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Copyright 2019:

© Börsenmedien AG, Kulmbach

Gestaltung Cover: Holger Schiffelholz

Gestaltung und Satz: Sabrina Slopek

Bildquellen: iStockphoto

Gesamtherstellung: Daniela Freitag

Lektorat: Elke Sabat

Korrektorat: Karla Seedorf

Druck: CPI books GmbH, Leck, Germany

ISBN 978-3-86470-636-3

eISBN 978-3-86470-637-0

Alle Rechte der Verbreitung, auch die des auszugsweisen Nachdrucks, der fotomechanischen Wiedergabe und der Verwertung durch Datenbanken oder ähnliche Einrichtungen vorbehalten.

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek:
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über <http://dnb.d-nb.de> abrufbar.

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JESSICA SCHWARZER

DAMIT SIE SICH
KEINEN MILLIONÄR
ANGELN MUSS …

Erfolgreiche Finanzplanung
für Frauen, die unabhängig
sein und bleiben wollen

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Für alle Finanz-Heldinnen und vor allem für alle,
die eine werden wollen!

INHALT

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1.FINANZEN MÜSSEN FRAUENSACHE SEIN

Von wegen gleichberechtigt

Falsche und richtige Geldanlage

Nur Mut

2.JEDE FRAU TICKT ANDERS

Aller Anfang ist gar nicht so schwer

Auf dem Weg zu einem kleinen Vermögen

Wenn es richtig läuft

Verliebt, verlobt, verheiratet – und versorgt?

Rückschläge wegstecken und noch einmal durchstarten

3.MIT SPASS UND ZUVERSICHT IN DIE FINANZIELLE ZUKUNFT

Checklisten

Quellen für weitere Informationen

Glossar

1 FINANZEN MÜSSEN FRAUENSACHE SEIN

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Damit sie sich keinen Millionär angeln muss? Im Ernst? Diese Zeile klingt doch arg antiquiert, ein Klischee aus den 1950er-Jahren. Aus dieser Zeit stammt auch der Filmklassiker „Wie angelt man sich einen Millionär?“ mit der legendären Marilyn Monroe, an der dieser Buchtitel mit einem Augenzwinkern angelehnt ist. Der Film ist eine herrlich unterhaltsame Geschichte um drei Mannequins, so hießen die Models damals noch, die sich auf die Suche nach einem möglichst reichen Ehemann machen, der bitte ihr Leben finanzieren möge. Drei Püppchen auf der Suche nach einem Versorger also. Von diesem Klischee haben wir uns zum Glück weit, weit wegbewegt. Wir sind selbstständiger, haben eine gute Ausbildung, einen Job, sind auf der Suche nach der großen Liebe, aber nicht nach einem Versorger.

Vorgelebt wurde es uns oft noch ganz anders: Papi kümmert sich um die Finanzen. Klar, er verdient ja auch das Geld. Mami kümmert sich um die Familie. Wenn überhaupt, dann arbeitet sie Teilzeit. So oder so ähnlich sind die meisten von uns aufgewachsen und sozialisiert worden. Das klassische Rollenbild unserer Mütter, Großmütter und Urgroßmütter mag ein wenig überholt sein, aber für viele ist das auch heute noch der bevorzugte Lebensentwurf. So weit, so gut. Für die eigenen Finanzen, für den Vermögensaufbau und die Altersvorsorge ist das aber Gift. Wir setzen uns einem enormen Risiko aus.

Hält die Ehe „für immer und ewig“, fällt das nicht so sehr ins Gewicht. Wehe aber, wenn die Partnerschaft in die Brüche geht. Mehr als jede dritte Ehe wird geschieden, doch diese Statistik schreckt uns scheinbar nicht ab. Wir denken eben lieber, dass wir zu den 60 Prozent gehören, die es schaffen. Und wenn nicht? Emotional ist so eine Trennung sehr schwierig, Gefühle werden verletzt, Lebensentwürfe zerbrechen. Weit schlimmer ist aber oft der finanzielle Schaden. In den meisten Fällen stehen Frauen, die das klassische Familienbild gelebt und sich nicht entsprechend abgesichert haben, vor einer finanziellen Katastrophe. So weit muss es nicht kommen.

