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Über dieses Buch:

Seine Fernbeziehung mit Sarah hat für Jeff auch sein Gutes: Wochenend-Sex ist umso aufregender! Der Spaß an seiner Lust wird ihm aber gründlich verdorben, als seine heiße, machtgeile Vorgesetzte ihn ins Visier nimmt und vor den Augen seiner Kollegen vorführt. Jeff sieht keinen anderen Ausweg, als sie mit einer erotischen Offensive aus den High Heels zu werfen …

Eine Sex-To-Do-Liste! Die junge Mia will die Lust in den geilsten Variationen zu spüren bekommen. Der attraktive Ken und die dominante Gina helfen ihr dabei, über alle Tabus hinweg in ihre versautesten Phantasien einzutauchen – und das scharfe Luder wird endlich hart durchgefickt!

Henry Rohan veröffentlicht bei venusbooks außerdem die folgenden Romane:

Heiße Geständnisse einer tabulosen Frau / Das Sexprojekt - Soldaten ficken hemmungslos / Nimm mich zart, nimm mich hart / Verwöhne mich – Ein tabulos geiles Spiel / Heiß wie die Sünde / Maria Angeles – Viel zu geil, um treu zu sein / Mach mich scharf! – Geile Sex-Stories

Angelina Wilde veröffentlicht bei venusbooks außerdem den folgenden Roman:

Sexparty – Alle machen mit!

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eBook-Lizenzausgabe Januar 2018

Ein eBook des venusbooks Verlags. venusbooks ist ein Verlagslabel der dotbooks GmbH, München.

Dieses Buch erschien bereits 2017 unter dem Titel Tabu-Geschichten Folge 2 bei im Verlag Frank de la Porte

Copyright © der Originalausgabe 2017 Edition Combes im Verlag Frank de la Porte, 96328 Küps

Copyright © der eBook-Lizenzausgabe 2018 venusbooks GmbH, München

Copyright © der aktuellen eBook-Lizenzausgabe 2020 venusbooks Verlag. venusbooks ist ein Verlagslabel der dotbooks GmbH, München.

Alle Rechte vorbehalten. Das Werk darf – auch teilweise – nur mit Genehmigung des Verlages wiedergegeben werden.

Titelbildgestaltung: Nele Schütz Design unter Verwendung von shutterstock/Neon Shot

eBook-Herstellung: Open Publishing GmbH (aks)

ISBN 978-3-95885-843-5

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Im realen Leben dürfen Erotik, Sinnlichkeit und sexuelle Handlungen jeder Art ausschließlich zwischen gleichberechtigten Partnern im gegenseitigen Einvernehmen stattfinden. In diesem eBook werden erotische Phantasien geschildert, die vielleicht nicht jeder Leserin und jedem Leser gefallen und in einigen Fällen weder den allgemeinen Moralvorstellungen noch den Gesetzen der Realität folgen. Es handelt sich dabei um rein fiktive Geschichten; sämtliche Figuren und Begebenheiten sind frei erfunden. Der Inhalt dieses eBooks ist für Minderjährige nicht geeignet und das Lesen nur gestattet, wenn Sie mindestens 18 Jahre alt sind.

Henry Rohan und Angelina Wilde

Willig, geil und ohne Scham

Heiße Sex-Geschichten

venusbooks

Mord(s)gedanken

von Henry Rohan

Am 14. August, einem Samstag, besuchte Jeff Santini seine Angetraute wie an jedem Wochenende in ihrer kleinen Wohnung im fünfundachtzig Meilen entfernten Oxbridge, wo sie auch ihrer Arbeit nachging. Jeff seinerseits war Mr. Ferguson, seinem Arbeitgeber in der Kleinstadt Arbona, wo er auch wohnte, verpflichtet. Als er mit seinem Studium fertig war, befand sich das Land gerade in einer Krise, soweit es den Arbeitsmarkt betraf. Betriebswirte waren gefragt, aber nur, wenn sie Erfahrung und Kontakte mitbrachten. Beides war bei dem Studienabgänger Jeff Santini nicht der Fall, und so suchte und suchte er nach einer Stelle, ohne je eine wirkliche Chance gehabt zu haben. Erst als sein Vater bei seinem ehemaligen Arbeitgeber anklopfte und sich ganz vorsichtig nach einer Stelle für seinen Sohn erkundigte, geschah das, was man heute so vergeblich sucht. Der alte Ferguson, Arbeitgeber von Jeffs Vater über einen Zeitraum von fast fünfzig Jahren, war sofort bereit, seinem ehemaligen Geschäftsführer für seine bedingungslose Treue etwas zurückzugeben. Und so gab er dem Jungen eine Chance und stellte ihn ein. Das Ergebnis war, dass das junge Paar getrennt leben musste. Vorläufig jedenfalls, bis sich für einen der beiden ein Wohnungswechsel ergab und die Karten neu gemischt wurden.

