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Über dieses Buch:

Sind wir nicht alle ein bisschen verrückt? Violet hat die letzten Jahre in einem Sanatorium verbracht, wo sie zur willenlosen Sex-Puppe eines dominanten Therapeuten wurde: Immer wieder hat er sie nach allen Regeln der Kunst rangenommen. Vollkommen überraschend wird sie als geheilt entlassen und soll als Zimmermädchen in einem Landhaus arbeiten. Dort erwartet sie neben der strengen lesbischen Verwalterin ein heißer Hausherr – und der ist so geil, dass er alles bumsen will, was eine kleine, nasse Muschi hat. Ob sie will oder nicht, Violet muss lutschen, blasen und die Schenkel spreizen … doch dann nimmt diese versaute Orgie eine unerwartete und schamlos schockierende Wendung!

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eBook-Lizenzausgabe Februar 2018

Ein eBook des venusbooks Verlags. venusbooks ist ein Verlagslabel der dotbooks GmbH, München.

Dieses Buch erschien bereits 2017 unter dem Titel Dunkle Lust bei Edition Combes.

Copyright © der Originalausgabe 2017 Edition Combes im Verlag Frank de la Porte, 96328 Küps

Copyright © der eBook-Lizenzausgabe 2018 venusbooks GmbH, München

Copyright © der aktuellen eBook-Lizenzausgabe 2020 venusbooks Verlag. venusbooks ist ein Verlagslabel der dotbooks GmbH, München.

Alle Rechte vorbehalten. Das Werk darf – auch teilweise – nur mit Genehmigung des Verlages wiedergegeben werden.

Titelbildgestaltung: Nele Schütz Design unter Verwendung von shutterstock/Bruno Passigetti

eBook-Herstellung: Open Publishing GmbH (ts)

ISBN 978-3-95885-844-2

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Im realen Leben dürfen Erotik, Sinnlichkeit und sexuelle Handlungen jeder Art ausschließlich zwischen gleichberechtigten Partnern im gegenseitigen Einvernehmen stattfinden. In diesem eBook werden erotische Phantasien geschildert, die vielleicht nicht jeder Leserin und jedem Leser gefallen und in einigen Fällen weder den allgemeinen Moralvorstellungen noch den Gesetzen der Realität folgen. Es handelt sich dabei um rein fiktive Geschichten; sämtliche Figuren und Begebenheiten sind frei erfunden. Der Inhalt dieses eBooks ist für Minderjährige nicht geeignet und das Lesen nur gestattet, wenn Sie mindestens 18 Jahre alt sind.

Joyce Hunter

BENUTZT! Sie wird hart gefickt

Erotischer Roman

venusbooks

Kapitel 1

»Und deshalb werde ich Sie heute entlassen!«

Violet Anderson schaute ungläubig in das lächelnde Gesicht von Dr. Richards. Meinte er es ernst, oder war das nur wieder eines seiner kleinen Spielchen, mit denen er sie in den letzten Wochen und Monaten – oder waren es sogar Jahre? – immer wieder an ihre Grenzen und darüber hinaus getrieben hatte?

»Sie können Ihre Sachen packen und gehen«, ergänzte er, als er sah, dass Violet Schwierigkeiten hatte, die simple Botschaft zu erfassen und zu verarbeiten.

»Aber …«

»Nichts aber, Violet! Sie können gehen.«

Entlassung! Für die meisten Menschen war dieses Wort ein Schock, denn es bedeutete, dass sie ihren Arbeitsplatz verloren, ihre Miete und ihr Essen nicht mehr bezahlen konnten, Schulden machen mussten und unweigerlich den sozialen Abstieg antraten. In Violets Fall jedoch lagen die Dinge anders.

Entlassung! Was für eine schöne Nachricht! Sie konnte ihr Glück kaum fassen und wollte vor Freude laut schreien, aber gleichzeitig keimte eine dunkle, graue Angst in ihr auf: Was nun? Wohin sollte sie gehen? Sie hatte nach der ganzen Zeit in diesem Sanatorium kein Zuhause mehr, keinen Arbeitsplatz, kein Geld … und auch die Welt dort draußen war ihr sehr fremd geworden.

