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Grenzenlose Liebe in der

Edition BoD

hrsg. von Vito von Eichborn

Bücher für Entdecker

Books on Demand bietet Autoren ein neues Verlagskonzept. Viele Debütanten, etablierte Autoren und engagierte Verleger nutzen den Publikationsservice von Books on Demand und bereichern den Buchmarkt mit interessanten und außergewöhnlichen Titeln. Vito von Eichborn, einer der innovativsten Buchmacher Deutschlands, wählt als Herausgeber für die Edition BoD herausragende Neuerscheinungen aus. Lesen Sie selbst, welche Entdeckungen das Programm von Books on Demand möglich macht.

Mehr Infos auch auf www.bod.de.

Hans Pfitzinger lebt als Autor und übersetzer seit über 40 Jahren in München – nicht weil er dort geboren wurde, sondern absichtlich. Nach fünf Wanderjahren in Spanien, Nordkalifornien und Kanada kehrte er 1978 wieder in die Stadt an der Isar zurück. Seine Bücher „Stille Winkel in München“ und „Der Bodensee“ sind im Verlag Ellert & Richter erschienen, „The Doors / Tanz im Feuer“ im Lotsch Verlag. Hans Pfitzinger war Redakteur bei Playboy, TransAtlantik und lui. Seit 20 Jahren arbeitet er auch als übersetzer (unter anderem „Ein Bär will nach oben“ von William Kotzwinkle). Er schreibt am liebsten über Liebe und Frieden und hält das überhaupt nicht für altmodisch. Auf seiner Website finden Sie Reportagen, Interviews, Essays, Satiren und Kurzgeschichten – und „Achtung: tazblog!“, eine gesellschaftskritische Kolumne am Beispiel der „tageszeitung“.

Vito von Eichborn war Journalist, dann Lektor im S. Fischer Verlag, bevor er 1980 den Eichborn Verlag gründete, dessen Programm noch heute ein breites Spektrum umfasst: Humor, Kochbücher und Ratgeber, Sachbücher aller Art, klassische und moderne Literatur sowie die Andere Bibliothek. Nach seinem Ausstieg im Jahre 1995 war er u.a. Geschäftsführer bei Rotbuch/Europäische Verlagsanstalt und sechs Jahre Verleger des Europa-Verlags. Seit 2005 ist Vito von Eichborn selbständig als Publizist tätig und fungiert u.a. seit März 2006 als Herausgeber der Edition BoD.

Für
Diana

Inhaltsverzeichnis

 

Meine Buchhändlerin sagte mir, »ja«, sagte sie …

Vorspiel

ERSTER SATZ: HERZ

1     Sie ist da

2     Die Brücke

3     Im Café

4     Nachtgedanken

5     Die Verabredung

5a   Einschub. Sachsen-Anhalt von oben

ZWEITER SATZ: SCHWANZ

6     Paradiso

7     Stilfragen

8     Das Spiel um Geld und Liebe

9     Am Freitag Engel

10   Alles stimmt

11   Zweite Begegnung, zweiter Zufall

12   Der Regenspaziergang

13   Die Vertreibung

14   Die Außenwelt

DRITTER SATZ:SEELE

15   The Power of Song

16   Slapstick. Es wird ernst

17   Die Verfinsterung des Lichts

VIERTER SATZ: KOPF

18   The End, Beautiful Friend, the End

19   Nachtgedanken II

20   Nachspann

Danksagung

Meine Buchhändlerin sagte mir, »ja«, sagte sie …

 

Ja, das Thema Liebe kann durchaus ein Publikum finden – ja, aber nur, wenn es nicht eine wiederholung des immer Gleichen ist. Ist es das nicht fast immer? Und ebenso fast immer ist es nur peinlich. Wir wissen doch – pardon, das Wortspiel –, dass die größten Dichter ausgerutscht sind, wenn es glitschig wurde. Und dieses Büchlein soll nun etwas Besonderes sein?“, fragte sie, skeptisch wie immer, „dann bitte zuerst nicht Überbau, sondern: Was ist der Plot? Wer sind die Protagonisten?“