Jeff stürmte die Treppe hoch und nahm seinen Daumen nicht vom Klingelknopf. Das langhaarige blonde Mädchen hatte die Wohnungstür noch nicht ganz geöffnet, da lag es auch schon in seinen Armen.

»Ach Liebling«, hauchte sie an seinen Hals. »Endlich bist du da. Ich halte es kaum noch aus. Wenn du doch nur hierbleiben könntest.«

Sie küsste ihn mit einer Leidenschaft, die ein aufregendes Wochenende verhieß. Die beiden hatten schließlich Nachholbedarf: Die ganze Woche litten sie unter der Trennung, und Tag für Tag staute sich in ihnen auf, was an den Wochenenden entlassen und ausgelebt werden wollte.

Wenn Sarah ihn so stürmisch empfing, kamen sie normalerweise die zwei Tage überhaupt nicht mehr aus dem Bett heraus. Doch Jeff war an diesem schwülen Augustsamstag gar nicht so sehr danach, mit seiner heißgeliebten Sarah so ein Rammel-Wochenende zu erleben, wie sie es in der Vergangenheit immer zelebriert hatten. Der Ärger an seinem Arbeitsplatz hatte ihn, viel schlimmer als an anderen Tagen, nicht nur die Lust an seinem an sich befriedigenden Job genommen, sondern er hatte – es ziemt sich kaum, es auszusprechen – auch einer Person gegenüber eine grauenvolle Antipathie entwickelt, was seinem gemäßigten Temperament in keiner Weise entsprach.

Jeff war nämlich ein sehr besonnener, ruhiger Typ, der Ungereimtheiten jedweder Art zunächst mit seinem klaren Verstand zu bereinigen versuchte. Diese Art der Konfliktbewältigung war Teil einer strengen Erziehung ­humanistischer Prägung. Sein Vater war glühender Verfechter christlicher Werte, auch wenn er nur einmal im Jahr, nämlich zu Weihnachten, in die Kirche ging. Mit anderen Worten: Der Institution Kirche konnte er nicht das Geringste abgewinnen, den Wertekanon des Christentums schätzte er jedoch über alles. So verwundert es nicht, dass das hehre Gedankengut in die Kindererziehung eingeflossen war.

Schon im Schulalter profitierte Jeff davon. Er galt als besonders rücksichtsvoll und gewaltlos; Letzteres in einer sehr ausgeprägten Form, die bis in die letzte Klasse der High School beinahe schon als auffällig, ja verdächtig galt. Seinen Lehrern blieb ja nichts anderes übrig, als ihn, der jeden Konflikt wie ein pazifistischer Mediator am Ausbrechen hinderte, mit den gewaltbereiten Jungs, von denen über die Hälfte irgendwelchen Straßengangs angehörten, zu vergleichen. Seine Einstellung, dass in jedem Menschen ein guter Kern stecke und niemand von Natur aus böse ist, drückte sich sozusagen in jedem Handgriff aus, den er tat. Mitschüler nannten ihn schon scherzhaft den jüngsten Anwärter auf den Friedensnobelpreis, den es je gegeben habe.

An jenem Samstag aber war alles anders, obwohl der Tag, oberflächlich betrachtet, so ablief wie immer. Nach der stürmischen Begrüßung eilte Jeff ins Bad, stieg so schnell er konnte aus seinen Jeans und verschwand unter der Dusche. Die Fahrt bei offenem Verdeck und ohne jeglichen Sonnenschutz außer einer Baseballkappe wurde jedesmal im Hochsommer zu einer schweißtreibenden wie staubgesättigten Angelegenheit, und weil Jeff ein überaus reinlicher Mensch war, gab es gar keine Alternative als eine Dusche, bevor er zu seiner Geliebten in die Federn stieg.

