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JAMES BOND

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FEUERBALL

von
IAN FLEMING

Ins Deutsche übertragen
von Anika Klüver und Stephanie Pannen

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Titel der Originalausgabe: JAMES BOND – THUNDERBALL

German translation copyright © 2013, by Amigo Grafik GbR.

Copyright © Ian Fleming Publications Limited 1961

JAMES BOND and 007 are registered trademarks of Danjaq LLC,
used under license by Ian Fleming Publications Limited. All Rights Reseved.

Print ISBN 978-3-86425-086-6 (Septemer 2013)

WWW.CROSS-CULT.DE · WWW.IANFLEMING.COM

Für
Ernest Cuneo
Muse

INHALT

1. »Lassen Sie es ruhig angehen, Mr Bond.«

2. Shrublands

3. Die Streckbank

4. Tee und Feindseligkeit

5. SPECTRE

6. Veilchenatem

7. »Schnallen Sie sich besser an.«

8. »Große Flöhe haben kleine Flöhe ...«

9. Mehrfaches Requiem

10. Die Disco Volante

11. Domino

12. Der Mann von der CIA

13. »Mein Name ist Emilio Largo.«

14. Saure Martinis

15. Pappheld

16. Nächtliche Untersuchungen

17. Die rotäugige Katakombe

18. Wie man eine Frau vernascht

19. Als das Küssen aufhörte

20. Zeit der Entscheidung

21. Sehr vorsichtig, sehr langsam

22. Der Beschatter

23. Nackte Kriegsführung

24. »Lassen Sie es ruhig angehen, Mr Bond.«

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»LASSEN SIE ES RUHIG ANGEHEN, MR BOND.«

Es war einer dieser Tage, an denen es James Bond so vorkam, als ob sich alles gegen ihn verschworen hätte.

Zum einen schämte er sich – was äußerst selten der Fall war. Er hatte einen Kater, einen ziemlich heftigen sogar, mit Kopfschmerzen und steifen Gelenken. Wenn er hustete – und zu viel Alkohol bedeutete auch immer zu viele Zigaretten –, erschien eine Wolke kleiner schwarzer Flecken vor seinen Augen, wie Amöben in einem trüben Teich. Der eine Drink zu viel machte sich unmissverständlich bemerkbar. Sein letzter Whisky Soda, den er in der luxuriösen Wohnung in der Park Lane zu sich genommen hatte, war nicht anders als die zehn davor gewesen. Aber er war nur widerwillig hinuntergegangen und hatte sowohl einen bitteren Nachgeschmack als auch das unangenehme Gefühl von Übersättigung hinterlassen. Und obwohl die Botschaft bei ihm angekommen war, hatte er zugestimmt, noch einen weiteren Rubber zu spielen. Fünf Pfund für hundert Punkte, weil es das letzte Spiel ist? Er hatte zugestimmt. Und haushoch verloren. Er konnte immer noch die Pikdame mit dem dämlichen Mona-Lisa-Lächeln in ihrem fetten Gesicht vor sich sehen, die triumphierend seinen Buben geschlagen hatte – sein Partner hatte ihn noch extra darauf hingewiesen, dass die Dame bei seinem Gegenüber lag, und das hatte den Unterschied gemacht zwischen einem verdoppelten Überstich für ihn und vierhundert Punkten über dem Strich für den Gegner. Am Ende war es ein Zwanzig-Punkte-Rubber gewesen, der ihn hundert Pfund gekostet hatte – Geld, das ihm nun fehlen würde.

Wieder tupfte Bond den Blutstiller auf den Schnitt an seinem Kinn und verabscheute das Gesicht, das ihm aus dem Spiegel über dem Waschbecken mürrisch entgegenstarrte. Du dämlicher Mistkerl! Das kam nur davon, dass er nichts zu tun hatte. Seit mehr als einem Monat musste er Papierkram erledigen – er hakte seine Nummer auf dämlichen Laufzetteln ab, schrieb Protokolle, die mit jeder Woche unleserlicher wurden, und knallte den Hörer auf das Telefon, wenn wieder irgendein harmloser Abteilungsleiter mit ihm diskutieren wollte. Und dann hatte seine Sekretärin die Grippe bekommen und man hatte ihm eine alberne und, schlimmer noch, hässliche Zicke aus dem Schreibbüro zugeteilt, die ihn »Sir« nannte und meistens den Mund voll mit Bonbons hatte, wenn sie mit ihm sprach. Es war ein weiterer Montagmorgen. Der Anfang einer neuen Woche. Bond schluckte zwei Schmerztabletten und griff nach dem Mittel gegen Sodbrennen. Das Telefon in seinem Schlafzimmer klingelte. Es war die Direktverbindung zum Hauptquartier. James Bond, dessen Herz trotz der schnellen Fahrt durch London und einer ärgerlich langen Wartezeit vor dem Aufzug in den achten Stock schneller schlug, als es sollte, zog den Sessel zurück, setzte sich und blickte in die ruhigen grauen und verdammt klaren Augen, die er so gut kannte. Was konnte er in ihnen lesen?

»Guten Morgen, James. Tut mir leid, dass ich Sie heute Morgen ein wenig früher herbestellen musste. Mein Tagesplan ist sehr voll. Wollte Sie noch dazwischenquetschen, bevor der Hochbetrieb losgeht.«

Bonds Aufregung ließ ein wenig nach. Es war niemals ein gutes Zeichen, wenn M ihn mit seinem Vornamen anstatt mit seiner Nummer ansprach. Es schien sich hier nicht um einen Auftrag zu handeln – sondern um etwas Persönliches. In Ms Stimme lag keine Spur der Anspannung, mit der er sonst große, aufregende Neuigkeiten verkündete. Ms Gesichtsausdruck war interessiert, freundlich, fast schon liebevoll. Bond erwiderte etwas Unverfängliches.

»Habe Sie in letzter Zeit wenig gesehen, James. Wie geht es Ihnen? Gesundheitlich, meine ich.« M nahm ein Blatt Papier, eine Art Formular, von seinem Schreibtisch und hielt es so, als würde er es gleich vorlesen.

Argwöhnisch versuchte Bond, einen Blick auf das zu erhaschen, was auf dem Blatt stand. »Es geht mir gut, Sir.«

»Der Stabsarzt ist zu einem anderen Schluss gekommen, James«, erwiderte M sanft. »Er hat mir gerade Ihre letzten Untersuchungsergebnisse zugeschickt. Ich denke, Sie sollten erfahren, was er zu sagen hat.«

Wütend starrte Bond auf die Rückseite des Untersuchungsberichts. Was zum Teufel sollte das? »Wie Sie meinen, Sir«, sagte er kontrolliert.

