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Über dieses Buch:

Dr. Harold, Gynäkologe aus Leidenschaft, kümmert sich mit besonderer Hingabe um die Damen, die in dem Badeort Bristol Bay ein wenig Erholung suchen. Sie alle sind gestresst – sie alle sind verklemmt. Harold allein kann es gelingen, sie dazu zu bringen, ihrer Lust freien Lauf zu lassen. Dadurch befördert er so manche gut verborgene Leidenschaft an die Oberfläche und verhilft jeder einzelnen Frau zu sexueller Entspannung!

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eBook-Neuausgabe April 2015

Ein eBook des venusbooks Verlags. venusbooks ist ein Verlagslabel der dotbooks GmbH, München.

Copyright © der Originalausgabe 2005 Edition Combes im Verlag Frank de la Porte, 96328 Küps

Copyright © der eBook-Neuausgabe 2015 venusbooks GmbH, München

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Titelbildgestaltung: Nele Schütz Design unter Verwendung von thinkstock/istock/mtoome

eBook-Herstellung: Open Publishing GmbH

ISBN 978-3-96898-074-4

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Im realen Leben dürfen Erotik, Sinnlichkeit und sexuelle Handlungen jeder Art ausschließlich zwischen gleichberechtigten Partnern im gegenseitigen Einvernehmen stattfinden. In diesem eBook werden erotische Phantasien geschildert, die vielleicht nicht jeder Leserin und jedem Leser gefallen und in einigen Fällen weder den allgemeinen Moralvorstellungen noch den Gesetzen der Realität folgen. Es handelt sich dabei um rein fiktive Geschichten; sämtliche Figuren und Begebenheiten sind frei erfunden. Der Inhalt dieses eBooks ist für Minderjährige nicht geeignet und das Lesen nur gestattet, wenn Sie mindestens 18 Jahre alt sind.

Victoria de Torsa

Die ehrbaren Ladies von Bristol Bay

Erotischer Roman



venusbooks

Prolog

»Sie haben eine phantastische Ausstattung!«, sagte ich, als ich mich in der Praxis umgeschaut hatte.

»Ich möchte lieber Ihre Ausstattung haben!«, antwortete Dr. Wilson M. Owens.

Mit diesem Wortwechsel begann Dr. Harold Butcher seine Erzählung. Ich bat ihn aber, die Geschichte von Anfang an zu schildern, falls er will, dass ich sie in literarischer Form veröffentliche. Vielleicht ist es überflüssig zu betonen, dass alle Namen, auch die Ortsnamen frei erfunden sind, um die Identität der Personen, um die es sich in diesem Buch handelt, zu schützen. Auch der Kurort, wo sich alles abgespielt hat, hieß in Wirklichkeit nicht Bristol Bay, sondern anders, denn wenn ich die richtige Ortschaft nenne, wäre es leicht, die einzelnen Protagonisten dort aufzuspüren. In dieser ganzen Geschichte ist nur ein Name authentisch, und zwar der meine: Victoria de Torsa.

Wenn Sie öfters Magazinsendungen im Radio hören oder im Fernsehen sehen oder bestimmte Kolumnen in der Zeitung lesen, werden Sie meinen Namen sicherlich kennen. Ich bin nämlich Journalistin und Buchautorin und gebe manchmal auch Interviews in den Medien. In diese ganze Geschichte bin ich eigentlich nur durch Zufall, der ja aber manchmal eine so große Rolle in unserem Leben spielt, geraten. Ich wollte mich nach einer langen Periode ununterbrochener Arbeit in Bristol Bay, in diesem so vornehmen, ruhigen, aber nie langweiligen Badeort ausruhen. Es war Sommeranfang, es herrschte ein herrliches Wetter, und ich fühlte mich in diesem Städtchen wie neu geboren. Bis ich einen ständigen Juckreiz im Genitalbereich zu spüren begann.