Sie streichelten und liebkosten sich wie immer, und es dauerte nur wenige Minuten, bis er seinen aderbewehrten Schwanz in ihre wartende Möse einfuhr. Sarah stöhnte auf.

»Stoß zu, Liebling, ich brauche ihn heute so sehr«, feuerte sie ihn an. »Spieß mich auf mit deinem Schwanz, stoß mich hart! Bitte, bitte!« Ihre Beckenstöße wurden immer heftiger, immer schneller, immer fordernder. »Reiß mich auf, Jeff, gib’s mir, gib’s mir doch, fick mich richtig hart.«

Sarah redete sich in einen Rausch. Sie hielt ihren Geliebten umarmt, ihr Mund hatte sich an seinen Hals gesaugt, und in Gedanken war sie ganz unten in ihrem Schritt, wo sie seine berstend harte Keule genoss. Rein, raus, rein, raus! Der erste Orgasmus überschwemmte ihre glühende Spalte, und schon bahnte sich der zweite an. Jeff spürte das Spiel ihrer Muskeln, das Zucken ganz tief in ihrer Möse und die unendlich scheinende Nässe, die seinen Schwanz umspülte und bei jedem Stoß obszöne Geräusche verursachte.

Die zweite Glückswoge überschwemmte sie, und noch ehe sie verklungen war, bahnte sich die dritte an. Ein multipler Orgasmus – das war auch für dieses junge Paar ein Ereignis, dem sie besondere Beachtung schenkten. Schließlich beglückte er nicht jedes Wochenende das junge Paar. Doch an diesem Tag war Sarah so von ihrer eigenen Geilheit übermannt worden, dass wahrscheinlich schon ein weiterer Zungenkuss gereicht hätte, sie kommen zu lassen.

Jeff hämmerte in den jungen Körper wie selten. Er hatte seine Freude daran, Sarahs Gesicht zu beobachten, während sich im Orgasmus ihre Mimik veränderte. Zuerst kniff sie die Augen zusammen, dann den Mund, danach folgten abwechselnd tiefe und kurze Atemzüge. Alsbald öffnete sie ihre Lippen, stöhnte aus halbgeöffnetem Mund ihre Lust heraus, während sie am ganzen Körper zu zittern begann. Sie ließ sich von der Woge überrollen, ergab sich ihr, indem sie allen Widerstand aufgab, setzte an, ihre Lust laut herauszuschreien, hielt jedoch inne, biss stattdessen in ein neben ihr liegendes Kissen, und dann schien sie zu entschwinden. Als würde sie ihr Bewusstsein verlieren, entkrampfte sich ihr Körper und wurde nach weiteren Sekunden bewegungslos. Es folgten zwei stille Minuten, in denen nur ihr schneller Atem zu hören war.

Soweit war alles wie jeden Samstag – wenigstens für Sarah, auch wenn sie so schnell kam wie die Feuerwehr. Jeff ließ seinen schrumpfenden Schwanz in ihr und streichelte ihr sanft über die Wangen. Als ihre Erregung im Abklingen begriffen war, öffnete auch sie ihre Augen. Sie sahen sich an und grinsten vor Glück.

»Liebling, was ist mit dir los?«, fragte sie. »Du bist noch gar nicht gekommen, und dein bestes Stück schrumpft. Das habe ich noch nie bei dir erlebt. Habe ich etwas falsch gemacht?«

Jeff schüttelte bedächtig mit dem Kopf und kniff die Augen zusammen. Er ließ die unbeschwerte, natürliche Leidenschaft vermissen, die sie an ihm immer so sehr schätzte.

»Komm schon, raus mit der Sprache! Irgendetwas bedrückt dich doch. Eine Frau kann so etwas fühlen«, forderte sie ihn auf, während sie mit zwei Fingern zärtlich über seinen noch immer halbsteifen Schwanz strich. »Sag schon, warum kannst du nicht kommen?

