Über Berndt Anwander & Thomas A. Vierich

Foto: Günter Parth

Berndt Anwander, 1960 in Bregenz geboren, lebt heute in Wien. Er ist als Kulturveranstalter tätig, u.a. mit Open-Air-Kinos. Zu seinen Veröffentlichungen zählen Kellergassen in Österreich (mit C. Loidl-Reisch), Unterirdisches Wien und Beisln in Wien.

 

Thomas Askan Vierich, 1964 in Hannover geboren und lange in Berlin ansässig, lebt seit 2002 in Wien. Zu seinen Veröffentlichungen zählen die Krimis Tödliche Delicatessen (nominiert für den Glauser) und Blutgasse sowie Aroma. Die Kunst des Würzens (mit Th. A. Vilgis).

Leseprobe

(Post-it, 15. Mai)

Hey Bruder,

 

wenn du noch mal vergisst, das Licht in unserer „Würstchendiele“, „Imbissbude“ – oder wie immer du unseren Würstelstand nennst – auszumachen, komm ich persönlich vorbei, um dir die Lampe auszuknipsen, ein für alle Mal! Das heißt, ich werde dir eine betonieren, dass du drei Wochen lang mit dem Arsch auf die Uhr schaust, falls du das besser verstehst!

 

Balthasar

(Rückseiten dreier Quittungen, 16. Mai)

Geschätzter Balthasar,

 

wenn’s nur das dämliche Licht wäre … Den Strom können wir uns gerade noch leisten, nur leider keine Putzfrau. Und nach deinen Schichten hätten wir die dringend nötig. Ist es dem Herrn nicht möglich, die Spuren seiner Tätigkeit so weit zu beseitigen, dass andere an gleicher Stelle ihrem Broterwerb nachgehen können?

Wie heißt es so schön in Zugtoiletten: „Verlassen Sie diesen Ort so, wie Sie ihn vorfinden möchten.“ Ich weiß nicht, wie du Zugtoiletten respektive Würstelbuden vorfinden möchtest, ich zumindest möchte den Rost ohne Wursthautreste, den Schneideplatz ohne fettige Semmelbrösel und die Kasse ohne senfverklebte Tasten vorfinden.

Der Job des Wurstgrillens ist ohnehin nicht der erbaulichste, darin sind wir uns wohl ausnahmsweise einig. Aber immer noch der am stetigsten Euros einbringende meiner Karriere. Wenn auch längst nicht ausreichend, um mir den Lebenswandel zu ermöglichen, der mir mit 45 Jahren zusteht.

Würstelbude bleibt Würstelbude und ist very old economy. Tante Hertas Gefasel von der Goldgrube war etwas hoch gegriffen, aber irgendwie musste sie uns dieses Arrangement ja schmackhaft machen, die alte Schreckschraube – oder wie sagt man bei euch in Wien zu einer weiblichen Erscheinung jenseits ihrer besten Jahre?

Also: Hygiene am Arbeitsplatz ist nicht nur gesetzlich vorgeschrieben, sondern auch eine zwischenmenschliche Notwendigkeit! HACCP, mein österreichischer Kamerad!

 

Auf Besserung hoffend: Paul

(Rückseiten zweier Lieferscheine, 20. Mai)

Hallo Pauli, du gschissenes Oa…

 

Obwohl, „Mehlnase“ passt eigentlich besser zu deiner einfältigen Pappn!