letzteres. Janne reihte sich in die Menschenschlange ein, die sich zum Ausgang bewegte. Draußen war es immer noch hell, stellte sie fest, als sie den gepflasterten Hof betrat. Mittsommernacht …

Sie blickte zu den Sonnenschirmen hinüber und sah Valerie dort sitzen. Sie unterhielt sich mit dem Kellner, der sie vorhin bedient hatte. Mit ihrem Kellner. Die zwei gestikulierten und lachten laut auf. Janne spürte einen kleinen Stich. Es passte ihr nicht, dass ihre Freundin das hübsche Kerlchen anscheinend gerade in ihren Bann zog. Hatte diese den Typen nicht vorhin unter Welpenschutz gestellt? Entschlossen ging sie auf den Tisch zu. Valerie japste immer noch. Als sie ihre Freundin kommen sah, winkte sie ihr fröhlich zu.

„Ricardo ist ein echter Stand-up-Comedian. Du schmeißt dich weg.“

„Ricardo?“ Janne legte den Kopf schief und zog dabei eine Augenbraue in die Höhe; ein fragendes Lächeln spielte um ihre Mundwinkel. Der Kellner tat es ihr nach, sie bewusst imitierend. Valerie zeigte auf Janne und prustete los: „Herrlich, genau wie du!“

Ertappt. Er hatte wirklich eine gute Beobachtungsgabe. Janne musste grinsen und ließ sich auf den Stuhl neben Valerie fallen. Sie musterte den Kellner und versuchte, ihrer Stimme einen spöttischen Ton zu verleihen: „Meine schlechtgelaunte Freundin zum Lachen zu bringen, ist wirklich eine Leistung. Kannst du noch mehr – Kunststücke?“

Seine Antwort war ein langer Blick, dann folgte ein Schulterzucken. „Finde es heraus“, sagte er leise. Es klang wie ein Versprechen. Dann drehte er sich um und ging. Für einen Moment waren beide Frauen ganz still.

„Was hast du jetzt vor?“, wollte Valerie wissen. Janne blickte Ricardo hinterher, bis er im Café verschwunden war.

„Ich weiß es noch nicht genau“, antwortete sie und nahm einen Schluck aus Valeries Glas, „aber er hat etwas, das mich total anmacht.“ Sichtlich hin- und hergerissen, sah sie Valerie an. Die beugte sich vor und sagte mit verschwörerischem Unterton: „Er steht am Fenster und guckt zu uns rüber. Vielleicht solltest du … einfach hingehen. Also, ich warte hier auf dich.“ Sie tätschelte Jannes Hand und grinste.

„Und die Frettchen?“

„Zu viel Porno für mich“, bemerkte Valerie und ließ sich auf ihren Stuhl zurücksinken. „Und zu wenig für dich, nehme ich an …“

Janne warf ihrer Freundin einen bösen Blick zu. Was bildete die sich ein! Sie wollte noch etwas sagen, aber Valerie hatte bereits ihr Handy gegriffen und tippte eine Nummer ein; vermutlich die von Flo.

„Na schön.“ Entschlossen stand Janne auf. Jetzt sah auch sie, dass Ricardo am Fenster stand. Sie warf den Kopf in den Nacken und versuchte, möglichst lässig auf den Eingang des Lokals zuzugehen. Sie wusste, sie sah gut aus in ihrer engen, dunkelvioletten Bluse, die einen herrlichen Kontrast zu ihrer weißen Haut und den kinnlangen hellroten Locken bildete. Den Rock dazu hatte sie neulich ganz zufällig in einem Secondhandladen in der Schanze entdeckt. Er war schneeweiß mit Polka Dots in allen möglichen Farben. Sie war ein Hingucker, keine Frage, und er beobachtete sie, das konnte sie spüren. Ohne ihn zu beachten, steuerte sie direkt die Waschräume an. Wenn er etwas von ihr wollte, würde er ihr folgen. Sie kannte diesen Blick, wenn Männer auf sie scharf waren, und wie sie ihn einschätzte, war es ihm ziemlich egal, dass in der Pause hier draußen die Hölle los sein würde. Eigentlich entsprach eine schnelle Nummer in einer mehr oder weniger öffentlichen Toilette nicht gerade ihren Vorstellungen von Sex, aber in diesem Moment erregte sie der Gedanke. Ihr Herz klopfte, sie hatte Lust auf diesen jungen Kerl, Ricardo. Und zwar jetzt …

Janne ließ sich kaltes Wasser über die Handgelenke laufen. Dann schminkte sie ihre Lippen nach, puderte sich das Gesicht. Jedes Mal, wenn sich die Tür öffnete, blickte sie erwartungsvoll in den Spiegel, aber es waren immer nur andere Frauen, die die Pause nutzen wollten, um sich frisch zu machen. Mit einem leichten Gefühl der Verunsicherung griff sie nach ihrer Tasche und verließ die Toilette.