„Dies ist die Geschichte von sebastian, genannt Seb. Er ist ein nicht sonderlich erfolgreicher Schriftsteller, lebt seit Jahrzehnten alleine – und verliebt sich Hals über Kopf in Delfina, eine ebenso schöne wie äußerst stilvolle Frau. Beide haben ein gelebtes Leben, er ist über fünfzig, sie 37, beide haben sich mit dem Alleinsein abgefunden. Sie lässt ihm Flügel wachsen, und es stört ihn überhaupt nicht, dass die ehemalige Physiotherapeutin ihr Geld mit Sex verdient, mit Wunschmassagen, manchmal auch Escort oder mehr. Pfitzinger spielt mit verschiedenen literarischen Formen, mit Tagebuch, Mails und Gedichten, mit Zitaten aus Popsongs oder von Dichtern, von Ovid und Raabe bis zu Kästner und Hikmet. Ihre Annäherung dauert, sie lassen sich Zeit, erst zur Mitte des Buches wird es explizit erotisch …“

„Oje“, unterbrach mich meine Buchhändlerin, wie sie es immer tat, „mit sogenannter erotischer Literatur habe ich nix am Hut. Dafür hab ich auch kein Publikum. Neuerdings sollen ja Frauenpornos gut gehen, aber …“

„Halt, stopp, das ist die völlig falsche Schublade. Dies ist die Novelle von zwei Wochen einer besonderen Liebe, ist eine Seelenreportage, ist zurückhaltend und zart und himmelweit entfernt von …“

„Na gut“, lenkte sie ein, „was ist es dann?“

„Also bitte – und jetzt mal nicht unterbrechen. Ich zitiere den Schriftsteller Jens Johler.

Wir kennen uns seit Langem, und ich schätze seine ruhige, überlegte Art ebenso wie sein sicheres Urteil. Er schrieb mir zu Delfina:

„Nicht ganz zufällig steht über dem ersten Kapitel ein Zitat aus ‚Frühstück bei Tifany‘. Was Pfitzinger mit Capote gemein hat, ist die Menschenliebe, die Feier des Daseins, der vollkommene Verzicht auf Hochmut und Besserwisserei.

‚Delfina Paradise‘ ist ein Buch über den Zauber der Liebe und über die Flüchtigkeit des Zaubers. Die schönen Dinge vergehen schnell, heißt es an einer Stelle, Seifenblasen, Regenbogen, Sonnenuntergänge‘. Man weiß, dass es so ist, und hofft doch immer darauf, dass das Schöne bleibt.

Pfitzingers Blick ist zugleich nüchtern und bezaubernd, sachlich und schwärmerisch; das ist ein Kunststück, das nicht viele Schriftsteller beherrschen. Es ist ja auch mehr als ein Kunststück. Es ist Liebe – nein, nicht zum ‚Leben‘, sondern – zu den Menschen und Dingen, die ihm begegnen. Vor allem zu den Frauen, aber auch zu den Liedern, den Erzählungen, den Gedichten, den einfachen Dingen. Eine Wiese an der Isar, die Skulptur auf einer Brücke, die meditative Stille einer Kirche und, natürlich, die wunderbaren Brüste einer Frau.

Pfitzinger ist Romantiker in dem Sinne, wie Novalis es charakterisiert hat: ‚Indem ich dem Gemeinen einen hohen Sinn, dem Gewöhnlichen ein geheimnisvolles Ansehen, dem Bekannten die Würde des Unbekannten, dem Endlichen einen unendlichen Schein gebe, so romantisiere ich.‘

Wobei Pfitzinger nicht so sehr ‚das Gemeine romantisiert‘, als vielmehr dem Alltäglichen seinen Zauber ablauscht.

‚Delfina Paradise‘ ist die Geschichte der Liebe eines älteren Mannes zu einer schönen Frau, die sich ihren Lebensunterhalt mit einer ‚Praxis für Körperarbeit und Massagen‘ verdient. Was heißt das, fragt er sich. Ist sie eine Nutte? Und wenn ja, was bedeutet das für ihn?

Aber er ist kein Spießer, er lebt allein, er liebt die Musik der Stones, der Beatles, der Doors (über die Pfitzinger ein Buch geschrieben hat), und er hat kein anderes Vorurteil als dies: Dass der Mensch nicht des Menschen Wolf sein sollte.