Jeff zuckte im ersten Augenblick mit den Schultern, weil er nicht wusste, wie er es ihr erklären sollte. Er wollte sie mit seiner Antwort nicht verletzen und den Eindruck vermeiden, dass er an diesem Tag nur eine Pflichtnummer abgeliefert hatte, obwohl er selbst das Gefühl hatte, dass ihm die Leidenschaft abhandengekommen war. Das erste Mal in seinem Leben hatte er von sich selbst den Eindruck, so eine Art voreheliche Pflichtnummer abgeleistet zu haben. Ganz anders als sonst hatte er es nämlich unterlassen, ihr vorweg das Zuckerdöschen auszuschlecken oder sie mit einer raffinierten Stellung oder einem Extrafick in den Anus in einen Dauerorgasmus hineinzuvögeln. Dass Jeff Santini keines von beiden auch nur ansatzweise versuchte, zeigte, dass er an diesem Nachmittag nicht der alte war.

»Schatz, ich bin heute nicht so gut drauf«, versuchte er, sich zu entschuldigen. »Ich bin … einfach ein bisschen indisponiert und hundsmüde. Ich hatte nämlich eine verdammt nervenaufreibende Woche an der Arbeit.«

»Ich will dich nicht bedrängen, Liebster. Ist es wohl wieder diese Ziege, die dir Ärger im Betrieb macht? Kannst du das nicht abschütteln? Das macht dir noch das Leben zur Hölle.« Sie zeigte volles Verständnis.

Endlich war Jeff bereit, darüber zu reden. »Natürlich war es wieder diese verdammte Dreckschleuder! Der Terror mit der muss sofort aufhören, Sarah, sonst gehe ich vor die Hunde. Wenn diese Pissgurke mich weiterhin so niedermacht, muss ich mir einen neuen Job suchen.« Jeff klang plötzlich total deprimiert und hängte hintenan: »Ich meine es wirklich ernst.«

Er war ein guter Mann an der Arbeit, aber um das zu sein, brauchte er ein neutrales Umfeld, in dem er seine Fähigkeiten entfalten konnte. Keines, das ihm größtes Durchsetzungsvermögen und den permanenten Einsatz von Ellenbogen abverlangte. Er war ein Verstandesmensch, in gewisser Weise weich, sogar ein wenig sensibel, und er vertrug es nicht, dass ihm jemand ohne Grund und aus lauter Schikane ständig Knüppel in den Weg warf. Der typische Mann also fürs Team, dem ein anderer vorstand. »Diese Mistziege, diese elende, vermaledeite Fotze! Drecksweib!«, schimpfte er, um sich Luft zu machen, aber was bewirkte das schon, sich hier in den Armen seiner Freundin mit solchen Schimpftiraden auszuheulen?

»Das Miststück will mich wegmobben! Sarah, sag mir, was ich machen soll?«

Sie zuckte mit den Schultern. Welchen Rat konnte sie ihm schon geben? Sie, die wie ein Küken in ein warmes Nest gelegt worden war und sich der feinsten Behandlung sicher sein konnte, die es in einem Betrieb der USA gab? Ihr Dad hatte solch einen gewaltigen Einfluss, dass alle, die mit ihm zu tun hatten, sich geradezu darum rissen, ihm einen Gefallen zu tun. Und dazu gehörte auch die mehr als pflegliche Behandlung seiner über alles geliebten Tochter durch ihren Arbeitgeber.

Deshalb hatte sie Mühe, sich ein dermaßen widerliches Verhalten, wie es Jeff zu ertragen hatte, auch nur vorzustellen. Und was konnte sie ihm schon für Ratschläge erteilen? Sie konnte ihn ablenken und Trost spenden, ihn sexuell verwöhnen, damit er auf andere Gedanken kam, aber mehr war kaum möglich. Sie begriff ja nicht einmal die ausweglose Lage. Was für eine vertrackte Situation!

»Wenn ich es wüsste, würde ich es dir sagen. Was hat sie sich denn wieder geleistet?«

»Sie versucht, mich bei den anderen lächerlich zu machen. Um deine Frage vorwegzunehmen: Die anderen sind die Mitarbeiter, die von ihrem Wohlwollen abhängig sind, also in erster Linie diejenigen aus meiner Abteilung.«

»Die stellen sich alle gegen dich? Das kann ich gar nicht glauben.«

»Das tun sie auch nicht, sie wagen aber auch nicht zu protestieren oder ihr zu widersprechen. Sie hören sich die Schweinerei einfach an und müssen so tun, als würde ihnen gefallen, was sie hören. Diese Giftnudel ist schließlich ihre Vorgesetzte. Und meine zu allem Überfluss auch.«

»Was genau hören sie sich denn nun an?«, wollte Sarah wissen.

