Mit Beiträgen von:

Dirk Behrmann; Melanie Blinzler; Wilfried Blume-Beyerle; Holger Bölkow; Rainer Cohrs; Gunnar Cronberger; Silke Eilzer; Holger Floeting; Bernhard Frevel; Bernd Fuchs; Helmut Fünfsinn; Wolfgang Gores; Reiner Greulich; Frederick Groeger-Roth; Axel Groenemeyer; Joachim Häfele; Rita Haverkamp; Dieter Hermann; Joachim Herrmann; Guido Jabusch; Robert Kopp; Thomas Kutschaty; Olaf Lobermeier; Heinz-Peter Mair; Erich Marks; Andreas Mayer; Christian Miesner; Julia Muth; Gerd Neubeck; Sybille Oetliker; Christiane Sadeler; Martin Schairer; Karla Schmitz; Anke Schröder; Herbert Schubert; Christoph Schüle; Detlev Schürmann; Tillmann Schulze; Helmut Seitz; Norbert Seitz; Celina Sonka; Wiebke Steffen; Rainer Strobl; Christian Ude; Marie-Luis Wallraven-Lindl; Christian Weicht

Forum Verlag Godesberg GmbH 2013

Bibliographische Information der Deutschen Nationalbibliothek

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliographie: detailierte bibliografische

Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

© Forum Verlag Godesberg GmbH, Mönchengladbach

Alle Rechte vorbehalten

Mönchengladbach 2013

Satz und Layout: Karla Schmitz und Kathrin Geiß

Coverdesign: Konstantin Megas, Mönchengladbach

Gesamtherstellung: BoD - Books on Demand, Norderstedt

Printed in Germany

978-3-942865-15-9 (Printausgabe)

978-3-942865-16-6 (eBook)

Inhalt

Vorwort der Herausgeber

Der 17. Deutsche Präventionstag fand am 16. und 17. April 2012 unter der Schirmherrschaft des Bayerischen Ministerpräsidenten Horst Seehofer sowie des Oberbürgermeisters der Landeshauptstadt München Christian Ude im Internationalen Congress Center in München statt. Den fast 3.700 Teilnehmenden und Gästen, darunter 199 internationale Teilnehmende aus 37 Staaten, wurden nicht nur 50 Vorträge zum Schwerpunktthema und weiteren Präventionsthemen sowie 14 Vorträge im 6. Internationalen Forum, 54 Kurzvorträge (Projektspots) und eine Sonderveranstaltung „Sicher im Öffentlichen Personen- und Nahverkehr“ geboten, sondern auch die kongressbegleitende Ausstellung mit Infoständen, Infomobilen und Sonderausstellungen mit über 200 beteiligten Organisationen und Institutionen. Darüber hinaus wurden wieder die DPT-Schüleruniversität angeboten, das DPT-Bühnenprogramm und das Filmforum.

Dieser Dokumentationsband, der als Printausgabe sowie als eBook im Forum Verlag Godesberg erscheint, enthält zum einen die Schriftfassungen der Vorträge zum Schwerpunktthema des 17. Deutschen Präventionstages „Sicher leben in Stadt und Land“. Zum andern gibt die Dokumentation einen Überblick über den gesamten Kongress und enthält das Kongressgutachten sowie die ausführliche Kongressevaluation.

Wie in den Vorjahren, ist auch der 17. Kongress in der Internetdokumentation des Deutschen Präventionstages unter www.praeventionstag.de/nano.com/17-DPT umfassend dokumentiert. Hier finden sich

Wir danken dem Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) für die finanzielle Förderung des 17. Deutschen Präventionstages, den gastgebenden Veranstaltungspartnern, dem Freistaat Bayern und der Landeshauptstadt München, für ihre inhaltliche und finanzielle Unterstützung. Unser Dank gilt auch den ständigen Veranstaltungspartnern, dem Fachverband für Soziale Arbeit, Strafrecht und Kriminalpolitik (DBH), der Polizeilichen Kriminalprävention der Länder und des Bundes (ProPK), der Stiftung Deutsches Forum für Kriminalprävention (DFK) und dem WEISSEN RING e.V. für ihre Unterstützung und aktive Mitwirkung im Programmbeirat.

Besonders danken möchten wir auch Kathrin Geiß für Texterfassung und Gestaltung dieses Dokumentationsbandes, Karla Schmitz für die Endredaktion und Carl Werner Wendland für die verlegerische Betreuung.