Nein, lachen Sie bitte nicht. Ich weiß, woran Sie jetzt denken, aber es war nicht so. Das Jucken war ziemlich unangenehm, besonders, weil man sich in der Öffentlichkeit an solchen Stellen nicht kratzen kann. Ich befürchtete, dass ich mir etwas eingefangen hatte und war froh, als ich ein Schild mit der Aufschrift: Dr. Harold Butcher – Gynäkologische Praxis auf einem der schönen Häuser hier entdeckte.

Der Doktor erwies sich als ein sehr sympathischer Mittdreißiger, der nach einer eingehenden Untersuchung feststellte, dass es sich lediglich um eine Hautreizung als Folge des Schwitzens in der sommerlichen Wärme handelte. Er gab mir einfach eine Dose Babypuder und riet mir, leichtere Kleidung und einige Tage lang kein Höschen zu tragen. Der Juckreiz ist dann tatsächlich binnen sehr kurzer Zeit verschwunden, aber der andere Juckreiz, der, an den Sie vorhin gedacht haben, hat sich angesichts des sympathischen Wesens von Dr. Harold Butcher wesentlich verstärkt, was uns einander näherbrachte. Viel näher. Und da sich zwischen uns eine Freundschaft entwickelte und ich – die ich ja schon manches erlebt habe – seinen Lebenslauf äußerst interessant und spannend fand, habe ich mich entschlossen, seine Geschichte in diesem Buch zu veröffentlichen.

Lesen Sie nun diese Geschichte, wie sie mir Dr. Harold Butcher erzählte. Ich wünsche dem Leser so viel Vergnügen, wie ich beim Zuhören – und auch in den Pausen dazwischen – erleben durfte.

Die Reise in die Zukunft

Der Zug wurde immer langsamer, als er in den Bahnhof von Bristol Bay einrollte. Dr. Harold Butcher, ein gut aussehender Mann von etwa Anfang Dreißig, mit intelligentem Gesicht und klaren, lebendigen Augen, nahm seinen Koffer und stieg aus.

Auf dem Bahnsteig begrüßte ihn ein schon etwas älterer Herr. Die beiden hatten sich zwar noch nicht persönlich kennengelernt, trotzdem begrüßten sie sich ausgesprochen herzlich, denn sie gehörten demselben Berufsstand an: Sowohl Harold Butcher als auch der ältere Herr, der ihn empfing, ein gewisser Dr. Wilson M. Owens, waren Ärzte. Sie gehörten sogar demselben Fachgebiet an: Beide waren Gynäkologen.

»Haben Sie schon ein Hotelzimmer für mich reserviert?«, fragte Dr. Butcher.

Sein älterer Kollege schüttelte resolut den Kopf. »Nein, mein Lieber, das habe ich nicht, und es ist auch nicht nötig. Denn das Haus, in dem sich meine Praxis befindet, gehört mir. Und darin gibt es auch eine ruhige Wohnung, in der ich selbst früher gewohnt habe, und die jetzt leersteht. Na ja, leerstehen ist vielleicht das falsche Wort: Ich habe sie möbliert gelassen und mit allen Bequemlichkeiten ausgestattet. Sie ist eigentlich wie früher. Darin werden Sie sich wohler fühlen als in einem unpersönlichen Hotelzimmer. Doch kommen Sie, da steht mein Wagen.«

