Danksagung

»NICHT DIE GLÜCKLICHEN SIND DANKBAR. ES SIND DIE DANKBAREN, DIE GLÜCKLICH SIND.«
(Francis Bacon)

Ich möchte allen Verwandten, Freunden und Bekannten danken, die mich auf meinem Weg durch die Krise begleitet haben. Danke, dass Ihr mir stets solidarisch zur Seite gestanden und Euch geduldig – ohne je ein Wort der Klage – mein Geheule angehört habt. Danke, dass Ihr meine Worte nie in Frage gestellt habt und ohne zu zögern bereit gewesen wart (und wärt), Euer letztes Hemd für mich zu geben. Danke für die vielen aufmunternden Worte, das gemeinsame Lachen (und Weinen) und Euer aufrichtiges Mitgefühl. Ihr habt mir dabei geholfen, weiterhin an das Gute im Menschen zu glauben. Denn Ihr seid der beste Beweis dafür!

Ein Dank geht auch an alle übrigen Wegbegleiter, die mir einfühlsam und kompetent mit Rat und Tat zur Seite gestanden haben. Die den Mut hatten, Wahrheiten auszusprechen, die ich nicht hören wollte. Die mir geholfen haben, mich auf das Positive zu fokussieren und die mir Mut gemacht haben, einen Neuanfang zu wagen.

»IT ALWAYS SEEMS IMPOSSIBLE UNTIL
IT’S DONE.«

(Nelson Mandela)

Scheitern ist geil

Ein Vorwort

Kluge Frauen scheitern anders. Und zwar anders, als ich. Denn als besonders »klug« kann man meinen Umgang mit dem Scheitern nun wirklich nicht bezeichnen. Eine kluge Frau hätte sich (ganz im Gegensatz zu mir natürlich), sicherlich nicht über Monate hinweg mit schlimmsten Selbstvorwürfen gegeißelt. Sie hätte sich nicht jeden verdammten Tag gefragt, was zur Hölle sie nur falsch gemacht hat. Sie hätte vermutlich auch nicht jede Nacht wach gelegen um darüber nachzudenken, ab wann genau es anfing, schief zu laufen. Und ganz bestimmt hätte sie sich auch nicht tausendmal gefragt, ob es einen Zeitpunkt gegeben hat, an dem sie das Ruder noch hätte herumreißen können. Denn eine kluge Frau weiß: Auf diese Fragen gibt es keine Antworten. Wozu auch. Was passiert ist, ist passiert. Daran lässt sich nichts mehr ändern. Leider. Oder vielleicht auch zum Glück. Jedenfalls macht es keinen Sinn, sich mit diesen Fragen herumzuquälen. Ich habe es natürlich trotzdem getan. Klar.

Außerdem habe ich mich geschämt. Dafür, dass ich überhaupt so naiv gewesen war zu denken, ich könnte ein Unternehmen gründen und managen. Dafür, dass ich offensichtlich die rosarote Brille aufhatte, als ich mich dazu entschlossen habe, ein Unternehmen gemeinsam mit einer Freundin zu gründen. Dafür, dass ich zu schwach war, um das Ganze wenigstens in Würde zu Ende zu bringen. Weil ich mich so sehr geschämt habe, habe ich versucht meine Situation so lange wie möglich geheimzuhalten. Immer schön den Schein waren, lautete meine Devise, mit der ich mich am Ende natürlich nur selbst betrogen habe. Ach ja und ich habe geweint. Sehr oft und sehr lange. In Parkhäusern. In Zügen. Beim Spazieren gehen. Vor meinen Eltern, vor Freunden, vor meinem Anwalt, vor Ärzten. Bei Telefonaten mit dem Finanzamt. Abends beim Einschlafen. Morgens beim Aufwachen.

Am Schlimmsten aber war, dass ich mich lange Zeit geweigert habe, Hilfe anzunehmen. Denn Hilfe annehmen ist etwas für Schwächlinge. Für Leute, die es sich gern leicht machen. Die sich lieber auf andere verlassen, als auf sich selbst. Indem man Hilfe annimmt, macht man sich von anderen Menschen abhängig. Besser man verlässt sich nur auf sich selbst. Soweit meine – damalige – Einstellung zu diesem Thema. Dann allerdings kam besagter Tag X, an dem auch ich lernen musste, dass man sich diese Einstellung eigentlich nur leisten kann, wenn man sonst keine Probleme hat. Dass es Situationen im Leben gibt, in denen einem gar nichts mehr anderes übrig bleibt, als Hilfe anzunehmen. Ob man nun will oder nicht.