Erich Marks und Wiebke Steffen

I. Der 17. Deutsche Präventionstag im Überblick

Deutscher Präventionstag und Veranstaltungspartner

Münchener Erklärung des 17. Deutschen Präventionstages

16. und 17. April 2012 in München

Sicher leben in Stadt und Land

„Sicher leben in Stadt und Land“ – das bedeutet weit mehr als ein Leben in äußerer und innerer Sicherheit. Von gleich hohem Wert ist ein Leben in sozialer und wirtschaftlicher Sicherheit sowie die Verlässlichkeit und Planbarkeit des eigenen Lebens. Das ist jedoch in modernen Gesellschaften nicht mehr selbstverständlich: Grundlegende gesellschaftliche Veränderungen bringen Chancen, bergen aber auch Risiken.

Dies darf nicht zu sozialer Ungleichheit und der damit verbundenen Destabilisierung von Lebenslagen führen. Die Gewinnung von sozialer Sicherheit durch die Herstellung sozialer Gerechtigkeit ist nicht nur ein elementares menschliches Bedürfnis, sondern auch eine komplexe staatliche Aufgabe und bedeutet Prävention in einem ganz umfassenden Sinne.

Deshalb hat der 17. Deutsche Präventionstag Sicherheit zu seinem Schwerpunktthema gemacht. Auf der Basis des Gutachtens von Dr. Wiebke Steffen „Sicherheit als Grundbedürfnis der Menschen und staatliche Aufgabe“ geben der Deutsche Präventionstag und seine Veranstaltungspartner DBH-Bildungswerk, Freistaat Bayern, Landeshauptstadt München, Polizeiliche Kriminalprävention der Länder und des Bundes (ProPK), Stiftung Deutsches Forum für Kriminalprävention, WEISSER RING e.V. diese „Münchener Erklärung“ ab.

1. Der Sozialstaat als Grundlage sozialer Gerechtigkeit

Die Bundesrepublik Deutschland hat als Sozial- und Wohlfahrtsstaat die verfassungsrechtlichen Grundlagen dafür geschaffen, Desintegrationsfolgen abzumildern, soziale Ungleichheiten auszugleichen, soziale Sicherheit und Gerechtigkeit herzustellen sowie den inneren Zusammenhalt der Gesellschaft zu sichern. Der Deutsche Präventionstag fordert die Politik nachdrücklich auf, weiterhin an dem im Grundgesetz verankerten Sozialstaatsprinzip festzuhalten. Eine sozial gerechte Politik muss die Chancen für ökonomische und soziale Teilhabe und Verwirklichung für alle Mitglieder der Gesellschaft ermöglichen. Jeder Einzelne soll im Rahmen seiner persönlichen Freiheit zu einem selbstbestimmten Leben und zu einer breiten gesellschaftlichen Teilhabe befähigt werden.

Der wirksamen Vermeidung von Armut kommt eine Schlüsselrolle zu: Unter den Bedingungen von Armut sind soziale Teilhabe und ein selbstbestimmtes Leben schwer möglich.

Wenn durch soziale Prävention Einkommens-, Bildungs- und Integrationsarmut abgebaut werden soll, dann müssen – auch wegen der erheblichen regionalen Disparitäten bei allen Gerechtigkeitsdimensionen – die Städte und Gemeinden in den Mittelpunkt rücken und umfassend unterstützt werden. Außerdem muss eine wirkungsvolle Prävention „maßgeschneidert“ auf den Ort vor Ort erfolgen.

2. Soziale Sicherheit und innere Sicherheit: Keine Kriminalpolitik anstelle von Sozialpolitik

Der Deutsche Präventionstag spricht sich entschieden dafür aus, soziale Ängste weiterhin politisch zu thematisieren, eigenständig zu artikulieren und den „punitive turn“ in anderen Staaten nicht mitzumachen, sondern ökonomisch und gesellschaftspolitisch bedingte Unsicherheit weiterhin sozialpolitisch und nicht ausschließlich kriminalpolitisch zu bearbeiten. Der politische Diskurs ist hier bislang bemerkenswert zurückhaltend gewesen; das sollte beibehalten und dem medialen wie auch manchem wissenschaftlichen Diskurs als Vorbild dienen.