»Sie sind ein freier Mensch, Violet! Ich kann guten Gewissens sagen, dass Sie geheilt sind.« Dr. Richards legte seine Hand auf ihre wie ein Vater, der seine Tochter beruhigen will. »Freuen Sie sich denn gar nicht?«

»Doch, doch«, stammelte sie. Immer noch fühlte sich alles an wie ein Traum oder wie der tranceartige Zustand, den sie durch ihre Medikamente oft erlebt und als halb angenehm, halb gruselig empfunden hatte. »Es ist nur, ich …«

»Was haben Sie denn, meine Liebe?« Dr. Richards drückte wie zum Trost ihre Hand. Dabei gab es doch gar keinen Grund, dass Violet getröstet werden musste. »Sie sind noch nicht einmal dreißig, Sie haben alles noch vor sich und können noch einmal ganz von vorne beginnen! Dieses Glück haben nicht viele Menschen.«

Dr. Richards klang so völlig anders als sonst: fröhlich, ausgelassen, beinahe ein wenig euphorisch. Vermutlich führten andere Patienten bei der Nachricht »Entlassung!« einen Freudentanz in seinem Büro auf, aber Violet fiel aus dem Rahmen und durch jedes Raster, wie sie es immer schon getan hatte.

»Ich weiß nicht, wohin ich da draußen gehen soll«, sagte sie so kleinlaut und mädchenhaft, wie sie wusste, dass es ihm gefiel. Ziemlich oft war es ihr in ihrer Zeit hier in diesem Haus gelungen, ihn mit dieser Masche um den Finger zu wickeln. »Ich habe keine Wohnung, keinen Job …«

»Oh, natürlich!« Dr. Richards schlug sich vor die Stirn, als wäre ihm gerade etwas eingefallen. Er mochte ein grandioser Psychiater sein, aber ein besonders begabter Schauspieler war er beileibe nicht. »Dafür ist selbstverständlich gesorgt, hier …«

Er riss ein Blatt von seinem Notizblock, nahm seinen Füllfederhalter und machte eine Notiz in seiner schönen, fast künstlerischen Handschrift, die so völlig anders war als das unleserliche Gekrakel, das anderen Ärzten eigen war.

»Das hier ist ein sehr gutes Haus, allerbeste Familie, das versichere ich Ihnen! Stellen Sie sich bitte umgehend dort vor. Man erwartet Sie bereits. Eine seriöse Arbeitsstelle ganz nach Ihren Fähigkeiten, Kost und Logis frei, und Ihrer Vergangenheit misst man dort keine allzu große Bedeutung zu.«

Dass er, während er ungewöhnlich schnell redete, Name und Adresse notierte, ohne irgendwo nachsehen oder die Daten überprüfen zu müssen, wunderte Violet. Dr. Richards war auf seinem Fachgebiet eine wahre Kapazität und kannte vermutlich sämtliche Fachbücher auswendig. Allerdings konnte er sich niemals Namen oder Zahlen merken, was ihm diesmal jedoch bemerkenswert leicht fiel.

»Danke sehr, Sir«, sagte Violet, als sie den Zettel entgegennahm. Sie zuckte zusammen, als ihre Fingerspitzen dabei die des Arztes berührten. Ein prickelnder Schauer breitete sich über ihren Rücken aus und ließ sie ein wenig zittern.

»Ist Ihnen kalt? Soll ich das Fenster schließen? Ich weiß, es ist ein wenig zugig, Violet, tut mir leid.«

»Nein, nein, alles in Ordnung.«

Sie winkte freundlich lächelnd ab und wunderte sich, wie er es fertigbrachte, so zu tun, als habe all das – auch die Berührung der Fingerspitzen – überhaupt keine Bedeutung. Hatte er alles vergessen? Nein, viel eher hoffte er wohl, dass sie alles vergessen hatte oder doch zumindest möglichst schnell vergessen würde, wenn sich erst einmal die Pforten dieser Anstalt hinter ihr schlossen und sie wieder draußen war.

»Ich danke Ihnen für alles, Dr. Richards!« Violet erhob sich aus ihrem Stuhl, als auch der Arzt aufstand und damit wortlos das Ende des Gesprächs und gleichzeitig ihres Aufenthaltes verdeutlichte. Er verneigte sich wie ein bescheidener Gentleman, und diesen Eindruck verstand er allen Menschen zu vermitteln. Violet jedoch kannte ihn auch anders.