M studierte Bonds Gesicht. Dann hielt er das Blatt näher an seine Augen. »Dieser Agent«, las er laut vor, »ist im Grunde genommen körperlich gesund. Bei seinem momentanen Lebenswandel wird das allerdings nicht lange so bleiben. Trotz vieler früherer Warnungen gibt er an, täglich etwa sechzig Zigaretten zu rauchen. Es handelt sich um eine Balkanmischung mit einem höheren Nikotingehalt als bei den billigeren Sorten. Wenn er sich nicht im Einsatz befindet, beträgt seine tägliche Dosis Alkohol etwa eine halbe Flasche einer sechzig- bis siebzigprozentigen Spirituose. Die Untersuchung ergab nur wenige Anzeichen von körperlichem Verfall. Die Zunge war belegt. Der Blutdruck war ein wenig erhöht und lag bei 160/90. Die Leber ließ sich nicht ertasten. Andererseits gab der Agent auf Nachfrage zu, regelmäßig Schmerzen im Hinterkopf zu haben, in seinen Trapezmuskeln waren Zuckungen festzustellen und sogenannte ›fibrositische‹ Knötchen zu erfühlen. Ich gehe davon aus, dass diese Symptome mit der Lebensweise des Agenten zusammenhängen. Er ging nicht auf den Hinweis ein, dass übermäßiger Alkohol- und Nikotingenuss kein Mittel gegen seinen beruflichen Stress ist und nur zu einem Vergiftungszustand führen kann, der letztendlich seine körperliche Verfassung beeinträchtigen wird. Ich empfehle, dass 007 zwei bis drei Wochen ein etwas abstinenteres Leben führt. Ich bin der Meinung, dass er dadurch zu seiner früheren ausgezeichneten Form zurückfinden wird.«

M lehnte sich vor und legte den Bericht in sein Ablagefach. Dann legte er seine Hände flach auf den Schreibtisch vor sich und sah Bond ernst an. »Nicht besonders zufriedenstellend, oder, James?«

Bond bemühte sich, nicht ungeduldig zu klingen. »Ich bin vollkommen in Ordnung, Sir. Jeder hat gelegentlich mal Kopfschmerzen. Die meisten Wochenendgolfer haben Fibrositis. Man bekommt sie schnell, wenn man schwitzt und dann Zug abbekommt. Mit Aspirin und einem Einreibemittel wird man sie schnell wieder los. Ist wirklich keine große Sache, Sir.«

Doch M blieb hartnäckig. »Und genau da irren Sie sich, James. Medikamente zu nehmen, wird Ihre Symptome nur unterdrücken. Medikamente werden das Grundproblem nicht beseitigen, sondern nur verdecken. Das Resultat ist ein vergifteter Zustand, der schon bald chronisch werden kann. Medikamente jedweder Art sind schlecht für das System. Sie gehen wider die Natur. Das Gleiche gilt für einen Großteil der Nahrung, die wir zu uns nehmen – Weißbrot ohne Ballaststoffe, Raffinadezucker, dem man alles Gute entzogen hat, pasteurisierte Milch, aus der die Vitamine gekocht worden sind, alles denaturiert.« M zog sein Notizbuch heraus und schlug es auf. »Wissen Sie eigentlich, was unser Brot abgesehen von ein wenig totgemahlenem Mehl enthält?« M sah Bond anklagend an. »Eine beträchtliche Menge Kreide, Benzolperoxid, Chlorgas, Ammoniumsalz und Alaun.« M steckte das Notizbuch wieder in seine Tasche. »Was halten Sie davon?«

»So viel Brot esse ich gar nicht«, verteidigte sich Bond verwirrt.

»Vielleicht nicht«, sagte M ungeduldig. »Aber wie viel in einer Steinmühle gemahlenes Vollkornmehl nehmen Sie zu sich? Wie viel Joghurt? Rohes Gemüse, Nüsse, frisches Obst?«

Bond grinste. »Praktisch nichts davon, Sir.«

»Das ist nicht zum Lachen.« M tippte nachdrücklich mit seinem Zeigefinger auf den Schreibtisch. »Merken Sie sich meine Worte. Es gibt keinen anderen Weg zu körperlicher Gesundheit als den natürlichen. All Ihre Probleme« – Bond wollte protestieren, doch M brachte ihn mit erhobener Hand zum Schweigen – »wie die durch die Routineuntersuchung aufgedeckte schwere Toxämie, sind das Ergebnis einer im Grunde genommen unnatürlichen Lebensweise. Haben Sie zum Beispiel schon mal von Bircher-Brenner gehört? Oder von Kneipp, Prießnitz, Rikli, Schroth, Gossman, Bilz?«

»Nein, Sir.«

»Dachte ich mir. Nun, Sie täten gut daran, diese Herren zu studieren. Es handelt sich um große Naturheilkundler, deren Lehren wir törichterweise ignoriert haben.« Ms Augen begannen begeistert zu funkeln. »Doch zum Glück praktizieren eine Reihe ihrer Schüler in England. Die Naturheilkunde ist nicht unerreichbar für uns.«

James Bond sah M neugierig an. Was zum Teufel war nur in den alten Mann gefahren? Handelte es sich um erste Anzeichen von Senilität? Doch M wirkte fitter, als Bond ihn jemals gesehen hatte. Die kalten grauen Augen waren kristallklar, und die Haut in dem strengen, faltigen Gesicht leuchtete vor Gesundheit. Selbst das eisengraue Haar schien von neuem Leben erfüllt zu sein. Doch was hatte dieser ganze Irrsinn dann zu bedeuten?

M griff nach seinem Eingangskorb und stellte ihn vor sich als Zeichen für Bond, dass das Gespräch beendet war. »Das wäre dann alles, James«, sagte er fröhlich. »Miss Moneypenny hat reserviert. Zwei Wochen werden ausreichen, um Sie wieder fit zu machen. Sie werden sich nicht wiedererkennen, wenn Sie zurückkommen. Ein neuer Mensch.«

Bond starrte M entsetzt an. »Von wo zurückkommen?«, fragte er mit erstickter Stimme.

»Von einem Ort namens ›Shrublands‹. Wird von einem in dieser Branche ziemlich berühmten Mann geleitet – Wain, Joshua Wain. Ein bemerkenswerter Bursche. Fünfundsechzig. Sieht keinen Tag älter aus als vierzig. Er wird sich gut um Sie kümmern. Äußerst moderne Ausstattung, und er hat sogar einen eigenen Kräutergarten. Sehr hübsche Gegend. In der Nähe von Washington in Sussex. Und machen Sie sich keine Gedanken wegen Ihrer Arbeit hier. Lassen Sie das alles in den nächsten Wochen mal hinter sich. Ich werde 009 anweisen, sich um die Abteilung zu kümmern.«

Bond traute seinen Ohren nicht. »Aber, Sir. Ich meine, ich bin doch vollkommen in Ordnung. Sind Sie sicher? Ich meine, ist das wirklich notwendig?«

»Nein.« M lächelte eisig. »Nicht notwendig. Unerlässlich. Das heißt, wenn Sie in der Doppelnullabteilung bleiben wollen. Ich kann es mir nicht leisten, einen Mitarbeiter in dieser Abteilung zu haben, der nicht hundertprozentig fit ist.« M senkte seinen Blick auf den Eingangskorb vor sich und nahm eine Aktenmappe heraus. »Das ist dann alles, 007.« Er sah nicht auf. Sein Tonfall war endgültig.

Bond erhob sich. Schweigend durchquerte er den Raum, ging hinaus und schloss die Tür übertrieben leise hinter sich.

Im Vorraum lächelte ihn Miss Moneypenny freundlich an.