»Letzten Montag zum Beispiel war es besonders schlimm. Auf der Heimfahrt von dir nach Hause am Sonntagabend habe ich mir wohl ein bisschen zu viel Fahrtwind eingehandelt. Meine Augen waren deshalb am Montagmorgen etwas geschwollen. Als ich das Büro betrat, hielt die Flickenshield, so heißt sie übrigens, ein Schwätzchen und unterhielt die gesamte Abteilung in diesem Großraumbüro. Ich ging an ihr vorbei, grüßte und wollte gerade mein Büro ansteuern, da fing sie plötzlich an zu lachen und hielt mich am Ärmel fest. ›Wie sehen Sie denn aus?‹, fragte sie in den Raum hinein. ›Sie haben ja Augen wie ein frisch gevögeltes Eichhörnchen!‹

Die Frauen um sie herum erstarrten. Manche wurden kreidebleich, andere unterdrückten ein Kichern. Ich versuchte, sie zu ignorieren, aber das gelang mir natürlich nicht. Als die Flickenshield merkte, dass sie mit ihrer Bemerkung ein bisschen überzogen hatte, versuchte sie, sie abzuschwächen.

›War doch nur ein Scherz!‹, kicherte sie. ›Der wird Sie doch am Montagmorgen nicht gleich umhauen, oder?‹

Ich drehte mich um und ging in mein Büro. Die Bemerkung hatte mich so tief getroffen, dass sie mir für die ganze Woche reichte, aber am Dienstag ging es weiter.«

»Wieder so eine Bemerkung?«, fragte Sarah und schaute ihn ganz betroffen, fast mitleidig an.

»Ja so ähnlich. Ich trug meinen hellblauen Anzug, du weißt doch, diesen leichten Sommeranzug aus Leinen, unter dem ich meistens nur ein T-Shirt trage.«

»Ja, ja, ich erinnere mich gut.«

»Ich musste in das Büro des Chefs, und dabei passierte ich ihren Arbeitsplatz. Sie saß hinter einer Glaswand, aber ich konnte genau verstehen, was sie sagte.«

»Was sagte sie denn?«

»Oh, die Kleinschwänzigen tragen heute Blau«, geiferte sie so laut, dass die anderen es hören mussten. Ich erstarrte für einen Moment, sah sie kurz an, ging weiter und tat so, als würde ich die Bemerkung wegstecken, aber das Gegenteil war der Fall. Ich hatte vor Wut einen Schwitzanfall, der noch eine ganze Stunde andauerte.«

»Warum ist sie so gemein?«

»Ich weiß es nicht. Es ist offensichtlich, dass sie mich weghaben will. Aber ich kann mich doch nicht mit solchen Methoden herausdrängen lassen?« Jeff sah sie fragend an. Er gab ein jämmerliches Bild ab, wie jedes Mobbingopfer, das keine Möglichkeiten hat, sich zu wehren.

»Vielleicht solltest du wirklich von dort weggehen. Zieh zu mir. Du findest schon eine neue Stelle. Vielleicht kann mein Vater dir behilflich sein.«

»Das will ich auf keinen Fall. Ich habe einen Vertrag bei Mr. Ferguson, und den werde ich erfüllen, wie er es von mir erwartet.«

»Das heißt im Klartext, dass du noch ein ganzes Jahr diese Flickenshield ertragen willst?«

»Wenn es sein muss, ja. Vielleicht fällt mir eines Tages das rechte Mittel ein, mit dem ich sie zur Ruhe bringen kann.«

Sarah nickte stumm.

»Aber leider sind es nicht nur solche Bemerkungen, mit denen sie mich aus der Firma herausekeln will. Diese Kröte hat noch viel mehr drauf.«

»Zum Beispiel?«

»Zum Beispiel am vergangenen Mittwoch: Mr. Ferguson rief das mittlere Management zusammen, weil er noch einmal auf die ständig steigenden Kosten für die Rohmaterialien aufmerksam machen wollte, und bat uns, an Lösungsvorschlägen zu arbeiten, wie diese Preisentwicklung in den Griff zu bekommen sei.