Auch weibliche Singles haben finanziell das Nachsehen. Frauen verdienen noch immer weniger, neudeutsch „Gender Gap“. So viel zum Thema Emanzipation. Die Folge: Männer häufen die größeren Vermögen an, weil sie mehr verdienen und oft schneller Karriere machen. Frauen haben viel weniger Vermögen als Männer. Dadurch haben wir statistisch gesehen einen weitaus geringeren finanziellen Spielraum als die meisten Männer. Besonders deutlich zeigt sich das beim Nettogeldvermögen, da klafft eine Lücke von stolzen 31 Prozent. Während jeder Mann statistisch über 36.400 Euro verfügt, sind es bei Frauen nur 25.200 Euro. Da wundert es kaum, dass auch die Rentenkonten der Männer prall(er) gefüllt sind. Frauen haben wirklich Nachholbedarf. Schlimmer noch: Sie sind sehr viel stärker von Altersarmut bedroht als Männer. Dieses Risiko müssen wir ausschalten. Je früher wir damit anfangen, desto besser. Allein oder gemeinsam mit unserem Partner.

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Quelle: Destatis, Barkow Consulting; Finanz-Heldinnen

Über Geld spricht man nicht? Das stimmt zum Glück nicht mehr. Am häufigsten tauschen sich die Deutschen im engsten Familienkreis oder in der Partnerschaft zu Fragen rund um die eigenen Finanzen und die Geldanlage aus. Das ist auch richtig so. Wir müssen über Geld reden! Über die Absicherung von Risiken, Vermögensaufbau und unsere Altersvorsorge. Klingt unsexy? Mag sein, aber wenn wir es nicht tun, wenn wir uns nicht um unsere Finanzen kümmern, dann kann das in einem Drama enden. Und arm zu sein ist garantiert nicht sexy. Gerade wir Frauen müssen dringend aktiv werden. Es ist höchste Zeit, dass wir uns kümmern und finanziell möglichst unabhängig werden. Das ist auch gar nicht so schwierig. Nur Mut!

Mir ist es eine Herzensangelegenheit, Frauen zum Umdenken zu ermutigen. Geld ist auch Frauensache, muss es sein. Es gibt natürlich viele Klischees über Frauen und fast noch mehr Klischees über Frauen und Finanzen. Zeit, dem entgegenzuwirken. Es ist nämlich bewiesen, dass Frauen verdammt gute Finanzentscheidungen treffen, wenn sie sich denn um ihr Geld kümmern. Und der Weg in die finanzielle Unabhängigkeit kann sogar Spaß machen. Natürlich brauchen Sie das nötige Wissen, und das möchte ich Ihnen vermitteln. Dieses Buch kann keine Finanzberatung ersetzen, denn jede Frau ist anders. Jede von uns hat andere Ziele und Wünsche, befindet sich in ihrer ganz individuellen Lebenssituation. Es gibt keine allgemeingültigen Konzepte. Was für die eine richtig ist, kann für die andere falsch sein. Aber dieses Buch liefert Ihnen einen Überblick und es soll Sie ermutigen, aktiv zu werden. Allein oder mithilfe professioneller Beratung. Leider wendet sich nur jede dritte Frau einer Umfrage der Fondsgesellschaft Fidelity zufolge an Bank- oder Anlageberater. Wie auch immer Sie sich entscheiden: Beschäftigen Sie sich mit dem Thema, es lohnt sich. Schließlich geht es um Ihre Zukunft.

Jede Frau kann für sich vorsorgen

Und die beginnt jetzt. Egal, ob Sie gerade zu arbeiten beginnen oder schon Karriere gemacht haben, ob Sie Vollzeit, Teilzeit oder gar nicht arbeiten, ob Sie jünger oder älter sind, verheiratet oder Single, ob Sie Kinder haben oder nicht. Jede Frau kann für sich vorsorgen. Und das ist auch wirklich notwendig: Frauen brauchen länger Geld fürs Alter als Männer. Junge Frauen von heute werden im Durchschnitt 83 Jahre alt und damit fünf Jahre älter als Männer. Gehen sie mit 67 in Rente, verbringen sie gut 15 Jahre im Ruhestand. Eine lange Zeit, für die es vorzusorgen gilt. Das soll Ihnen aber keine Angst machen. Fangen Sie einfach an. Auch mit kleinen Beiträgen lässt sich etwas anstellen. Und wenn das Guthaben stetig wächst, beginnt das Ganze sogar richtig Spaß zu machen.

Ich kümmere mich mit Leidenschaft um meine Finanzen und freue mich über meinen wachsenden Wohlstand. Als überzeugte Börsianerin muss ich natürlich auch Rückschläge einstecken, denn Aktienkurse schwanken. Auch den einen oder anderen Crash samt heftigen Verlusten musste ich bereits erleben. Aber das kann ich als langfristige Investorin aussitzen. Langfristig ist das Schlüsselwort! Auf Sicht von vielen Jahren bin ich ziemlich erfolgreich, kurzfristig muss ich schon mal ein paar Rückschläge ertragen. Aber das macht nichts. Ich habe Zeit. Und ich habe Lust auf Geldanlage. Ich investiere mit Leidenschaft und ich brenne für meine finanzielle Freiheit.