Sie stiegen ein. Während Dr. Owens den Wagen lenkte, erklärte er seinem jungen Kollegen alles, was sie im Vorbeifahren so zu sehen bekamen. Der junge Arzt – nennen wir ihn einfach Harold – schaute interessiert auf die Häuserzeilen, die sie passierten. In diesem Städtchen schien alles eine einzige, große Promenade zu sein, was die breiten Gehwege noch unterstrichen. Die Häuser waren alle schön, elegant und sauber, als ob sie gerade erst gebaut worden wären, obwohl sie verschiedene Stile repräsentierten. Überwiegend war dabei allerdings der Jugendstil mit dem leicht romantischen Hauch, der die Anfangsjahre des zwanzigsten Jahrhunderts charakterisierte, und der eine ständige Frühlingsstimmung bewirkt, die die Welt schöner und das Leben glücklicher erscheinen lässt. Die eleganten Geschäfte auf beiden Straßenseiten und die gepflegten Parkanlagen zeugten von Geschmack und Reichtum der Bewohner. Der junge Arzt Dr. Harold Butcher, der die etwas düstere Kulisse seiner Heimatstadt Chicago mit den Schlachthöfen, Industrieanlagen und grauen, rußbedeckten Mietskasernen gewohnt war, fand das, was er sah, einfach prachtvoll und dachte bei sich: Hier möchte ich wirklich gerne leben.

Dr. Owens, der den Wagen chauffierte, musste zwar auf den Verkehr achten, aber gleichzeitig beobachtete er seinen Gast von der Seite. Er gefiel ihm. Er war jung, schien energisch und dynamisch zu sein, sah auch gut aus, was in seinem Beruf, besonders in dieser Stadt, für ihn nur Vorteile bringen konnte.

Sie verließen das Zentrum und kamen in eine ruhigere Gegend, wo die Häuser nicht mehr dicht an dicht wie aneinandergeklebt standen, sondern durch schöne, gepflegte Vorgärten und breite Auffahrtswege ahnen ließen, dass in diesem Viertel die eigentliche Hautevolee dieser Stadt wohnte.

Sie hielten vor einem Haus mit einer breiten, weißen Marmortreppe, und neben der Eingangstür war ein gediegenes Messingschild angebracht, auf dem stand:

Dr. Wilson M. Owens

Gynäkologe

Die großen Fenster der Hochparterre waren mit milchigweißen, undurchsichtigen Glasscheiben versehen, was auf eine Arztpraxis hinwies, der erste Stock mit den Panoramafenstern und dem breiten Balkon war offensichtlich die Privatwohnung, die Dr. Owens erwähnt hatte.

Sie betraten gemeinsam das Haus. Zuerst gingen sie in die Privatwohnung, die sehr gemütlich eingerichtet und der nicht anzusehen war, dass sie seit einiger Zeit nicht mehr bewohnt war. Alles war pieksauber und offensichtlich für den Gast vorbereitet worden. Dort stellte Harold seinen Koffer ab, dann gingen sie eine Treppe hinunter und gelangten durch eine Tür in die eigentliche Praxis. Da es Sonntag war, war diese geschlossen.

Harold schaute sich um und kam aus dem Staunen nicht mehr heraus. Er hatte zwar in den letzten beiden Jahren bei seinem Freund und Kollegen Dr. Tom Portman in Chicago in dessen Praxis mitgearbeitet, und diese war auch modern eingerichtet gewesen, aber was er hier sah, ließ sein Herz höher schlagen. Alles war vom Feinsten und Modernsten – und offensichtlich auch das Teuerste, was die Branche zu bieten hatte. Es fehlte wirklich nichts, und kein Teil schien älter als zwei Jahre zu sein. Auch der gynäkologische Stuhl sah nicht so aus wie der in den meisten Praxen auf dem amerikanischen Kontinent. Die sehen eigentlich alle wie Kommoden aus: von unten bis oben mit Schubladen versehen, auf der Oberseite mit einem dünnen, von Kunstleder bezogenen Polster versehen, und seitlich kann man zwei Fußhalterungen, ähnlich den Steigbügeln beim Reiten, herausziehen, um die Beine der Patientinnen in gespreizter Haltung zu fixieren.