Ich hatte das Problem schon früher erkannt und in einem Exposé Lösungen erarbeitet. Etwa gebündelte Einkäufe, Streckengeschäfte mit hohen Rabatten, Synergien mit anderen Firmen oder den Versuch, bestimmte Materialien durch andere, preisgünstigere zu ersetzen. Ich las mir meinen Text noch einmal durch, legte eine Mappe an und ließ diese auf meinem Schreibtisch liegen, als ich zur Mittagspause ging. Als ich wiederkam, war sie weg. Die Flickenshield hatte sie dem Chef vorgelegt und als eigene Arbeit ausgegeben.«

Sarah schaute ihn mit offenstehendem Mund und aufgerissenen Augen an. »So etwas kannst du nicht zulassen, Jeff. Du musst dich wehren. Red mit Ferguson offen über die Sauereien, die diese Hexe mit dir anstellt. Du kannst das nicht auf sich beruhen lassen. Du ermutigst sie vielleicht zu noch übleren Spielen. Oh, Jeff, mein Liebling, du tust mir so leid.« Sarah standen die Tränen in den Augen, und Jeff war auch nicht mehr weit davon entfernt.

***

Als Jeff am Sonntagabend wieder nach Hause nach Arbona fuhr, reifte in ihm ein Vorhaben, das im krassen Widerspruch zu seinem sanften und ehrlichen Wesen stand. Er fuhr an den Straßenrand und stellte sein Auto ab. Die Gedanken schossen ihm wie schwere Artillerie durch den Kopf. Er fragte sich, ob er sich bei dem, was er sich da gerade ausdachte, nicht selbst überschätzte. War er Mann genug, das durchzufechten, was er sich da in den Kopf setzte?

Je mehr seine Gedanken reiften, desto größer wurden auch seine Zweifel. Welche Risiken bestanden, dass das Ganze in die Hose ging? Und mit welchen Folgen hatte er zu rechnen? Richtete er vielleicht mehr Schaden an, als er voraussehen konnte? Und lohnte sich der ganze Aufwand überhaupt? Und das Risiko?

Jeff spielte ein Szenario nach dem anderen in Gedanken durch. Dann hellten sich plötzlich seine Gesichtszüge auf. Er hatte sich soeben unwiderruflich entschlossen, das durchzuziehen, was ein jeder harte Kerl in den Vereinigten Staaten, wo Männer noch eine Ehre zu verteidigen haben, an seiner Stelle getan hätte. Klar, er würde sich aus dieser misslichen Situation befreien. »Mit mir nicht!«, flüsterte er entschlossen, und als müsste er seine Überlegungen physisch dokumentieren, schlug er mit flacher Hand auf sein Lenkrad und polterte heraus: »Ich werd ihr schon zeigen, was eine Harke ist. Ich werde dieser Lusche von einem Weib den Garaus machen, ich werde sie vernichten, damit sie nie wieder einem Mann so etwas antun kann.« Er richtete seine Drohung gegen die Windschutzscheibe, als befände sich seine Peinigerin dahinter und hörte ihm zu. Er geriet in eine geradezu euphorische Stimmung und hatte Mühe, die Gedanken, die wie Blitze durch seinen Kopf stoben, zu überschauen.

Natürlich dachte er als Amerikaner sofort daran, dieses Weib zu erschießen. Die Waffe zu besorgen, wäre überhaupt kein Problem. Aber einfach draufzuballern und eine von Kugeln zerfetzte Leiche zu hinterlassen, das entsprach nicht seiner Persönlichkeit. Er wollte ja kein Gemetzel anrichten. Die Flickenshield braucht eine ganz intelligente Lösung, sagte er sich. Und außerdem wollte er sichergehen, dass er mit heiler Haut davonkam. Schließlich wollte er mit Sarah eine schöne Zukunft haben und nicht den Rest seiner Jahre hinter Gittern verbringen.

Er startete seinen Motor, und als er am Ortsausgang an der Tankstelle hielt, um seinen Wagen aufzutanken, ging er die paar Schritte nach nebenan und betrat den Supermarkt, der im gleichen Gebäude untergebracht war wie die Kasse der Tankstelle. Und hier begann er mit seinen Vorbereitungshandlungen.