Love and Peace, könnte man sagen, die alte Hippie-Weisheit.

Vielleicht ist es ein Männerbuch, ein Buch über eine Männerfantasie. Es ist auf alle Fälle ein Buch von und über einen Mann, der die Frauen liebt. Aber warum sollte eigentlich ein Buch über einen Mann, der die Frauen liebt, nicht auch ein Frauenbuch sein?“

Meine Buchhändlerin schwieg, was sie selten tat. Es klingelte am Eingang, und sie ließ mich wie so oft wortlos stehen.

Und mir bleibt da nur, mich jedem Wort von Jens Johler anzuschließen – ich wünsche eine anrührende und gewinnbringende Lektüre.

Vito von Eichborn

Ich rief: „Bleib!“
(Glas und Blech erscholl nicht gedämpfter).
„Lisa!“ aber eine Leine machte Knoten und raschelte.
Da ging ich hinaus und gaffte, wie sich der Reif auf dem Land bildete
.

Arno Schmidt, Schwarze Spiegel

I think it’s a mistake to ever look for hope outside of one’s self.

Arthur Miller

Vorspiel

 

Ewar ein hell flackerndes Feuer, und es brannte zehn Tage lang. Bis die Glut ganz erloschen war, dauerte es noch einmal vier Tage. Übrig blieb nur die eiskalte Weißglut der Enttäuschung. Die unerbittliche Wahrheit ließ ihn an jenem Abend seine Lage so klar und leer sehen wie schon einige Male zuvor in seinem Leben – er musste die harte Droge der enttäuschten Liebe schlucken. Am Schluss trat Delfina mit den Sohlen ihres spitzen, mattschwarzen Stöckelschuhs die letzten glimmenden Reste der Glut aus und eilte weiter.

 

Von:

sebwugg@xxxxxx

Betreff:

wmv

Datum:

21. Dezember 2007 19:08:59 MEZ

An:

mail@xxxxxxxxxx

Die.wmv-Datei, die du angehängt hast, macht mein Quicktime nicht auf.

Aber wenn du mal‘n Abend frei hast in der staden Zeit, können wir uns gern treffen. Mein Leben sprengt mich fast. Jeder kriegt das, was er aushalten kann, manche mehr. Aber die müssen‘s auch aushalten.

Love & peace!

Seb

 

Von:

mail@xxxxxxxxxx

Betreff:

Das Leben als Song

Datum:

21. Dezember 2007 19:23:01 MEZ

An:

sebwugg@xxxxxx

hallo seb,

für wmv brauchste den windows media player.

den gibt’s umsonst unter: http://windows-media-player.

softonic.de/mac

“mein leben sprengt mich fast” ist übrigens ‘n feiner songtitel.

beste grüße!

axel

 

Von:

sebwugg@xxxxxx

Betreff:

Das Leben als Song

Datum:

21. Dezember 2007 21:47:34 MEZ

An:

mail@xxxxxxx

Betr.: ’mein leben sprengt mich fast’ ist übrigens ‚n feiner songtitel.

Original von mir, hehehe. Danke, Axel, hab seit Tagen zum ersten Mal vergnügt vor mich hingekichert.

Schreiben hat sie mir schon wieder beigebracht, vielleicht kommt Songschreiben als Nächstes. Sogar meine Fassung von „Hotel California“ fand sie gut. War richtig gerührt von meiner Aufführung.

Ach ja, im Tumult die Flöten blasen.

Love & peace

Seb

Mit zwanzig Jahren hatte er diese Weißglut der Enttäuschung zum ersten Mal so intensiv erlebt, als er, vom Liebeswahn gebeutelt, den Kopf gegen die Wand schlug. Und ein paar Jahre danach zum zweiten Mal, als er Mona geohrfeigt hat, in Lenggries, an Silvester, weil sie mit dem Mille rumgeknutscht hatte. Da gingen Türen auf, zu ihm selbst, und in die gnadenlose und schreckliche Natur der Dinge. Und jetzt war er wieder im Hier und Jetzt der Wahrheit angelangt. Und es stand nicht in seiner Macht, irgendetwas dagegen zu tun oder seine Lage zu verändern.