Bond ging zu ihrem Schreibtisch und schlug mit der Faust so fest darauf, dass ihre Schreibmaschine einen Satz machte. »Was zum Teufel soll das, Penny?«, fragte er wütend. »Hat der alte Mann nicht mehr alle Tassen im Schrank? Was soll dieser ganze Blödsinn? Nur über meine Leiche werde ich dorthin fahren. Der ist doch vollkommen übergeschnappt.«

Miss Moneypenny lächelte zufrieden. »Der Geschäftsführer war furchtbar hilfreich und freundlich. Er sagt, dass er Ihnen den Myrtenraum im Anbau geben kann. Es soll ein wunderschönes Zimmer sein. Mit Blick auf den Kräutergarten. Die haben dort ihren eigenen Kräutergarten, wissen Sie?«

»Ich weiß bereits alles über diesen dämlichen Kräutergarten. Hören Sie, Penny.« Bond versuchte es freundlich. »Seien Sie ein gutes Mädchen und erzählen Sie mir, worum es hier geht. Was ist sein Problem?«

Miss Moneypenny, die so oft hoffnungslos von Bond träumte, hatte Mitleid mit ihm. Sie senkte verschwörerisch die Stimme. »Ich glaube, dass es sich nur um eine vorübergehende Phase handelt. Sie haben eben das Pech, dass Sie ihm unter die Augen gekommen sind, bevor sie wieder vorbei ist. Sie kennen doch seine fixe Idee über die Effizienz des Geheimdienstes. Einmal mussten wir alle diesen Trimm-Dich-Pfad durchlaufen. Dann hatte er mal diesen Seelenklempner angeschleppt, diesen Psychotherapeuten – den haben Sie verpasst. Da waren Sie irgendwo im Ausland. Alle Abteilungsleiter mussten ihm ihre Träume erzählen. Er war nicht lange hier. Vielleicht haben ihn ja einige der Träume verjagt. Nun, im letzten Monat hatte M einen Hexenschuss, und einer seiner Freunde aus dem Blades – ich nehme an dieser fette Säufer«, Miss Moneypenny verzog ihren sinnlichen Mund, »hat ihm von diesem Kurheim auf dem Land erzählt. Dieser Mann schwor darauf. Hat M gesagt, dass wir alle wie Automotoren funktionieren und gelegentlich in die Werkstatt müssen, um entkohlt zu werden. Er selbst ist wohl drei Mal im Jahr dort. Er sagte, dass es nur zwanzig Guineen pro Woche kosten würde, was weniger sei, als er an einem Tag im Blades ausgebe, und dass er sich hinterher immer wunderbar fühle. Sie wissen ja, wie gerne M neue Dinge ausprobiert, also fuhr er für zehn Tage hin. Und als er zurückkam, war er felsenfest von diesem Ort überzeugt. Gestern hat er mir stundenlang davon erzählt, und heute Morgen waren jede Menge Dosen mit Rübensirup, Weizenkeimen und weiß der Himmel was sonst noch alles in der Post. Ich habe keine Ahnung, was ich mit dem Zeug anfangen soll. Ich befürchte, dass mein armer Pudel es bekommen wird. Das ist jedenfalls passiert, und ich muss sagen, dass ich ihn noch nie zuvor in solch wunderbarer Form gesehen habe. Er wirkt um Jahre jünger.«

»Er sieht aus wie dieser verdammte Kerl in der alten Reklame für Kruschen-Salz. Aber warum zwingt er mich jetzt, in dieses Irrenhaus zu fahren?«

Miss Moneypenny lächelte vertraulich. »Wissen Sie nicht, dass er große Stücke auf Sie hält? Als er den Bericht Ihrer medizinischen Untersuchung sah, hat er mich sofort angewiesen, den Aufenthalt für Sie zu buchen.« Miss Moneypenny rümpfte die Nase. »Aber, James, rauchen und trinken Sie wirklich so viel? Das kann nicht gut für Sie sein, wissen Sie?« Sie sah mit mütterlichem Blick zu ihm auf.

Bond hielt sich zurück. Stattdessen versuchte er es mit Nonchalance. »Ich sterbe lieber, weil ich zu viel trinke, als dass ich verdurste. Und was die Zigaretten angeht, ich rauche eigentlich nur so viel, weil ich sonst nicht weiß, was ich mit meinen Händen anfangen soll.« Ihm war bewusst, wie fadenscheinig die Begründung war. Schluss mit dem Gesülze! Was er jetzt brauchte, war ein doppelter Brandy mit Soda.

Miss Moneypennys sinnliche Lippen verzogen sich zu einer missbilligenden Linie. »Was die Hände angeht – da habe ich etwas anderes gehört.«

»Jetzt fangen Sie nicht auch noch an, Penny.« Bond ging wütend zur Tür. Dann drehte er sich noch einmal um. »Noch mal so einen Rüffel, und sobald ich wieder da bin, werde ich Sie übers Knie legen, dass Sie die nächsten paar Tage nur noch auf dem Bauch tippen werden.«

Miss Moneypenny schenkte ihm ein liebliches Lächeln. »Ich glaube nicht, dass Sie dazu noch in der Lage sein werden, nachdem Sie zwei Wochen lang von Nüssen und Zitronensaft gelebt haben, James.«

Bond stieß einen Laut irgendwo zwischen einem Schnauben und einem Knurren aus und stürmte aus dem Zimmer.

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SHRUBLANDS

James Bond warf sein Gepäck in den Kofferraum des alten schokoladenbraunen Taxis und stieg vorne neben dem rothaarigen, pickeligen jungen Mann in Lederjacke ein, der am Steuer saß. Der junge Mann zog einen Kamm aus seiner Brusttasche, fuhr damit sorgfältig durch beide Seiten seiner Schmalztolle und steckte den Kamm wieder in die Tasche. Dann lehnte er sich vor und betätigte den Anlasser. Bond vermutete, dass der Fahrer ihm mit diesem Kammspielchen wohl klarmachen wollte, dass er ihn und sein Geld wirklich nur als Gefallen ansah. Das war typisch für die ordinäre Forschheit der jungen Arbeiterklasse seit dem Krieg. Diese Jugend, dachte Bond, verdient etwa zwanzig Pfund die Woche, verachtet ihre Eltern und wäre gerne Tommy Steele. Es ist nicht seine Schuld. Er wurde in den Käufermarkt des Wohlfahrtsstaates und das Atom- und Raumfahrtzeitalter hineingeboren. Für ihn war das Leben leicht und bedeutungslos. »Wie weit ist es bis nach ›Shrublands‹?«, fragte Bond.

Der junge Mann fuhr geschickt, aber unnötig schnell in einen Kreisel und bog wieder ab. »Ungefähr eine halbe Stunde.« Er stieg aufs Gaspedal und überholte waghalsig einen Lastwagen auf einer Kreuzung.

