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Unserem Sieger,
damit er im Himmel etwas
zu lesen hat,
und unserer Doris,
damit ihr Revuebein
bald wieder gesund ist.
 
Dank dem toll
kühnen Piper-Team,
das eine Autorin wie mich
verkraften kann.

 

SECHZIG IST DOCH KEIN ALTER, bestätigt sich Günther an seinem Geburtstag und beobachtet aus den Augenwinkeln seinen fast gleichaltrigen Freund Klaus, der eng umschlungen mit Regine tanzt. Zumindest war heute Morgen, als er aufwachte, alles wie immer. Bloß, dass er ein Jahr älter war, sonst nichts. Oder fast nichts, bis er zum Frühstückstisch kam. Irritierend deutlich stand ihm da zum ersten Mal die Sechzig vor Augen: aufgespritzt auf der Geburtstagstorte, fast genüsslich in rosaroter Schrift auf brauner Schokosahne. Es versetzte ihm einen Stich, seine gute Laune sank, aber es war noch nicht entscheidend. Erst jetzt, hier auf seiner eigenen Gartenparty, nachdem er sich sechzig Mal »herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag« hat anhören müssen, oder »na, altes Haus, geht’s noch?« oder »willkommen im Klub, alter Kumpel«, da wird es ihm schlagartig klar: Er wird nicht mitspielen, er wird sich aus dem allgemeinen Älterwerden ausklinken. Und wie er so überlegt, ob mit Sport, einer Insel in der Südsee oder einem neuen Hobby, und gleichzeitig Regine und Klaus, seinen Vermögensberater, beobachtet, weiß er plötzlich, wie er es anstellen wird: Er braucht eine neue Frau!

Der Gedanke durchzuckt Günther wie ein Blitz. Vor Aufregung schließt er kurz die Augen. Seine Gedanken wirbeln durcheinander, er spürt schon jetzt, wie sich sein Puls beschleunigt, seine Sinne erwachen.

Klaus lacht ihm zu: »He, Günther, was ist los? Stehst du Probe für ein Wachsfigurenkabinett? Du wirkst wie festgeklebt!« Günther löst sich aus seiner Starre, winkt ihm zu: »Mir ist eben etwas eingefallen, was ich dich dringend fragen muss!«

»Der Kerl hat nur Geschäfte im Kopf!« Klaus schüttelt spöttisch missbilligend den Kopf, und Regine lacht.

Ich muss ihn fragen, wie er das mit Regine eingefädelt hat, denkt Günther und geht, ohne etwas um sich herum wahrzunehmen, zum Büfett. Er weiß noch genau, welchen Aufschrei es vor einem Jahr gegeben hat, als sich Klaus von heute auf morgen von seiner Frau getrennt und gleich darauf seine um sechsundzwanzig Jahre jüngere Sekretärin geheiratet hat. Alle waren schockiert. Die gesamte Kleinstadt-Frauenliga beschloss, ihn mitsamt seiner neuen Frau für diese Tat zu ächten, links liegen zu lassen, auf keine Gesellschaft mehr einzuladen. Alle saßen sie damals bei Monika, um die so schmählich Verlassene zu trösten und über Klaus und Regine herzuziehen. Und jetzt? Wo war Monika?

Bei ihm würde das auch nicht anders laufen.

Zufrieden holt er sich ein Glas Champagner und stößt innerlich mit sich selbst an, auf sein eigenes geheimes Geburtstagsgeschenk.

Dann greift er nach einem Lachskanapee und schaut sich um. Seine Frau hat alles perfekt arrangiert, ein kaltes Büfett aufbauen lassen, einen ausgezeichneten Barkeeper verpflichtet und einen Alleinunterhalter mit eigenem Synthesizer. Überall hängen bunte Lampions und Glühbirnen, und alles, was in der Kleinstadt Rang und Namen hat, hat sich eingefunden.

Günther gähnt. Wie langweilig. Genau wie Marion, seine Frau. Perfekt und langweilig. Er nimmt sich ein weiteres Lachskanapee und lässt wieder seinen Blick schweifen. Die Kleine da, die neben Klaus und Regine mit dem Sohn vom Oberbürgermeister tanzt, wäre seine Kragenweite. Schlank, sexy, keine dreißig. Die würde Feuer ins Bett bringen! Er mustert sie genauer. Ihr kurzes Kostüm rutscht bei manchen Tanzschritten etwas über die schwarzen Strümpfe nach oben. Sie lacht, biegt ihren Kopf zurück. Er sieht sie vor sich. In dieser Stellung, nackt, die vollen Brüste frei über ihm, während sie hingebungsvoll auf ihm reitet.

Ein Schlag auf den Rücken lässt ihn fast sein Brötchen verschlucken. »Na, alter Kumpel, wie fühlst du dich mit sechzig?«

Sein Parteifreund aus vergangenen Tagen, Manfred, steht neben ihm. Er spielt sich jetzt nur so auf, weil er zwei Jahre jünger ist. »Nicht anders als sonst auch! Vielleicht ein bisschen ärmer, weil ihr alle so viel trinkt!«

Manfred lacht süßlich und leert zur Bestätigung sein Bierglas in einem Zug. »Du hast es wahrhaftig nötig.« Er wischt sich mit dem Handrücken über den Mund und wirft einen demonstrativen Blick zu Günthers neuem Haus hinüber, einem Dreieinhalb-Millionen-Bau.