Es geschah einfach. Die große Illusion brach schlagartig zusammen. Man kann das Schicksal nicht zwingen. Und die Liebe erst recht nicht. Kein Schamane, kein Zauberer. Liebe ist frei, unzähmbar, und wenn sie nicht erwidert wird, tut sie weh wie grenzenlose Ohnmacht.

Er registrierte verwundert, wie sehr ihn sein Seelenschmerz körperlich angriff. Er spürte ständig einen Druck in der Brust, Beklemmungen, Atemnot, Herzflimmern. Später kam ihm der Gedanke, dass er jetzt anders damit umgehen müsste als damals. Er war ja ein paar Jahre älter geworden.

Erster Satz:

Herz

1 Sie ist da

 

Ich hatte schon etwa eine Woche in dem Haus
gewohnt, als mir auffiel, dass am Briefkasten, der zu
Apartment 2 gehörte, eine merkwürdige Karte im
Namensschlitz steckte. Darauf stand in nüchternen
Druckbuchstaben: Miss Holiday Golightly; und
darunter in der Ecke, Auf Reisen. Es wurde zum
Ohrwurm bei mir: Miss Holiday Golightly auf
Reisen
.

Truman Capote, Frühstück bei Tiffany

Sebastian hatte am Nachmittag vor der ersten Begegnung mit Delfina im Notizbuch festgehalten:

30.11.

Wie kann ich nur so vergnügt sein, an einem Tag wie heute? Morgens krieg ich die Mail vom Verleger, er wird den „Wugg“ nicht drucken. Die Art, in der er mir das mitteilte, war, hm, charmant. Von sympathisch war die Rede, davon, dass so ein Buch als „Werkstattbericht“ durchginge, wenn ich ein berühmter Schriftsteller wäre usw. Er hat sich bemüht, war nett, der W. F. Aber was bleibt ist: Abgelehnt. Warum bin ich trotzdem so gut drauf heute?

Samstagmittag, 1. Dezember

Nach dem nächtlichen Trinkgelage radelt er zu ihrem Haus hinüber, um sich zu vergewissern, dass er sie nicht geträumt hat. Er will ihr Klingelschild angucken. Es ist ein zweistöckiges Mietshaus, vielleicht 25 Klingelknöpfe, nirgends ihr Name. Da die Haustür offen steht, sucht er die Briefkästen ab und findet das kleine Papierschild, auf das mit Kugelschreiber „Paradise“ gekritzelt steht.

Später sagt sie ihm, dass sie auch gleich am Tag danach zu seinem Haus gegangen ist, um sein Klingelschild zu suchen, vergeblich, weil sie es unter den vielen Namen nicht entdecken konnte. Ging ihm beim Einziehen genauso. Wohnsilo. An die siebzig Schilder.

Den ganzen Samstag gehen ihm die Bilder vom Vorabend nicht aus dem Kopf. Er versucht, sich ihr Gesicht vorzustellen. Es taucht kurz auf in seiner Erinnerung, verschwindet, taucht wieder auf. Er sieht sie beide fest aneinandergedrückt auf dem Gehsteig, in der kalten Nachtluft am Eisbach. Die wenigen Lichter der großen Jugendstilhäuser spiegeln sich in den geriffelten Wellen, die an der Wasseroberfläche dahintreiben. Der Eisbach fließt etwas schneller als Delfina und Sebastian. Der passt sich mit einem kleinen Hüpfer ihrem Schritt an. Wie lange ist es her, dass er mit einer Frau so nah ein Stück des Wegs gemeinsam gegangen ist.

Die Frau hat Stil. Das ist das erste, was ihm auffällt an ihr, als sie, die Unbekannte mit den schwarzen Haaren, in der Ecke am Caféhaustisch sitzt. Und ihre aufrechte Haltung. Und wie langsam sie den Wein trinkt.

Saavas, der Kellner, steht an ihrem Tisch, unterhält sich mit ihr. Sie hat die Unterarme aufgestützt und sieht aufmerksam zu ihm hoch. Er fragt, wo sie wohnt. Dann schaut er zu Sebastian rüber. „Ah, in der Kunigundenstraße. Ist das nicht in deiner Nachbarschaft?“, fragt er.

