Michael Kotsch

Alternative Heilmethoden

pro und contra

Michael Kotsch

Alternative

Heilmethoden

pro und contra

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ISBN 978-3-7751-7015-4 (E-Book)

ISBN 978-3-7751-5025-5 (lieferbare Buchausgabe)

Fischer, Knoblauch & Co. Medienproduktionsgesellschaft mbH, 80801 München

SCM Hänssler im SCM-Verlag GmbH & Co. KG • 71088 Holzgerlingen

Internet: www.scm-haenssler.de

E-Mail: info@scm-haenssler.de

Umschlaggestaltung: Jens Vogelsang, Aachen

Titelbild: Corbis GmbH

Satz: typoscript GmbH, Walddorfhäslach

Druck und Bindung: CPI – Ebner & Spiegel, Ulm

Printed in Germany

Inhalt

Kurz und bündig

Vorwort des Herausgebers

I. Komplementärmedizin – gestern und heute

1. Offen für Alternativen in der Medizin

2. Alternative Heilmethoden - gestern und heute

3. Anerkannte und alternative Medizin im 18. Jahrhundert

4. Anerkannte Medizin und Homoöpa- thie

5. Anerkannte Medizin und Naturheilkunde

6. Anerkannte Medizin und freie Heilkundige

7. Alternative Medizin im Nationalsozialismus

8. Anerkannte Medizin und die esoterisch-ganzheitliche Wende

9. Therapie-Vielfalt oder TherapieVerbote?

II. Alternative Heilmethoden beurteilen

1. Das Phänomen feststellen

2. Die Glaubwürdigkeit von Therapieentwicklern und Anwendern

3. Die Erklärungen überprüfen

4. Die Denkmodelle mit der Bibel vergleichen

5. Alternative Deutungen erwägen

6. Übernatürliche Wirkungen berücksichtigen

7. Weisheit von Gott erbitten

8. Die Merkmale alternativer Medizin

Abhängigkeit vom Kosmos – die Urenergie Qi

Geheimnisvolle Strahlungen und Schwingungen

Universelle Ganzheitlichkeit

Mikrokosmos – Makrokosmos

Yin und Yang – das Gleichgewicht der Kräfte

Meridiane – Energiekanäle

Chakren – Energiepunkte

Fünf Elemente – willkürliche Systematik

III. Kleines ABC Alternativer Heilmethoden

Aderlass

Akupunktur/Traditionell Chinesische Medizin (TCM)

Anthroposophische Medizin

Aromatherapie

Atemgymnastik

Ayurveda

Balneotherapie

Baunscheidtieren

Bioenergetik

Bioresonanztherapie (BRT)/MORA Therapie

Blutgruppen Diät

Chiropraktik

Edelsteintherapie

Eigenbluttherapie

Farbtherapie

Hildegard-Medizin

Homöopathie

Homotoxikologie

Hydrotherapie

Hypnotherapie

Kältetherapie

Kranosakraltherapie/Cranio Sacral Therapie

Logotherapie

Magnetfeldtherapie (MFT)/Magnetresonanztherapie/Resonante Informationstherapie/Pulsierende Signaltherapie

Makrobiotik

Massagetherapie

Mikrobiologische Therapie/Symbioselenkung

Misteltherapie

Musiktherapie

Ordnungstherapie

Osteopathie

Phytotherapie/Pflanzenmedizin

Reflexzonenmassage

Reiki

Schüßler-Salze (Biochemie)

Wärmetherapie

Literatur

Hilfreiche Adressen und Internetseiten

Anmerkungen

Kurz und bündig

Geht es Ihnen nicht auch so? Über manch einen Themenbereich würde man gerne als Normalbürger Bescheid wissen (oder muss es vielleicht sogar). Doch was die Fachleute schreiben, ist im Normalfall zu kompliziert und zu umfangreich. Wer hat schon Zeit, sich in jedes Thema wochenlang einzuarbeiten!?