Leider interessieren sich die wenigsten Deutschen für Finanzthemen, das zeigen Studien immer wieder. Die Folge: Jeder vierte Deutsche beschäftigt sich überhaupt nicht mit seinen Finanzen. Auch das hat eine Studie von YouGov im Auftrag von Fidelity International ergeben. Rund zwei Drittel der Deutschen kümmern sich dagegen eher ungern um ihre Finanzen und die Geldanlage. Gut die Hälfte der Befragten (53 Prozent) befasst sich auch lediglich eine Stunde pro Monat oder weniger mit den eigenen Finanzen. Ein Fehler. Ich würde sogar sagen: grob fahrlässig. Es geht schließlich um unsere Zukunft. Und die sollte doch eher rosig sein anstatt von finanziellen Sorgen belastet.

Wie so oft unterscheiden sich Männer und Frauen in ihrem Verhalten deutlich voneinander. Vor allem beim weiblichen Geschlecht hat das Desinteresse an Finanzthemen in den vergangenen Jahren deutlich zugenommen. Jede dritte Frau will von dem Thema nichts wissen, jede fünfte beschäftigt sich zumindest ungern damit. Unter den Männern kümmern sich fast zwei Drittel mehr oder minder intensiv um Finanzthemen. Geld ist scheinbar Männersache. Womit leider auch einmal wieder ein Klischee bedient wird. Wir sollten das ändern. Wir müssen das sogar ändern!

Dabei gilt für Männer ebenso wie für uns Frauen: Die wenigsten beschäftigen sich gern mit Geld und dessen Vermehrung. Nein danke, da gehe ich lieber zum Sport! So in etwa denkt jeder zweite Deutsche, denn 50 Prozent der Bundesbürger treiben in ihrer Freizeit eher gern Sport. Bei der Finanzplanung müssen die Deutschen ihren inneren Schweinehund dagegen viel stärker überwinden. Nur 35 Prozent der Bundesbürger ziehen dies als Freizeitgestaltung in Betracht. Ich bin da völlig anders. Ich beschäftige mich gern mit meinen Finanzen und mit meiner Altersvorsorge. Mich beruhigt es ungemein, wenn ich Jahr für Jahr sehe, wie mein finanzielles Polster wächst. Natürlich setze ich dabei nicht nur auf Aktien. Ich kombiniere auch Altersvorsorgeprodukte, teilweise staatlich gefördert. Und natürlich habe ich meine Alltagsrisiken abgesichert. Es läuft, ich fühle mich sehr wohl damit. Ich bin definitiv auf einem guten Weg zu finanzieller Unabhängigkeit. Leider bin ich damit eher ein Einzelfall.

Woran das liegt? Viele von uns haben natürlich die Notwendigkeit erkannt, sich um das Thema zu kümmern. Kaum jemand würde wohl sagen, dass Geldanlage und Altersvorsorge völlig unwichtig sind. Daher ist es auch nicht ganz richtig, zu schreiben, viele Deutsche würden sich auf den Staat verlassen. Es ist eher eine Art Resignation. Aus Angst, in Gelddingen Fehler zu machen, tun viele erst einmal nichts. Und so ziehen wertvolle Jahre ins Land, die später für den Vermögensaufbau fehlen. Doch warum schrecken so viele vor dem Thema zurück? Häufig höre ich, dass Finanzen einfach viel zu kompliziert sind, dass es an den nötigen Kenntnissen fehlt. Das mag durchaus sein. Aber daran können wir etwas ändern. Nicht umsonst heißt es doch immer, „Lesen bildet“. Und zu fragen hilft auch! Löchern Sie Berater und jeden anderen Experten, den Sie treffen. Hinterfragen Sie, informieren Sie sich, werden Sie aktiv. Wir müssen einfach wissen und einschätzen können, was Inflation, Nullzinsen oder Arbeitslosigkeit mit unserem Leben und unseren Finanzen machen. Wissen ist die wichtigste Voraussetzung für vernünftige Entscheidungen, vor allem wenn es um unser Geld geht – von der Gehaltserhöhung bis zur Geldanlage.