Völlig anders!

»Oh, eine winzig kleine Bitte hätte ich da noch, Violet«, sagte er mit nonchalanter Beiläufigkeit und einem Lächeln, das sein schlechtes Gewissen nur sehr dürftig verbergen konnte. »Ich wäre Ihnen dankbar, wenn niemand dort draußen von unseren individuellen Privat-Therapiestunden erfahren würde.«

Während der Pause, die nun entstand, war die Luft zwischen ihnen beiden so dick und schwer, dass man sie hätte schneiden können. »Individuelle Privat-Therapiestunden« – was für ein netter, hochwissenschaftlicher ­Begriff für das, was während dieser »Therapien« in Dr. Richards’ Büro geschehen war. Violet war die bei Weitem jüngste und attraktivste Patientin dieser Anstalt, und Dr. Richards hatte seine sehr eigenen Methoden an den Tag gelegt, um sie zu therapieren. In diesen Sekunden, da sie sich anschwiegen und anschauten, als würde die Zeit stillstehen, spürte sie wieder seine gierigen Finger an ihren Brustwarzen, ihrem Kitzler, in ihrer Möse, in ihrem Po und überall an ihrem Körper – beinahe so, als würde er sie gerade wieder »therapieren«.

»Natürlich, Sir«, versicherte sie ihm mit einem Lächeln, das sie selbst als kühl empfand, das ihn jedoch zu beruhigen schien. »Sie können sich auf mich verlassen.«

»Sehr schön, sehr schön«, antwortete er und atmete dabei hörbar auf. Er rieb sich die Hände. »Und wenn irgendetwas sein sollte, ich bin immer für Sie da, Violet.«

»Wissen Sie, was merkwürdig ist, Sir?«

»Nein, was denn?« Die ohnehin vorhandenen Falten auf der Stirn der Doktors, der mühelos Violets Vater hätte sein können, wurden noch tiefer und wulstiger. Da war etwas in ihrer Stimme, das ihn aufschrecken und genau hinhören ließ. War Violet eben noch das zarte, zerbrechliche Mädchen gewesen, das man vor der ganzen Welt beschützen wollte, ließ die Kälte in ihrer Stimme nun die Temperatur im Zimmer spürbar abkühlen.

Vielleicht war die Entlassung doch ein Fehler, und womöglich war es zu früh dafür! Wenn er sah, wie Violets Wesen sich von einer Sekunde auf die nächste veränderte, hatte er große Bedenken.

»Sie haben mich so oft gefickt …«

»Violet!« Es hätte nicht viel gefehlt und er hätte ihr aus Angst, jemand könnte sie hören, den Mund zugehalten.

»… sogar in den Arsch! Und ich habe ihren Samen geschluckt, wenn Sie in meinem Mund gekommen sind.«

»Nun, also …« Er korrigierte nervös den Sitz seiner Krawatte, obwohl sie perfekt und akkurat saß. Violet genoss sichtlich die Macht, die sie in diesen Sekunden hatte, und sie wusste, dass Dr. Richards gerade angestrengt darüber nachdachte, ob er sie wirklich in die Freiheit entlassen konnte – trotz ihrer Vergangenheit.

»Und trotzdem sagen Sie immer noch ›Sie‹ zu mir!« Sie sah, wie er schluckte, während er versuchte, eine Antwort zu finden, obwohl sie gar keine Frage gestellt hatte. »Haben Sie mich denn gar nicht lieb?«

Seine Gesichtsfarbe wechselte rasend schnell zwischen kreidebleich und hochrot hin und her. Er wich vor ihr zurück, als hätte er dieses dunkle, gefährliche Funkeln in ihren Augen gesehen, von dem er wohl gedacht hatte, es würde hoffentlich nie wieder kommen. Dass er aufatmete, als sie sein Zimmer verlassen hatte, hörte Violet zwar nicht, konnte es sich jedoch denken.