Bis es zu dieser Einsicht kam, war es natürlich ein langer, steiniger Weg. Klar. Solche Weisheiten bekommt man schließlich nicht geschenkt. Man muss sie sich erarbeiten. Dass das nicht immer freiwillig geschieht, versteht sich wohl von selbst. Ich bin mir jedenfalls ziemlich sicher, dass ich dankend abgelehnt hätte, wenn mich eine gute Fee vor die Wahl gestellt hätte: »Du kannst entweder drei Jahre lang durch die Hölle gehen und bist am Ende ein ganzes Stück schlauer, als zuvor. Oder du machst so weiter wie bisher.« Da hätte ich mich selbstverständlich ohne langes Zögern für die zweite Variante entschieden. Zum Glück hat mir das Schicksal oder Gott oder die Zauberfee oder wer auch immer mir dieses »einzigartige Geschenk« gemacht hat, keine Wahl gelassen. Weshalb ich jetzt um eine unschöne Lebenserfahrung reicher und tatsächlich auch ein kleines bisschen schlauer bin. Mir ist in diesen drei Höllenjahren, in denen ich zuerst versucht habe mein Unternehmen zu retten und anschließend viel Zeit damit verbracht habe, es abzuwickeln, jedenfalls so einiges klar geworden. Unter anderem, dass wir Menschen gar nicht darauf ausgelegt sind, immer alles allein zu meistern. Früher oder später kommt für jeden von uns der Tag, an dem wir einsehen müssen, dass es ohne Hilfe einfach nicht geht. Ich dachte zwar, diese Erkenntnis hätte Zeit bis ich alt und grau bin und mir morgens jemand in die Stützstrümpfe helfen muss. Jetzt habe ich diese Lektion eben schon früher gelernt. Und zwar mit der Holzhammermethode. Anders hätte ich es wohl auch nicht begriffen.

Außerdem habe ich erkannt, dass ich nicht grundsätzlich dumm oder unfähig bin, nur, weil ich in einer Sache gescheitert bin. Unfassbar, aber wahr: Das Leben geht trotzdem weiter. Manchmal sogar besser, als vorher. Damit will ich nicht die Erwartung schüren, dass alle, die gescheitert sind, danach wie Phönix aus der Asche steigen. Vielmehr ist es mir ein Anliegen das unliebsame, schambehaftete Thema »Scheitern« aus seinem Schattendasein zu befreien und für einen offeneren Umgang damit zu werben. Aus meiner (heutigen!) Sicht ist es nämlich weder ein persönlicher Makel, noch zeugt es von totalem Dilettantismus, wenn mal etwas schief geht. Scheitern gehört einfach zum Leben und eben weil es so gut wie jeden mal trifft, spricht überhaupt nichts dagegen, offen zu seinem Scheitern zu stehen. Ich fange an.

Alles muss man selbst machen

Mein Weg in die Selbstständigkeit oder: Mit wehenden Fahnen ins Verderben

Wir saßen im Asia-Imbiss und kritzelten mit Frittierfettgeruch in der Nase unsere Geschäftsidee auf eine zerknitterte Papierserviette. Neben mir lagen die Krümel eines Glückskekses. Dabei mag ich weder den Keks an sich noch chinesisches Essen. Trotzdem muss ich mir regelmäßig einen von diesen Dingern kaufen und – ja okay –, wenn er schon mal ausgepackt ist natürlich auch essen. Auf dem kleinen weißen Glückskekszettelchen stand jedenfalls: »Geduldig bleiben, Sie setzen Ihre Pläne durch.« Überhaupt nicht abergläubisch wie ich bin, wertete ich diese Worte ­sofort als hoffnungsfrohes Zeichen. Dass man für eine Selbstständigkeit einen langen Atem braucht, ist ja im Allgemeinen bekannt. Aber in meinem Fall – soweit man dem Zettel Glauben schenken mochte – lohnte es sich wohl auch durchzuhalten. »Ich setze meine Pläne durch, komme, was wolle«, dachte ich siegessicher und packte den Zettel in mein Portemonnaie. Dass ich mich mit dieser kühnen Zukunftsprognose ordentlich in die Nesseln setzen würde, konnte ich zu diesem Zeitpunkt natürlich noch nicht ahnen.

