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Markt- und Schaustellermuseum

1300 m2 Ausstellungsfläche. 1200 große Objekte, 1000 kleine Objekte, 5500 Grafiken, Gemälde, Fotos, 1500 Bücher, zusammengetragen, erhalten und aufbewahrt von Erich Knocke Schausteller und Sammler.
Karussells, Karusselltiere, Moritatentafeln, Wanderkino-Ausrüstungen, Marktkarren, Schaustellerwohnwagen, Scherenschleiferwagen, Lotterietrommeln, Transportmaschinen, Werkzeug und Gerätschaften, Musikinstrumente wie Drehorgeln, Rückenklaviere, Harmonien, Orchestrien und Walzenorgeln, Objekte zur Vor- und Frühgeschichte der Fotografie und des Films wie Guckkästen mit den zugehörigen Motivbildern und weitere frühe Bildbetrachter und -projektoren. Figuren aus Holz, Porzellan, Zinn, Blech, Silber, Spiele, Wandteller, Wandteppiche, Modell von Orgeln, Fahrgeschäften, Markt- und Schaustellerfahrzeugen, Dokumente und Fotografien, Urkunden, Plakate, Flugschriften, Zeitungen und Zeitungsausschnitte. Eine graphische Sammlung mit dem zeitlichen Schwerpunkt 18. und 19. Jahrhundert. Eine themenbezogene Spezialbibliothek, zum Teil aus dem 18. und 19. Jahrhundert.

© Markt- und Schaustellermuseum 2011

Herstellung und Verlag:

Books on Demand GmbH, Norderstedt
ISBN 978-3-8448-7598-0

Inhaltsverzeichnis

Nr. 1

Drei Exemplare der Laterna magica

Nr. 2

Neues Bergwerk in Essen (Buckelbergwerk)

Nr. 3

Ein Arthur-Anderson-Karussellpferd

Nr. 4

"Kunstbüchlein" eines reisenden Medicus

Nr. 5

Markt- und Kirmes in Essen im 19. Jahrhundert

Nr. 6

Bildtafeln (Schiffschaukel und Kinderkarussell)

Nr. 7

Spiel mit Technik (Ausstellung Technikmuseum Berlin)

Nr. 8

Zultan , the Fortune Teller und andere Wahrsager

Nr. 9

Weihnachtsmärkte & Adventskalender

Nr. 10

Frederick Savage, King's Lynn, Norfolk, England

Nr. 11

...und der Haifisch hat noch Zähne (Jahrmarkt & Dreigroschenoper)

Nr. 12

Der Jahrmarkt als Schauplatz der Literatur

Nr. 13

www.jahrmarktwelt.net (Europäisches Internetprojekt)

Nr. 14

Weihnachtsmärkte

Hereinspaziert!

Vorstellung des Markt- und Schaustellermuseums Essen

Das Schaustellergewerbe blickt auf eine lange Geschichte zurück, die untrennbar mit Märkten und Jahrmärkten verbunden ist. Besonders in Deutschlands Industriegebiet an Ruhr und Ems förderte die Gründung von Marktplätzen und Jahrmärkten die wirtschaftliche und gesellschaftliche Entwicklung lange vor Kohle und Stahl.

Zu Beginn des 19. Jahrhunderts, als Essen nur etwa 4000 Einwohner zählte, zogen die Markttage bereits etwa 15000 Besucher von Nah und Fern an.

„Wenn man vom Jahrmarkt zurückkommt, ist man klüger als zuvor“, lautete eine alte Redensart. Seit Märkte und Jahrmärkte bestehen, dienen sie auch als Zentren des Kultur- und Informationsaustauschs.

Aus den Wanderschaustellern der früheren Zeit sind mittlerweile angesehene Arbeitgeber geworden, aber die traditionellen Jahrmärkte und Märkte laufen Gefahr, zu einer fast vergessenen Kultur zu werden.

Das Markt- und Schaustellermuseum Essen ist fest entschlossen, die Erinnerung mit Hilfe seiner unzähligen Raritäten wach zu halten. Es stellt das Lebenswerk eines echten Schaustellers - Erich Knocke - dar und wurde mit Ehrgeiz, Großzügigkeit und Fachwissen aufgebaut.

Die Sammlung besteht seit mittlerweile über fünfzig Jahren. Die Geburtsstunde des Museums schlug allerdings erst 1982, als die kostbaren und kuriosen Objekte in ein Gebäude desGroßmarkts am Berliner Platz umzogen.

1996 wurde die Sammlung an ihrem heutigen Standort in der Hachestraße untergebracht. Sie umfasst Karussells, Karusselltiere, Orgeln, Moritatentafeln, Elektrisiermaschinen, Guckkästen, Laterna magicas und viele andere authentische Objekte, die das breite Spektrum des alten Jahrmarkts und die Spürnase der Schausteller für technische Neuerungen belegen.