Kapitel 2

»Hier draußen ist doch gar nichts mehr«, knurrte der Taxifahrer, während sein Wagen über Schlaglöcher holperte, die die Stoßdämpfer bedenklich knirschen ließen. »Sie müssen sich irren, Miss. Wir sind hier mitten im Nirgendwo. Die Adresse muss falsch sein.«

»Bitte fahren Sie weiter«, sagte Violet. »Es muss hier irgendwo sein.«

Nein, Dr. Richards hatte ihr sicherlich keine falsche Adresse gegeben. Dafür war er viel zu korrekt. Und absichtlich in die buchstäbliche Irre geschickt hatte er sie auf keinen Fall, denn er wusste, dass sie sonst womöglich auf einen kleinen Besuch bei ihm vorbeischauen würde – und sie würde sehr wütend sein und sich nicht durch Medikamente und milde Worte beruhigen lassen.

»Miss, ich ruiniere mir noch das Auto!«

Violet schaute auf das Taxameter. Das Geld, das sie bei sich hatte, würde gerade noch für diese Fahrt reichen. Aber es war nicht annähernd genug, um sich wieder zurück in die Stadt chauffieren zu lassen. Der Fahrer hatte bestimmt keine Skrupel, sie mangels Geld hier in der Einöde aussteigen und zu Fuß herumirren zu lassen. Vielleicht würde er sich auf Bezahlung in Naturalien einlassen? Der Gedanke war Violet zwar zuwider, denn der Mann wirkte ungepflegt, andererseits jedoch auf eine reizvolle und attraktive Weise brutal. Er würde nicht lange diskutieren, sondern sie auf dem warmen Metall der Motorhaube vögeln, ob sie einverstanden war oder nicht. Sie würde kratzen, beißen, um Hilfe schreien – und es doch genießen.

»Haben Sie überhaupt genug Geld dabei, Miss?«

»Ja, fahren Sie weiter!«

Gut, im Falle eines Falles würde sie sich vielleicht mit ihm darauf einigen können, es ihm mit der Hand zu machen oder – wenn es gar nicht anders ging – ihm einen zu blasen, aber …

»Verdammt und verfickt nochmal!« Der Fluch des Fahrers riss Violet aus ihren Gedanken. »Wer zum Teufel wohnt denn hier? Graf Dracula mit seiner Verwandtschaft?«

Er trat unnötigerweise so abrupt auf die Bremse, dass Violet beinahe vom Rücksitz gefallen wäre und einen spitzen, kleinen Schrei ausstieß.

»Voll der Horror, was, Miss?«

Er presste seine Nase fast an die Windschutzscheibe und betrachtete staunend das riesige dunkle Gebäude, das geradezu wie aus dem Nichts aufgetaucht war und vor dessen Eingangstor der Wagen nun stand.

»Sind Sie sicher, dass das die richtige Adresse ist?«, fragte Violet ungläubig. Der Fahrer hatte recht. Dieses Haus und der riesige, parkartige Garten, der durch die massiven Eisengitter des Eingangstors zu sehen war, waren eher als Kulisse für die Dreharbeiten zu einem sehr düsteren Gruselfilm geeignet als zu einem neuen Arbeitsplatz. Ja genau, in solchen Filmen hatte sie derartige Häuser schon gesehen, und das erklärte, warum ihr das Anwesen irgendwie bekannt vorkam. Violet schwor sich, in Zukunft nur noch Komödien und Liebesfilme anzuschauen.

»Miss!« Der Mann verdrehte mit einem gequälten Stöhnen die Augen. »Haben Sie innerhalb der letzten Dreiviertelstunde Fahrt irgendein anderes Haus gesehen oder wenigstens irgendwas, das nach Zivilisation aussah?«

»Äh, nein.«

»Also sind wir hier verflucht richtig, und selbst wenn Sie mir einen fetten Blowjob anbieten würden, fahre ich keinen Meter weiter durch diese verdammte Gegend.«

Seine Kraftausdrücke verunsicherten Violet. In der Abgeschiedenheit und Ruhe der Klinik hatte sie so etwas nicht gehört. Aber wieso redete er von einem Blowjob? Violet erschrak. Hatte sie ihre Gedanken etwa ausgesprochen, ohne es zu merken? Es wäre nicht das erste Mal gewesen, dass ihr so etwas passierte, aber sie hatte eigentlich geglaubt, es im Griff zu haben.