Hier wollen wir Hilfestellung leisten. In Hänssler kurz und bündig geben Fachleute, die sich mit einem Thema schon seit Jahren intensiv beschäftigen, kurz und verständlich einen Überblick über das, was man wissen muss, wenn man Bescheid wissen will und mitreden können möchte.

Dabei enthält jeder Band der Reihe Hänssler kurz und bündig die folgenden Elemente:

•  Fakten und Basisinformationen

•  die Diskussion kontroverser Fragen

•  praktische Hilfen und Hinweise zum Weiterarbeiten

All das ist so angelegt, dass der Leser sich in zwei bis drei Stunden (also etwa statt des Abendkrimis oder auf einer Zugfahrt) ein Thema in seinen Grundlagen aneignen kann. Die Anwendung im Leben oder das anschließende Gespräch mit anderen wird dann aber sicher etwas länger dauern …

Ich würde mir wünschen, dass dieser kleine Band Ihren Horizont erweitern kann und die Informationen liefert, die Sie suchen.

Thomas Schirrmacher

Vorwort des Herausgebers

Jeder Bürger wird bei uns täglich mit den Angeboten alternativer Heilmethoden konfrontiert. Nur noch wenige Ärzte verweisen nicht auf diese Möglichkeiten, in Apotheke und Drogerien sind ihre Produkte allgegenwärtig, in der Werbung werden sie pausenlos angeboten, in Buchhandlungen findet sich eine enorme Bandbreite von Ratgebern aller Art, in denen die verschiedensten alternativen Heilmethoden empfohlen werden, allgemein oder spezialisiert für bestimmte Probleme und Krankheiten. Und im alltäglichen Gespräch untereinander über unsere Probleme haben sie längst einen festen Platz bekommen.

Jeder weiß irgendwie, dass unmöglich alle diese Heilmethoden halten können, was sie versprechen und dass unter diesen Heilmethoden viele sind, die entweder Scharlatanerie sind oder eher eine Initiation in andere Religionen darstellen. Andererseits finden sich unter diesen Heilmethoden zu viele, die sich gegen die mächtige Abschottung der wissenschaftlichen Medizin durchgesetzt haben und etwa schlicht die Wirkung bestimmter Pflanzen nutzen.

Wenn man aber nicht alle alternativen Heilmethoden in Bausch und Bogen verwerfen mag, zugleich aber die Gefahr besteht, auf falsche Sirenen hereinzufallen, man aber auch nicht die Zeit hat, hundert Methoden im Detail zu prüfen, bevor man sich entscheidet, braucht man jemanden, der das weite Feld für einen sichtet.

Der vorliegende Band der Reihe kurz und bündig ist deswegen kein medizinischer Ratgeber, der zu konkreten Krankheiten traditionelle oder alternative Heilmethoden empfiehlt oder verwirft. Der Band will vielmehr einen Überblick geben, was es heute so alles auf dem Markt gibt und wie die Heilmethoden fachlich und weltanschaulich einzuschätzen sind. Dazu will er Methoden, die einen religiösen Hintergrund haben, die Frage stellen, wie sie aus christlicher Sicht einzuordnen sind.

Der erfahrene Autor hatte dabei die Qual der Wahl, denn die Liste der Methoden, die er vorstellen wollte (und etwa auf seiner Webseite vorstellt), war viel länger, als es zwei Stunden erlauben. Aber er musste sich auf die wichtigsten beschränken. Auch hätte er gerne bei jeder Methode viel differenzierter abgewogen, aber Ziel war es nicht, eine einzelne Methode erschöpfend zu behandeln, sondern den Lesern ein Grundgerüst an die Hand zu geben, auf das sich aufbauen lässt.

Ich hoffe, dass die Leser, die mit der einen oder anderen Methode andere Erfahrungen gemacht haben oder gerne mehr gewusst hätten, großzügig genug sind, das Anliegen des Buches zu verstehen: In kurzer Zeit soll der Leser einen ersten Überblick und eine grundlegende christliche Einschätzung über einen unglaublich breiten Markt bekommen, nicht mehr und nicht weniger.

