Freundschaftsgeschichten vom Franz

1. Jede Menge Probleme

Der Franz Fröstl wird bald neun Jahre alt. Er wohnt mit seiner Mama, seinem Papa und seinem Bruder in der Hasengasse. Der Bruder heißt Josef und ist sechs Jahre älter als der Franz.

Eigentlich geht es dem Franz sehr gut. Aber jede Menge Probleme hat er trotzdem.

Das größte Problem vom Franz ist seine Stimme. Die wird hoch und piepsig, wenn er sich aufregt. Und wenn er sehr aufgeregt ist, bringt er überhaupt keinen Ton mehr raus.

Damit, dass er sehr klein ist, hat der Franz auch ein Problem. Obwohl er schon bald in die dritte Klasse kommt, fragen ihn fremde Leute oft: „Na, Kleiner, wann kommst du denn in die Schule?“

Aber wenigstens sagt jetzt niemand mehr „Na, Kleine“ zu ihm. Früher hat der Franz das fast jeden Tag hören müssen. Doch seit seine Nase gewachsen ist und sein Mund breiter geworden ist, schaut er nicht mehr wie ein Mädchen aus.

Freundschafts-Probleme hat der Franz auch. Sein ältestes Freundschafts-Problem hat er mit seinem großen Bruder. Schrecklich gern würde der Franz sagen: „Mein allerbester Freund ist mein Bruder, der Josef!“

Bloß denkt der Josef nicht daran, der allerbeste Freund vom Franz zu sein. Er nennt ihn „Stöpsel“ und „Zwerg“ und „Piepsmaus“. Nie spielt er mit dem Franz, nie nimmt er ihn wohin mit. Nicht mal, wenn ihn die Mama oder der Papa darum bitten.

„Der Knirps ist ein Klotz am Bein!“, sagt er.

Die Mama vom Franz behauptet, dass der Josef den Franz in Wirklichkeit sehr lieb hat. „Er ist halt bloß in einem ruppigen Alter“, erklärt sie dem Franz.

Der Franz fragt dann immer: „Wie lange dauert das ruppige Alter noch?“

„Sicher nimmer lange“, antwortet die Mama jedes Mal.

Seit vielen Jahren sagt sie das. Tausendmal hat es der Franz schon gehört, und er hat es längst aufgegeben, daran zu glauben.

Oft kuschelt sich der Franz vor dem Einschlafen in die Decke und denkt sich einen Josef aus, der sein allerbester Freund ist.

Einen Josef, der mit ihm aus Lego-Steinen den Stephansturm baut und ihm schwierige Rechnungen erklärt und ihn mit ins Schwimmbad und zum Eislaufen nimmt.

Manchmal träumt er dann sogar in der Nacht von diesem Josef. Das sind so schöne Träume, dass er am nächsten Morgen ganz glücklich aufwacht.

Und so denkt sich der Franz: Hauptsache, ich habe einen Bruder, der mein allerbester Freund ist. Ob im Traum oder in Wirklichkeit, ist doch fast egal!

Außerdem, sagt sich der Franz, habe ich im wirklichen Leben sowieso zwei allerbeste Freunde. Das muss reichen!

Die zwei allerbesten Freunde vom Franz sind die Gabi Gruber und der Eberhard Most.

Die Gabi wohnt im Haus vom Franz, in der Wohnung nebenan. Nach der Schule geht der Franz mit ihr heim und bleibt bei ihr, bis seine Eltern von der Arbeit kommen.

Der Franz liebt die Gabi. Die Gabi liebt den Franz auch. Sonst würde sie ja nicht oft sagen: „Wenn wir achtzehn Jahre alt sind, heiraten wir und bekommen sechs Kinder!“