»Schon gut, schon gut!« Violet kramte in ihrer Handtasche nach ihrer Geldbörse, während der Fahrer weiter fluchte und sein armes, von der schlechten Straße malträtiertes Auto bedauerte – vermutlich, um mit diesem Gejammer ein höheres Trinkgeld herauszuschlagen. Sie drückte ihm einen Geldschein in die Hand und sagte: »Der Rest ist für sie.«

»Ach, wirklich?« Der Mann grinste ebenso breit wie fies. »Fast ein halbes Pfund Trinkgeld? Wow, Miss, in manchen Gegenden reicht das für ein Ortsgespräch!«

Es wunderte Violet nicht, dass er ihr beim Aussteigen nicht behilflich war. Kaum hatte sie die Tür des Wagens geschlossen, fuhr der Mann laut fluchend davon. »Verdammte, verfickte Weiber!«

Da stand sie in ihrer Rolle als »verdammtes, verficktes Weib« nun vor dem großen Tor und fühlte sich völlig fehl am Platz. Was hatte sich Dr. Richards nur dabei gedacht, sie hierher zu schicken? Als er von einer neuen Arbeitsstelle und einer Wohnung gesprochen hatte, da hatte Violet sich ausgemalt, sie würde an einem schönen Ort in der Stadt ein neues Zuhause und eine neue Aufgabe finden, shoppen gehen, ausgehen, neue Menschen kennenlernen und ein paar hübschen Männern die Köpfe verdrehen und die Schwänze verhärten … Und jetzt das! Das schlossartige Landhaus der Familie Lawrence war weit entfernt von jeder Shopping-Meile, und an Ausgehen war nicht einmal in der wildesten Phantasie zu denken. Männer? Die würden sich wohl kaum von selbst hierher verirren, und selbst wenn: Beim Anblick dieses Gruselschlosses würde jeder noch so harte Schwanz sich zusammenrollen wie ein Würmchen.

Violet seufzte leise. Obwohl die Abenddämmerung noch nicht hereingebrochen war, wirkte dieser Ort, als würde niemals ein Lichtstrahl zu ihm durchdringen.

»Das ist kein Haus für eine Familie«, murmelte Violet. »Das ist ein Mausoleum.«

Kein Lüftchen regte sich, und doch hatte sie das Gefühl, als würde ein Lufthauch wie ein kalter Finger über ihren Nacken streichen. Sie schüttelte sich und spürte, wie sich eine Gänsehaut über ihrem ganzen Körper ausbreitete. Nein, wirklich: Gegen dieses Manor der Familie Lawrence war das Sanatorium die reinste Kirmes mit Fahrgeschäften, Zuckerwatte und bunten Luftballons gewesen.

Unruhig stieg Violet von einem Fuß auf den anderen, sodass es für einen unbeteiligten Beobachter sicherlich so ausgesehen hätte, als müsste sie dringend eine Toilette aufsuchen.

»Gehen oder bleiben?«, fragte sie sich, während sie angestrengt überlegte, wie sie – wenn sie sich denn für die zweite Möglichkeit entschied – zurück in die Stadt kommen sollte und wo sie dort die Nacht verbringen könnte.

Die Frage beantwortete sich von selbst, als ein lautes Knacken neben ihr dafür sorgte, dass sie mit einem lauten Aufschrei einen Satz zurück machte und beinahe zu Boden stürzte, bevor eine sehr dominante und sachliche Frauenstimme aus der Gegensprechanlage erklang.

»Miss Anderson?«

Violet näherte sich dem messingfarbenen Kasten, der sicherlich in den fünfziger Jahren des zwanzigsten Jahrhunderts einmal ein Höhepunkt technischer Entwicklung gewesen war, so vorsichtig, als befürchtete sie, das Gerät könnte aus der Mauer springen und sie anfallen.

»Miss Anderson?«, ertönte erneut die Stimme, diesmal sehr viel ungeduldiger und herrischer.

»Äh, ja … mein Name ist Violet Anderson und …«

Bevor sie weiterreden konnte, schwangen die Flügel des schweren, eisernen Gittertores wie von Geisterhand auf. Das gequälte Quietschen und Knirschen, das damit einherging, ließ darauf schließen, dass die massiven Angeln lange nicht mehr geölt worden waren und dass das Tor höchst selten benutzt wurde.