Der kleine Vorraum, in dem sie sich nun befand, führte sowohl in das Café als auch direkt zu den Sitztribünen. Sie überlegte kurz, dann wandte sie sich dem Theater zu, um dort nach ihrem Torero zu schauen. Im nächsten Moment stand er vor ihr. Er hatte scheinbar an der Tür zum Zuschauerraum auf sie gewartet.

„Warst du schon einmal hinter der Bühne, während einer Aufführung?“ Sein Blick wanderte über Jannes Körper und ließ sie erschauern. Sie schüttelte stumm den Kopf.

Ricardo nahm sie bei der Hand und zog sie mit sich, an den Tribünen vorbei, vorbei an Lampen und Kabeln und Requisiten, immer weiter in die Tiefe des Theaters hinein. Hier und da war ein Bühnenarbeiter zu sehen, doch niemand beachtete sie. „Von hier aus kannst du sie sehen.“

Er wies mit dem Kinn auf eine Tür, die einen Spalt offen war und so einen Blick auf die Bühne freigab, die allerdings noch leer war. Janne schaute sich um. Sie befanden sich auf der Rückseite des Bühnenbildes, am Ende des Schuhkartons. Ricardo grinste und entblößte seinen schiefen Zahn. Vorsichtig schob er Janne an den Türspalt und fasste sie an der Hüfte. Sie spürte seinen Atem in ihrem Nacken; seine Handflächen lagen ganz ruhig auf ihrem Becken. Sie genoss die Wärme, die von ihnen ausging, und konzentrierte sich auf das, was sie jetzt auf der Bühne taten. Es war ganz still, nur das Klatschen einer Hand war zu hören. Die Hauptdarstellerin ließ sich von einer Frau auf den Hintern schlagen, während ein Mann dazu die Anweisungen gab. Ricardo seufzte leise und begann, Jannes Rock nach oben zu ziehen und seine Hände darunterzuschieben. Als er ihre Pobacken ergriff, stöhnte Janne auf.

Das geht doch nicht, rief eine moralische Stimme in Janne, in einem öffentlichen Theater, während der Vorstellung. Und dann noch mit einem Mann, den du gerade erst kennengelernt hast. Für einen Moment war sie versucht, der Stimme Folge zu leisten. Dann aber sah sie, wie der Mann auf der Bühne auf die Hauptdarstellerin zutrat und sie liebkoste, ihren geschundenen Hintern mit Küssen bedeckte, und sehnte sich ebenfalls nach Nähe. Also beschloss Janne: Warum nicht? Die Zärtlichkeit von Fremden … Mit einem leisen Seufzen drängte sie sich an den durchtrainierten Körper hinter sich.

Ricardo drückte ihr einen Kuss ins Haar und glitt mit den Fingern unter den Rand ihres Slips. Langsam zog er ihn bis zu den Knien hinunter. Janne wollte sich bücken, danach greifen und ihn ganz ausziehen, aber er nahm ihre Hand fort und sagte leise: „So nicht. So ganz und gar nicht.“

Sie hörte, wie er einen Schritt zurücktrat; im nächsten Moment spürte sie seine Lippen auf ihrem Po. Er leckte die Spalte entlang, zog die Backen weit auseinander. Janne schloss die Augen und gab sich der Liebkosung hin. Es war lange her, seit sie auf diese Weise verwöhnt worden war …

Ricardo schob sich zwischen ihre Schenkel, soweit es das heruntergezogene Höschen zuließ. Seine Daumen begannen, mit ihrer Klitoris zu spielen, und Janne fühlte, wie sie nass wurde. Jetzt war der Daumen in ihr, schob sich tief in die Vagina hinein. Janne hielt die Luft an vor Erregung. Auf der Bühne verharrte die Protagonistin in unterwürfiger Position; hinter ihr blitzte eine Projektion an der Wand auf, die einen Esel zeigte.

Janne spürte Ricardos Finger an ihren Schamlippen. Dann griff er zwischen ihren Schenkeln hindurch an ihren Venushügel und zog sie ein Stück von dem Türspalt weg. Ohne die Hand fortzunehmen, dirigierte er sie zu einem Sessel, der anscheinend zum Theaterfundus gehörte.