Noch wichtiger als Faktenwissen ist dabei übrigens das Denken in ökonomischen Konzepten. Wenn ich nicht mit Wahrscheinlichkeiten – oder eben mit Risiken – umgehen kann, dann werde ich im Allgemeinen schlechtere Entscheidungen treffen als die Informierten. Doch wer weiß eigentlich wie viel über die Wirtschaft in Deutschland? Studien zeigen: Vor allem Geschlecht, Bildung, Vermögen und Alter sind von Bedeutung. Höhere Bildung, höheres Vermögen und höheres Alter verbinden sich positiv mit mehr Faktenwissen, und Frauen wissen weniger als Männer. Bei Fragen zum ökonomischen Denken und Handeln sind vor allem Bildung und Alter relevant. Viele Menschen in Deutschland haben ganz grundsätzliche Dinge wie Zins, Zinseszins und Realzins nicht verinnerlicht. Eine repräsentative Umfrage des Bankenverbands hat sogar vor einiger Zeit gezeigt, dass 59 Prozent der 14- bis 24-Jährigen nicht einmal wissen, was das Wort „Rendite“ bedeutet. Von Aktien, Dividenden, Anleihen und anderem gar nicht zu reden. Das macht verwundbar!

Wenn es um die Geldanlage geht, dann fehlt es vielen nicht nur an Wissen, sondern eben auch an einer gewissen Detailliebe oder Zähigkeit. Wenn wir einen Urlaub buchen, wälzen wir stundenlang Kataloge und suchen im Internet nach den besten Angeboten. Wir vergleichen, rechnen nach, lesen Online-Bewertungen. Wenn wir uns ein neues Auto kaufen, verbringen wir ganze Wochenenden in Autohäusern. Wir informieren uns über technologischen Fortschritt, Sicherheit und Extras. Wir fahren Autos Probe, verbringen Stunden mit dem Konfigurator auf der Internetseite des Herstellers. Ein Kleid für einen ganz besonderen Anlass? Auch das kann dauern. Vor allem, wenn dann auch noch Schuhe, Tasche und Schmuck ausgewählt werden müssen. Wenn es dagegen um eine zusätzliche Altersvorsorge im Wert von mehreren Zehntausend Euro geht, muss es schnell gehen. Wir verlassen uns auf den Staat oder die Finanzindustrie. Wird schon gut gehen. Hoffentlich. Ich kann es nur immer wieder wiederholen: Informieren Sie sich, nehmen Sie sich Zeit, vergleichen Sie. Ein Finanzprodukt muss gut zu Ihnen passen, besser noch als Auto oder Kleid, denn es ist die langfristigere Entscheidung. Unterzeichnen und kaufen Sie nichts, was Sie nicht verstehen.

Woran liegt es wohl, dass wir uns weniger mit Geld beschäftigen als Männer? Die meisten von uns lernen es nicht anders. Schon im Kindesalter nimmt das Drama seinen Anfang. Wir werden so sozialisiert. Meistens haben sich unsere Väter um die Konten, die Versicherungen, den Vermögensaufbau gekümmert. Unsere Mütter waren für den Haushalt, die Kindererziehung, für das soziale Leben zuständig. Wahrscheinlich haben wir uns an ihnen orientiert. Psychologen haben sich ausführlich mit der Psychodynamik von Geld und Besitz beschäftigt. Das Ergebnis: Das Entscheidende für den Umgang mit Finanzen ist nicht das Wissen, das wir darüber haben oder uns aneignen können. Das Entscheidende ist vielmehr unsere eigene Beziehung zum Geld. Es ist eine unbewusste, emotionale Beziehung, geprägt von unserem Elternhaus. Denn was wir zu Hause als Kinder über Finanzen und den Umgang mit Geld lernen, bestimmt später, wie wir mit Geld umgehen. Ich habe vom klassischen Familienmodell nicht besonders viel mitbekommen, weil meine Eltern sich früh getrennt haben und ich so eine Mutter hatte, die sich sehr wohl um die Finanzen gekümmert hat. Das hat mich geprägt, das habe ich übernommen. Aber damit gehöre ich wohl zu einer „Minderheit“.

Es ist verrückt: Nach Jahrzehnten der Emanzipation hat sich auf dem Gebiet der Geldanlage nicht viel getan. Warum eigentlich? Überall fordern wir – zu Recht – Gleichberechtigung, nur beim Thema Finanzen nicht. Dabei ist das der größte Fehler, den wir machen können: uns nicht um unser Geld zu kümmern. Der zweitgrößte: es dem Mann an unserer Seite zu überlassen. Es sollte uns dabei auch nicht nur darum gehen, unsere Rentenlücken zu füllen. Obwohl das natürlich wichtig ist. Es geht um mehr. Unser Ziel: finanzielle Unabhängigkeit. Wäre das nicht super? Wir müssten uns nie mehr oder nur noch sehr, sehr selten Sorgen über unsere Finanzen machen. Wir könnten leben, wie wir möchten. Wir könnten uns ab und zu etwas gönnen. Altersarmut wäre kein Risiko mehr. Auch dann nicht, wenn die Ehe vielleicht in die Brüche geht.

