A Einleitung

Wir alle kennen das Internet als Technologie, die es uns ermöglicht Daten, Informationen und Medien zu verbreiten. Wir kennen das World Wide Web als weltumspannende Konsum-Plattform, die es uns erlaubt überall und jederzeit einzukaufen. Wir kennen das Internet seit dem Aufstieg von Facebook, Twitter & Co. als Web 2.0, das so genannte „Mitmach-Web“, mit sozialen Netzwerken, mit Foren und Communities, in denen wir Freunde treffen, Rat suchen und Hobbies teilen. Schlicht gesagt: Wir kennen das Internet vor allem im privaten Kontext. Zu wenig berücksichtigt wird das Web 2.0 mit seinen Möglichkeiten im Business-Kontext – denn das Web 2.0 ist viel mehr als Facebook und Youtube.

Natürlich wird heute das Social Web im Unternehmen genutzt, meistens in den Bereichen Öffentlichkeitsarbeit, Marketing und Interne Kommunikation. Selbstverständlich wird bereits auf B2B-Marktplätzen zwischen Unternehmen online gehandelt und in Expertenforen multilateral diskutiert. Noch immer werden laut BITKOM-Studie „Social Media in deutschen Unternehmen“ die Social Media-Kanäle eingesetzt, um die Markenbekanntheit zu steigern (82%) und die Kundenakquise (72%) zu erhöhen2. Doch damit sind die Möglichkeiten bei weitem nicht erschöpft. Was bislang noch nicht erkannt wurde, sind die Möglichkeiten des Web 2.0 zur Interaktion, zur Kollaboration und zur Vernetzung: Werkzeuge wie Sharepoint, die Plattform zum gemeinsamen Bearbeiten von Dokumenten, der Web-Dienst Web-Ex für Videokonferenzen, der Expertenaustausch auf speziellen Foren in Business-Netzwerken wie Xing, die Wissensteilung und Identifikation von Wissensträgern über soziale Netzwerke innerhalb eines Unternehmens mit Yammer, die Visualisierung von Daten über Google Earth, die Nutzung weltweit verfügbarer öffentlicher Informationen über das Internet mit Hilfe von Social Meda Monitoring – um nur einige zu nennen. Dazu die permanente Möglichkeit, alles von überall aus mit dem Smartphone oder dem Tablet zu nutzen und zu steuern.

Wir subsummieren das unter dem Begriff „Enterprise 3.0 – The Next Episode“. Für uns bedeutet das, die konsequente Weiterentwicklung des Enterprise 2.0-Gedankens von Andrew P. McAfee („Enterprise 2.0 is the use of emergent social software platforms within companies, or between companies and their partners or customers“3).

Drei Faktoren treiben diese Entwicklung maßgeblich voran:

  1. Neue Technologien,
  2. Eine neue Generation von Arbeitnehmern und
  3. Die Evolution des World Wide Web.

Das Internet bereitet sich auf die nächste Ausbaustufe zum Web 3.0 vor. Das Stichwort dazu ist Big Data: Trends wie Multimedia und Social Web führen zu einem explosionsartigen Daten-Wachstum. Jeden Tag entstehen 2,5 Trillionen Bytes an neuen Daten im Web, das 2012 weltweit erzeugte Datenvolumen betrug nicht fassbare 2,8 Zettabyte. Experten rechnen vor, dass sich der gesamte Datenbestand im Internet alle zwei Jahre verdoppelt. Diese enorme Datenmenge muss das Web 3.0 (auch Semantisches Web oder Internet der Dinge genannt) künftig verarbeiten können. Diese Datenflut bietet Unternehmen viele Möglichkeiten, stellt sie aber auch vor Herausforderungen in der Informationsverarbeitung. Verstärkenden Einfluss hat die rasende technologische Entwicklung bei mobilen Endgeräten: Tablets und Smartphones gibt es bereits, die Computer-Uhr Galaxy Gear von Samsung und die Daten-Brille Google Glass kündigen bereits die nächsten Entwicklungsschritte an. Demgegenüber steht der Sinkflug des PC: Die Verkäufe gehen massiv zurück, Tablets holen auf und überflügeln bald die „klassische“ Konkurrenz.

Hinzu kommt eine neue Generation von Mitarbeitern, die wahlweise als Digital Natives, Generation Y oder Millennials bezeichnet werden. Für sie ist der Umgang mit Smartphones und Tablets spielerisch und sie kommunizieren vor allem über soziale Netzwerke wie Facebook, Tumblr und Whatsapp – für sie sind E-Mail und SMS bereits veraltete Kommunikationsmittel. Diese digitale Sozialisation hat zwangsläufig auch Auswirkungen auf Unternehmen: Die junge Generation der nach 1980 Geborenen, die jetzt – international ausgebildet und selbstbewusst – auf den Arbeitsmarkt drängt, lässt sich nicht mehr nur mit Gehalt und die Aussicht auf eine konventionelle Karriere locken. Die jungen Menschen erwarten abwechslungsreiche Aufgaben, flache Hierarchien, flexible Arbeitszeiten und nicht zwangsläufig eigene Führungsverantwortung. Auf diese Herausforderungen müssen sich Organisationen, die im weltweiten War for Talents stehen, einstellen: Sie müssen umdenken, wenn sie die innovativen Köpfe von morgen erreichen wollen. Das bedeutet nicht, dass mittelständische Unternehmen nun den Silicon-Valley-Büro-Look mit loungigen Sofas, Tischkickern und Lavalampen kopieren müssen. Die Veränderungen haben vielmehr Auswirkungen auf das Projekt-Management und die Unternehmenskultur im Allgemeinen – in diesen beiden Bereichen zeichnet sich ein Paradigmenwechsel ab:

Die Stichworte sind Collaboration Management (Ziele: effizientere Teamarbeit und Wissensteilung), Information Management (Ziele: Verarbeitung unstrukturierter Inhalte aus dem Netz), Visualisation Management (Darstellung und Veranschaulichen von Information) sowie Innovative Arbeitswelten (Optimierung von Arbeitsabläufen durch Einsatz moderner Gerätetechnologie). Das erfolgreiche Unternehmen der Zukunft passt damit auch seine Organisationskultur an: Hierarchische Strukturen mit festgelegten Informations- und Berechtigungsregeln brechen auf und werden durch eine neue Vertrauenskultur ersetzt: Teilen statt herrschen, Transparenz statt Herrschaftswissen, lösungsorientiertes Denken statt betriebspolitisches Taktieren. Lernen Sie auf den folgenden Seiten unsere Vorstellung von Enterprise 3.0 und die 7 Thesen des Managements von morgen kennen mit denen sich die Herausforderungen der Zukunft leichter bewältigen lassen.

B Wie Enterprise 3.0 das Management verändert: 7 Thesen

1. Führen Sie neu!

Digital Natives