Thomas Schirrmacher

I.  Komplementärmedizin – gestern und heute

Noch bis vor einigen Jahren war die überwiegend materialistische Schulmedizin allgemein akzeptierter Standard. Esoterisch gesinnte Anhänger alternativer Heilverfahren wurden in der Öffentlichkeit belächelt. In der Zwischenzeit hat sich aber der medizinische Mainstream grundlegend gewandelt. Fast jeder Allgemeinmediziner bietet seinen Patienten heute neben den etablierten Verfahren Unmengen mehr oder weniger gesicherter Therapien der Komplementärmedizin an (Alternativen zur materialistisch-naturwissenschaftlichen Medizin).

Quelle: istockphoto.com, © Pannonia

1. Offen für Alternativen in der Medizin

Schon immer waren kranke Menschen bemüht durch jedes nur mögliche Mittel die verlorene Gesundheit wiederzuerlangen. Bis zur Entwicklung einer naturwissenschaftlichen Medizin wurden religiös-okkulte, traditionelle und erfahrungswissenschaftliche Methoden undifferenziert nebeneinander praktiziert. Unabhängig von ihrer Glaubwürdigkeit wurden die verschiedenen Heilmethoden in der vagen Hoffnung auf Linderung angewandt. Erst nachdem die naturwissenschaftliche Medizin ihre durchschlagenden Erfolge gegen die Infektionskrankheiten errang, traten alternative Heilmethoden deutlich in den Hintergrund.

Weitreichendere Bedeutung erhielten die alternativen Heilmethoden erst wieder durch die Skepsis gegenüber der modernen technisierten Medizin. Der seit dem 19. Jahrhundert angefachte Fortschrittsoptimismus erweckte den Eindruck, alles sei durch die Macht von Forschung und Technik beherrschund erreichbar. So war es nur eine Frage der Zeit, wann diese Erwartungen enttäuscht werden mussten.

Diese neue Skepsis gegenüber den Aussagen und Möglichkeiten moderner medizinischer Wissenschaft wird bis heute immer wieder von Vertretern alternativer Heilkonzepte benutzt, um die Notwendigkeit der eigenen Methode zu begründen. So schreibt Theodor Meyer Steinhagen: »Die Medizin verhindert in vielen Fällen das Sterben, macht aber nicht gesund. Sie bewirkt den Zustand des chronischen Leidens.«1 Thure von Uexküll schließt sich dieser Beurteilung moderner Medizin an: »Am Ende weiß der Patient, worunter er gewiss nicht leidet; aber was ihm wirklich fehlt, erfährt er nicht. Die moderne Medizin ist für den Kranken längst zu einem Milchstraßensystem geworden, in dem er sich hoffnungslos verirrt – und in dem mit zunehmender Spezialisierung die kompetenten Berater und Helfer des Kranken unweigerlich aussterben.«2

2. Alternative Heilmethoden – gestern und heute

Der Medizinhistoriker Robert Jütte verweist in seinen Arbeiten darauf, dass der Streit um die richtige medizinische Therapie nicht erst in jüngster Zeit entbrannt ist, sondern sich in jeder Epoche nachweisen lässt.3 Immer ist es die Auseinandersetzung der herrschenden medizinischen Schule mit neu aufkommenden, nicht etablierten Konkurrenten, die schnell als »Quacksalber« oder »Kurpfuscher« diffamiert werden.

Nun verbirgt sich dahinter nicht immer die Geschichte des gerechten, den reinen Fortschritt verteidigenden Davids gegen die Übermacht des selbstgefälligen, lediglich auf Tradition bauenden Goliaths. Manchmal erwies sich die etablierte Medizin tatsächlich als befangen, vorläufig und sachlich im Irrtum. Immer wieder bestätigten sich allerdings auch die Bedenken der Skeptiker gegenüber den alternativen Heilmethoden. Allzu viele Therapien stellten sich als weitgehend wirkungslos, als ideologisch festgefahren, als wissenschaftlich widerlegbar oder als reiner Betrug heraus.