Unser Plan jedenfalls ließ nichts dergleichen vermuten, auch wenn er zunächst vielleicht etwas laienhaft auf einer Serviette niedergeschrieben worden war. Aber hey, fangen so nicht alle tollen Erfolgsgeschichten an? Der eine startet seine Karriere bei Papa in der Garage, wir begannen unsere eben im Asia-Imbiss. Rosa und ich waren von unserer Idee, eine Fashion-PR-Agentur zu gründen, jedenfalls schwer begeistert. Zugegeben, dabei handelte es sich nicht gerade um die allerinnovativste Idee auf diesem Planeten, aber dafür um eine, die auf der Hand lag. Immerhin hatten sowohl meine Freundin Rosa als auch ich die letzten Jahre als PR-­Managerinnen im Modebereich gearbeitet. Warum also nicht dabeibleiben? Zumal Rosa bereits einige Monate zuvor den Schritt in die Selbstständigkeit gewagt hatte und ich jetzt nur noch den Mut aufbringen musste, mit einzusteigen. Wobei das natürlich deutlich leichter gesagt als getan war. Immerhin hatte ich einen festen Job, der zwar gewaltig nervte, aber doch eine gewisse Sicherheit suggerierte. Das aufzugeben für eine ganz und gar ungewisse Zukunft erschien mir zunächst nicht besonders clever. Und je mehr ich darüber nachdachte, desto mehr Unwägbarkeiten fielen mir ein. Da war nicht nur das finanzielle Risiko – auch das Ganze zusammen mit einer Freundin aufzuziehen, bereitete mir Unbehagen. Was, wenn wir uns die ganze Zeit nur anzickten und stritten? Wenn die Geschäfte nicht so liefen, wie erhofft? Wenn ich als Unternehmerin die absolute Niete wäre? Startkapital hatte ich auch keines. Einen Plan von Buchhaltung erst recht nicht. Und vor Selbstbewusstsein strotzte ich nun auch nicht gerade. Wie bitte schön sollte ich so potenzielle Kunden von unserer Geschäftsidee überzeugen? Schwierig!

Andererseits fand ich mich mit 27 Jahren noch jung genug, um mir auch mal einen Fehltritt leisten zu dürfen. Und wir planten schließlich keine Mondexpedition, sondern die Gründung einer kleinen, aber feinen PR-Agentur. Dafür musste man nicht zwingend Harvard-Absolventin oder ein Mathegenie sein. Die Buchhaltung wollten wir ohnehin outsourcen und alles andere musste ich eben lernen. Außerdem war ich fest davon überzeugt, dass wir es immer noch besser machten als die Agenturen, für die wir zuvor gearbeitet hatten. Berufserfahrung für unsere Unternehmung hatten wir beide ausreichend gesammelt, über gute Kontakte verfügten wir auch – es hatte also bestimmt schon Gründerinnen und Gründer mit schlechteren Voraussetzungen ­gegeben.

Tipp: Lass Dich coachen

Ich würde vor meiner nächsten Gründung auf jeden Fall einen Business Coach konsultieren, der mit mir eine konkrete Vision meines Unternehmens ausarbeitet. Einen professionellen Berater, der mit mir gemeinsam herausfindet, wo meine Stärken und Schwächen liegen und wie ich diese optimal in mein Unternehmen einbringen kann. Außerdem finde ich es wichtig, vorab seine Ziele klar zu definieren. Sowohl die privaten, als auch die beruflichen und zu überlegen, wie man diese Ziele miteinander vereinen kann. Ebenso wichtig ist die Frage, wie und wo Du arbeiten möchtest. (Es gibt so viele tolle Alternativen zur klassischen Bürolösung!) Ziel sollte sein, Dein Arbeitsumfeld an Deinen individuellen Lifestyle anzupassen. Nur so lassen sich beide Bereiche dauerhaft und zufriedenstellend miteinander kombinieren.

Es gibt Business Coaches, die sich auf Unternehmer in der Gründungsphase spezialisiert haben. Unter bestimmten Voraussetzungen wird das Coaching sogar bezuschusst, beispielsweise von der KfW Bank, sodass sich auch der finanzielle Aufwand im Rahmen hält.