»Sie holen ja wirklich alles aus Ihrem Bluebird raus.«

Der junge Mann warf ihm einen Seitenblick zu, um zu sehen, ob Bond sich über ihn lustig machte. Er kam zu dem Schluss, dass dem nicht so war, und entspannte sich ein wenig. »Den hab ich von meinem Vater. Er sagt, diese alte Kiste war zwanzig Jahre lang gut genug für ihn, also wird sie auch noch weitere zwanzig gut genug für mich sein. Daher lege ich jetzt selbst etwas Geld zurück. Die Hälfte der Summe hab ich schon zusammen.«

Bond kam der Gedanke, dass ihn die ganze Kämmerei überkritisch gemacht hatte. »Was wollen Sie sich denn für einen holen?«

»Einen Kleinbus von Volkswagen. Für die Rennen in Brighton.«

»Gute Idee. In Brighton ist eine Menge Geld zu holen.«

»Und ob.« Der junge Mann zeigte eine Spur von Begeisterung. »Das eine Mal, als ich da war, habe ich ein paar Buchmacher und ihre Bienen nach London gefahren. Glatte zehn Pfund und einen Fünfer als Trinkgeld. Leicht verdiente Kohle.«

»Auf jeden Fall. Aber man kann in Brighton auch an den Falschen geraten. Sie sollten aufpassen, dass Sie nicht ausgeraubt oder verprügelt werden. In Brighton gibt es ein paar ziemlich üble Gangs. Was ist eigentlich aus dem Bucket of Blood geworden?«

»Ist nach dem Zwischenfall dichtgemacht worden. Der, der in allen Zeitungen stand.« Der junge Mann bemerkte, dass er mit Bond wie mit einem Gleichgestellten sprach. Er warf Bond einen Seitenblick zu und betrachtete ihn mit neuem Interesse. »Bleiben Sie im Scrubs oder besuchen Sie dort nur jemanden?«

»Scrubs?«

»Shrublands – Wormwood Scrubs – Scrubs«, erwiderte der junge Mann lakonisch. »Sie wirken nicht wie die üblichen Verdächtigen, die ich dort hinbringe. Meistens sind es fette Frauen und alte Säcke, die mir sagen, dass ich nicht zu schnell fahren soll, damit ich ihren Ischias nicht durchschüttle oder so was.«

Bond lachte. »Ich habe zwei Wochen ohne Bewährung bekommen. Mein Arzt meint, es würde mir guttun. Ich soll es ruhig angehen lassen. Was denkt man denn hier in der Umgebung so über die Klinik?«

Der junge Mann bog an der Brighton Road ab und fuhr unter den Downs vorbei durch Poyning und Fulking. Der Austin heulte behäbig durch die friedliche Landschaft. »Die Leute denken, dass es sich um einen Haufen Irre handelt. Halten nicht viel davon. All diese reichen Schnösel, die gar nichts von ihrem Geld in der Gegend lassen. Die Teestuben verdienen ein wenig an ihnen – besonders an den Moglern.« Er sah zu Bond. »Sie wären überrascht. Erwachsene Leute, von denen einige in der Stadt sogar ziemlich große Fische sind, fahren mit knurrenden Mägen in ihren Bentleys herum und landen in der nächstbesten Teestube, um etwas zu trinken. Mehr ist ihnen nicht erlaubt. Doch dann sehen sie, wie am Nebentisch jemand gebutterten Toast oder Törtchen isst und halten es nicht mehr aus. Sie bestellen ganze Berge von dem Zeug und schlingen es runter wie Kinder, die sich in die Vorratskammer geschlichen haben – dabei blicken sie sich die ganze Zeit um, aus Angst, erwischt zu werden. Man sollte meinen, dass sich solche Leute für ihr Verhalten schämen würden.«

»Das kommt mir ein wenig albern vor, wenn sie doch so viel bezahlen, um sich behandeln zu lassen.«

»Das ist noch so eine Sache«, sagte der junge Mann entrüstet. »Ich kann nachvollziehen, wenn man zwanzig Pfund pro Woche berechnet und dafür drei richtige Mahlzeiten am Tag serviert, aber wie kommen die damit durch, zwanzig dafür zu nehmen, dass man lediglich heißes Wasser bekommt? Das kapier ich einfach nicht.«

»Ich nehme an, dass man auch Anwendungen bekommt. Und die sind den Leuten ihr Geld wohl wert, wenn sie davon wieder gesund werden.«

»Wird wohl so sein«, erwiderte der junge Mann zweifelnd. »Einige sehen schon ein wenig anders aus, wenn ich sie wieder zum Bahnhof zurückbringe.« Er kicherte. »Andere verwandeln sich in richtig alte Böcke, nachdem sie eine Woche lang nur von Nüssen und so etwas gelebt haben. Ich muss es wohl irgendwann mal selbst ausprobieren.«

»Was meinen Sie damit?«

Der junge Mann warf Bond einen Blick zu. Er schien sich daran zu erinnern, wie locker Bond von Brighton geplaudert hatte, und antwortete ermutigt: »Tja, wir haben hier in Washington so ein Mädel. Eine ziemlich flotte Biene. Ist so etwas wie die Dorfmatratze, wenn Sie verstehen, was ich meine. Kellnerin im Honey Bee Tea Shop – war sie zumindest. Wir haben fast alle bei ihr angefangen. Hat nur ein Pfund genommen und kannte ’ne Menge Schweinereien. War regelmäßig bei ihr. Tja, dieses Jahr hat sich das leider bis zum Scrubs rumgesprochen, und ein paar von diesen alten Böcken statteten Polly ebenfalls einen Besuch ab – Polly Grace, das ist ihr Name. Fuhren sie in ihren Bentleys rum und vergnügten sich mit ihr in einem verlassenen Steinbruch oben in den Downs. Das ist seit Jahren der Ort für ihre Art Geschäfte. Das Problem war nur, dass sie ihr fünf, sogar zehn Pfund gezahlt haben und sie sich schnell als zu gut für uns gemeines Volk empfand. Die haben die Preise damit ruiniert. Eine regelrechte Inflation. Und einen Monat später hat sie ihre Stelle im Honey Bee gekündigt, und wissen Sie was?« Die Stimme des jungen Mannes war voller Empörung. »Sie hat sich für ein paar Hundert Mäuse einen alten Austin Metropolitan gekauft und sich mobil gemacht. Genau wie die Londoner Nutten aus der Curzon Street, von denen die Zeitungen schreiben. Jetzt treibt sie sich in Brighton und Lewes herum – überall, wo sie reiche Typen findet, und zwischendurch treibt sie es im Steinbruch mit diesen alten Böcken aus dem Scrubs! Kaum zu glauben, oder?« Der junge Mann hupte wütend ein harmloses Paar auf seinem Tandem an.

»Das ist wirklich übel«, erwiderte Bond ernsthaft. »Ich hätte nicht gedacht, dass diese Leute an so etwas noch interessiert wären, nachdem man sie mit Körnerbratlingen und Gänsewein abgespeist hat.«

Der junge Mann schnaubte. »Sollte man denken. Ich meine ...« Er schien das Gefühl zu haben, zu offen zu sein. »Das haben wir alle geglaubt. Einer meiner Kumpel, er ist der Sohn des Arztes hier, hat die Sache mal mit seinem Vater besprochen – ganz allgemein natürlich. Und sein Paps sagte Nein. Er sagte, dass eine solche Diät, kein Alkohol und jede Menge Ruhe mit Massagen und den heißen und kalten Sitzbädern und was weiß ich nicht alles, das Blut reinigt und den Kreislauf ankurbelt, wenn Sie verstehen, was ich meine. Erweckt die alten Böcke zu neuem Leben – sie wollen sehen, ob sie’s noch bringen, sozusagen.«

Bond lachte. »Meine Güte. Vielleicht ist an dem ganzen Quatsch doch was dran.«

Ein Schild auf der rechten Straßenseite verkündete: SHRUBLANDS. IHR TOR ZUR GESUNDHEIT. ERSTE AUSFAHRT RECHTS. WIR BITTEN UM RUHE. Die Straße führte durch einen breiten Gürtel aus Tannen und anderen Nadelhölzern in einer Schleife durch die Downs. Vor ihnen tauchte zuerst eine hohe Mauer auf und dann ein beeindruckendes, einer Burg nachempfundenes Tor mit einem viktorianischen Häuschen davor, aus dem eine dünne Rauchsäule stieg. Der junge Mann folgte einem Kiesweg zwischen dichten Lorbeerbüschen hindurch. Ein älteres Paar zuckte zusammen, als er sich den Weg freihupte. Zur Rechten lagen nun ordentlich gepflegte Blumenbeete und eine große Rasenfläche, auf der Gestalten allein oder zu zweit flanierten. Und dahinter befand sich eine aus roten Ziegelsteinen bestehende Monstrosität, von der sich ein lang gezogener gläserner Wintergarten bis an den Rand des Rasens erstreckte.