So kann der neutrale Beobachter auch im historischen Rückblick seine Sympathien nicht vorschnell dem Kritiker des Etablierten und dem Schöpfer einer neuen medizinischen Sicht schenken. Andererseits warnen die zahllosen Irrtümer der etablierten Medizin davor, sich dieser bedenkenlos auszuliefern. So unterzogen Universitätsmediziner des 19. Jahrhunderts einen Großteil der Kranken völlig nutzlosen Aderlässen oder verabreichten Quecksilberpräparate bei Syphilis. Trotz eindeutigen empirischen Ergebnissen weigerten sich Ärzte lange Zeit, zwischen den Behandlungen die Hände zu desinfizieren, und verantworteten damit unwissentlich zahlreiche Todesfälle. Willkürliche Therapien mit Elektroschocks, radioaktiver Bestrahlung, mit Hirnoperationen (Stereotaxie) und hoch dosierten Psychopharmaka, ausgeführt von etablierten Medizinern des 20. Jahrhunderts, kosteten zahllosen Patienten Gesundheit und Leben.

Selbstverständlich ließen sich auch viele Fortschritte und Erfolge moderner Medizin nennen. Nur ist die Auseinandersetzung zwischen anerkannter Medizin und alternativer Heilmethode eben nicht immer ganz so eindeutig, wie manche Stellungnahmen nahezulegen versuchen.

Wenn sich gegenwärtig alternative Heilmethoden einer wachsenden Beliebtheit erfreuen, so hat das nicht zuletzt damit zu tun, dass in den Industrienationen seit Anfang des 20. Jahrhunderts kaum noch Menschen an Infektionskrankheiten (Tuberkulose, Grippe, Cholera, Diphtherie usw.) sterben – Seuchen, die im 19. Jahrhundert noch als »Geißeln der Menschheit« galten. An dieser Stelle nämlich erfuhren die Menschen der Vergangenheit den Erfolg moderner Medizin am entscheidendsten.

Nicht mehr die Infektionskrankheiten bestimmen nunmehr die Diskussion, sondern die chronischen Krankheiten alter Menschen zusammen mit den sogenannten »Zivilisationskrankheiten« (z. B. Herz-Kreislauf-Erkrankungen) und der »neuen Morbidität« (psychosomatischen Krankheiten). Gerade für diese Erkrankungen hat die naturwissenschaftlich orientierte Hochschulmedizin, wie einige ihrer Vertreter durchaus zugeben, häufig keine erfolgreichen Therapien anzubieten. Da die Schulmedizin in diesen Bereichen wenig Hoffnung machen kann, suchen die Patienten Hilfe bei der Alternativmedizin.

3. Anerkannte und alternative Medizin im 18. Jahrhundert

Einen »allgemeinen Stand der medizinischen Kenntnisse«, wie heute im Sozialgesetzbuch der Bundesrepublik Deutschland beschrieben, gab es im 18. Jahrhundert noch nicht. Die offizielle Medizin vertraute auf das therapeutische Dreigestirn Aderlass, Brech- und Abführmittel, mit denen sie die vier Körpersäfte regulieren wollte. Auch wenn sich die studierten Mediziner in vielen Behandlungsfragen gegenseitig vehement bekämpften, waren sie sich darin einig, dass man den Quacksalbern, Afterärzten, Scharlatanen, Medikastern und Pfuschern das Handwerk legen müsste. Darunter verstand man alle Nichtakademiker unter den Heilern. Auf Druck der Ärzteschaft erließen daraufhin zahlreiche deutsche Länder spezielle Gesetze gegen nichtlizensierte Heiler (Preußen 1766, Sachsen 1767, Baden 1788, Württemberg 1809). Behandelte ein nicht anerkannter Quacksalber einen Patienten, sollte er für acht Tage ins Gefängnis, im Wiederholungsfall sogar bis zu vier Wochen.

4. Anerkannte Medizin und Homoöpathie

Die Zeit von 1810 bis 1850 war insbesondere von den Auseinandersetzungen zwischen Homöopathie und Allopathie