Den passenden Coach findest Du in entsprechenden Datenbanken. Besonders praktisch und übersichtlich finde ich den Coaching-Finder bei Xing. Hier kannst Du genau angeben, was Du Dir von Deinem Coach erwartest und bekommst zu jedem Coach ein ausführliches Profil angezeigt.

Wir hatten uns bei einem Yogaworkshop kennengelernt und waren uns auf Anhieb sympathisch. Und das, obwohl wir auf den ersten Blick eigentlich recht unterschiedlich waren. Rosa war sehr kontaktfreudig und kam mit jedem schnell ins Gespräch. Ich hingegen war schon immer eher der sachlich-pragmatische Typ, aufgewachsen in der fränkischen Provinz, als Tochter eines Vermessungsingenieurs und einer Bekleidungstechnikerin. Bodenständig und pflichtbewusst – typisch deutsch eben, soweit es das überhaupt gibt.

Bestimmt genau die richtige Kombination für unsere gemeinsame Unternehmung! Rosa würde mit ihrem leidenschaftlichen Naturell die Kunden von unserem Konzept überzeugen. Und ich würde mich als Strategin um die optimale Umsetzung kümmern. Das klang für mich wie die perfekte Ergänzung.

Die Vorstellung, bald meine eigene Chefin zu sein, ließ mein Herz jedenfalls höher schlagen. Endlich konnte ich mein eigenes Ding machen und müsste mich nie wieder von inkompetenten Vorgesetzten traktieren lassen. So wie zum Beispiel von Rika, einer hochneurotischen Mittvierzigerin, die mit ihrer ausgeprägten Kleptophobie all ihre Mitarbeiter in den Wahnsinn trieb. Mich selbstverständlich eingeschlossen. Oder von einem meiner ersten Chefs, für den ich einst von Parkhaus zu Parkhaus wandern sollte, um dort die Parkplatzbreite zu vermessen, weil sein neuer Porsche nicht mehr auf den Firmenparkplatz passte.

Aber auch die lieben Kunden konnten verdammt nerven. So wie Marcel, der alles tat, wozu ihm seine Wahrsagerin riet und der mich vorzugsweise morgens um sieben auf meinem Handy anrief, um mir seine neuesten Eingebungen mitzuteilen.

Nach all diesen nervenzehrenden Erfahrungen kam ich schließlich zu dem Entschluss, dass es in der Selbstständigkeit eigentlich nur besser werden konnte. Also wagte ich im Dezember 2007 den Schritt, erstellte einen Businessplan, beantragte bei der Arbeitsagentur Gründungszuschuss und kündigte meinen Job.

Das Startkapital für mein neues Vorhaben wollte ich mir von meinem Vater leihen. Investoren für kleine Start-ups waren damals noch nicht so en vogue wie heute. Und da ich mir bei der Bank keine allzu großen Chancen ausrechnete, blieb eigentlich nur der Weg über ein Privatdarlehen. Ich schilderte meinem Vater ausführlich mein Vorhaben und erklärte ihm wie, wo, warum und mit wem ich es umsetzen wollte. Daraufhin überlegte er kurz und sagte: »Okay, bis wann brauchst du das Geld?« Wenige Tage später kaufte ich mir von meinem Startkapital einen Laptop und investierte den Rest in Software, Geschäftspapiere und Werbung. Dazu muss ich allerdings sagen, dass es mir alles andere als leicht fiel, meinen Vater um Geld zu bitten. Die Gründung meiner Agentur war für mich ein Riesending, eine ganz große Sache. Da war mir die Meinung meiner Eltern natürlich enorm wichtig. Ich hatte also nicht Angst, sie um Geld zu bitten und gegebenenfalls ein Nein als Antwort zu kassieren. Was ich befürchtete, war etwas anderes. Wenn meine Eltern gesagt hätten: »Kind, bist du verrückt! Was ist das denn für eine Schnapsidee? Lass das mal schön bleiben«, hätte das meine ohnehin schon vorhandenen Selbstzweifel nur noch verstärkt. Ganz offensichtlich war ich selbst nicht zu hundert Prozent überzeugt, dass ich die Selbstständigkeit meisterte. Ich war mir unsicher, ob ich ihr Geld und das damit verbundene Vertrauen wirklich verdient hatte. War ich mit meinen 27 Jahren nicht doch noch zu jung? Hatte ich wirklich schon so viel Erfahrung gesammelt? Waren meine Kontakte wirklich so gut, wie ich dachte? Wäre es nicht doch besser, im sicheren Angestelltenverhältnis zu bleiben? Mich quälten tausend Fragen, auf die mir niemand eine klare, verlässliche Antwort geben konnte. Es bestand einzig die Möglichkeit, es einfach auszuprobieren. So entschied ich mich schließlich, den Schritt zu wagen. Allen Selbstzweifeln zum Trotz.