»Kein Wunder, wer verirrt sich schon freiwillig hierher?«

Violet konnte sich diese kleine spöttische Bemerkung nicht verkneifen. Allerdings erschrak sie bis ins Mark, als die Stimme aus der Gegensprechanlage ein blechernes »Haben Sie etwas gesagt?« hören ließ.

»Nein, ich …«

»Dann kommen Sie endlich! Ich habe nicht den ganzen Tag Zeit, um auf Sie zu warten.«

Hinter ihr schloss sich das Tor von selbst und mit den gleichen lauten Geräuschen wieder, kaum dass Violet vier Schritte auf das Grundstück getan hatte. Sie hatte das unheimliche Gefühl, dass sie ab sofort eine Gefangene war.

Kapitel 3

»Angesichts Ihrer Vorgeschichte …« Audrey Bates, die sich Violet gegenüber als Verwalterin vorgestellt hatte und von der ersten Sekunde an keinen Zweifel daran aufkommen ließ, dass ihr eigentlich der Titel »Uneingeschränkte Herrscherin über Lawrence Manor« gebührte, blätterte in den Papieren, als müsste sie einzelne Details eingehend studieren, bevor sie weiterreden konnte. »… dürfte es Ihnen schwerfallen, eine Stellung zu bekommen.«

Violet nickte stumm. Ihre Vergangenheit verfolgte sie auf Schritt und Tritt, und es hatte keinen Zweck, sie zu leugnen. Diese Frau auf der anderen Seite des Schreibtischs empfand offensichtlich großen Genuss, zumindest jedoch eine gewisse perfide Genugtuung bei der Erörterung dieses Themas. Zudem hatte sie eine gewisse Ähnlichkeit mit einer Frau, an die Violet sich nur sehr vage und verschwommen erinnerte.

»Um ehrlich zu sein: Ich hätte Sie ebenfalls abgelehnt, hätte Doktor Richards nicht darum gebeten, Ihnen eine Chance zu geben.«

»Ja, Miss.« Violet fühlte sich immer kleiner und schien mit jedem Satz, der aus Miss Bates Mund kam, tiefer in den weichen Sessel einzusinken, während die Herrscherin einschüchternd groß wurde.

»Nennen Sie mich Miss Audrey.«

»Ja, Miss Audrey. Sie können mich Vio oder einfach nur Vi nennen.«

»Wir sind keine Freundinnen. Ich bin Ihre Chefin, Sie sind Angestellte.«

Sofern es überhaupt möglich war, wurde Violet noch kleiner.

»Ja, Miss Audrey.«

Die Dame nickte zufrieden und machte keinen Hehl daraus, dass ihr dieses kleine Spiel, ihre Macht zu demonstrieren, gefiel. Sie war eine schöne Frau, deren Alter schwer zu schätzen war, aber vermutlich zwischen dreißig und vierzig Jahren lag. Ihre raubtierartige, herbe Schönheit wurde durch ihre vollen Lippen und ihre katzenhaften Augen unterstrichen, und jede ihrer Bewegungen und Gesten wirkte, als stünde sie auf einer großen Bühne vor den Augen eines Publikums, von dem sie begehrt wurde und dessen Begierde sie mit ihrer Eleganz und Grazie noch steigern wollte. Zudem vereinte sie passenderweise die selbstherrliche Arroganz einer Katze und einer Diva in sich.

»Doktor Richards hat Sie empfohlen. Sie wissen hoffentlich, was das bedeutet. Ich hoffe, Sie werden diesem Anspruch, der an Sie gestellt wird, gerecht, Violet.«

»Ich werde mir Mühe geben, Miss Audrey.«

Miss Bates schüttelte mit einem mitleidigen Lächeln den Kopf, was den Eindruck erweckte, sie habe es mit einer kompletten Idiotin zu tun.

»Nein, Violet, sich Mühe zu geben, genügt nicht. Ich erwarte absolute Perfektion von Ihnen, und zwar in jeder Hinsicht. Haben wir uns verstanden?«

»Ja, Miss.«

Die Verwalterin hob beide Augenbrauen und zeigte unmissverständlich, dass sie mit dieser Antwort nicht wirklich zufrieden war.