Es ist später Nachmittag, das Wetter hat mitgespielt, obwohl Gewitter gemeldet waren. Marion schaut sich zufrieden um. Der Landschaftsarchitekt hat Wort gehalten, der Garten ist geradezu wie geschaffen für repräsentative Feste, er ist abwechslungsreich und doch großzügig angelegt. Wären die Bäume schon größer und würden Schatten spenden, dann hätte der Garten mit der Tanzfläche aus hellem Marmor, mit der kleinen Ebene für Büfett und Bistrotische und dem putzigen Goldfischteich mit Holzbrücke durchaus das Flair der Jahrhundertwende. Marion holt tief Luft. Und allen scheint es zu gefallen, alle unterhalten sich, stehen an den Bistrotischen oder tanzen. Sie lächelt befreit. Alles klappt, sie hat alles tadellos organisiert, sie kann stolz auf sich sein. Und Günther auch! Sie schaut sich nach ihrem Mann um und sieht ihn bei Manfred stehen. Marion schenkt ihm einen zärtlichen Blick. Sechzig ist er heute geworden. Fünfunddreißig Jahre sind sie jetzt schon verheiratet, haben so manches gemeinsam durchgemacht, er vorn, an der Geschäftsfront, sie dahinter, unsichtbar, aber unerschütterlich. Stets war sie da, hat ihm den Rücken freigehalten, seinen Willen gestärkt und seinen Kampfgeist geschärft. Jetzt ist es vollbracht, die Saat aufgegangen, jetzt würde die verdiente Erntezeit kommen. Ein Gefühl des Glücks und der Geborgenheit durchflutet sie, hinterlässt ein angenehm warmes Gefühl in der Magengegend. Sie hat den richtigen Weg im Leben gewählt, sie hat einen wunderbaren, dazu noch attraktiven Mann, der von allen geachtet wird, der sie liebt und verehrt – was kann sich eine Frau vom Leben mehr erhoffen?

Linda tanzt noch immer, obwohl die Musik nicht gerade ihrem Geschmack entspricht. Aber sie tanzt lieber einen Foxtrott nach dem anderen, statt irgendwo mit einem Sektglas in der Hand auf der Wiese herumzustehen. So registriert sie, während sie sich pausenlos mit Dirk im Rhythmus dreht, wer alles zu der Geburtstagsfeier gekommen ist, und sieht, was um sie herum geschieht. Auch Günthers musternde Blicke sind ihr nicht entgangen. Es stört sie nicht. Was kann der schon wollen, der alte Sack, denkt sie und schlingt ihre Arme etwas fester um Dirks Hals.

Dirk spürt es und sucht ihren Mund. Er wird ihr einen ganz altmodischen Heiratsantrag machen, nimmt er sich vor. Diesen Sommer noch, irgendwo unten am Fluss, wird er unter einer Trauerweide einen Tisch aufstellen lassen, einen großen Tisch, mit einer bis zum Boden reichenden weißen Tischdecke aus Leinen und Spitzen. Auf dem Tisch werden ein riesiger Sektkübel mit einer Magnumflasche Champagner, zwei geschliffene, langstielige Gläser, ein silberner Leuchter mit brennenden Kerzen und ein gigantischer Strauß roter Rosen stehen. Und er wird in seinem weißen Anzug vor ihr ins Gras sinken, sie mit einem Dichtervers bitten, seine Frau zu werden, und vielleicht würden sie sich dort dann auch lieben – nein, sicher sogar, denn er wird ihr ein hingebungsvoller Mann sein, ein Mann, der immer für sie da sein wird. Hingerissen schmiegt er sich an sie, küsst sie leidenschaftlich, verpasst dabei den Takt und tritt ihr auf den Fuß. Linda lacht laut auf. Ihr Blick begegnet dem von Günther. Sie beginnt Dirk am Ohrläppchen zu knabbern. Soll der Alte nur glotzen, sie ist jung, sie ist begehrenswert, ihr Leben ist im Fluss, komme, was wolle, es wird gut.

Sechzig Gäste hat Marion zu Günthers rundem Geburtstag eingeladen, und exakt sechzig Gäste sind gekommen. Keiner hat abgesagt, keiner hat einen Überraschungsgast mitgebracht. Alle wissen, dass Marion ihre Feste strategisch plant und überaus ernst nimmt. Manchmal lächelt sie selbst darüber, aber sie kann nicht anders, sie kommt aus einer preußischen Familie, ihr Vater und dessen Vater und Großvater hatten alle eine militärische Laufbahn eingeschlagen und zielstrebig Orden und Titel gesammelt, waren stets Vorbilder an Kampfgeist, Disziplin und Geradlinigkeit. Sie war zur Enttäuschung der gesamten Familie als Mädchen auf die Welt gekommen. Eigentlich konnte sie ja nichts dafür, aber es wurde ihr früh beigebracht, dass sie von den wirklich wichtigen Dingen des Lebens durch ebendiese Misslaune der Natur ausgeschlossen sei. Marion litt lange darunter, denn unglücklicherweise blieb sie auch noch das einzige Kind – dann aber fand sie ihren Weg, diese Schmach und ihr mangelndes Selbstbewusstsein zu kompensieren: Was immer sie plante, es wurde generalstabsmäßig durchgeführt!

Günther wird von seinen neuen Nachbarn in ein Gespräch verwickelt, und Manfred schlendert auf das Haus zu. Es ist zu protzig, zu weiß, neureich eben. Trotzdem. Wenn auch ungern, so muss er sich selbst eingestehen, dass Günther ihn um ein Vielfaches überflügelt hat. Der Gedanke hinterlässt ein seltsam nagendes Gefühl. Er ist sich nicht sicher, aber er befürchtet, dass es Neid ist. Purer, bloßer, nackter Neid. Dabei kann er Günther eigentlich ganz gut leiden. Lange Jahre saßen sie gemeinsam im Gemeinderat, bis Günther sich aus Zeitmangel nicht mehr aufstellen ließ. Sie hatten sich während dieser Jahre so manchen Ball zugespielt, und der Informationsvorsprung hatte sich oftmals für beide ausgezahlt. Sie profitierten gemeinsam. Doch trotz allem – er hätte sich diebisch gefreut, wenn Günthers letzte Spekulationen nicht ganz so präzise ins Schwarze getroffen hätten. Als Günther kurz nach der Wende seine Hoch- und Tiefbaufirma in den Osten ausweitete und sofort durch waghalsige Investitionen die Zahl seiner Maschinen verdoppelte, hielten sie ihn alle für verrückt. Aber er hatte offensichtlich, vor allem im Tiefbaubereich, aufs richtige Pferd gesetzt: Für jedermann klar ersichtlich steht nun ein Teil des Geldes, das vom Staat in die neuen Straßen gebuttert wurde, strahlendweiß, mit einem Säulenaufgang im Kolonialstil, mitten auf der grünen Wiese. Was soll’s, denkt Manfred und versucht mit Macht, seine negativen Gefühle zu bekämpfen. Günther hat sich eben ein Denkmal gesetzt.