Er lud ein paar Fruchtsäfte in seinen Einkaufswagen, legte eine Dose Corned Beef für das Frühstück dazu, griff zu den Kopfschmerztabletten und schlenderte zur Kasse. In der wartenden Reihe stehend nahm er eine Schachtel Chesterfield aus dem Zigarettenfach und legte sie zu den anderen Sachen auf das Band.

Die Lady an der Kasse hatte alle Hände voll zu tun und blickte nicht einmal auf, als Jeff Santini seinen Einkauf zahlte. Er benutzte vorsorglich keine Kreditkarte, sondern zahlte bar, nahm das Wechselgeld in Empfang und verließ mit seiner natronbraunen Papiertüte den Verkaufsraum. Hastig, als würde ihn jemand beobachten, steckte er die Zigaretten in seine Jackentasche. Aber warum das alles? Warum kaufte Jeff Santini, der ausgemachte Nichtraucher, eine Schachtel Zigaretten, und warum versteckte er sie sogleich in seiner Tasche? Warum tat er so geheimnisvoll, und warum wollte er von niemandem mit einer Schachtel Chesterfield in der Hand wahrgenommen werden?

Noch während er ein letztes Mal an diesem Wochenende Sarah vögelte und sie auf ihm ritt, war Jeff Santini das erste Mal die Idee gekommen, es zu tun. Er wollte seiner Peinigerin Mrs. Tess Flickenshield, dieser Fehlleistung der Natur, das Licht ausknipsen, sie eliminieren. Ja, eliminieren, das war das richtige Wort. Ausradieren wollte er ihr Leben, als würde er ihren Namen von einer Liste böser, gewalttätiger Menschen entfernen. Dreimal mit dem Radierer hin und her, Gummikrümel wegwischen, aus, Ende, fertig.

Dass er ausgerechnet diesen Entschluss gefasst hatte, als sein Schwanz in Sarahs Möse steckte, gab ihm im Nachhinein zu denken. Ja, er schämte sich sogar dafür und bezeichnete sich in seiner selbstkritischen Art als pervers und gemein, ihre Liebe so missbraucht zu haben. Doch dann ließ er zur Entschuldigung gelten, dass er seine Gedanken ja nicht steuern könne, nicht einmal beim Sex, und schließlich sah er es als Triumph seines Selbsterhaltungstriebes an, sich gegen solche Ungemach wehren zu müssen. Und voller Überzeugung empfand er es als das Recht und die Ehre eines amerikanischen Mannes, notfalls mit Waffengewalt selbst Gerechtigkeit herzustellen, wenn es schon die Justiz nicht tat.

Seit er sich von Sarah verabschiedet hatte und in sein Auto gestiegen war, hatte Jeff Santini nichts anderes mehr im Kopf. Er arbeitete an seinem Plan, spielte hunderttausend Szenarien durch, erkannte Risiken, ergriff Gegenmaßnahmen, versetzte sich an die Stelle der Polizei, beleuchtete den Sachverhalt von allen Seiten. Immer und immer wieder spielte er in Gedanken diesen Mord durch. Wo lagen noch Unsicherheitsfaktoren und Risiken, die er nicht erkannte?

Wo um Himmel willen hatte sein Plan Schwachstellen? An welchem Punkt konnte die Sache schiefgehen? Was konnte an dummen Zufällen, an Unvorhersehbarem eintreten? War sein Plan letzten Endes doch nicht so genial, wie er selbst annahm?

Würde jemals ein Mensch darauf kommen, dass der jüngste Leiter der kleinen Finanzabteilung von Parker Ferguson seine Hand im Spiel hatte? Würde man es jemals überhaupt wagen können, ihn, den bedachten, sensiblen, gewissenhaften, loyalen Jeff Santini, von dem Mr. Ferguson einmal gesagt hatte: ›Wo Menschen arbeiten, werden Fehler gemacht, aber Mr. Santini macht nie Fehler‹ zu verdächtigen? Kein Mensch auf dieser Welt würde ihn jemals mit diesem Verbrechen in Verbindung bringen. Es bestand nur eine Gefahr, und da war er sich absolut sicher, nämlich dass man ihn auf frischer Tat ertappte.