Der junge Mann blieb neben einem breiten Säulenvorbau mit zinnenartigem Dach stehen. Neben einem eisenbeschlagenen Bogentor stand eine hohe glasierte Urne, über der ein Schild informierte: IN UNSEREM HAUS IST DAS RAUCHEN NICHT GESTATTET. ZIGARETTEN BITTE HIER. Bond stieg aus dem Taxi und holte sein Gepäck aus dem Kofferraum. Er gab dem jungen Mann zehn Schilling Trinkgeld. Dieser nahm es an, als sei es das Mindeste, was Bond ihm schuldig war. »Danke. Wenn Sie mal eine Pause einlegen wollen, rufen Sie mich an. Polly ist nicht die Einzige. Und an der Brighton Road gibt es eine Teestube, die gebutterte Muffins anbietet. Bis dann.« Er trat geräuschvoll auf die Kupplung und fuhr knirschend den Weg zurück, den er gekommen war. Bond nahm seinen Koffer und schritt schicksalsergeben die Stufen hinauf und durch das schwere Tor.

Drinnen war es sehr warm und still. Am Empfang in der großen eichenholzgetäfelten Halle wurde er von einer äußerst attraktiven Mitarbeiterin in einem gestärkten weißen Kittel willkommen geheißen. Nachdem er sich ins Empfangsbuch eingetragen hatte, führte sie ihn durch eine Reihe düster eingerichteter Aufenthaltsräume und einen nach Krankenhaus riechenden weißen Korridor in den hinteren Bereich des Gebäudes. Hier gab es eine Verbindungstür zum Anbau, einem lang gezogenen, einfach gebauten Nebengebäude, von dessen Flur zu beiden Seiten Zimmer abgingen. Auf den Türen standen die Namen von Blumen und Büschen. Sie zeigte ihm das Myrtenzimmer, teilte ihm mit, dass »der Chef« ihn in einer Stunde, um achtzehn Uhr, aufsuchen würde, und verließ ihn.

Der Raum war von gewöhnlicher Größe und auch die Möbel waren nichts Besonderes. Auf dem Bett lag eine elektrische Heizdecke. Daneben befanden sich eine Vase mit drei Ringelblumen und ein Buch mit dem Titel Naturheilkunde und ihre Anwendung von Alan Moyle, M.B.N.V. Bond schlug es auf und stellte fest, dass die Abkürzung für »Mitglied des Britischen Naturheilkundeverbands« stand. Er stellte die Zentralheizung ab und machte das Fenster weit auf. Der Kräutergarten, Reihe um Reihe namenloser Gewächse, die um eine zentrale Sonnenuhr herum gepflanzt worden waren, lächelte ihn an. Bond packte seine Sachen aus, setzte sich auf den einzigen Sessel und las etwas darüber, wie er seinen Körper von Schlacken reinigen konnte. Er erfuhr viel über Nahrungsmittel, von denen er noch nie gehört hatte, wie Kaliumsuppe, Nusshack und die geheimnisvoll klingende ungemälzte Rot-Ulme. Er war bei dem Kapitel über Massage angelangt und dachte gerade über die Forderung nach, dass diese Kunst in Streichung, Reibung, Knetung, Klopfung und Vibration unterteilt werden sollte, als das Telefon klingelte. Eine Frauenstimme sagte ihm, dass Mr Wain ihn in fünf Minuten in Sprechzimmer A empfangen würde.

Mr Joshua Wain hatte einen festen, trockenen Händedruck und eine klangvolle, aufmunternde Stimme. Über seiner glatten Stirn prangte ein Schopf buschiger grauer Haare, darunter lagen sanfte klare braune Augen und ein herzliches Lächeln. Er schien aufrichtig erfreut, Bond zu sehen, und an ihm interessiert zu sein. Er hatte einen sehr sauberen Kittel mit kurzen Ärmeln an, aus denen die stark behaarten Arme entspannt herunterhingen. Die Nadelstreifenhose wollte nicht recht dazu passen. Er trug Sandalen über konservativ grauen Socken und bewegte sich äußert lebhaft durch den Raum.

Mr Wain bat Bond, sich bis auf die Unterhose auszuziehen. Als er die vielen Narben sah, bemerkte er höflich: »Meine Güte, Sie scheinen in vielen Kriegen gewesen zu sein, Mr Bond.«

»Fast hätte es mich erwischt. Während des Kriegs.«

»Wirklich! Der Krieg zwischen den Menschen ist eine furchtbare Angelegenheit. Und jetzt atmen Sie bitte tief ein.« Mr Wain horchte Bonds Rücken und Brust ab, maß seinen Blutdruck, wog ihn und hielt seine Körpergröße fest. Dann, nachdem er ihn gebeten hatte, sich mit dem Gesicht nach unten auf einen Behandlungstisch zu legen, untersuchte er mit sanften, forschenden Fingern seine Gelenke und Wirbelsäule.

Während sich Bond wieder anzog, saß Mr Wain an seinem Schreibtisch und schrieb eifrig. Dann lehnte er sich zurück. »Also, Mr Bond, ich denke, es ist nichts Ernstes. Der Blutdruck ist ein wenig hoch, in der oberen Wirbelsäule liegt eine leichte osteopathische Läsion vor – die übrigens aller Wahrscheinlichkeit nach für Ihre Kopfschmerzen verantwortlich ist – und das rechte Hüftbein ist ein wenig ausgerenkt. Zweifellos durch einen heftigen Sturz.« Mr Wain sah ihn mit hochgezogenen Augenbrauen an.

»Vielleicht«, antwortete Bond. Insgeheim dachte er, dass sich der »heftige Sturz« wahrscheinlich zugetragen hatte, als er während des ungarischen Volksaufstands vom Arlberg Express gesprungen war, nachdem Heinkel und seine Freunde ihn fast erwischt hätten.