Günther Schmidt ist nicht besonders gebildet, dazu haben ihm die Ausdauer, der Wille und die Einsicht gefehlt. »Learning by doing« war lange Zeit der einzige englische Satz, den er beherrschte. Aber als Kriegskind hatte er eine Art Bauernschläue entwickelt, und mit den Jahren reifte sein Sinn für wirtschaftliche Zusammenhänge. Gepaart mit dem Opportunismus und der Emotionslosigkeit, die er sich von seinem Ziehvater angeeignet hatte, gab das eine Mischung, die ihn bis zum heutigen Tag vielen anderen überlegen machte. Er nimmt kaum auf Gefühle Rücksicht, seine Ideale heißen Geld und Macht – Loyalität kennt er nur sich selbst gegenüber. Günther fühlt sich weder seinem Staat noch seiner Familie verpflichtet. Nur was ihn weiterbringt, ist gut und richtig.

Günthers leiblicher Vater war aus Russland nicht zurückgekehrt. Er war, wie Tausende andere auch, als Schütze an die Front geschickt und irgendwann vermisst gemeldet worden. Günther war damals vierjährig und konnte sich schon ein halbes Jahr später kaum noch an ihn erinnern, zumal nicht nur seine eigenen Erinnerungen verblasst waren, sondern auch Erich, der neue Mann an der Seite seiner Mutter, alles daransetzte, um das Andenken von Günthers Vater zu schmälern.

Erich handelte mit Schrott, und das war, vor allem nach dem Krieg, ein gutes Geschäft. Bald hatte sein Stiefvater als einer der Ersten in der Stadt ein eigenes Auto, und seine Mutter bekam einen Waschautomaten. Günther sollten damals durch einen Hauslehrer gute Manieren beigebracht werden, aber er wehrte sich, weil er in Erich kein direktes Vorbild hatte und außerdem viel lieber auf dem Schrottplatz herumstöberte. Dort brachte ihm sein Ziehvater die Grundgesetze der freien Marktwirtschaft bei: Halte die Nase stets in den Wind und die Ohren offen, verbrüdere dich mit allen, die dir nützlich sein könnten, verknüpfe die Fäden zu deinen Gunsten, und sei deiner Konkurrenz immer einen Schritt voraus!

Günther beobachtete alles, was Erich ihm vorlebte. Anfangs voll Bewunderung und später mit dem inneren Zwang, ihn überflügeln zu müssen. 1973 verkaufte sein Ziehvater das Gelände mit dem Schrottplatz zu einem Höchstpreis an die Betreiberfirma der neuen Kläranlage. Das Bauvorhaben scheiterte jedoch an einem Sturm der Entrüstung aus der Bevölkerung und dem Einspruch einer Bürgerinitiative. Erich konnte das egal sein, er stieg mit seinem neu erworbenen Kapital ins Immobiliengeschäft ein und baute Einkaufszentren und Baumärkte vor den umliegenden Städten. Als dieser Markt erschöpft war, sattelte er mit fünfundfünfzig noch einmal um und nannte sich kraft seiner Erfahrung Unternehmensberater. 1980 flüsterten ihm seine Sensoren, dass erneut eine Veränderung angebracht sei. Erich gründete mit zweiundsechzig Jahren eine Firma für die Entsorgung von Altlasten. Das war zu der Zeit, als Grün plötzlich keine Farbe mehr war, sondern Politik, und Erich erkannte, dass ganz Deutschland voll Altlasten steckte, insbesondere das Gelände um seinen ehemaligen Schrottplatz, auf dem inzwischen eine Schule gebaut worden war. Bereits im nächsten Jahr überreichte er einem Vertreter von Greenpeace für den Erhalt der Umwelt feierlich einen Scheck über eine fünfstellige Summe. Eine Spende, die er sich und seiner Firma sofort werbewirksam auf das Banner schrieb und ebenso schnell von der Steuer absetzte.

Günther tauscht einige Höflichkeitsfloskeln mit seinen Nachbarn aus und sieht sich ungeduldig nach Linda um. Sie ist nicht mehr auf der Tanzfläche, und die Menge seiner Gäste ist zu dicht, als dass er sie irgendwo im Gewühl entdecken könnte. Günther geht einige Stufen zum Haus hinauf. Von hier aus hat er einen besseren Überblick. Da, Linda und Dirk sind auf dem Weg zum Büfett. Ihr Gang ist schwebend, ihr schwarzes Kleid sitzt hauteng, gibt jedes Detail ihres Körpers preis. Günther schluckt. Er bildet sich ein, bei jedem ihrer Schritte das erotische Geräusch des aufeinanderreibenden Stoffes ihrer Strümpfe zu hören. Er spürt, wie sein Blut nach unten wandert, und hört gleichzeitig seinen Stiefvater »Behalte in jeder Lebenslage einen klaren Kopf« sagen. Aber Erich ist tot. Und blöderweise zwei Jahre zu früh gegangen, denn jetzt, endlich, könnte ihm Günther beweisen, dass er ihm ebenbürtig, nein, dass er ihm sogar überlegen ist! Er verdient viel Geld, er hat sich einen Millionenbau hingestellt, und er wird bald eine blutjunge Frau besitzen. Welch ein Triumph!

Linda geht an Dirks Seite zum Büfett und schickt ein strahlendes Lächeln und prüfende Blicke nach links und rechts. »Du bist die Schönste«, flüstert ihr Dirk plötzlich zu, »das ist unbestritten!«

»Bist du stolz?«, fragt sie ihn leise, und er legt seine Hand im Gehen leicht auf ihren Poansatz.