Als er den Supermarkt verließ und an einer Reihe von Tischen und Stühlen vorbeiging, die normalerweise Männer nutzten, um auf ihre shoppenden Frauen zu warten, oder ältere Kunden zum Ausruhen, hielt er inne. Als müsse er seinen müden Beinen einen Moment zum Ausruhen gönnen, setzte er sich an einen der Tische und stellte seine papierene Einkaufstüte darauf. In der Mitte des Tisches befand sich ein Aschenbecher mit einem Dutzend Zigarettenkippen, die sein Interesse gefunden hatten. Er schaute vorsichtig wie ein Tier auf der Jagd nach Beute nach allen Seiten. Kein Passant, der ihn eines Blickes würdigte, kein Kunde an einem der Nachbartische. Im Gegenteil, jeder schien sich zu bemühen, der sengenden Sonne zu entkommen und in seinem Fahrzeug Schutz zu suchen.

Wie ein Dieb, der sich seiner Straftat bewusst ist, legte Jeff Santini seine Hand auf den Aschenbecher, zog sie vorsichtig zur Tischkante und stellte den Ascher neben sich auf die Bank. Er breitete ein Papiertaschentuch aus, entleerte das Behältnis und stellte es so unauffällig, wie er es heruntergenommen hatte, wieder auf den Tisch. Mit einer Hand, damit ja kein Verdacht aufkommen könnte, dass er etwas verbergen wolle, faltete er die Kippen samt Asche zusammen und steckte sie in seine Hosentasche. Dann blieb er noch zwei Minuten sitzen, stand auf und ging, eher zu langsam als normalen Schrittes, zu seinem Fahrzeug.

Während der Fahrt konnte er sich ein Grinsen nicht unterdrücken. Die Kippen, ja, das war eine blendende Idee. Aber noch waren nicht alle Vorkehrungen für seinen Coup, mit dem er die Welt von dieser mobbenden Furie befreien würde, getroffen.

Jeff geriet wieder in Euphorie. Es begann ihm Spaß zu machen, diese Aktion durchzuplanen wie ein professioneller Killer. In einem Anfall von Selbstüberschätzung fasste er den Beschluss, gleich dutzendweise falsche Fährten zu legen, und dabei ging er von einer Einschätzung der Behörden aus, die die Grenzen der Überheblichkeit längst überschritten hatte. Die Bullen werden nach zehn verschiedenen Männern suchen, und wenn sie verhört werden, werden sie alle ein Alibi vorzuweisen haben. Entnervt wird die Suche nach dem Täter eingestellt werden, war er sich sicher. Der Plan, den er ausgetüftelt hatte, war für jeden Detective eine Schuhnummer zu groß. Siegessicher grinste er in sich hinein.

Als Jeff Santini zehn Meilen gefahren war, bog er in die Auffahrt zum Highway 317 ein, entschied sich aber, die Schnellstraße nicht in Richtung Süden, wie er es hätte tun müssen, um nach Hause zu kommen, sondern nach Norden zu befahren. Nur vierzig Meilen, und er würde in Washington sein. Er wählte bewusst eine so große Stadt, denn was er suchte, fand er nur in einem Rotlichtviertel. Nein, er wollte sich weder zerstreuen, noch suchte er ein Abenteuer mit einer der achttausend registrierten Bordsteinschwalben. Sein Ansinnen war so ungewöhnlich und würde einem Unbeteiligten geradezu pervers erscheinen, dass es sicher war, mit diesem Detail in seinem Mordplan noch raffinierter, eben weil absolut unvorstellbar, ganz dicht am perfekten Mord zu sein.

»Du verdienst es nicht anders, du Schlampe«, murmelte er vor sich hin. »Deine unvergleichlichen Gemeinheiten pariere ich jetzt mit einem Coup, der in der Kriminalgeschichte dieses Landes einmalig sein wird«, redete er auf ihre imaginäre Gestalt ein.

Jeff steuerte seinen Wagen auf einen Parkplatz am Rande der City und stieg in ein Taxi.

»Wo soll’s denn hingehen, Mister?«, fragte der Chauffeur.

»Fahren Sie mich dahin, wo ich noch ein paar scharfe Weiber vor die Flinte kriege.« Jeff Santini war um einen ausgesprochen flapsigen Ton bemüht.