Dieser Stuhl hier sah eher einem Astronautensitz in einer Raumkapsel aus der fernen Zukunft ähnlich. Der Stuhl selbst hätte sogar in einen modernen Salon gepasst, jedoch ließen sich Sitz, Rücken und Armlehnen, genau so wie die Halterungen für die Beine, auf Knopfdruck und durch leise Motoren getrieben, in jede gewünschte Stellung bringen. Auch die ,Steigbügel‘ waren keine einfachen Metallschalen, sondern feingepolsterte, gebogene Auflagen, die die Beine der Patientinnen in der ganzen Länge stützten wie bei einem bequemen Fernsehsessel. Mit einem kleinen, aber feinen Unterschied: Diese Halterungen ließen sich – ebenfalls von einem Motor angetrieben – zur Mitte hin bewegen, aber auch nach außen führen, so dass, wenn sie am weitesten auseinander standen, die Beine der Patientin so weit gespreizt waren, wie es anatomisch nur möglich war.

Obwohl das, was Harold hier sah, sein Herz höher schlagen ließ, machte es ihn gleichzeitig aber auch traurig. Das werde ich nie bezahlen können! dachte er, und er fühlte sich so wie ein Kind, dem man ein Stück Schokolade zeigt und ihm dann erklärt, dass das süße Zeug schlecht für die Zähne sei und es wieder wegpackt. Seine Fahrt nach Bristol Bay war also umsonst gewesen!

Trotzdem musste er seiner Begeisterung Ausdruck verleihen: »Das ist die schönste, die perfekteste Ausstattung, die ich je gesehen habe«, sagte er.

Dr. Owens lächelte ihn mit dem Stolz des Besitzers an und sagte: »Ihre Ausstattung ist aber hier wesentlich wichtiger. Und sicherlich besser als die meine.«

Harold verstand nicht, was damit gemeint war. »Ich habe doch gar keine Ausstattung«, sagte er.

»Doch«, meinte Dr. Owens, »doch, Sie haben. Ich meine die in Ihrer Hose. Diese werden Sie hier brauchen, und ich bin sicher, da Sie wesentlich jünger sind als ich, dass Ihr Pimmel leistungsfähiger ist als der meine. Aber darüber können wir später reden. Es ist Mittagszeit, kommen Sie, ich lade Sie in ein italienisches Restaurant ein, wo ich des öfteren speise. Das Essen dort ist hervorragend. Und weil das Wetter herrlich und der Weg nicht allzu weit ist, sollten wir zu Fuß gehen und einen kleinen Spaziergang machen.«

Unterwegs summten die Gedanken in Harolds Kopf. Dass Dr. Owens solche ordinären Ausdrücke wie Pimmel benutzte, störte Harold nicht. Bekanntlich verfügen Ärzte ja über das schmutzigste Vokabular von allen Berufen. Wenn sie sich mit Dritten unterhalten, hören Sie von ihnen Worte wie Muschi, Popo oder Bumsen nie, da benutzen sie die sterilen klinischen Begriffe wie Vagina, Penis, Koitus und so weiter. Aber wenn sie privat miteinander sprechen, dann verwenden sie die Ausdrücke der Gosse; dann reden sie von Pimmel, Fotze und Ficken.

Und das nicht nur deswegen, weil sie vielleicht keine gute Kinderstube hätten oder schlecht ausgebildet worden wären. Nein, es ist der Beruf des Arztes an und für sich. Der menschliche Körper ist für sie kein Tempel des Herrn, kein Heiligtum – es ist ganz einfach das Material, mit dem sie arbeiten. Sie fassen es an, sie schneiden es auf und sie dürfen zu diesem Arbeitsmaterial auch keine emotionalen Verbindungen aufbauen. Das wird ihnen bereits an der Universität abgewöhnt, sonst könnten sie bei ihrer Arbeit mit diesem ,Material‘ nicht unsentimental, nur die Gesetze der Logik und des Wissens vor Augen, arbeiten. Da würden sie jedesmal zusammenbrechen, wenn sie mit den Schmerzen mancher Kranken mitleiden oder wenn ein Patient stirbt. Auch die tägliche Praxis mit diesen Dingen härtet sie ab. Deshalb ist es nicht verwunderlich, wenn der Arzt die frisch herausoperierte Leber einem anderen unter die Nase hält und sagt: »Schauen Sie, Herr Kollege, was für eine wunderschöne Krebsgeschwulst!«