»Nun gut.« Mr Wain zog ein Formular zu sich heran und hakte nachdenklich Punkte auf der Liste ab. »Eine Woche lang strikte Diät, um die Toxine aus dem Blutkreislauf zu schwemmen. Massage, um Ihre Muskeln zu straffen, Spülungen, heiße und kalte Sitzbäder, osteopathische Behandlungen und ein wenig Distraktion, um die Läsionen loszuwerden. Das sollte Sie wieder in Form bringen. Und natürlich vollkommene Ruhe. Lassen Sie es ruhig angehen, Mr Bond. Wenn ich richtig verstanden habe, arbeiten Sie im öffentlichen Dienst. Wird Ihnen guttun, mal eine Weile von all dem Papierkram wegzukommen.« Mr Wain stand auf und reichte Bond das vorgedruckte Formular. »In einer halben Stunde in den Behandlungsräumen, Mr Bond. Kann nicht schaden, sofort mit der Behandlung anzufangen.«

»Danke sehr.« Bond nahm das Formular entgegen und warf einen Blick darauf. »Was ist übrigens Distraktion?«

»Ein medizinischer Vorgang, um das Rückgrat zu strecken. Sehr heilsam.« Mr Wain lächelte nachsichtig. »Lassen Sie sich von dem, was andere Patienten darüber erzählen mögen, nicht verunsichern. Sie nennen die Vorrichtung für diese Behandlung ›die Streckbank‹. Manche Leute sind eben echte Witzbolde.«

»Natürlich.«

Bond verließ den Raum und ging durch den weiß gestrichenen Korridor. In den Aufenthaltsräumen saßen Patienten, lasen oder plauderten leise miteinander. Es handelte sich ausnahmslos um ältere Angehörige der Mittelschicht, hauptsächlich Frauen, von denen viele hässliche gesteppte Morgenmäntel trugen. Die warme, stickige Luft und die tantenhaften Frauen sorgten dafür, dass sich Bond richtiggehend klaustrophobisch fühlte. Er ging durch die Empfangshalle zum Eingangstor und hinaus an die wunderbar frische Luft.

Nachdenklich schlenderte Bond über die gepflegte schmale Auffahrt und sog den würzigen Duft des Lorbeers und des Goldregens ein. Konnte er das durchstehen? Gab es eine Fluchtmöglichkeit aus diesem Höllenloch, abgesehen von seiner Kündigung beim Geheimdienst? Tief in Gedanken stieß er fast mit einer Frau zusammen, die die Auffahrt entlangeilte. Als sie auswich und ihm ein amüsiertes Lächeln schenkte, raste ein violetter Bentley zu schnell um die Ecke und genau auf sie zu. Um ein Haar wäre sie unter die Räder gekommen, doch Bond packte sie um die Taille und bewahrte sie in einer Art Torerobewegung davor, von der Motorhaube erfasst zu werden. Während der Bentley schlitternd auf dem Schotter zum Stehen kam, stellte Bond die junge Frau wieder auf die Beine. Seine rechte Hand hatte bei der Rettungsaktion ihre Brust gestreift. »Oh!«, flüsterte sie und sah mit einem erstaunten Ausdruck zu ihm auf. Als ihr klar wurde, was geschehen war, stieß sie atemlos hervor: »Oh, ich danke Ihnen.« Dann drehte sie sich zu dem Wagen um. Ein Mann war langsam vom Fahrersitz heruntergeklettert. »Es tut mir furchtbar leid«, sagte er gelassen. »Sind Sie in Ordnung?« Dann erschien ein Ausdruck des Wiedererkennens auf seinem Gesicht. »Wenn das mal nicht meine Freundin Patricia ist. Wie geht es Ihnen, Pat? Schon bereit für mich?«

Der Mann war äußerst gut aussehend – ein gebräunter Herzensbrecher mit einem ordentlich getrimmten Schnurrbart über einem grausamen Mund von der Sorte, von der Frauen träumen, sie zu küssen. Er hatte gleichmäßige Gesichtszüge, die auf spanisches oder südamerikanisches Blut hindeuteten, und kühne harte Augen, die an den äußeren Rändern auf seltsame, oder wie Frauen es ausdrücken würden, faszinierende Art und Weise nach oben gezogen waren. Er wirkte athletisch, war ein Meter achtzig groß und hatte einen lässigen, aber gut geschnittenen Tweedanzug an, der nach Anderson & Sheppard aussah. Darunter trug er ein weißes Seidenhemd und eine dunkelrot gepunktete Krawatte sowie einen braunen Pullover mit V-Ausschnitt, der aus Vikunjawolle zu sein schien. Bond fasste ihn als gut aussehenden Mistkerl zusammen, der jede Frau haben konnte, die er wollte, und sich wahrscheinlich auch von ihnen aushalten ließ – und es sich dabei gut gehen ließ.

Die Frau hatte ihre Fassung wiedergewonnen. »Sie sollten wirklich vorsichtiger sein, Graf Lippe«, ermahnte sie streng. »Sie wissen doch, dass hier auf der Einfahrt immer Patienten und Personal herumlaufen. Ohne diesen Herrn hier«, sie lächelte Bond zu, »hätten Sie mich überfahren. Außerdem steht vorne ein großes Schild, das Fahrer auffordert, vorsichtig zu sein.«

»Es tut mir wirklich leid, meine Liebe. Ich war in Eile. Ich bin für meinen Termin beim guten Mr Wain spät dran. Wie üblich muss ich entkohlt werden – dieses Mal nach zwei Wochen Paris.« Ein wenig herablassend wandte er sich an Bond. »Vielen Dank, mein guter Herr. Sie haben schnell reagiert. Aber nun müssen Sie mich entschuldigen ...« Er hob eine Hand, stieg wieder in den Bentley und schnurrte davon.

»Jetzt muss ich mich aber auch beeilen«, meinte die Frau. »Ich bin furchtbar spät dran.« Zusammen drehten sie um und gingen dem Bentley hinterher.

Bond musterte sie. »Arbeiten Sie hier?« Sie bejahte. Sie sei seit drei Jahren in Shrublands. Es gefalle ihr. Und wie lange würde er bleiben? In diesem Stil plauderten sie eine Weile.

Sie war der sportliche Typ und erinnerte Bond an eine Tennisspielerin, Eiskunstläuferin oder Springreiterin. Sie hatte eine feste, kompakte Figur, die er sehr anziehend fand, und eine frische, natürliche Schönheit. Doch besonders machte sie erst ihr recht breiter, leidenschaftlich wirkender Mund und ein Hauch von Autorität, die für jeden Mann eine Herausforderung darstelle. Sie trug die weibliche Version des Kittels, den Mr Wain angehabt hatte, und so wie sich die Kurven ihrer Brüste und Hüften abzeichneten, konnte sie nicht viel darunter tragen. Bond fragte sie, ob ihr niemals langweilig würde und was sie so in ihrer Freizeit tue.

Sie erwiderte seinen Flirtversuch mit einem Lächeln und einem kurzen abschätzenden Blick. »Ich habe eines von diesen Leichtfahrzeugen. Damit fahre ich viel in der Gegend herum. Und es gibt wunderschöne Wanderwege. Außerdem trifft man hier immer neue Leute. Einige sind sehr interessant. Dieser Mann im Wagen zum Beispiel, Graf Lippe. Er kommt jedes Jahr her und erzählt mir faszinierende Dinge über den Fernen Osten – China und so weiter. Seine Firma sitzt an einem Ort namens Macao. Das ist in der Nähe von Hongkong, oder?«

»Ja, das stimmt.« Also kamen diese nach oben gezogenen Augenwinkel von einem Spritzer chinesischen Bluts. Es wäre interessant, seinen Hintergrund zu kennen. Wenn er aus Macao kam, war er möglicherweise portugiesischer Abstammung.