Buchtipp:

Bei der Gründungsvorbereitung sowie bei der Erstellung meines Businessplans hat mir das Buch Praxisbuch Existenzgründung: Erfolgreich selbstständig ­werden und bleiben von Svenja Hofert geholfen. Es ist ein sehr umfassendes Praxisbuch, das nahezu alle Punkte, die für Gründer wichtig sind, detailliert beleuchtet.

Wer ein Internet-Business aufziehen will, dem empfehle ich das Buch Die 4-Stunden-Woche: Mehr Zeit, mehr Geld, mehr Leben von Timothy Ferriss. Ich habe es erst gelesen, als ich schon einige Jahre selbstständig war und wünschte, ich hätte es schon früher gekannt. Es ist ein eher unkonventioneller Ratgeber, der viele praktische Tipps beinhaltet, die ich in klassischen ­Business-Ratgebern vermisst habe.

Hilfreiche Anlaufstellen für Gründerinnen:

Die IHK Gründungsberatung
(www.ihk.de/existenzgruendung-und-unternehmensfoerderung).

Die Fördermittel der KfW Bank (www.kfw.de).

Die Existenzgründungsseminare und Beratungsangebote der Arbeitsagentur (www.arbeitsagentur.de/web/content/DE/BuergerinnenUndBuerger/ ArbeitundBeruf/Existenzgruendung/index.htm).

Das Existenzgründerinnenportal
(www.existenzgruenderinnen.de) des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie. Hier gibt es auch entsprechende Links zu Beraterdatenbanken.

Nachdem meine Entscheidung gefallen war, ließen Rosa und ich uns von einem Steuerberater bezüglich der passenden Rechtsform beraten und entschieden uns, eine OHG zu gründen. Um richtig durchstarten zu können, fehlten eigentlich nur noch unsere Unterschriften und die Beglaubigung des Notars. Dann wäre unsere Gründung endlich amtlich und offiziell. Und so fieberten wir dem Notartermin voll gespannter Vorfreude entgegen.

Letztlich war es dann eine überaus nüchterne Angelegenheit. Der äußerst förmlich wirkende Notar lächelte nicht, sprach ernst, mit tiefer Stimme und klärte uns ausführlich darüber auf, welche weitreichenden Folgen unsere jetzige Entscheidung habe. Das hielt uns allerdings nicht davon ab, mit zittrigen Händen und einem fetten Grinsen im Gesicht zu unterschreiben. Zum Abschied gab er uns noch folgende Weisheit mit auf den Weg: »Denken Sie immer daran: Ein Unternehmen zusammen zu gründen, ist schlimmer, als miteinander verheiratet zu sein.« Seine Warnung verhallte jedoch schneller, als die Tinte auf dem Papier trocknen konnte. Draußen auf der Straße übermannte uns gleich wieder die Freude und wir beschlossen, unsere Firmengründung ausgiebig zu feiern.

Auch am nächsten Tag fühlte es sich, trotz Kater, einfach nur großartig an, endlich sein eigener Chef zu sein. In meinem Kopf sprudelte es nur so vor Ideen, die ich am ­liebsten alle sofort umgesetzt hätte. Und ich konnte es gar nicht abwarten, in meinem eigenen Büro zu sitzen und endlich loslegen zu können.

Die Woche darauf war es dann auch schon so weit. Ich schob einfach einen weiteren Schreibtisch in Rosas Fünf-Quadratmeter-Büro, besorgte mir einen Bürostuhl und ein Telefon und fing an. Das Büro befand sich in einem Business Center (heute würde man als kleines Startup vielleicht eher einen Coworking Space wählen). Dort konnte man sich kleine Büros auf Zeit mieten. Alles, was man zum Arbeiten brauchte, wurde gestellt: vom Schreibtisch über das Telefon bis hin zum Internetanschluss. Selbst eine Empfangssekretärin, die Post und Anrufe entgegennimmt, war im Mietpreis inklusive. Meetingräume, Beamer und sonstige technischen Geräte konnten – je nach Bedarf – ebenfalls vor Ort gemietet werden.