Dazu kommen zahllose Blech-, Holz-, Porzellan- Zinn- und Silberfiguren, Spielzeug, Wandteller, Teppiche und andere Raritäten.

Sogar akustisch wird der alte Jahrmarkt mit acht großen Orgeln und vielen anderen traditionellen Musikinstrumenten zum Leben erweckt.

Für die ernsthafte Forschung stehen eine umfangreiche Bibliothek und eine Grafiksammlung von über 5000 Drucken und Stichen zur Verfügung. Träger des Museums ist der gemeinnützige Arbeitskreis Kultur und Brauchtum e.V.

Eine Besonderheit des Museums ist die Präsentation der Exponate: sie sind zwar sinnvoll gruppiert, aber gleichwertig neben- und teilweise durcheinander aufgestellt. Die geheimnisvolle Atmosphäre lässt den Besucher des alten Gebäudes die Entdeckerlust und Faszination des Jahrmarktpublikums von anno dazumal nachempfinden.

Zumal wenn man das Glück hat, dass Erich Knocke die Zeit findet, persönlich eine Gruppen durchs Museum zu führen. Dann gibt es die Museumsführung der besonderen Art: zu jedem Stück eine besondere Geschichte und die großen Jahrmarktorgeln entfalten dazu ihre gewaltige Klangfülle.

 

Das Museum hat leider keine festen Öffnungszeiten.
Es sind nur Gruppenführungen nach Anmeldung
und mit maximal 15 Personen möglich.

Eintrittspreis: 8 Euro pro Person

Anmeldung unter: Fax 0201-350434

                                 Fax 0201-228949

                                 Tel. 0179-2093054 (Frau Aust)
                                 Tel. 0172-2678969 (Herr Knocke)

                  schaustellermuseum@web.de
                  www.schaustellermuseum.de

Anschrift

Markt- und Schaustellermuseum
Hachestr. 68

45127 Essen

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Neuigkeiten aus dem Markt- und
Schaustellermuseum
Nr. 1

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Seit Februar 2005 besitzt das Museum drei Exemplare der Laterna Magica. Sie stammen aus dem Besitz von Schaustellern und wurden auf Jahrmärkten eingesetzt.

1. Laterna Magica aus dem Besitzer des Wittener Kohlenhändlers Wilhelm Wiedau, der ab 1898 mit einem Wanderkino unterwegs war. Er durfte 1899 den Kaiser im bergischen Land filmen und eröffnete 1906 sein erstes festes Kino in Münster, wo er bis 1910 ohne Konkurrenz war. 1913 muss er nach Emsdetten ausweichen, weil schließlich das Münsteraner Publikum die moderneren Kinos und Filme des Düsseldorfers Christian Winter vorzieht. Die Laterna Magica des Markt- und Schaustellermuseums entstand zwischen 1890 und 1900, stammt aber nicht von einem professionellen Hersteller. Das Objektiv sitzt in einem Blechzylinder, der sich mit der Hand bewegen lässt. Der Schornstein bezeugt, dass die Lichtquelle keinesfalls elektrisch gewesen ist.

Zu diesem Gerät gehören 9 Dias mit grünen Papieraufklebern und einem Stempel in Blindprägung (B&S), die von J. Barnard & Son, London gemacht wurden und die Geschichte von Robinson Crusoe erzählen. Die ersten farbigen handgemalten Glasbildchen von etwa 7 cm Durchmesser (in Deutschland auch üblich), die von einem zweiten Glas geschützt und mit Hilfe eines Metallringes in einem Holzrahmen meist aus leichtem Pappelholz gehalten werden, werden von dieser Firma ab etwa 1870 hergestellt und vertrieben. Das Geschäft von Jabez Barnard verkauft bereits seit etwa 1841 Materialien für den Künstlerbedarf. Um 1900 existiert die Firma immer noch.

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2. Laterna Magica der Firma Clément & Gilmer, 8-10 rue de Malte, Paris. Die beiden Besitzer übernehmen das Geschäft 1877 von ihrem Partner Laverne und werden zu einem der beiden Hauptlieferanten für Projektoren und Dias. 1896 bringen sie einen Filmprojektor, den Vitagraphen, auf den Markt. Dieser wurde in einer eigenen Dampfmaschinenfabrik gefertigt und in Deutschland von Robert Talbot, Berlin, der bekanntesten Firma für Laterna Magicas neben Liesegang vertrieben.

Da Clément 1910 umzieht (30, rue des Petites Ecuries), muss die Laterna Magica des Markt- und Schaustellermuseums vorher entstanden sein (siehe ovale Messingplakette).