Sie hatten den Eingang erreicht. Als sie in der warmen Halle waren, sagte sie: »Tja, ich muss dann mal los. Nochmals vielen Dank.« Sie schenkte ihm ein Lächeln, das wegen der zusehenden Empfangsdame vollkommen neutral war. »Ich wünsche Ihnen einen schönen Aufenthalt.« Sie eilte zu den Behandlungsräumen. Bonds Blick blieb auf ihre hypnotisch schwingenden Hüften gerichtet. Dann sah er auf seine Uhr, ging ebenfalls die Treppen hinunter und betrat ein makelloses weißes Untergeschoss, das schwach nach Olivenöl und Desinfektionsmittel roch.

Hinter einer Tür mit der Aufschrift HERRENBEHANDLUNG wurde er von einem sonnengegerbten Masseur in kurzer Hose und Unterhemd in Empfang genommen. Bond entkleidete sich, und folgte dem Mann mit einem Handtuch um seine Taille durch einen lang gezogenen Raum, der mit Plastikvorhängen in kleinere Bereiche unterteilt war. Im ersten lagen zwei ältere Männer nebeneinander auf Liegen und waren fest in Tücher eingewickelt. Der Schweiß lief ihnen über die dunkelroten Gesichter. Im nächsten standen zwei Massagetische. Auf einer wabbelte der blasse, sommersprossige Körper eines jungen, aber sehr dicken Manns unter den Händen seines Masseurs. Bond, den das alles furchtbar anwiderte, nahm sein Handtuch ab, legte sich mit dem Gesicht nach unten auf die Liege und lieferte sich der härtesten Tiefengewebsmassage aus, die er jemals erlebt hatte.

Über das Vibrieren seiner Nerven und das Brennen der Muskeln und Sehnen vernahm er gerade noch, wie sich der fette Mann von seinem Tisch rollte und nur wenige Augenblicke später ein weiterer Patient seinen Platz einnahm. »Sie werden Ihre Armbanduhr leider abnehmen müssen, Sir«, hörte er den Masseur des Mannes sagen.

»Unsinn, mein Lieber«, erwiderte die gewandte, seidenweiche Stimme, die Bond sofort wiedererkannte, nachdrücklich. »Ich bin jedes Jahr hier und musste sie noch nie ablegen. Wenn es Ihnen nichts ausmacht, würde ich sie lieber anlassen.«

»Tut mir leid, Sir.« Die Stimme des Masseurs war höflich, aber bestimmt. »Dann hat wohl bis jetzt jemand anders die Behandlung durchgeführt. Es stört den Blutfluss, wenn ich bei Arm und Hand ankomme. Bitte legen Sie die Uhr ab.«

Einen Augenblick lang herrschte Schweigen. Bond konnte fast spüren, wie Graf Lippe sein Temperament zügeln musste. Dann wurden Worte ausgespuckt, die für Bond mit übertriebener Aggressivität aufgeladen waren: »Dann nehmen Sie sie eben ab.« Das »Sie können mich mal!« musste nicht ausgesprochen werden. Es hing am Ende des Satzes in der Luft.

»Danke, Sir.« Es entstand eine kurze Pause, dann begann die Massage.

Der kleine Vorfall kam Bond seltsam vor. Selbstverständlich musste man für eine Massage seine Armbanduhr ablegen. Warum hatte der Mann sie unbedingt anbehalten wollen? Das wirkte sehr kindisch.

»Bitte drehen Sie sich um, Sir.«

Bond gehorchte. Nun konnte er seinen Kopf bewegen, wie er wollte. Er warf einen unauffälligen Blick nach rechts. Graf Lippe hatte sein Gesicht abgewandt. Sein linker Arm hing von der Liege herunter. Dort, wo die Sonnenbräune endete, begann ein Streifen aus fast weißer Haut am Handgelenk. In der Mitte des Kreises, an dem sich die Uhr befunden hatte, war eine Tätowierung zu erkennen. Sie sah aus wie ein kleines rotes Zickzackmuster, durchkreuzt von zwei vertikalen Strichen. Das hatte Graf Lippe also verbergen wollen! Es würde amüsant werden, im Archiv anzurufen und nachzufragen, welche Menschen dieses kleine geheime Erkennungszeichen unter ihren Armbanduhren trugen.

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DIE STRECKBANK

Am Ende der einstündigen Behandlung fühlte sich Bond, als ob sein Körper ausgeweidet und dann durch eine Mangel gedreht worden wäre. Er zog sich wieder an, und während er M verfluchte, stieg er erschöpft die Stufen hinauf. Dieser Bereich stellte im Vergleich zum Untergeschoss voller Nacktheit und Demütigungen eine nahezu zivilisierte Umgebung dar. Am Eingang zur Empfangshalle gab es zwei Telefonzellen. Man stellte ihn zu der einzigen Hauptquartiersnummer durch, die er von einer externen Leitung anrufen durfte. Er wusste, dass solche Gespräche von draußen strengstens überwacht wurden. Als er nach einer Archivauskunft fragte, erkannte er am hohlen Klang der Verbindung, dass jemand mithörte. Er gab dem Archivleiter seine Nummer, stellte seine Frage und fügte hinzu, dass die fragliche Person ein Orientale wahrscheinlich portugiesischer Abstammung sei. Nach zehn Minuten rief ihn der Archivleiter zurück.

»Es ist ein Erkennungszeichen.« Seine Stimme klang interessiert. »Das der Red Lightning Tong. Höchst ungewöhnlich, von einem Mitglied zu hören, das kein reinrassiger Chinese ist. Es handelt sich dabei nicht um die übliche halbreligiöse Organisation. Diese hier ist rein kriminell. Station H hatte schon einmal mit ihr zu tun. Sie sind auch in Hongkong vertreten, doch ihr Hauptquartier liegt auf der anderen Seite der Bucht in Macao. Station H hatte viel Geld bezahlt, um einen Kurierdienst nach Peking zu etablieren. Der lief wie geschmiert, also probierten sie es mit etwas Schwererem. Das ging leider vollkommen daneben. Ein paar von Hs besten Männern gingen dabei drauf. Es war ein doppeltes Spiel. Wie sich herausstellte, hatte Moskau mit diesen Leuten ebenfalls einen Handel abgeschlossen. Eine furchtbare Sache. Seit damals tauchen sie immer mal wieder auf, schmuggeln Gold nach Indien oder betreiben Menschenhandel. Es sind große Fische. Wir wären interessiert, wenn Sie irgendwelche Informationen hätten.«

»Vielen Dank«, sagte Bond. »Nein, ich habe noch nichts Definitives. Ich habe gerade zum ersten Mal von diesen Red-Lightning-Typen gehört. Aber ich lasse es Sie wissen, wenn sich etwas entwickeln sollte. Bis dann.«