Nein, nicht die Ausdrucksweise des Dr. Owens war es, die Harold nicht verstehen konnte. Was ihm nicht in den Kopf ging war, was sein Penis mit seinem Beruf zu tun haben sollte. Er wurde ja nicht deshalb Gynäkologe, weil er die naive Vorstellung gehabt hätte, dass er dann in herrlichen, frischen, appetitlichen Fötzchen strahlend schöner, junger Mädchen wühlen darf. Nein, er wusste, dass gerade nicht solch wunderbare Geschöpfe zum Frauenarzt gehen, sondern meist alte, aber in jedem Fall kranke Frauen. Und weder während des Studiums noch während seiner zweijährigen Praxis bei seinem Freund in Chicago war ihm eine Fotze unter die Augen gekommen, in die er seinen Pimmel gerne reingesteckt hätte. Es waren halt immer kranke Fotzen, oft befallen von Pilzen oder von einem unappetitlichen Ausschlag bedeckt, sie sahen manchmal sogar wie blutende Wunden aus, oder er musste die vorgefallene Gebärmutter, die zwischen den Schamlippen heraustrat, behandeln.

Er hatte diesen Zweig der Medizin gewählt, weil zu der Zeit, als er sich für eine Fachrichtung entscheiden musste, auf keiner anderen Fakultät ein freier Platz zu finden war. Und da er wusste, dass er als Arzt sowieso mit kranken Menschen zu tun haben würde, nahm er die einzige sich bietende Möglichkeit an. Zudem stellte sie ein besseres Einkommen in Aussicht als das eines Allgemeinmediziners.

Nach zwei Jahren als Assistenzarzt bei Dr. Portman entschloss er sich, sich selbständig zu machen und eine eigene Praxis zu eröffnen. Zwar hatte er nicht genügend Kapital, dass er es sich hätte leisten können, eine neue Praxis aufzubauen und einzurichten, aber er hoffte, einen älteren Arzt zu finden, der in den Ruhestand gehen und deshalb seine bisherige Arbeitsstätte verkaufen wollte. Das war allemal die preiswertere Lösung.

Deshalb war er froh, als er im Fachblatt für Gynäkologie die Annonce von Dr. Owens las, in dem er einen Nachfolger suchte, einen jungen, gutaussehenden, ledigen Mann, der seine moderne, gut eingeführte Praxis zum Vorteilspreis oder gegen Ratenzahlung zu übernehmen bereit wäre. Warum der Nachfolger gutaussehend und ledig sein müsste, war ihm schleierhaft, aber er dachte nicht viel darüber nach. Nach einem kurzen Briefwechsel und einigen Telefonaten lud ihn dann Dr. Owens ein, alles völlig unverbindlich in Augenschein zu nehmen. Nun war er da.

Das Restaurant, in das sie einkehrten, war erstklassig, das Essen ausgezeichnet und die Flasche Wein, die Dr. Owens bestellte, hervorragend. So blieben sie nach dem Essen noch bei einem Espresso sitzen, und da sie in einer Nische saßen, wo sie sich ungestört unterhalten konnten, ohne von den anderen Gästen belauscht zu werden, fragte er Dr. Owens offen, was er mit dieser Bemerkung über seinem Pimmel gemeint hatte, da er ihn in keinen Zusammenhang mit seinem Beruf bringen konnte. Daraufhin erklärte ihm Dr. Owens alles.