Auch wenn eine gute Sozialpolitik Kriminalität und Kriminalitätsfurcht reduzieren kann, warnt der Deutsche Präventionstag nachdrücklich davor, Sozialpolitik als kriminalpräventive Politik einzufordern. Er spricht sich weiterhin für ein enges Verständnis von Kriminalprävention aus, in dem nur diejenigen Strategien, Konzepte und Maßnahmen als „kriminalpräventiv“ bezeichnet werden, die direkt oder indirekt die Verhinderung oder Minderung von Kriminalität zum Ziel haben.

Der Deutsche Präventionstag weist auf den Anteil der Kriminalprävention daran hin, dass es in Deutschland bislang nicht zum „punitive turn“ und zur Herausbildung einer Sicherheitsgesellschaft nach amerikanischen „Vorbild“ gekommen ist, sondern die Politik der inneren Sicherheit im Grundsatz bei den Mechanismen der Integration und Pädagogisierung des Sozial- und Wohlfahrtsstaates geblieben ist - und bleiben sollte: Zum einen dadurch, dass bei der Verhinderung bzw. Minderung von Kriminalität der Prävention der Vorrang vor der Repression gegeben wird und zum andern dadurch, dass – im Falle der Repression – in der Erziehung und Resozialisierung wichtige Funktionen der Strafe gesehen werden. Beides betont den Gedanken und die Notwendigkeit der Inklusion, der sozialen Teilhabe und Partizipation.

3. Kriminalprävention muss sich an den lokalen, sozialen und kulturellen Kontexten orientieren

Der Deutsche Präventionstag fordert, sich kritisch auch mit den riskanten Aspekten falsch verstandener Kriminalprävention auseinanderzusetzen. Kriminalprävention muss eng verstanden werden, um die ausschließlich kriminalpolitische Bearbeitung sozialpolitischer Probleme zu vermeiden. Bei allen kriminalpräventiven Programmen, Projekten und Maßnahmen sind durch eine sorgfältige Problem- und Ursachenanalyse vor Ort die lokalen, sozialen und kulturellen Kontexte von Kriminalität in Betracht zu ziehen, die Notwendigkeit kriminalpräventiver Maßnahmen zu begründen und auf ihre Wirksamkeit hin zu überprüfen.

Wenn Kriminalprävention so verstanden und eingesetzt wird, dann kann sie aus Sicht des Deutschen Präventionstages ihren Beitrag zum Abbau von Unsicherheit und Exklusion leisten und zur Förderung von sozialer Teilhabe, Integration und Solidarität.

Hinsichtlich des Verständnisses von und der Anforderungen an Kriminalprävention und ihren Leistung(smöglichkeit)en verweist der 17. Deutsche Präventionstag auf die Verhandlungen des 12., 13., 14., 15. und 16. Deutschen Präventionstages sowie die Forderungen und Appelle der Wiesbadener „Erklärung“, der „Leipziger Erklärung“, der „Hannoveraner Erklärung“, der „Berliner Erklärung“ sowie der „Oldenburger Erklärung“, deren Aktualität und Dringlichkeit unvermindert fortbestehen.

München, 17.04.2012

Erich Marks / Karla Schmitz

Zusammenfassende Gesamtdarstellung des 17. Deutschen Präventionstages

Die jährlich stattfindenden Deutschen Präventionstage verfolgen das Ziel, Kriminalprävention ressortübergreifend, interdisziplinär und in einem breiten gesellschaftlichen Rahmen darzustellen, zu erörtern und zu stärken. Dieser Sachbericht soll einen Überblick über die Struktur und die zahlreichen Themen, Sektionen und Foren des 17. Deutschen Präventionstages vermitteln, der am 16. ! & 17. April 2012 im Internationalen Congress Center München - ICM stattfand.

Leitbild des Deutschen Präventionstages

Das Selbstverständnis und die Rahmenziele sind kongressübergreifend in einem Leitbild formuliert: Der Deutsche Präventionstag wurde 1995 als nationaler jährlicher Kongress speziell für das Arbeitsfeld der Kriminalprävention begründet. Von Beginn an war es das Ziel, Kriminalprävention ressortübergreifend, interdisziplinär und in einem breiten gesellschaftlichen Rahmen darzustellen und zu stärken. Nach und nach hat sich der Deutsche Präventionstag auch für Institutionen, Projekte, Methoden, Fragestellungen und Erkenntnisse aus anderen Arbeitsfeldern der Prävention geöffnet, die bereits in mehr oder weniger direkten Arbeitszusammenhängen stehen. Neben der weiterhin zentral behandelten Kriminalprävention reicht das erweiterte Spektrum des Kongresses von der Suchtprävention oder der Verkehrsprävention bis hin zu den verschiedenen Präventionsbereichen im Gesundheitswesen.