Nachdenklich hängte Bond den Hörer ein. Wie interessant! Aber was zum Teufel machte dieser Mann hier in Shrublands? Bond verließ die Telefonzelle. Er bemerkte eine Bewegung in der nächsten Kabine. Dort stand Graf Lippe mit dem Rücken zu Bond und hatte gerade den Hörer abgenommen. Wie lange hatte er dort schon gestanden? Hatte er Bonds Nachfrage belauscht? Oder seinen Kommentar gehört? Bond verspürte dieses unangenehme Gefühl im Magen, das er so gut kannte – es war das Zeichen, dass er wahrscheinlich einen gefährlichen und ziemlich dämlichen Fehler begangen hatte. Er warf einen Blick auf seine Uhr. Es war neunzehn Uhr dreißig. Er ging durch die Empfangshalle zum Salon, in dem das »Abendessen« serviert wurde. Er nannte einer älteren Frau mit einem Wärterinnengesicht, die an einer langen Theke stand, seinen Namen. Sie ging eine Liste durch und schöpfte heiße Gemüsesuppe in einen Plastikbecher. Bond nahm ihn entgegen. »Ist das alles?«

Die Frau lächelte nicht. »Sie haben noch Glück«, erwiderte sie streng. »Bei einer Hungerkur würden Sie nicht so viel bekommen. Und Sie bekommen sogar jeden Mittag eine Suppe und nachmittags zwei Tassen Tee.«

Bond warf ihr ein bitteres Lächeln zu. Dann nahm er den schrecklichen Becher mit zu einem der kleinen Cafétische in der Nähe der Fenster, von denen man auf den dunklen Rasen blicken konnte, setzte sich und nippte an der Suppe, während er beobachtete, wie einige seiner Mitpatienten ziellos und schwach durch den Raum wanderten. Nun verspürte er ein wenig Mitleid für die armen Schlucker. Er war nun ein Mitglied ihres Clubs. Er war aufgenommen worden. Er trank die Suppe bis zum letzten ordentlich gewürfelten Karottenstück und kehrte gedankenverloren in sein Zimmer zurück. Dabei dachte er an Graf Lippe, an Schlaf, aber vor allem an seinen leeren Magen.

Nach zwei derartigen Tagen fühlte sich Bond schrecklich. Er hatte permanent dumpfe Kopfschmerzen, das Weiße in seinen Augen hatte sich leicht gelblich verfärbt und seine Zunge hatte einen dicken Pelz bekommen. Sein Masseur sagte ihm, er solle sich keine Sorgen machen. Das alles sei ganz normal. Es handele sich um die Giftstoffe, die sein Körper ausschied. Bond, der sich nun ständig erschöpft fühlte, widersprach nicht.

Nichts schien mehr eine Rolle zu spielen, abgesehen von der einzelnen Orange und dem heißen Wasser zum Frühstück, den Bechern mit heißer Suppe und den Tassen Tee, die Bond mit löffelweise braunem Zucker auffüllte, der einzigen Sorte, die Mr Wains Zustimmung fand.

Am dritten Tag stand nach der Massage und dem Schock der Sitzbäder »osteopathische Manipulation und Dehnung« auf Bonds Programm. Man schickte ihn in einen neuen Bereich des Untergeschosses, der abgelegen und still war. Als er die entsprechende Tür öffnete, erwartete er, einen haarigen G-Mann vorzufinden. (G-Mann, hatte er herausgefunden, stand für Gesundheitsmann. Es war geschickt, sich so zu nennen, wenn man ein Naturheilkundler war.) Er blieb wie angewurzelt stehen. Neben der Liege stand Patricia Soundso, die Frau, die er seit seinem ersten Tag hier nicht mehr gesehen hatte, und wartete auf ihn. Er schloss die Tür hinter sich. »Du meine Güte. Das machen Sie hier also?«

Sie hatte diese Reaktion schon oft von den männlichen Patienten zu hören bekommen und war deswegen ein wenig empfindlich. Sie lächelte nicht, sondern erwiderte in bewusst sachlichem Tonfall: »Fast zwanzig Prozent aller Osteopathen sind weiblich. Bitte legen Sie Ihre Kleidung ab. Alles bis auf die Unterhose.« Nachdem ihr Bond amüsiert gehorcht hatte, wies sie ihn an, sich vor sie zu stellen. Sie ging einmal um ihn herum und untersuchte ihn mit einem Blick, der rein berufliches Interesse ausstrahlte. Ohne seine Narben zu erwähnen, sagte sie ihm, er solle sich mit dem Gesicht nach unten auf die Liege legen. Dann begann sie mit kräftigen, präzisen und durch und durch geübten Bewegungen ihr Handwerk.

Bond bemerkte schnell, dass es sich bei ihr um eine außergewöhnlich starke Frau handelte. Sein muskulöser Körper, der zugegebenermaßen gerade widerstandslos war, schien für sie keinerlei Hindernis darzustellen. Bond war über die Neutralität dieser Beziehung zwischen einer attraktiven Frau und einem halb nackten Mann ein wenig verstimmt. Am Ende der Behandlung forderte sie ihn auf, aufzustehen und seine Hände hinter ihrem Nacken zu verschränken. In ihren Augen, die nur ein paar Zentimeter von seinen entfernt waren, lag lediglich professionelle Konzentration.

Dann begann sie, an ihm zu zerren, wahrscheinlich um seine Wirbelsäule zu lockern. Das war zu viel für Bond. Als sie ihn schließlich anwies, seinen Griff um sie zu lösen, tat er nichts dergleichen. Er hielt sie noch fester, hob ihren Kopf zu seinem und küsste sie. Sie duckte sich schnell unter seinen Armen weg und richtete sich auf. Ihre Wangen waren errötet und ihre Augen funkelten wütend. Bond grinste sie an. Er wusste, dass er nur knapp einer saftigen Ohrfeige entgangen war. »Ich musste es einfach tun«, sagte er frech. »Sie sollten als Osteopathin keinen solchen Mund haben.«

Die Wut in ihrem Blick ließ ein wenig nach. »Das letzte Mal, als so etwas passiert ist, musste der Mann noch am gleichen Tag abreisen.«

Bond lachte. Er machte einen bedrohlichen Schritt auf sie zu. »Wenn die Hoffnung bestünde, dadurch von diesem verdammten Ort wegzukommen, würde ich Sie noch mal küssen.«

»Seien Sie nicht albern«, schalt sie ihn. »Und jetzt packen Sie Ihre Sachen zusammen. Sie sind für eine halbe Stunde Dehnung eingeteilt.« Sie lächelte grimmig. »Das wird Sie schon ruhigstellen.«

»Oh, also gut«, entgegnete Bond missmutig. »Aber nur unter der Bedingung, dass ich Sie an Ihrem nächsten freien Tag ausführen darf.«

»Mal sehen. Das hängt davon ab, wie Sie sich bei Ihrer nächsten Behandlung benehmen.« Sie hielt die Tür auf. Bond raffte seine Sachen zusammen und ging hinaus. Dabei stieß er fast mit einem Mann zusammen, der ihm entgegenkam. Es war Graf Lippe in Freizeithose und einer grellen Windjacke. Er ignorierte Bond und verbeugte sich lächelnd vor Patricia. »Das Lamm kommt zur Schlachtbank. Ich hoffe, Sie haben heute keine überschüssige Energie.« Dabei funkelten seine Augen charmant.

»Machen Sie sich schon mal fertig«, erwiderte sie kurz angebunden. »Ich brauche noch einen kleinen Moment, um Mr Bond auf den Dehnungstisch zu legen.« Sie ging den Gang entlang und Bond folgte ihr.