Jede von uns definiert finanzielle Unabhängigkeit natürlich anders. Für die eine ist es das finanzielle Polster, um jederzeit ein Sabbatical einlegen oder den Job an den Nagel hängen zu können und in die Selbstständigkeit zu starten. Für die andere ist es die Freiheit, überhaupt nicht mehr auf ein Arbeitseinkommen angewiesen zu sein. Oder einfach nur die üppige Altersvorsorge. Mitunter geht es auch darum, dass die Familie in einem gewissen Wohlstand leben kann. Definieren Sie, was finanzielle Freiheit für Sie bedeutet, welche Ziele, Wünsche und Träume Sie im Leben haben. Und denken Sie darüber nach, wie wichtig Ihnen Geld ist. Finanzielle Freiheit bedeutet immer auch persönliche Freiheit – etwa Männer und Arbeitsplätze verlassen zu können, den eigenen Lebensentwurf noch einmal völlig umzukrempeln.

Für mich gehört zur finanziellen Unabhängigkeit zuallererst, dass ich mir keine Sorgen um meine Altersvorsorge machen muss, dass ich das Risiko Altersarmut ausgeschaltet habe. Aber für mich heißt finanzielle Unabhängigkeit auch, dass ich mir etwas leisten kann, dass ich nicht für jeden Wunsch monatelang sparen muss. Sie heißt für mich, dass ich nicht ständig rechnen muss, bevor ich essen gehe oder einen Wellness-Tag einlege. Raus aus der sicheren Festanstellung, rein in die relativ unsichere Selbstständigkeit – auch das ist Freiheit. Ich habe früh angefangen, Geld zu sparen und dann zu investieren. Mein Notgroschen ist immer etwas üppiger als eigentlich nötig. Ich mache mir zwar gern Gedanken über Geld. Das ist als Finanzjournalistin ja auch mein Beruf. Aber ich muss nicht ständig über Geld nachdenken, zumindest im Privatleben nicht. Ich bin auf meinem Weg zur finanziellen Unabhängigkeit schon relativ weit gekommen.

Drei Fragen sind auf diesem Weg entscheidend: Wo stehe ich aktuell mit meinen Finanzen? Welche Ziele habe ich mittel- und langfristig? Wie stelle ich mir mein Leben im Alter vor? Der wichtigste Tipp: Legen Sie los! Warten Sie nicht mehr länger! Je früher Sie anfangen, desto eher sind Sie am Ziel. Auch kleine Schritte beziehungsweise Summen helfen. Es gibt viele Möglichkeiten, seine finanziellen Ziele, seine finanzielle Unabhängigkeit zu erreichen. Jede Frau muss ihren eigenen Weg finden. Dabei hilft dieses Buch.

Wir dürfen uns nicht mehr länger auf unsere Partner verlassen – und schon gar nicht auf die gesetzliche Altersvorsorge. Selbst wenn wir gut verdienen: Die Rente wird nicht reichen und sie ist auch nicht sicher. Wir müssen aktiv werden und uns um unseren langfristigen Vermögensaufbau kümmern. Altersarmut ist ein extremes Risiko, gerade für das weibliche Geschlecht. Und auch kurzfristig, also in unserem Alltag, gilt es, Risiken abzusichern. Kümmern wir uns darum!

VON WEGEN GLEICHBERECHTIGT

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Frauen machen immer noch seltener Karriere als Männer. Wenn Sie sich für die Karriere entscheiden, steigen sie oft weniger schnell auf. In vielen Unternehmen ist die Führungsetage auch heute noch ein „Boys Club“ – Ladys unerwünscht. Zumindest fühlt es sich oft so an. Es wird besser, aber eben nur langsam. Je nach Branche haben es Frauen immer noch verdammt schwer. Natürlich sind wir, wenn es um Beruf und Karriere geht, einen guten Schritt weitergekommen. Wir haben es heute einfacher als unsere Mütter und Großmütter. Auch mit Blick auf Gehalt und Rente holen wir langsam auf.

Gleichberechtigung ist in vielen Teilen unserer Gesellschaft und unserer Wirtschaft aber leider immer noch kaum mehr als ein Lippenbekenntnis. Kein Dax-Konzern wird von einer Frau geleitet. Studien zeigen immer wieder, dass Vorgesetzte diejenigen fördern, die ihnen ähnlich sind: weiß, männlich, ähnliche Ausbildung, ähnlicher Hintergrund, bis hin zum gleichen Namen. Thomas protegiert Thomas und nicht Christine oder Nathalie. Apropos Thomas: 2018 gab es in börsennotierten deutschen Unternehmen mehr Vorstandsmitglieder mit Namen Thomas oder Michael als Frauen. In den Aufsichtsräten ändert sich das Bild zum Glück langsam. Es brauchte allerdings eine Frauenquote, um uns den Zugang zu diesem „Boys Club“ zu öffnen.