„Halt dich gut fest.“

Er schob sie gegen die Rückseite der Lehne und hob ihr Becken an, so dass Janne auf den Zehenspitzen stehen musste. Sanft drückte er ihren Kopf nach unten. Janne ließ sich nach vorn sinken, sich an den Armlehnen festhaltend. Der Gedanke daran, dass sie Ricardo ihren nackten Arsch entgegenreckte, sich ihm mit halb geöffneten Beinen darbot, machte sie an, nein, gierig …

„Bleib so, ich möchte dich ein wenig betrachten.“

Janne hörte, dass er hinter ihr auf und ab ging. Die Anstrengung ließ ihre Oberschenkel zittern. Sie spürte den weit gespannten Slip zwischen ihren Knien.

Aus dem Bühnenraum kamen Stöhnlaute und Schreie, aber sie konnte nicht sehen, was los war. Ihr Herz klopfte wie wild vor Erregung. Als sie den Kopf heben wollte, war Ricardo sofort da und drückte ihn wieder hinunter. Dann hörte sie ein Geräusch, ein leichtes „Klack“ wie bei einem Schalter, das Schleifen von Kabeln über dem Boden. Sie drehte leicht den Kopf zur Seite. Hinter ihr war eine Lichtquelle. Hatte Ricardo eine Taschenlampe auf sie gerichtet? Der Gedanke erschreckte sie – und erregte sie in gleichem Maße. „Zeig mir, was du zwischen deinen Backen hast“, forderte Ricardo sie auf. „Ich will alles sehen.“

Janne drückte ihren Po, soweit es ging, nach hinten. Der Slip war derart gespannt, dass er sich in die Haut grub. Es tat weh.

„Das kannst du besser.“ Seine Stimme duldete keinen Widerspruch. „Nimm die Hände. Zeig mir alles.“

Vorsichtig ließ Janne die Lehnen los und fasste nach ihren Pobacken. Zog sie auseinander. Es fiel ihr schwer, die Balance zu wahren.

„Nicht bewegen.“ Ricardo machte wieder ein paar Schritte, stand jetzt neben dem Sessel. „Sieh mich an, los.“ Seine Stimme klang heiser.

Janne wandte ihm den Kopf zu und blickte in eine kleine Lampe. Irritiert blinzelte sie und versuchte, die Situation zu verstehen.

„Gefällt es dir, dich so hinzugeben? Abzuwarten, was passiert?“

Janne spürte die Hitze durch ihren Körper wandern, das Blut rauschte laut in ihren Schläfen. Ja, es erregte sie. Sehr sogar. Auch wenn sie überhaupt nicht wusste, was das alles sollte.

„Ja.“

„Lauter. Ich verstehe dich nicht.“

„Ja, es … es macht mich total heiß.“

Ricardo verschwand aus ihrem Blickfeld; sofort spürte sie seine Hand zwischen ihren Schenkeln. Zärtlich strich er ihr über die Schamlippen, Janne schloss die Augen. Ein verrückter Kerl, ihr Torero, aber dieses Spiel war interessant, reizte sie, wie sie es nie für möglich gehalten hatte. Jetzt spürte sie seine Handfläche, die ganz ruhig auf ihrer Haut ruhte. Dann ein leichter Klaps zwischen den Schenkeln, und noch einer. Janne schnappte nach Luft, das hatte noch niemand mit ihr gemacht. Es kribbelte, brannte, brachte ihre Säfte zum Fließen. Unwillkürlich reckte sie sich ihm noch mehr entgegen.

„Willst du mehr?“

„Ja.“

Noch ein Klaps. Janne stöhnte. Sie fühlte, wie sie zu schwitzen begann. Wartete auf das, was Ricardo als Nächstes tun würde. Doch es passierte nichts. Sie hörte, wie er sich entfernte, etwas Schweres zu Boden legte. Dann war er bei ihr und steckte ihr den Daumen tief in die Vagina. Die Berührung kam so plötzlich, dass Janne japste.

„Du bekommst mehr, versprochen. Aber jetzt lass uns gehen.“

Er zog seinen Finger wieder aus ihrer Mitte, zerrte ihren Slip hoch und fasste sie erneut an den Hüften, um sie vom Sessel wegzuziehen. Janne spürte, dass sie vor Anstrengung schwitzte, obwohl sie kaum selbst aktiv geworden war. Langsam drehte Ricardo sie zu sich um und nahm ihre Hände.

„Hat es dir gefallen?“