Der Kongress wendet sich insbesondere an Verantwortungsträger der Prävention aus Behörden, Gemeinden, Städten und Kreisen, Gesundheitswesen, Jugendhilfe, Justiz, Kirchen, Medien, Politik, Polizei, Präventionsgremien, Projekten, Schulen, Sport, Vereinigungen und Verbänden, Wissenschaft, etc..

Der Deutsche Präventionstag will als jährlich stattfindender nationaler Kongress:

Programmbeirat

Zur Vorbereitung eines jeden Präventionstages wird ein Programmbeirat1 gebildet, in dem der Veranstalter sowie die gastgebenden und ständigen Veranstaltungspartner repräsentiert sind. Der Programmbeirat ist zuständig für inhaltliche Gestaltungsfragen des jeweilig anstehenden Kongresses sowie für Ausblicke und erste Vorplanungen künftiger Kongresse.

Der - wie in den Vorjahren veröffentlichte - Aufruf zur Einreichung von Vortragsthemen wurde wiederum sehr positiv aufgenommen und ergab eine große Zahl von Vorschlägen und Bewerbungen, die die Zahl der limitierten Vortragseinheiten in den verschiedenen Foren erneut deutlich überstieg.

Partner

Das Engagement und die Verbundenheit der DPT-Partner sind ein zentraler Baustein für das Gelingen des Kongresses. Allen beteiligten Entscheidungsträgern und Repräsentanten der DPT-Partner sei besonders herzlich für ihr Engagement gedankt. Insgesamt 27 Organisationen und Institutionen haben sich in unterschiedlichen Formen und vielfältigen Rollen ausdrücklich als offizielle Partner des 17. Deutschen Präventionstages mit ihrem Logo, ihrem guten Namen sowie personellen und finanziellen Ressourcen eingebracht. Ein ebenso herzlicher Dank gilt erneut dem Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend sowie weiteren Bundesministerien und nachgeordneten Behörden für die Förderung des 17. Deutschen Präventionstages. Im Einzelnen waren beteiligt:

Der 17. Deutsche Präventionstag wurde vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) gefördert.

Gastgebende Veranstaltungspartner

Ständige Veranstaltungspartner

Kooperationspartner und Sponsoren

Partnerkongresse

Internationale Partner

Plenen

Kongresseröffnung

Montag, 16. April 2012 – 11:00 bis 12:30 Uhr

Abendempfang

des Freistaats Bayern sowie der Landeshauptstadt München für die Teilnehmenden des 17. Deutschen Präventionstages am Montag, 16. April 2012 – 18:15 bis 20:00 Uhr

Abschlussplenum

Dienstag, 17. April 2012 – 15:00 bis 16:00 Uhr

Vorträge

In Parallelveranstaltungen wurden insgesamt 50 Vorträge angeboten, die sich inhaltlich sowohl mit dem Schwerpunktthema „Sicher leben in Stadt und Land“ als auch mit weiteren Themen der Prävention beschäftigten.

Projektspots

Projektspots sind praxisbezogene Kurzvorträge bzw. Projektvorstellungen von 15 Minuten Dauer zu verschiedenen aktuellen Themen der (Kriminal-)Prävention. Es wurden insgesamt 54 Projektspots angeboten.

Sechstes Internationales Forum (6th Annual International Forum for Crime Prevention - AIF) des Deutschen Präventionstages2

Die Vorträge des AIF werden in einer gesonderten Veröffentlichung in englischer Sprache dokumentiert, die, wie in den vergangenen Jahren, im Forum Verlag Godesberg (Book on Demand) erscheinen wird. Im Einzelnen wurden folgende Vorträge angeboten:

Die zahlenmäßige Entwicklung der internationalen Teilnehmenden an den Deutschen Präventionstagen seit dem Jahr 2004 ergibt sich aus der folgenden Tabelle:

Kongressbegleitende Ausstellung

Die kongressbegleitende Ausstellung des 17. Deutschen Präventionstages gliederte sich in 152 Infostände, 8 Sonderausstellungen, 6 Infomobile und 32 Posterpräsentationen.

Infostände

Sonderausstellungen

Infomobile

Posterpräsentationen

Filmforum

Im Filmforum des 17. Deutschen Präventionstages wurden 8 Filme gezeigt und diskutiert.