über reichsstädte

Herausgeber

Erik Schreiber

e-book 049 Über Reichsstädte

© Saphir im Stahl 01.01.2020

Verlag Erik Schreiber

An der Laut 14

64404 Bickenbach

www.saphir-im-stahl.de

Titelbild: Archiv Andromeda

ISBN: 978-3-96286-007-3 17 Seiten

Vorwort

Der vorliegende Auszug aus den Briefen eines Reichsdeputierten beim Friedenskongress in Rastatt im Jahre 1797 – 1800 befasst sich nur mit den Reichsstädten, ihre Entstehung etc.

Es ist ein kleiner Abriss, wie ihn der Autor des Briefes sieht.

Ich hege indessen die Vermutung, dass derjenige, der diese Briefe veröffentlicht und sich als Freund des Briefeschreibers ausgibt, der gleiche ist, wie der Briefeschreiber. Viel zu sehr gleitet er in diesem zweiten Teil der Briefe in philosophisches und überflüssiges ab. Die Briefe selbst enthalten nichts persönliches, außer der Grußformel am Schluss. Es wird in keinem auf die Antworten des Briefempfängers eingegangen. So entsteht der Eindruck, dass hier kein Briefwechsel stattgefunden hat.

Wie dem auch sei, ich fand die Betrachtung über Reichsstädte so interessant und geschichtlich relevant, dass ich diese aus der Briefsammlung von 1798 ausgliederte und als einfaches e-book anbiete.

Erik Schreiber, im Dezember 2019

Briefe

eines Depurtirten

beym

Friedens Congresse

zu Rastatt

Mainz 1798

Ueber Reichsstädte.

Die freyen Reichsstädte erwarben, errangen oder erkauften zwar sämmtlich mit eigenen Kräften und durch eigene Mittel ihre Unabhängigkeit; doch gelangten sie hiezu auf ungleichen Wegen, zu verschiedenen Zeiten, und unter mehreren Regenten. Vom Anbeginn des deutschen Kayserthums besaßen dessen Beherrscher eine Menge Meyerhöfe, die ihre Domänen bildeten. Durch diese mußten sie sich, den Hof und die Ihrigen erhalten. Nur diese gaben ihnen Einkünfte; Auflagen und Abgaben hatten sie nicht zu heben. Königszins, Königsbet, Römermonate, Kammerzieler, Gemeinpfennige, Türkenstuer u. d. g. m. waren dem Volke noch völlig unbekannt. So wie die Grenzen des Reichs erweitert, die wilden Anwohner der Weser, Elbe und Oder unterjocht wurden, mehrsten sich auch diese Höfe. Die neuen Länder wurden mit Warten und Burgen zum Schutz und Wehr gegen die noch freyen unbezwungenen Grenznachbaren versehen. Das Innere des Landes ward mit Kirchen und Klöstern angebaut. Man gab sich hierdurch das Ansehen, als sorgte man für das Seelenheil der neugekauften Sclaven, da es doch nur dahin zweckte, sie zum fröhnen williger, in Joch duldsamer, ihren ungebändigten Freyheitssinn mürber, und überhaupt sie der Knechtschaft würdiger zu machen. Die Kaiser legten Besatzungen in die Vesten, gben den Kirchen ihre Bischöfe. Jene mußten die Meyerhöfe unterhalten. Diese nährte der Zehnte und das Land, da die neubekehrten Christen bauten. Die Bischöfe wählten die schönsten Gegenden, sie eigneten sich die fetten Fluren, fruchtbarsten Felder, die anbaufähigsten Strecken zu. Hier finden sich die ersten Samenkörner zu den reichen Besitzungen der geistlichen Fürstenthümer, Bisthümer und den vielen Abteyen, Klöstern und Domen, womit Deutschland überpflanzt ist.

Um den Stuhl eines Bischofs oder gar Erzbischofs erwuchsen die Städte ungemein schnell. Diese Kirchenhäupter machten schon für sich mit ihren Kapiteln, Mönchen und Gefolgen, zahlreiche Familien aus. Dieser alle Bedürfnisse, der gottesdienstliche Prunk, der Kirchenzierath, heischten eine Menge Hände, die sich auch bald einfanden, da die geistlichen Herren im Rufe richtiger Bezahlung, und unversiegbarer Schätze standen.