»Und wie!«

Linda mustert amüsiert sein jungenhaft gerötetes Gesicht: »Und was gibt dir das?«

»Alles!«

»Und was gibt es mir?«

»Was du willst!«

Linda lacht belustigt auf: »Sei vorsichtig mit solchen Äußerungen!«

Marion sieht die beiden auf sich zukommen. Ein Paar, wie sie und Günther es nie waren. Unbesorgt, glücklich, zwanglos. Sie ordnet die Servietten und richtet das ohnehin akkurat daliegende Besteck aus. »Ich freue mich sehr, dass Sie beide gekommen sind, und«, sie wendet sich an Dirk, der eben nach einem Teller greifen will, »dass auch Ihre Eltern da sind!«

Er blickt auf und lächelt ihr zu: »Keiner möchte bei einem solchen Fest fehlen!«

»Sie haben ja auch einen wunderschönen Rahmen dazu.« Mit einer Handbewegung zeigt Linda auf das Haus. »Ein Traumhaus! Man könnte direkt neidisch werden!«

Marion zuckt unter ihrem blassblauen Leinenkostüm leicht mit den Schultern: »Es ist schon schön. Aber nichts ist so schön wie die Jugend. Und – die haben Sie

Linda nickt langsam.

»Stimmt!« Sie verzieht leicht den Mund: »Bloß – jung waren alle einmal, das wird einem geschenkt – im Gegensatz zu manchem anderen …«

Marion winkt lachend ab und legt Dirk eine Hand auf den Oberarm: »Sie werden ihr schon noch ein Schloss bauen, habe ich recht?«

Das Mikrofon wird knacksend eingeschaltet, alle recken die Köpfe. Der Oberbürgermeister hat sich neben den Synthesizer auf die kleine Holzbühne gestellt, es ist offensichtlich, dass er auf das Geburtstagskind eine Rede halten will.

»Oh nein, das ertrage ich nicht«, flüstert Dirk. Linda beobachtet, wie Günther vortritt und sich in Position stellt und wie Marion an seine Seite eilt. Die Gäste verstummen, alle treten näher. Der Oberbürgermeister hüstelt zweimal ins Mikrofon, aber darf noch nicht anfangen, weil die Videokamera erst noch auf das Stativ montiert werden muss. Als alles steht und auch der Akku vorsichtshalber ausgewechselt ist, schaut Joachim Wetterstein einmal in die Runde, bevor er sich auf Günther konzentriert: »Mein lieber alter Sportsfreund«, beginnt er, um sich gleich darauf lächelnd zu verbessern, »obwohl ich an diesem besonderen Tag vielleicht besser ›mein lieber, jung gebliebener Sportsfreund‹ sagen sollte!« Einige lachen, andere spenden verhalten Beifall.

»Trag mich hier weg«, flüstert Dirk leise stöhnend.

»Warum?«, fragt Linda. »Das ist doch witzig. Und außerdem gehört das eben dazu, wenn man dabei sein will!«

»Ich will ja überhaupt nicht dabei sein!«

Sie stößt ihm leicht ihren Ellenbogen in die Seite: »Aber ich! Stell dir mal vor!«

Günther fühlt die Meute in seinem Rücken. Sie gönnen ihm das nicht, er weiß es genau. Weder das Haus noch seinen Erfolg und schon gar nicht, dass jetzt auch noch der Oberbürgermeister höchstpersönlich eine Rede hält. Das Einzige, was sie ihm vielleicht gönnen, ist seine biedere Frau in ihrem langweiligen Kleid. Und ganz sicher gönnen sie ihm auch seinen akuten Haarausfall, der ihm seit Wochen zu schaffen macht und der seine Stirn bereits empfindlich weit nach hinten ausdehnt. Manfred hat ihm daraufhin den sarkastischen Tip gegeben, seinen neuen Grund und Boden doch mal auf Schadstoffe untersuchen zu lassen. Und Klaus meinte augenzwinkernd, endlich ginge es mit seiner Potenz bergauf. Der hat gut reden mit seiner jungen Wespe! Unwillkürlich suchen Günthers Augen nach Linda. Ah, dort, noch immer am Büfett. Mit diesem Taugenichts von Bürgermeistersohn. Sozialkritischer Ewigstudent mit unersättlichen Weltverbesserungsallüren. Joachim hätte auch was Besseres verdient. Und Linda? Günther grinst den Oberbürgermeister an, ohne ihm zuzuhören, die wird’s schon noch merken.

Als Marion in dieser Nacht zu Bett geht, ist sie glücklich. Schade, dass ihr Vater das nicht mehr erleben konnte. Es war ein gelungenes Fest, alles hat geklappt, keiner hat über die Stränge geschlagen, ein Stelldichein der wichtigsten Leute von Römersfeld. Sie hat sich im Badezimmer ein neues, fast durchsichtiges Negligé zurechtgelegt, denn heute wird sie Günther verführen, das gehört zu einem Geburtstag dazu, quasi als Abschluss eines schönen Tages. Marion schminkt sich gründlich ab, duscht, cremt sich mit einer duftenden Körperlotion von Kopf bis Fuß ein und mustert dabei im Wandspiegel ihre Problemzonen. Sachlich stellt sie fest, dass Oberschenkel und Bauch nicht mehr bikinitauglich sind, aber da ihr Bikinis schon früher zu gewagt waren und sie deshalb auch noch nie einen besessen hat, tut das ihrer guten Laune keinen Abbruch. Ihr Gesicht ist dank der rundlichen Form noch fast faltenfrei, und ihre Haare sind noch nicht gefärbt. Sie trägt das warme Kastanienbraun ihrer Jugend, auch wenn der Bubikopf längst einer Dauerwelle gewichen ist. In drei Wochen wirst du fünfundfünfzig, sagt sie sich und tupft eine Fingerkuppe Parfum hinter das Ohr, mal gespannt, was sich Günther für meine Schnapszahl einfallen lässt. Sie schlüpft in ihr Negligé, dreht sich kurz vor dem Spiegel hin und her, nickt zufrieden, fährt sich nochmals schnell mit dem Kamm durch die Haare und öffnet dann leise und erwartungsvoll die Tür zum gemeinsamen Schlafzimmer.