»Ja, Miss Audrey«, korrigierte sich Violet. Zu ihrem eigenen Erstaunen spürte sie, dass die Strenge, die Überheblichkeit und die Dominanz von Audrey Bates ihr auf merkwürdige Weise gefielen. Sie wusste, sie würde früher oder später mit dieser Frau in ernste Konflikte geraten – eher früher als später. Und sie würde wegen Audrey Bates an sich selbst zweifeln.

»Gut, dann zeige ich Ihnen jetzt Ihren Wohnbereich«, sagte die herrische Dame und erhob sich hinter ihrem Schreibtisch mit einer Bewegung, dass Violet instinktiv ebenfalls aufstand wie ein Soldat, wenn ein Offizier den Raum betritt. »Wohnbereich« – dieses Wort klang aus dem Mund dieser Frau, deren unscheinbares graues Kostüm so eng anlag, dass es jede Einzelheit ihrer Figur auf regelrecht kunstvolle Weise betonte, eher wie »Gefängniszelle«. Dass Miss Audrey trotz der milden, fast schon warmen Witterung Stiefel trug, war eine weitere Merkwürdigkeit, die Violet ins Auge stach, als sie der schönen Dame folgte. Audrey Bates ging mit schnellem, festem Schritt, als wäre sie eine Kommandantin. Jedesmal, wenn ihre hohen Absätze auf dem Steinboden aufschlugen, hallte das Geräusch wie ein Schuss im hohen Korridor wider. Violet kam sich vor wie ein ungeschicktes Schulmädchen, das hinter ihrer Lehrerin herlief und sich mit deren geschmeidigen Bewegungen in keiner Weise messen konnte. Sie verkniff es sich dennoch, »Nicht so schnell, bitte!« zu sagen. Miss Audrey erwartete Perfektion, und diese Bitte hätte die Erwartungen nicht erfüllt.

Gefängniswärterin!

Diese Bezeichnung kam Violet als Erstes in den Sinn, als Miss Audrey eine Tür aufschloss, die Klinke drückte, öffnete und »Hier werden Sie wohnen!« sagte.

Violet trat zögernd ein. Das Gefühl, eine Gefangene zu sein, verstärkte sich, als sie sich umschaute. Ihr »Wohnbereich« umfasste ein Wohnzimmer, ein Schlafzimmer, ein Bad und eine kleine Küche, war durchaus geräumig und zudem geschmackvoll eingerichtet, wirkte jedoch so düster, als müsste sie ihn sich mit den Seelen der Hausangestellten, die in den vergangenen Jahrhunderten hier gelebt hatten, teilen.

»Packen Sie aus und machen Sie sich frisch«, sagte Miss Audrey mit überraschend sanfter Stimme. »Ich erwarte Sie in genau einer Stunde zum Tee im Salon.«

»Was ist mit dem Kind, das ich betreuen soll?«, fragte Violet ein wenig zu hastig und bereute es sofort. Außerdem schien ihr die Art und Weise, wie sie ihre Frage formuliert hatte, in diesem Haus sehr unpassend. Entsprechend war der Blick, mit dem Audrey Bates sie bedachte und dabei auf ihre ganz spezielle Weise wieder beide Augenbrauen hob.

»Sie werden Michael schon noch rechtzeitig vorgestellt werden, Violet.« Sie ließ ein paar Sekunden verstreichen, um ihren weiteren Worten die nötige dramatische Schwere zu verleihen. »Und zwar dann, wenn der junge Herr Sie kennenzulernen wünscht.«

»Ja, Miss Audrey.«

Beinahe hätte Violet einen höfischen Knicks vor der strengen Dame vollführt. Sie kam sich vor, als wäre sie, die heute Morgen noch im Sanatorium gewesen war, anschließend mitten in eine Geschichte hineingestolpert, die sich die Schwestern Brontë nach dem Genuss von sehr viel Absinth ausgedacht hatten.

Miss Audrey bewegte kaum merklich den Kopf in einem angedeuteten, sehr feinen Nicken, bevor sie sich umwandte und mit festem, hartem Stiefelschritt das Zimmer verließ, während Violets Blicke ihr folgten und ihre Beine, ihren Po und ihre edle Rückenpartie bewunderten, an deren oberem Ende das rötlich goldene, zu einem strengen Dutt zurückgebundene Haar der Dame im einfallenden Licht der allmählich sinkenden Sonne wie ein Heiligenschein glänzte. Violet wollte in diesem Augenblick nichts lieber, als diesen Knoten lösen und sehen, wie Miss Audreys Haar fallen würde. Sie spürte ein Begehren in sich, wie sie es bisher noch nie empfunden hatte. Wie diese Frau wohl nackt aussah? Ob sie im Bett genauso streng war wie jetzt? Oder war sie vielleicht hingebungsvoll und vergaß alle guten Manieren und Etikette, um einfach nur eine geile Wildkatze zu sein?