Und obwohl die Bundesregierung sich längst zur Gleichstellung bekennt, sieht es in den Ministerien nicht viel besser aus als in der Wirtschaft: Ein Rechercheteam der Wochenzeitung Die Zeit hat berechnet, dass es in der Geschichte der Bundesrepublik mehr beamtete Staatssekretäre mit dem Namen Hans gab als Staatssekretärinnen, also Frauen. Hält die Bundesregierung uns etwa von der Macht fern? Es scheint fast so. Bis heute dominieren Männer die meisten Ministerien, obwohl das seit 2001 ein Gesetz ändern sollte. Passiert ist scheinbar wenig, zumindest wenn es um die Spitzenposten geht. Wir erinnern uns auch alle an das fast schon legendäre Foto, das die neue Führungsriege um Horst Seehofer im Innen-, Bau- und Heimatministerium zeigte: neun mittelalte Männer – „zu unterscheiden nur in Körpergröße und Grauton des Anzugs“, wie in den sozialen Medien und in der Tagespresse voller Häme kommentiert wurde. So viel zum Thema Gleichberechtigung.

Ich gehöre nicht zu denen, die lautstark für die Emanzipation kämpfen, noch bin ich eine Freundin von Quoten. Aber natürlich bin auch ich für mehr Gleichberechtigung. Und wenn es nicht ohne Quote geht, dann muss sie eben her. Ich habe auch ohne Quote Karriere gemacht. Ob ich aber so viel verdient habe wie meine männlichen Kollegen? Angeblich ja. Mit Gewissheit kann ich die Frage aber nicht beantworten. Und wenn doch, dann bin ich eher die Ausnahme denn die Regel. Leider. Wir müssen uns den Fakten stellen, wir müssen gegensteuern. Die Unterschiede (der „Gender Gap“) sind noch immer immens. Verhandeln Sie, kämpfen Sie für die nächste Gehaltserhöhung, schließen Sie die „Lücke“. Sie haben einen Finanzratgeber in der Hand, keine Karriere- oder Management-Bibel. Aber auch an dieses Thema müssen Sie ran. Karriere, Gehalt, Vermögensaufbau und Altersvorsorge – das gehört zusammen und die Zahlen sind wirklich erschreckend und sollten uns aufrütteln.

Das Dilemma beginnt übrigens bereits im Kindesalter: Mädchen bekommen weniger Taschengeld als Jungen. Warum das so ist? Keine Ahnung. Doch unbewusst erleben und erlernen wir den „Gender Pay Gap“ schon ganz früh. Mädchen im Alter von vier bis fünf Jahren bekommen stolze 17 Prozent weniger Taschengeld, wie eine Studie von Barkow Consulting zeigt. Ein kleiner Lichtblick: Mit den Jahren schließt sich die Lücke ein wenig. Die Sechs- bis Neunjährigen bekommen nur noch sieben Prozent weniger Taschengeld und bei den Zehn- bis 13-Jährigen bekommen die Jungen nur noch vier Prozent mehr. Ungerecht ist das trotzdem. Machen Sie es bei Ihren Kindern bitte besser! Es ist verrückt, aber selbst beim BAföG gibt es einen „Gender Gap“: Studentinnen bekommen drei Prozent weniger BAföG. Sie müssen mit 450 Euro auskommen, während Studenten im Schnitt 464 Euro bekommen.

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Quelle: „Kinder-Medien-Studie 2017“, Barkow Consulting; Finanz-Heldinnen

Ich weiß nicht, ob meine kleinen Freunde mehr Taschengeld als ich bekommen haben, aber ich habe immer relativ viel Budget gehabt. Das Wort „Budget“ wähle ich bewusst. Ich musste von meinem Taschengeld nämlich auch Schulhefte, Stifte und Ähnliches kaufen. So habe ich gelernt, mit Geld umzugehen. Ich musste mir mein Taschengeld einteilen. Eine ziemlich gute Idee von meiner Mutter, wie ich finde. Bringen Sie Ihrem Nachwuchs – egal ob weiblich oder männlich – auf jeden Fall so früh wie möglich bei, mit Geld umzugehen. Geld ist für Kinder etwas völlig Abstraktes. Sie lernen in der Schule wenig über ökonomische Zusammenhänge, über Finanzen oder gar Geldanlage oder einfach nur den Wert des Geldes. Dabei beginnt Konsum doch schon im Kindergarten. Die Tasche von der richtigen Marke oder die Gummistiefel mit der Lieblings-Zeichentrickfigur – der Konsumterror beginnt verdammt früh. Aber die lieben Kleinen können (und sollten!) eben in den meisten Fällen nicht alles bekommen, was sie sehen und haben wollen.