Lautes Schnarchen empfängt sie. Unentschlossen bleibt Marion stehen, dann tastet sie sich im Dunkeln zum Bett vor. Tatsächlich, Günther schläft schon! Enttäuscht knipst sie ihre Nachttischlampe an und setzt sich auf das Bett. Das ist noch nie passiert. Es war ein ungeschriebenes, aber heiliges Gesetz, dass man an Feiertagen und Geburtstagen nicht einfach so einschlief. Über fünfunddreißig Ehejahre hinweg, bis heute. Ratlos überlegt Marion, ob sie Günther wecken soll. Es könnte Unglück bringen, wenn sie diese Tradition einfach so durchbrechen würden. Es könnte aber auch Unglück bringen, wenn sie ihren Mann jetzt einfach weckt und er nicht geweckt werden wollte. Sie betrachtet ihn eine Weile, wie er so in Embryostellung mit dem Rücken zu ihr daliegt, und ist sich nicht sicher, ob diese Haltung eher kindlich oder abweisend wirkt. Schließlich schlüpft sie unter die Decke und schmiegt sich eng an seinen Körper.

Günther hat sie kommen hören. Jedes Detail im Bad hat er im Geiste miterlebt, die gesamte Vorbereitung des Rituals, inzwischen selbst zum Ritual geworden. Als die Tür schließlich aufgeht, stellt er sich schnarchend schlafen. Er will sie jetzt nicht anrühren. Er will sie überhaupt nicht mehr anrühren. Er ist jetzt sechzig und hat ein Recht auf ein neues, frisches Leben, er hat es sich verdient. Günther fühlt, wie Marion ihn betrachtet, und er spürt, wie sie ins Bett gleitet. Bleib mir vom Hals, denkt er und sieht Klaus mit seiner jungen Frau vor sich. Marion presst sich an ihn, und die Berührung ist ihm zuwider. Das warme Fleisch, das bald welk sein würde, der Busen, der immer weicher wurde, er will sie nicht eines Morgens ohne Zähne sehen oder sich über einen Pflegefall Gedanken machen müssen. Er will sie überhaupt nicht altern sehen, er muss sie loswerden. So schnell wie möglich. Günther denkt an Linda, wie sie in ihrem hautengen Kleid aufreizend getanzt hat, er erinnert sich an seine Gedankenspielerei von heute Mittag, vertieft sich nochmals in sie und treibt sie weiter. Er malt sich aus, wie Linda auf ihn zukommt, wie er ihr mit einem scharfen Ruck das Kleid vom Leib reißt, wie sie mit nichts als ihren schwarzen Strümpfen und hochhackigen Schuhen vor ihm steht, er sieht sich, wie er sie so auf das Bett wirft, und hört sie im Geiste stöhnen und wimmern, während er in sie stößt, stößt und stößt. Er sieht ihren offenen roten Mund vor sich und spürt, wie sein Glied erigiert. Kurz bevor er kommt, dreht er sich um und greift hart nach Marion.

Es ist Sonntag. Das Geburtstagsfest bei Schmidts hat lange bis in den Morgen hinein gedauert, und die Kirchenglocken läuten vergeblich nach der städtischen Prominenz. Selbst die, die es für politisch unumgänglich halten, sich an Sonn- und Feiertagen in der Kirche sehen zu lassen, basteln sich heute eine Ausrede.

Klaus Raack ist immerhin aber schon aufgestanden. Regine hört das Ergometer in seinem Fitnessraum surren. Sie dreht sich im Bett um, schaut auf die Uhr. Acht! Viel zu früh, um nach so einer Nacht schon aufzustehen. Aber sie kennt das bereits. Klaus wird sich jetzt eine Stunde an allen möglichen Geräten heimlich quälen und sich dann, frisch geduscht, leise neben sie legen, um schließlich gegen zehn Uhr gemeinsam mit ihr aufzuwachen, als sei nichts geschehen. Sie zieht sich die Decke über den Kopf, damit sie dieses monotone Surren nicht hören muss. Es ärgert sie, denn es zeigt ihr, dass Klaus längst nicht so über dem Altersunterschied steht, wie er nach außen tut. Soll er sich doch ihr gegenüber zu seinen Junghalteübungen bekennen. Was ist schon dabei, andere halten sich auch fit! Aber da es für ihn wichtig zu sein scheint, macht sie mit und verkneift sich einen Kommentar. Wenn das alles ist, soll er sein kleines Geheimnis ruhig behalten! Regine drückt die Augen zu und fällt kurz darauf wieder in einen traumreichen Frühmorgenschlaf.

Römersfeld mit seinen knapp 50 000 Einwohnern hatte lange Zeit den Status einer Vorzeigegemeinde. Zum einen durch seine sonnige Lage und die sanfte Hügellandschaft, die den seit Jahrhunderten ansässigen Weinbauern hervorragende Trauben bescherten, zum anderen, und das erregte in den Nachbarstädten entschieden mehr Neid, durch zwei große Zuliefererfirmen für die Autoindustrie, die der Gemeinde reichlich Geld brachten. Ende der Achtzigerjahre kam als Sahnehäubchen für die Gemeindekasse noch eine große Computerfirma dazu, die den Bürgern nicht nur neue Arbeitsplätze verschaffte, sondern auch das Gefühl von Fortschritt. Römersfeld, das früher ganz vom Weinbau gelebt hatte, gedieh seit Jahrzehnten prächtig, baute ein »Gymnasium der Avantgarde«, ausgestattet mit allem, was den Nachwuchs möglicherweise fördern könnte, gleich dazu ein Hallenbad und ein beheiztes Freibad. Wenig später kam die Mehrzweckhalle, die noch ein bisschen besser sein sollte als die der Nachbarstadt, und nach und nach schmückte man sich mit einem Konzerthaus, einer modernen Reitanlage, einem noblen Tennisklub und dachte intensiv über ein geeignetes Gelände für einen Golfplatz nach. Das war die Zeit, als am Rande von Römersfeld Einkaufszentren und Baumärkte aus dem Boden schossen, sich große Autohäuser und Autovermietungen ansiedelten und der Kleinstadt, zumindest von der Bundesstraße aus gesehen, ihre Idylle nahmen. Und es war die Zeit der Schmidts, die sich wenig um Idylle scherten, aber immer früh genug wussten, wann welcher Acker zu Bauland werden würde, und die stets genug gute Beziehungen hatten, um rechtzeitig alles für sich in die Wege zu leiten.