Das Rätsel löst sich auf

»Schauen Sie, junger Freund«, begann Dr. Owens zu sprechen, »wir sind hier in Bristol Bay. Es ist kein Kurort, wie man dem Namen nach vermuten könnte. Nein, Bristol Bay ist kein Städtchen, das von heilungssuchenden, schwerkranken Leuten besucht wird. Es ist ein Badeort. Wissen Sie, was der Unterschied zwischen einem Kurort und einem Badeort ist? Nun, hierher kommen gesunde, und vor allem reiche Leute, um sich zu erholen und sich zu amüsieren. Sie wollen sich in unseren modernen Bädern und am Strand vergnügen, sie wollen in edlen Restaurants fürstlich speisen und sich in sündhaft teuren Hotels – denn hier gibt es keine anderen, und auch deshalb habe ich für Sie auch kein Zimmer in einem solchen Bienenstock reserviert – vom Scheffeln der Millionen erholen. Sie wollen in unseren Spielkasinos ihr Geld verlieren – oder vielleicht auch vermehren –, und sie wollen in unseren Edelbordellen ihre Schwänze abmelken lassen. Geld haben sie alle, und sie meinen, mit Geld könne man sich auch alles kaufen.

Sie bringen auch ihre Ehefrauen mit, manchmal auch ihre Mätressen oder die Frau des besten Freundes, der gerade in einem anderen Badeort mit einer anderen Frau promeniert.

Und genau diese Frauen gehören zu meiner Klientel. Was nimmt man für eine Visite in Chicago? Fünfundzwanzig Dollar? Nun, ich nehme zweihundertundfünfzig – und die werden auch anstandslos bezahlt. Erstens, weil die Leute, die hierher kommen, aber auch die Einwohner von Bristol Bay, reiche Leute sind, natürlich abgesehen von denen aus den Arbeitersiedlungen am Stadtrand. Und zweitens kommen keine Kassenpatientinnen zu mir. Okay, es kommt schon mal vor, dass eine kommt, und ich behandle sie dann auch mit aller Sorgfalt, wozu mich mein abgelegter Eid, aber auch mein Gewissen verpflichten. Aber die Mehrheit sind blöde Fotzen, die nur gefickt werden wollen.

Sie kennen diese Sorte von Menschen anscheinend nicht. Junge Männer aus guten (also betuchten) Familien heiraten Mädchen aus ebensolchen Familien. Aber es sind blöde, zurückgebliebene Gören. Nein, sie sind nicht von Geburt an blöd, sie werden so erzogen, damit sie auch geheiratet werden. Wenn ein Junge sechzehn wird, nimmt ihn sein Papa an die Hand und führt ihn in den Puff. Dort sagt er: ›Hier Melanie …‹, (Lola, Brigitte oder wie die Hure auch heißt), ›du hast meinen Pimmel mit deiner Möse immer gut bedient, jetzt zeig meinem Jungen, wozu so ein Ding gut ist.‹ Und der Junge lernt schnell, und es wird ihm auch erklärt, dass die Frauen, die er trifft, dazu gut sind, um seine Bedürfnisse zu befriedigen. Verstehen Sie? Sie nennen es nicht Sehnsüchte, Wünsche, Verlangen oder auch Gelüste, das Wort Liebe kennen sie gar nicht, nein, sie nennen es Bedürfnisse. Wie Pinkeln und Stuhlgang. Diese Mädchen stellen also für diese verwöhnten jungen Idioten eine Art Bedürfnisanstalt dar wie jedes öffentliche Klo. Und diese jungen Männer sind die Zukunft, sie erben Papas Geschäft, Papas Bank oder Papas Mafiabande.

Doch wenn sie heiraten, ja dann kommt natürlich nur eine Jungfrau für sie in Frage. Eine schöne, aber blöde Jungfrau, die nichts von der Welt weiß. Damit ist gesichert, dass die Nachkommenschaft ebenso reich und ebenso blöd und skrupellos sein wird wie der Erzeuger. Das haben die meisten Mafiosi noch aus ihrer sizilianischen Heimat mitgebracht und jetzt macht es ihnen die ganze weiße Masse nach.