Violet schüttelte den Kopf, um diese verrückten Gedanken zu vertreiben. Sie kicherte. Himmel, vielleicht war es nach der ruhigen Zeit im Sanatorium heute einfach ein bisschen zuviel für sie gewesen. Ja, das musste es sein! Ganz bestimmt war sie nur etwas überreizt. Miss Audrey war schließlich eine Frau!

Kapitel 4

»Es gibt wahrlich Schlimmeres«, sagte Violet schulterzuckend zu ihrem Spiegelbild, als sie ihren Wohnbereich inspizierte und nun vor dem großen Spiegel im Badezimmer stand. Mochten die Räume auch alt sein, so waren sie doch luxuriös und vor allem sauber. Richtig, es gab sehr viel Schlimmeres, als in einem Schloss zu wohnen und dort eigene Räume zu haben. Für einen winzigen Moment glaubte sie sogar, eine leise, vertraute Stimme zu ­hören, die ein warmherziges »Willkommen zuhause!« flüsterte.

Nichtsdestotrotz: Ein wenig gruselig war es schon, aber Violet wischte die Gedanken an spukende Gespenster, die in diesen Mauern vielleicht keinen Frieden finden konnten, schmunzelnd beiseite. Wie sollten die armen alten Seelen auch ruhen, wenn Miss Audrey bei jedem Schritt einen derartigen Lärm machte, dass sie damit sprichwörtlich die Toten aufweckte?

Diese Miss Audrey hatte vermutlich viel zu viel Zeit in diesem alten Gemäuer verbracht und war dabei, obwohl sie noch verhältnismäßig jung war, vor ihrer Zeit alt und grau geworden. Violet sinnierte beim Auspacken ihrer Sachen darüber, dass der strengen und kühlen Verwalterin ein bisschen Sonne gut tun würde.

»Und sie müsste mal wieder richtig durchgefickt werden, das bessert die Laune auf«, murmelte sie und kicherte, bevor sie abrupt verstummte. Was, wenn diese Wohnung mit Abhörgeräten verwanzt war? Eine solche Maßnahme war dieser Audrey Bates zuzutrauen. Vielleicht gab es sogar Kameras, die jede einzelne von Violets Bewegungen verfolgte. Warum sonst fühlte sie sich die ganze Zeit über so beobachtet, als würde jemand hinter oder neben ihr stehen und sie angaffen?

Vielleicht saß Miss Audrey gerade vor einem Monitor und spielte an ihren Brustwarzen herum, während sie ­Violet dabei zuschaute, wie sie sich langsam auszog, um zu duschen. Oder vielleicht holte sich Michael, der Sohn des Hauses, ja bei ihrem Anblick ein paar hübsche Anregungen für die Handarbeit unter der Bettdecke.

»Das ist alles ziemlich verrückt«, flüsterte Violet und stieg in die Dusche. Das Wasser tat gut; sie genoss das Gefühl, allen Schmutz und Staub, den Tag und vielleicht sogar ein wenig von ihrer Vergangenheit von sich abzuwaschen, als könnte sie damit alles ungeschehen machen.

»Sie können noch einmal ganz von vorne beginnen«, hatte Dr. Richards zu ihr gesagt. Was für ein schöner Gedanke, der sich mit dem wundervollen Prickeln des warmen Wassers vereinte, das über ihre Haut perlte, ihren Körper streichelte und die Innenseiten ihrer Schenkel kitzelte.

»Oh«, seufzte sie vor lauter Wohlgefühl und drehte den Heißwasserhahn weiter auf, um noch mehr von der wundervollen Wärme zu spüren. Die Duschen im Sanatorium waren immer nur lauwarm, meistens jedoch eher kalt gewesen. Vermutlich aus therapeutischen Gründen.

»Das tut guuut!«