Das Telefon lässt Regine hochschrecken. Sie will eben danach greifen, als sie hört, wie ihr Mann im Nebenraum abnimmt. Das ist Regine sehr recht, denn sie hatte gerade einen schönen Traum, den sie gern weiterspinnen würde. So dreht sie sich wieder in ihre Schlafstellung, doch einige Sprachfetzen aus dem Fitnessraum lassen sie aufhorchen. »Wieso willst du dich denn jetzt plötzlich scheiden lassen?«, hört sie ihren Mann laut sagen. Und nach einer Weile: »Das wird dich deinen Hals kosten! – Oder zumindest dein Haus!« Regine setzt sich langsam auf. »Lass den Blödsinn sein! Nimm dir eine Geliebte und basta!«

Mit wem redet er bloß?, fragt sich Regine und ärgert sich gleichzeitig über den Ratschlag. War nicht sie auch einmal nur Geliebte? Was heißt denn da: Nimm dir eine Geliebte und basta?

Kurz darauf hört sie, wie Klaus ins Bad geht. Anscheinend ist ihm die Lust aufs Radfahren vergangen. Regine steht auf und geht ebenfalls ins Bad. Klaus steht prustend unter der Dusche. Regine schiebt die Glastür etwas auf und berührt seinen nackten Rücken. Klaus fährt herum: »Meine Güte, hast du mich jetzt erschreckt!«

»Du bist heute schon so früh auf, guten Morgen, mein Schatz!«

Sie wirft ihm einen Kuss zu und putzt sich an dem Doppelwaschbecken die Zähne, bis Klaus nach einem Badetuch greift und neben sie tritt.

»Das Telefon hat mich geweckt!«, weicht er aus, und Regine lächelt ihm durch den Zahnpastaschaum hindurch zu.

»Ich hab’s gehört.« Sie greift nach dem Zahnputzbecher und spuckt aus. »Wer will sich denn scheiden lassen?«

Klaus stockt kurz, dann mustert er sie von der Seite. »Das kann ich dir leider nicht sagen. Berufsgeheimnis!«

»Bald wird es sowieso die ganze Stadt wissen!« Regine zuckt die Achseln und schlüpft aus ihrem dünnen Schlafanzug. »So wie bei uns damals!«

»Aber das war doch etwas ganz anderes!«

Regine setzt eine Duschhaube auf. »Scheidung ist Scheidung. Und dass du einem Ehemann dazu rätst, sich eine Geliebte zu nehmen und damit basta, finde ich geschmacklos. Frauenverachtend. Hört sich an, als sollte er sich beim Metzger ein Kilo Frischfleisch herunterschneiden lassen!«

Klaus greift nach seinem Bademantel. »Jetzt übertreibst du aber, mein Schatz. Ich wollte ihm damit nur sagen, dass er nicht vorschnell handeln und seine Karriere nicht zerstören soll!«

»T-t-t, du hast es nötig!«

Regine öffnet die Duschkabine, verhält aber nochmals kurz, um Klaus’ Reaktion zu sehen.

»Aber Regine, ich bitte dich!«

Mehr fällt ihm dazu also nicht ein, denkt Regine, schließt die Kabine und duscht abwechselnd heiß und kalt.

Klaus sucht nachdenklich seine Badeschlappen und geht in die Küche. Sein Haus kann sich mit dem von Günther nicht messen, aber es ist ebenfalls ein Einfamilienhaus, ein Bungalow aus den Siebzigerjahren, den er nach seiner Scheidung hat erweitern lassen. Danach war der Garten zwar erheblich kleiner, aber das bedeutet aufs Alter hin nur weniger Arbeit. Die Küche musste er ebenfalls neu gestalten lassen. Merkwürdigerweise machte es Regine nichts aus, in Monikas Bett zu schlafen, aber in ihrer Küche wollte sie auf keinen Fall kochen.

Na, Junge, sagt er sich, während er nach Kaffee und Filter greift, und grinst vor sich hin, für deine Scheidung hast du gut Federn lassen müssen, auch wenn du ein junges Küken dafür bekommen hast. Bloß, Günther wird, so oder so, noch viel mehr abdrücken müssen, denn Monika hat im Gegensatz zu Marion eigenes Geld. Mehr Geld als er selbst sogar. Sie hatte vor Jahren die Lackiererei ihrer Eltern übernommen und war auf seine Unterstützung nicht angewiesen. Trotzdem hat sie über ihren Scheidungsanwalt natürlich um Kohle gekämpft, aber dabei ging es nur um die Ehre, nicht um die Mark. Dass seine Kinder ihn als Volltrottel hinstellten, tat mehr weh. Aber sein Sohn leitet mit seinen fünfunddreißig Jahren gemeinsam mit seiner Mutter den Betrieb, und seine vierunddreißigjährige Tochter versucht sich nunmehr in ihrem dritten Berufsanlauf als Modedesignerin. Beide sind also vollauf mit anderen Dingen beschäftigt und würden sich irgendwann schon wieder beruhigen.

Schlimmer ist es mit Regines Vater. Er ist zwei Jahre jünger als Klaus und behauptet bis heute, dass die Beziehung einem Inzest gleiche: Vater-Tochter-Beziehung. Klaus kann ihn zwar verstehen, wenn er an seine eigene Tochter denkt, aber bei sich selbst sieht das ganz anders aus. Er sei doch ein äußerst drahtiger, jugendlicher und aktiver Typ, hatte er bei der letzten Auseinandersetzung dagegengehalten. Aber Karl-Heinz hatte nur verächtlich gelacht: Das sei er selbst schließlich auch. Seitdem findet Klaus immer eine Ausrede, wenn Regine zu ihren Eltern fährt.