Und deshalb werden die Mädchen so erzogen, dass sie gar nicht wissen, wozu die Fotze zwischen ihren Beinen außer zum Pissen dient. Nicht einmal berühren dürfen sie sie, und haben deshalb auch keine Ahnung, was dieses besondere Jucken in ihrem Schritt bedeutet und wie sie es beseitigen können. Die meisten haben von der Selbstbefriedigung noch nicht einmal gehört. Was sie von ihrer blöden Mutter vor der Hochzeitsnacht an Aufklärung bekommen, ist meistens: ›Das musst du halt erdulden. Die Männer brauchen das. Und nur so kannst du ein Baby bekommen.‹ Eventuell folgt auch noch das Märchen von der Blume und der Biene. Und dann kommt der junge Ehemann als Biene, aber sein Stachel ist groß und rücksichtslos. Er fickt die junge Braut in dreißig Sekunden fertig, so wie er das im Puff immer getan hat (etwas anderes kennt er ja nicht), und die junge Frau schaut dumm in die Welt: Ist das alles? Die große Leidenschaft? Die große Liebe? Und weh hat es auch getan.

Und spätestens nach zwei Ehejahren landen sie in meiner Praxis. Diagnose (so wie sie der Ehemann jedenfalls aufstellt): Hysterie. Natürlich ist die gnädige Frau hysterisch, denn sie kann nicht schlafen, sie weiß nicht, was ihr fehlt, sie weiß nur, dass ihr etwas fehlt, etwas sehr Wesentliches, aber sie weiß nicht, was das ist. Und wenn dann die Einkaufsorgien den Mangel an diesem Etwas nicht beseitigen können, landen sie auf meinem Untersuchungsstuhl. Dann nehme ich einen Vibrator (das Wort benutze ich aber nicht) und verpasse ihrer Fotze einen – wahrscheinlich den ersten – himmelschreienden Orgasmus ihres Lebens. Und sie wissen nicht, dass sie so einen Luststab im Sexshop für zehn Dollar bekommen können (in solche Geschäfte gehen sie natürlich nicht), und ich lasse ihren Kitzler für zweihundertfünfzig Dollar so richtig vibrieren.

Natürlich tut das Geld ihnen nicht weh, sie haben mehr davon, als sie brauchen. Und sie kommen immer wieder. Und ich ficke sie manchmal auch, damit sie erleben, was für schöne Gefühle ein harter Pimmel wecken kann. Und dafür zahlen sie ebenfalls zweihundertfünfzig Dollar.«

Dr. Owens zündete sich eine sündhaft teure Zigarre an und nahm genüsslich einige Züge, bevor er fortfuhr:

»Ich sei eine männliche Hure, denken Sie? Nein, lieber junger Freund, das bin ich nicht. Ich bin ein Lehrer. Ich bringe den armen Weibern bei, was die richtige Sexualität ist. Nein, ich spritze meinen Saft nicht in sie hinein! Erstens will ich keiner ein Baby machen, und zweitens könnte ich die nächste Patientin nicht mehr ficken, wenn ich bei der ersten schon ejakuliere. Dazu gehört natürlich eine gute Portion Selbstdisziplin. So kann ich am Tag drei, vier oder auch mehr Patientinnen auf diese Weise behandeln. Wenn es dann in meinen Eiern kocht, reagiere ich mich zu Hause bei meiner Frau ab. Oder, wenn es drängt, dann bei meiner Sprechstundenhilfe. Sie muss meinen Schwanz sowieso meistens anblasen, damit er für die Behandlung hart wird.

Was meine Frau dazu sagt? Nun, sie weiß das alles, sie war früher auch meine Patientin. So habe ich sie kennengelernt. Sie ist sehr tolerant. Ich aber auch, denn auch sie hat ihre Freiheiten, was die Sexualität angeht. Wir führen eine sogenannte offene Ehe, aber wir verstehen uns prächtig, und wir lieben uns.