Wenn Sie Wert darauf legen, dass Ihr Nachwuchs später verantwortungsvoll mit Geld umgeht, können Sie mit dem Erklären gar nicht früh genug beginnen. Dass Geld durch Arbeit erwirtschaftet wird und man damit haushalten muss, können sogar schon die Kleinsten begreifen. Leben Sie Ihnen vor, wie man verantwortungsvoll mit dem Haushaltsbudget umgeht. Erklären Sie Ihrem Nachwuchs, wie lange Sie oder Ihr Partner für bestimmte Dinge arbeiten müssen. Ein toller Urlaub ist eben keine Selbstverständlichkeit, irgendjemand muss das Geld dafür vorher verdienen. Das sollten Sie Ihrem Kind so früh wie möglich vermitteln.

Wirklich mit Geld umzugehen lernt es dann hoffentlich mit dem Taschengeld. Es sind die ersten Erfahrungen, die wir mit einem eigenen Budget machen. Experten empfehlen, Kindern ab vier Jahren regelmäßig Taschengeld zu zahlen. Jugendämter haben entsprechende Tabellen als Orientierung für die angemessene Höhe. Mit dem Taschengeld, ob nun wöchentlich oder monatlich gezahlt, üben die Kleinen, mit Geld umzugehen. Wie lange reicht ihr „Budget“, wofür geben sie es aus, wie lange müssen sie sparen, um sich größere Wünsche zu erfüllen? Wichtig ist, dass sie selbst entscheiden dürfen, wofür sie es ausgeben. Sie dürfen als Eltern natürlich beraten, aber nicht bestimmen. Geht das ganze Taschengeld schon am Monatsanfang für Süßigkeiten drauf, muss der Nachwuchs eben für den Rest des Monats verzichten. So wie es im echten Leben eben auch ist.

Klasse wäre es natürlich, wenn am Monatsende auch ab und zu ein bisschen Taschengeld übrig bleibt. Das könnte dann auf ein Sparbuch wandern. Sparen muss man schließlich auch lernen. Auch wenn das heute keine Zinsen mehr bringt, müssen wir ja Geld zurücklegen, um es dann irgendwann zu investieren. Bringen Sie Ihrer Tochter oder Ihrem Sohn also bei, wie man spart. Und vielleicht reden Sie auch über Geldanlage? Denn in der Schule wird wenig Wissen über Finanzen vermittelt. Wie wichtig die ökonomischen Zusammenhänge aber für die finanzielle Selbstständigkeit sind, was sparen und Geld leihen bedeuten, zeigt eine Erhebung des Statistischen Bundesamtes. Eine unwirtschaftliche Haushaltsführung ist nämlich – neben Arbeitslosigkeit – der Hauptauslöser für eine frühe Überschuldung. Elf Prozent der Schuldner zwischen 18 und 24 Jahren können mit Geld nicht umgehen.

Zum Glück zeigen andere Studien aber auch, dass die „Generation Z“, also die Kinder und Jugendlichen, die seit Ende der 1990er-Jahre geboren worden sind, besser mit Geld umgehen. Verschuldung ist immer seltener ein Problem. Sie legen durchschnittlich sogar gut ein Drittel ihres Vermögens zur Seite, wie das Ergebnis einer Jugendstudie im Auftrag des Bankenverbands zeigt. Ihre Sparquote ist damit sogar höher als die der Erwachsenen. Die „Generation Z“ spart vor allem, um sich größere Anschaffungen leisten zu können. Mit dem Start in die Ausbildung oder das Studium werden der Notgroschen und die Altersvorsorge wichtiger. Gerade für uns Frauen.

Gehalt, Boni, Sonderzahlung – Männer kassieren mehr

Denn was mit dem Taschengeld beginnt, setzt sich später fort. Frauen verdienen unter genau gleichen Bedingungen etwa acht Prozent weniger als Männer. Das ist ungerecht, keine Frage. Und beunruhigend! Viele, wenn nicht sogar die meisten Frauen unterbrechen ihre Berufstätigkeit im Laufe der Zeit oder arbeiten nur noch halbtags. Sie bekommen Kinder, möchten für ihre Familie da sein, pflegen eventuell auch Angehörige. Durch diese Pausen und diese Teilzeit, die ja in der Regel auch weniger Verantwortung im Job bedeutet, vergrößert sich das Gehaltsgefälle zwischen Männern und Frauen weiter. Wir verdienen im Schnitt 22 Prozent weniger als die Herren der Schöpfung. Übrigens hat Deutschland den drittgrößten „Gender Pay Gap“ in der Europäischen Union, an der Spitze liegt Estland, die geringste Differenz gibt es in Italien mit gerade einmal sechs Prozent. Wenig überraschend: Auch bei Boni und Sonderzahlungen kassieren die Männer mehr ab. Zahlen von Destatis zeigen, dass der „Gender Pay Gap“ hier sogar bei 48 Prozent liegt – und damit mehr als doppelt so hoch ist wie bei den fixen Gehaltsbestandteilen.