Der Kaffee läuft, Klaus deckt den Tisch im neuen Wintergarten, den Regine mit Bambusmöbeln und Palmen gestaltet hat und ihre »Sonneninsel« nennt. Eigentlich ein Wahnsinn, denkt er, während er in die Küche zurückkehrt und dem langsam in die Glaskanne rinnenden Kaffee zusieht. Eine Küche zum Preis eines gehobenen Mittelklassewagens. Und das, während in Römersfeld so nach und nach die Lichter wieder ausgehen. Die Computerfirma hat bereits zugemacht, die Autozulieferer entlassen mehr und mehr Leute, und es wird gemunkelt, dass die Firma für Kfz-Elektronik und Elektromotoren zur Komfortausstattung von Autos an die Verlegung ihres Standorts denkt. Näher ans Werk, keine Lagerhaltung mehr, keine Lkw-Lieferungen mehr, von der Fertigung direkt ans Auto. Die Gaststätten, die Baumärkte, die Einkaufszentren, alle leiden unter der schwindenden Kaufkraft. Und wer noch genug Geld hat, bunkert es, denn keiner weiß, was kommt. Nur die Angst vor Europa, die sitzt allen gemeinsam in den Knochen. Vor allem der Gedanke, dass andere Länder billigere Autositze liefern und damit den zweiten großen Arbeitgeber von Römersfeld auch noch in die Knie zwingen könnten. Von einem Konzerthaus kann keiner leben, so schimpfen nicht mehr nur die Stammtischbrüder. Auch nicht von Tennisplätzen und Freibädern. Die ersten Demos gegen Geldverschwendung und Energievergeudung hat es bereits im letzten Winter gegeben. Und wenn die Arbeitslosigkeit weiter wächst, wird der Unmut über die teure Unterhaltung der städtischen Luxusobjekte noch steigen.

Und da kauft Klaus eine Küche für 60 000 Mark.

Klaus seufzt. Auch er weiß nicht, wie seine Geschäfte weiterlaufen werden. Einige seiner besten Klienten hat er durch Wegzug bereits verloren. Die Computerfirma war ein guter Kunde, aber mit dem Konkurs war das auch vorbei. Nun hat er noch die Männer in der Chefetage der beiden anderen Firmen, die mit ihren Einnahmen ebenfalls keine städtischen Freibäder heizen wollen, sondern eher an Schiffsanleihen oder an staatlich gefördertes Eigentum denken. Sollten die auch noch wegfallen, wird er Regine nicht mehr viel bieten können. Ob sie bei der Trauung die schlechten Tage ernst genommen hat?

Klaus öffnet den Kühlschrank, stellt Butter, Marmelade und die Plastikschüssel mit der Wurst auf ein Tablett und trägt es in den Wintergarten. An der Tür bleibt er kurz stehen. Das Morgenlicht flutet herein, bricht sich in den Palmen, die ihren Schatten malerisch über den Tisch werfen. Das Haus hat wirklich gewonnen, denkt er. Trotzdem, der Umbau war nicht nötig. Er hat zu einem Zeitpunkt viel Geld ausgegeben, als es andere zurückhielten. Mit einem Seufzer stellt er das Tablett ab. Bis auf Günther, der hat wahrlich keine Probleme. Den schütten sie im Moment mit Geld nur so zu. Dagobert Duck von Römersfeld. Dem steckt das »Geschäftemachen« im Blut. Und jetzt noch was anderes. Aber Frühlingsgefühle sind schlecht für den klaren Kopf, das weiß jeder. Wenn sich das Blut in der Körpermitte sammelt, wird’s oben hohl.

Klaus setzt sich und schenkt sich eine Tasse Kaffee ein. Was soll er tun? Er kann ihm abraten, oder er kann ihm helfen.

Wenn er ihm abrät, wird sich Günther einen anderen Vermögensberater nehmen. Damit wäre nichts gewonnen, es würde nur eine weitere gute Geldquelle versiegen.

Wenn er ihm hilft, hat er das Blatt in der Hand. Er kann es beispielsweise so kompliziert anlegen, dass selbst Günther den Durchblick verliert. Und dann wäre er unentbehrlich. Klaus stockt kurz der Atem. Noch nie ist ihm ein solcher Gedanke gekommen. Einen Moment lang sitzt er völlig unbeweglich am Tisch und denkt über die Ungeheuerlichkeit seiner Idee nach. Dann weicht die Starre einem Schulterzucken und einem leichten Grinsen. Eine Hand wäscht die andere, denkt er, und, das wirst du, lieber Günther, auch bald merken, junge Frauen sind teuer.

»Willkommen im Klub«, sagt Klaus leise und hebt seine Kaffeetasse.

Günther ist seit dem frühen Morgen durch sein Haus gegeistert. Er hat mehrere Tassen schwarzen Kaffee im Stehen getrunken und unruhig darauf gewartet, dass es endlich acht Uhr sein würde. Nach acht erschien ihm ein Telefonat an einem Sonntagmorgen vertretbar. Er musste unbedingt Klaus anrufen, denn Klaus sollte ihm sofort einen Schlachtplan entwerfen, einen Schlachtplan, der ihm ermöglichen würde, als vollkommener Sieger aus der Scheidung hervorzugehen. Es durfte kein Geld mehr da sein, zumindest kein sichtbares. Das bedeutete, dass er Zeit brauchte, Zeit, um alles verschwinden zu lassen. Das bedeutete aber auch, dass Marion so lange nichts merken durfte. Da sie von seinen Geschäften sowieso nichts verstand, war das sicherlich nicht weiter schwierig. Schwierig war für ihn, seine Rolle als Ehemann durchzuhalten. Am liebsten hätte er heute Morgen schon an Lindas Haustür geklingelt und mit ihr eine heiße Nummer geschoben.