Saavas hat keine Ahnung, wo die Kunigundenstraße sein könnte. Sebastian verzieht den Mund zu einem freundlichen Grinsen. Er packt das Notizbuch weg, schiebt den „Anton Reiser“ zurück in den Rucksack. Dann steht er auf und geht zur Toilette. Das Lokal ist wenig besetzt, zwei, drei Tische, die griechische Sirtaki-Musik hat genau die richtige Lautstärke. Als er zu seinem Tisch in der linken Ecke zurückgeht, lächelt er die Frau mit den schwarzen Haaren selbstbewusst und freundlich an. Sie lächelt zurück. Selbstbewusst und freundlich.

Er setzt sich wieder an seinen Tisch und dreht eine Zigarette. Gelegentlich schaut er in ihre Richtung. Frau mit schwarzen Haaren. Sie nippt an ihrem Wein, schaut zu ihm hin.

Er hört, wie seine Stimme sagt: „Mögen Sie nicht Ihren Wein hier an meinem Tisch austrinken?“

Sie lächelt, nickt, steht auf, hängt die hellbraune Ledertasche über die Schulter, schnappt sich den Mantel mit einer Hand, das Glas mit der anderen. Ihr Gesicht sieht er erst richtig, als sie vor ihm steht und ihn zum zweiten Mal an diesem Abend anlächelt und sagt: „Ich heiß Delfina.“

Meine Güte, denkt er und spürt einen Druck in der Brust, die schaut ja lieb aus! „Ich heiß Sebastian.“

Sie reicht ihm die Hand über den Tisch, er ergreift sie. Sanfter Händedruck.

Die dunkle Nacht will nicht vergehn
Nur dein Blick verspricht mir Feuer
Und er gibt mir zu verstehn
Du und ich, wir sind das Neue
Komm, wir zünden unser Feuer
Komm, wir zünden unser Feuer
Die Nacht verbrennt in unserm Feuer

Weiter jetzt, bleib nur nicht stehn
Liebe braucht das Abenteuer
Dunkelheit kann nur vergehn
Wenn die Glut die Zeit erneuert
Komm, wir zünden unser Feuer
Komm, wir zünden unser Feuer
Die Nacht verbrennt in unserm Feuer

Die alten Worte sind verbraucht
Ihr hohler Klang erstirbt am Feuer
Klarheit schenkt dir erst der Rauch
Aus der Asche wächst das Neue
Komm, wir zünden unser Feuer
Komm, wir zünden unser Feuer
Die Nacht verbrennt in unserm Feuer

In rasender Geschwindigkeit waren sie aufeinander zugefahren. Sie hat noch einen Wein bestellt, es war ihr zweiter, er bestellte das vierte Bier, und sie hat sofort angefangen, richtig zu fragen. Nix Smalltalk. „Hast du was mit Film zu tun?“

Er muss lachen. „Interessant, das war deine erste Frage. Wie kommst du denn da drauf? Seh ich so aus?“

„Ich hab ein paar Sätze von eurer Unterhaltung vorhin aufgeschnappt.“

Da waren noch der Klauski und der Popp an seinem Tisch gesessen. Mit dem Mimen hatte er sich am Anfang gleich ganz wunderbar in die Haare gekriegt. Sebastian konnte ihm, mit Klauski als Zeuge, endlich mal nachweisen, dass er gerade sooo einen Stuss erzählt hatte, und dass er immer so’n Stuss erzählt, und Schauspieler nur einen Satz gerade denken können, wenn man ihnen einen Text zum Auswendiglernen gibt. Und dann ham sie sich wieder eingekriegt, und der Popp hing gemütlich auf dem Stuhl, der Klauski war schon weg. Er hatte der schönen schwarzen Luna mit dem glänzenden Fell und dem freundlichen Hundecharakter ein pinkfarbenes Leuchthalsband umgelegt und war in der Großstadtnacht verschwunden.

Sebastian hat dem Popp dann noch erzählt, dass der K. seinen Prozess gegen den Verschling-Konzern gewonnen hat, wo’s um sieben Millionen ging, aber mit der neuen Filmproduktion hätt’ der K. noch nicht angefangen, weil er im Moment