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Quelle: Destatis, Barkow Consulting; Finanz-Heldinnen

Dass Frauen so viel weniger verdienen, hat mehrere Gründe: Sie wählen oft die schlechter bezahlten Berufe und bekleiden seltener Führungspositionen. Frauen arbeiten häufiger als Männer in unterdurchschnittlich bezahlten Berufen, etwa als Friseurin oder Krankenschwester. Der Frauenanteil ist hier etwa fünfmal so hoch wie der Männeranteil. In Büro- und Reinigungsberufen liegt der Frauenanteil bei mehr als 70 Prozent, im Gesundheitsdienst sind es sogar fast 90 Prozent. Aber nur 13 Prozent erreicht der Frauenanteil bei Ingenieuren und nur 25 Prozent bei Chemikern, Physikern und Mathematikern.

Etwa drei Viertel des „Gender Pay Gaps“, den das Statistische Bundesamt jedes Jahr berechnet, gehen auf Unterschiede in Branche, Beruf und Beschäftigungsumfang zurück. Aber sogar bei gleicher Qualifikation in gleicher Position verdienen Frauen in der Regel weniger als Männer. Das ist genauso ungerecht wie der Unterschied beim Taschengeld, aber leider noch immer Fakt. Gehaltsverhandlungen sind natürlich nicht einfach, vor allem dann nicht, wenn wir keine Ahnung haben, was andere verdienen. Doch das soll sich ändern – und damit auch das Lohngefälle zwischen Männern und Frauen. Das Entgelttransparenzgesetz erlaubt Beschäftigten in Deutschland seit Anfang 2018, zu erfahren, wie viel Kollegen für eine gleichwertige Tätigkeit verdienen. Das gilt aber nur, wenn Sie in einem Betrieb mit mindestens 200 Angestellten arbeiten. Außerdem muss es mindestens sechs Kollegen des jeweils anderen Geschlechts geben, die einen ähnlichen Job haben wie Sie. Das heißt natürlich auch: Je weiter Sie auf der Karriereleiter nach oben klettern, desto seltener finden Sie eine ausreichend große Vergleichsgruppe. Die Folge ist, dass Sie faktisch keinen Auskunftsanspruch mehr haben. Auch mit dem neuen Gesetz hat natürlich niemand ein Recht darauf, das Gehalt eines bestimmten Mitarbeiters zu erfahren. Stattdessen muss der Arbeitgeber einen Mittelwert aus dem Gehalt aller Kollegen mit vergleichbarer Tätigkeit nennen. Außerdem hat der Antragsteller ein Recht darauf, die genauen Kriterien für sein Gehalt zu erfahren. Größere Unternehmen ab 500 Mitarbeitern müssen ihre Gehaltsstrukturen übrigens von sich aus überprüfen und regelmäßig Bericht darüber erstatten. Was ist, wenn jemand tatsächlich weniger verdient als Kollegen? Leider erst einmal nichts, zumindest nach dem Gesetz. Denn darin steht nur der Auskunfts-, aber kein Anpassungsanspruch. Ich kann Ihnen nur raten: Probieren Sie es aus. Stellen Sie eine entsprechende Anfrage in der Personalabteilung oder beim Betriebsrat. Die Antwort wird Ihnen garantiert bei der nächsten Gehaltsverhandlung helfen. Fragen kostet bekanntlich nichts, aber die Antwort könnte bares Geld wert sein. Und sie könnte helfen, den „Gender Pay Gap“ langsam, aber sicher weiter zu schließen.

Was dem Kontostand sicher auch nicht guttut: Frauen haben eine geringere Wochenarbeitszeit und überhaupt arbeiten weniger Frauen als Männer. Zwar arbeiten 70 Prozent der erwerbsfähigen Frauen in Deutschland, aber fast jede zweite Berufstätige hat einen Teilzeitjob. Das mag zum Teil so gewollt sein, aber es hat eben definitiv Auswirkungen auf das Gehalt und damit natürlich auch auf unseren Vermögensaufbau und die Altersvorsorge. Die Rechnung ist einfach: Wer weniger verdient, zahlt weniger in die gesetzliche Rentenkasse ein und hat auch weniger Spielraum, um finanziell vorzusorgen und Geld zu investieren. Es ist ein wahrer Teufelskreis, ein „Finanzlücken-Teufelskreis“, in dem wir Frauen feststecken. Und den müssen wir dringend aufbrechen.

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Quelle: Finanz-Heldinnen