Opageschichten vom Franz

Der Franz hat eine Mama, einen Papa, einen großen Bruder, den Josef, und eine Oma. Die Oma ist die Mutter vom Papa, sie lebt im Altersheim, nicht weit weg von der Hasengasse, wo der Franz wohnt. Einen Opa hat er nicht. Der Vater vom Papa ist vor fünf Jahren gestorben, da war der Franz drei Jahre alt. Und die Eltern der Mama waren schon tot, wie der Franz auf die Welt gekommen ist.

Dass er keinen Opa hat, stört den Franz nur, wenn der Eberhard Most von seinem Opa erzählt.

Der Eberhard ist der Freund vom Franz. Sein Opa repariert alle Spielsachen und rückt Taschengeld raus. So einen Opa hätte der Franz gern, aber er tröstet sich damit, dass nicht alle Opas so viel taugen, und sagt sich: „Ich könnte ja auch einen Opa wie die Gabi haben!“

Die Gabi ist die Freundin vom Franz. Sie wohnt im Haus vom Franz, nebenan, in der Nachbarwohnung, und ihr Opa ist ein Ekel. Geld rückt er nie raus, Spielsachen repariert er auch nicht, und er schimpft immer, dass die Gabi keine Manieren hat.

1. Wie der Franz ein Opa-Problem bekam

Der Franz hätte nie ein echtes Opa-Problem bekommen, hätte der Zickzack (das ist der Lehrer vom Franz, er heißt in Wirklichkeit Swoboda) nicht den Joschka Schnur neben den Franz gesetzt. Der Joschka ist ein dummer Angeber.

Er sagt: „Ich habe einen Vierfarben-Kugelschreiber, hast du nicht, ätsch!“

Er sagt: „Ich habe eine Polaroid-Kamera, hast du nicht, ätsch!“

Er sagt: „Ich habe vierzig Kilo Legosteine, hast du nicht, ätsch!“

Dem Franz geht das schwer auf die Nerven. Und am meisten ärgert ihn, dass der Kerl recht hat. Der Franz hat keinen Vierfarben-Kugelschreiber, keine Polaroid-Kamera und keine vierzig Kilo Legosteine.

Der Franz hätte gern wenigstens ein Mal dem Joschka geantwortet: „Da irrst du dich. Habe ich auch, ätsch!“

Einmal, am Samstag in der großen Pause, stand der Franz mit der Gabi zusammen und teilte mit ihr seine Mandarine. Die Gabi ist so alt wie der Franz, aber sie geht nicht in seine Klasse. Der Franz geht in die 2b, die Gabi in die 2a.

Gerade als die Gabi ihre Mandarinenspalten zählte, um sicher zu sein, dass der Franz gerecht geteilt hatte, kam der Joschka. Er stellte sich zu ihnen und sagte zum Franz: „Heute kommt mein toller Opa, so einen hast du nicht, ätsch!“

Da rief der Franz: „Ich hab noch einen viel tolleren, ätsch!“

Der Joschka schüttelte den Kopf. „Du hast überhaupt keinen Opa“, sagte er.

„Habe ich doch“, rief der Franz. Aber seine Stimme war dabei ein bisschen piepsig. Weil er immer eine Piepsstimme kriegt, wenn er sich aufregt.

„Nein“, rief der Joschka. „Deine Mama hat zu meiner gesagt, dass ihr keinen habt.“

Der Franz piepste: „Da hast du dich verhört.“