Das Büro hatte keine Fenster und war für zwei Personen viel zu klein. Trotzdem saß ich jeden Morgen voller Stolz an meinem geliehenen Minischreibtisch und konnte mein Glück kaum fassen. Auch die Tatsache, dass ich jede – und damit meine ich wirklich jede – freie Minute in meinen Traum investierte, tat meinem Glück keinen Abbruch. Ich tat es für mich, für die wundervolle Vision, Inhaberin eines fantastischen Unternehmens zu sein. Der Duft der Freiheit lag in der Luft. Obwohl ich jeden Morgen spätestens um neun Uhr an meinem Schreibtisch saß und dort meistens blieb, bis die Sonne unterging, fühlte es sich tausendmal freier an als jeder Angestelltenjob. Alle anfänglichen Zweifel waren verflogen, die Mahnung des Notars längst vergessen und ich war fest davon überzeugt, das Richtige getan zu haben.

Bundesweite Business Center Anbieter sind zum Beispiel:

Regus (www.regus.de).

Satellite Office (www.satelliteoffice.de).

Dussmann Office (www.dussmann-office.com).

Excellent Business Center (www.excellent-bc.de).

Coworking Spaces:

Eine Übersicht bundesweiter Coworking Spaces findest Du unter (www.coworking.de).

Der Erfolg sprach jedenfalls schon mal dafür, denn die Geschäfte liefen besser an als erwartet. Wir akquirierten einige Kunden, wodurch wir die Möglichkeit hatten, bereits wenige Monate nach unserer Gründung in ein süßes Hinterhofbüro mit Fenster umzuziehen. Bald darauf verfügten wir über einen Kundenstamm, der sich sehen lassen konnte. Unsere Klientel setzte sich sowohl aus kleinen Designerlabels als auch aus namhaften internationalen Fashion Brands zusammen. Um sie in die Medien zu bringen, jetteten wir regelmäßig zu allen wichtigen Redaktionen nach Hamburg, München und Berlin. Wir organisierten Events, lancierten Kooperationen, verschickten Presse-E-Mailings und vertraten sie auf Messen. Belohnt wurden wir dafür nicht nur mit Geld. Dank unserer einflussreichen Kunden kamen wir in den Genuss, mit Supermodel Elle Macpherson zu dinieren oder mit der ­Chefredakteurin der deutschen Vogue ­Champagner zu trinken. Wir wohnten in schicken Designhotels, bekamen von unseren Kunden teure Schuhe und Kleider geschenkt und tummelten uns mit Stars und Sternchen auf angesagten Modenschauen. Familie und Freunden präsentierte ich stolz unser neues schickes 120-Quadratmeter-Büro, in das wir rund vier Jahre nach unserer Gründung einziehen konnten. Es befand sich in zentraler Innenstadtlage und jede von uns hatte dort ihr eigenes Reich. Meine Mittagspausen verbrachte ich entweder in coolen Hipster Cafés oder beim Business Yoga im angesagten Designloft. Als Belohnung für meine harte Arbeit gönnte ich mir nach circa zwei Jahren unter anderem eine dreiwöchige Thailandrundreise, ein Wochenende in Marrakesch oder eine Cabrio-Spritztour entlang der Côte d’Azur.

Fazit:

Wagemut und Fleiß machen sich tatsächlich manchmal bezahlt, wenn Du bereit bist, all Deine Zeit und all Dein Geld in Deinen Traum zu investieren. Hört sich nach harter Arbeit an? Ist es auch! Deshalb ist das Wichtigste, dass Du all das gern tust und es nicht als Qual empfindest, auch mal das Wochenende durchzuarbeiten oder längere finanzielle Durststrecken durchzustehen. Immerhin dient Dein Engagement der Erfüllung Deines Traumes!

Was mir durch die schwierige Anfangszeit geholfen hat:

Der feste Glaube daran, dass wir es schaffen können.

Der bedingungslose Rückhalt meines Partners, meiner Familie und meiner Freunde.

Die kleinen und größeren Erfolge, die mich darin bestätigt haben, dass wir auf dem richtigen Weg sind.

Das beflügelnde Gefühl, meine individuellen Visionen verwirklichen zu können.

Was ich mir damals zusätzlich gewünscht hätte:

Eine Mentorin, die mir mit Rat und Tat zu Seite steht.

Der Austausch mit anderen Gründern in ähnlichen Situationen.