Aber Sie werden das alles selbst sehen. Bleiben Sie doch einfach ein paar Tage in Bristol Bay und schauen Sie mir bei den Routineuntersuchungen in meiner Praxis zu. Sie werden Ihnen gefallen, da bin ich mir sicher. Und wenn Sie alles kennengelernt haben, werde ich Sie nicht mal mit einer Peitsche von hier wegjagen können. – Was? Sie haben nicht soviel Geld? Woher wollen Sie wissen, wieviel ich Ihnen für meine Praxis abknöpfen will? Schauen Sie, ich habe ein Vermögen gemacht, aber auch meine Frau hat ziemlich viel Geld in die Ehe gebracht. Es reicht für ein sorgloses Leben, das wir gemeinsam genießen wollen. Deshalb möchte ich auch nicht mehr arbeiten. Außerdem gefallen Sie mir. Sie sind jung, dynamisch, sehen gut aus und haben ein Gewissen. Ich werde Ihnen einen Preis machen, den Sie in bequemen monatlichen Raten zahlen können. Und weil Sie ein gutes Einkommen haben werden, können Sie mir die Praxis zusammen mit dem Haus, denn das bekommen Sie mit, in zehn Jahren leicht abbezahlen. Bleiben Sie zwei Tage hier, und dann können Sie sich entscheiden. Ich habe nur eine Bedingung: Sie müssen meine Sprechstundenhilfe mindestens drei Jahre lang behalten. Ich kann und will sie nicht einfach auf die Straße setzen.«

Das war ein langer Monolog, den Harold auch nicht zu unterbrechen gewagt hatte. Er hatte zwar noch so seine Bedenken, aber er wollte Dr. Owens’ Angebot nicht sofort ausschlagen.

Der Nachmittag verging dann damit, dass ihm Dr. Owens weitere Einzelheiten über seine Praxis erzählte: Er sprach auch über sein Privatleben und über seine Ehe mit seiner Lebensgefährtin, die eigentlich nicht seine Frau war, weil sie beide nicht verheiratet waren. Sie führten trotzdem ein harmonisches Leben miteinander.

Das Abendessen hat Harold dann mit Dr. Owens und seiner Frau Betty in ihrem Hause eingenommen. Betty war eine gutaussehende, hochintelligente fünfundvierzig Jahre alte Frau, eine gute Gastgeberin und auch gute Gesprächspartnerin. Die Zeit verging wie im Fluge, so dass Harold erst kurz vor Mitternacht in die alte Wohnung von Dr. Owens zurückkehrte.

Inzwischen muss schon jemand dort gewesen sein, denn sein Bett war frisch bezogen und die Decke zurückgeschlagen, so dass er eigentlich nur hätte darunter schlüpfen müssen. Doch erst wollte er sich in der Wohnung noch etwas umsehen.

Die Wohnung in der ersten Etage des Hauses bestand aus mehreren Räumen, unter anderem aus einem sehr großen Wohn- und gleichzeitig Arbeitszimmer, einem Schlafzimmer und einer perfekt eingerichteten Küche, wozu noch ein großzügiges Badezimmer sowie ein Ankleideraum mit Einbauschränken und eine separate Toilette gehörten. Zwei Wände des Arbeitszimmers waren mit Bücherregalen versehen, und in diesen hat sich unser junger Held Harold umgesehen.

Einen Teil der Regale füllten die Sachbücher, die jeder Arzt braucht. Eine andere Abteilung enthielt Werke der klassischen Literatur, und Harold wunderte sich, warum der Besitzer diese nicht in seine jetzige Wohnung mitgenommen hatte. Ein weiterer Teil war mit Ratgebern, unter anderem auch Kochbüchern, aber auch Literatur der leichteren Sorte bestückt. Und schließlich fand er eine ganze Reihe ausgesprochen pornographischer Literatur, angefangen von den Klassikern bis zu den heutigen, so seichten Wegwerfpornos, die man nur einmal liest, sich dabei einen runterholt und dann wegwirft.