Im Innern des Gerätes befindet sich eine kleine rechteckige Plakette : L’Etoile, 7, place Ampère, Lyon. Diese Firma, die um 1930 unter dieser Adresse anzutreffen um 1950 aber innerhalb von Lyon umgezogen ist (36, rue Tronchet) und Filmprojektoren vertreibt, hat die qualitativ hochwertige Laterna Magica von Clément & Gilmer umgerüstet. Sie wurde in ihrer zweiten Einsatzphase elektrisch betrieben.

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3. Laterna Magica als Episkop mit der französischen Aufschrift PLANISCOPE   CCP PARMENTIER . Dieses Gerät erlaubt durch Spiegel im Inneren und eine elektrische Lichtquelle die Projektion von Blättern und Postkarten. Über einen weiteren Spiegel und das Objektiv auf dem Gerät wird das Bild auf die Projektionsfläche geworfen.

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Text : Andrea Stadler, Markt und
Schaustellermuseum 2005

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Neuigkeiten aus dem Markt- und
Schaustellermuseum
Nr. 2

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Neues Bergwerk in Essen eröffnet!

Mechanisches Wunder!

Hier ist zu sehen das Bergwerk zu Freiberg.

Ein Rad greift in das andere.

Hier steigen die Leute herauf,

Und hier steigen sie hinunter.

Und wenn sie fünf Stunden gearbeitet ham,

könne se ihr Stück trocken Brot essen.

(Aus dem Begleittext zur Vorführung eines Buckelbergwerkes)

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Text: Brigitte Aust, Markt- und
Schaustellermuseum 2005

Die Buckelbergwerke sind schrankartige Schaukästen, die auf dem Rücken getragen wurden. Sie zeigen Bergbauanlagen unter Tage. Mit einer Handkurbel werden zahlreiche Figuren und Förderaufzüge in Bewegung gesetzt. Die Detailfülle wird vom rhythmischen Klopfen des Pochwerkes und dem Schlag der Grubenglocke unterstrichen. Beim Vorführen erklärten die Besitzer des Buckelbergwerkes – meist erzgebirgische Berginvaliden – das Modell, nicht ohne dabei nachdrücklich auf die Gefahren der Arbeit unter Tage und ihr eigenes schlimmes Schicksal hinzuweisen. Sie gingen über Land und führten die Bergwerke auf Jahrmärkten, in Gaststätten und später auch in Schulen vor. Es war übrigens nicht so, dass die Buckelbergwerke immer erst von invaliden Bergleuten gebaut wurden. Viele junge Bergarbeiter haben sie bereits in ihrer Jugend gefertigt, sozusagen als Vorsorge für den Notfall. Schließlich konnte ein Bergmann nicht wissen, ob seine Hände nach einem schlimmen Bergunfall noch zu solch kunstvollen Schnitzereien fähig waren.

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Neuigkeiten aus dem
Markt- und
Schaustellermuseum
Nr. 3

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Ein Arthur-Anderson-Karussellpferd

1895 geht in England geht die Zeit der großen Segelschiffe zu Ende.

Viele im Schiffsbau beschäftige Holzbildhauer, unter ihnen John Robert Anderson aus Bristol, arbeiten jetzt für Schausteller. Der Bedarf ist groß – ein neuer Industriezweig entsteht.

J.R. Andersons harmonische, im Renaissance-Stil verzierte Karussellpferde bezaubern auch das anspruchsvolle Publikum der englischen Oberschicht

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Arthur Anderson, in der Uniform der
1. Gloucester Armee-Division, während des 1. Weltkriegs

Sein Sohn Arthur Anderson, geprägt von dem strengen, rigorosen Vater und den Schrecken des Weltkriegs, schlägt künstlerisch über die Stränge: Orgien von Akanthusblättern und Girlanden im Geist des Jugendstils, die sich um den Leib seiner Karussellpferde winden, Adler im tödlichen Kampf mit Riesenschlangen, surreale, alptraumhafte Fratzen und Kreaturen, Metamorphosen und Zentauren sind Zeugnisse seiner ungestümen Kreativität. Ein Karussell mit exzentrischer Arthur-Anderson-Besatzung gehört sicherlich zu den eindrucksvollsten Kunstwerken der Jahrmarktwelt.

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Arthur Andersons Pferde galoppieren ausgreifend, angstvoll und aggressiv, oft mit angelegten Ohren. Das Blattwerk bedeckt jeden Zentimeter des Pferdeleibes und wirkt wie der Wirbel des Luftstroms in einem Windkanal Die große Sattelschnalle und die Lichtnelken-Blüte, das Emblem Bristols, sind ihre markanten Kennzeichen. Anderson zeichnete seine Ornamente freihändig, nicht nach Schablone. Jedes Pferd trägt damit seine ureigene Handschrift. 1936 starb Anderson, und mit ihm, wie viele sagen, das englische Karussellpferd.

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