Während er an Linda dachte, fiel ihm ein, dass er weder ihren Nachnamen kannte noch wusste, wo sie wohnte. Aber das reizte ihn umso mehr. Ein Spiel! Einer wird gewinnen! Und das war er, Günther Schmidt!

Das ersehnte Telefonat mit Klaus ärgert ihn. Der Kerl wirkte so zögerlich. Was sollte das Geschwafel von einer Geliebten. Er, Günther Schmidt, will sich doch nicht verstecken. Er will sich in seinem neuen Glück sonnen, die ganze Welt soll seine junge Errungenschaft sehen und ihn darum beneiden!

Eben ist er auf dem Weg in die Küche, um sich erneut eine Tasse Kaffee zu holen, da hört er Marion die Treppe herunterkommen. Er wird ihr jetzt den netten Ehemann vorspielen. Das Spiel beginnt ihm Spaß zu machen.

Marion ist ebenfalls schon lange wach. Sie hatte mit offenen Augen im Bett gelegen, zugehört, wie Günther ziellos im Haus herumlief, und nachgedacht. Über das Fest und was sich danach im Bett abspielte. Sie kann es nicht deuten. Zuerst empfand sie es als plötzliche Leidenschaft. Dann, weil es viel zu schnell vorbei war und er ihr sofort wieder den Rücken zudrehte, als Demütigung. Sie überlegt hin und her, aber sie findet keinen Anlass für sein Verhalten. Alles hatte geklappt, es gab nicht die kleinste Panne, sein Ansehen war mit dieser Feier sicher gestiegen. Was konnte also seinen Unmut erregt haben?

Einige Male war sie kurz davor, einfach hinunterzugehen, um ihn direkt darauf anzusprechen. Eine unbestimmte Angst hielt sie jedoch zurück. Dann hörte sie, wie das Telefon knackste. Er telefonierte! Mit wem konnte er morgens um acht Uhr telefonieren? Was konnte am Sonntag so wichtig sein?

Als sie jetzt die Treppe hinuntergeht, hat sie sich vorgenommen, so zu tun, als sei überhaupt nichts. Sie würde ein leckeres Frühstück zaubern, und sie würde mit leichtem Ton über das gestrige Fest reden. Dann würde sie schon sehen.

Monika Raak hat ebenfalls eine schlechte Nacht hinter sich. Nach dem lustlosen Aufstehen saß sie eine Weile untätig am Frühstückstisch, allein, wie bereits seit einem Jahr, schnitt anschließend Blumen, räumte Bücher um, und jetzt beschäftigt sie sich bereits seit einer Stunde mit den Ecken ihres großzügigen, modern und hell eingerichteten Drei-Zimmer-Appartements. Momentan ärgert sie sich lieber über die Putzfrau, die jede Ecke großzügig ausspart, als über gestern nachdenken zu müssen.

Dass Klaus mit Regine eingeladen war, nervt sie tierisch. Am liebsten hätte sie den beiden Gift in ihre Cocktails gemixt – welch ein Skandal, wenn sie auf Günthers famoser Geburtstagsparty einfach tot umgekippt wären. Allein zu sein, daran hat sich Monika mittlerweile gewöhnt. Im Gegenteil – heute würde sie Klaus um keinen Preis der Welt zurückhaben wollen. Sie braucht sich nur einige Dinge aus ihrem gemeinsamen Leben vor Augen zu führen, und schon ist sie über die Scheidung froh. Aber sie hat ihren Platz in der Gesellschaft verloren, und dafür könnte sie ihn lynchen. Es waren ihre gemeinsamen Freunde, es war ein gemeinsames Theaterabonnement, und es waren Traditionen, wie das Silvesterskifahren in Zermatt. Zwanzig Jahre waren sie, ohne eine einzige Unterbrechung, im selben Hotel gewesen. Klaus ist noch überall dabei, sie steckt zurück. Er sitzt mit Regine im Theater wie selbstverständlich auf ihren Plätzen, er wird weiterhin zu jeder Feier im Freundeskreis eingeladen, er fährt, ohne zu zögern, mit seiner Neuen nach Zermatt und lässt sich dort als toller Hecht feiern. Dagegen muss sie sich zu Silvester ein neues Hotel suchen, damit es nicht peinlich wird, wenn die derzeitige Frau Raak mit der ehemaligen Frau Raak zusammentrifft, und sie kann zu bestimmten Feiern aus demselben Grund nicht mehr eingeladen werden. Sie hat irgendwie eine aussätzige Krankheit: Sie ist die Ex.

Günther hat sich nach dem gemeinsamen recht gekünstelten Frühstück in sein Arbeitszimmer zurückgezogen. Von dort aus beobachtet er, wie Marion die Aufräumarbeiten im Garten beaufsichtigt, und überlegt, wie er an Lindas Nachnamen und an ihre Adresse kommen könnte. Joachim fällt ihm ein, der Oberbürgermeister. Er wird doch wohl wissen, wie das Gspusi seines Sohnes heißt.

Günther sucht in seinen Unterlagen. Joachim hat eine Geheimnummer. Die hat er sich erst kürzlich aufgeschrieben. Aber wo! Er geht sämtliche Schubladen seines wuchtigen Schreibtisches durch, zieht zahllose einzeln herumliegende Zettel und Blätter heraus, liest sie, legt einige zurück, zerknüllt die anderen und wirft sie weg. Blöderweise hat er manche Nummern ohne die dazugehörigen Namen aufgeschrieben. Das bringt ihn also auch nicht weiter! Aber er hat die Durchwahl ins Rathaus im Kopf, und bevor er lange darüber nachdenkt, wählen seine Finger bereits die Nummer. Zu seiner Überraschung wird sofort abgenommen: »Wetterstein.«

»Oha, das hätte ich nicht erwartet – grüß dich, ich bin’s!«

»Günther!«

»Hast du jemand anders erwartet?«

»Nicht direkt … aber gut, dass du anrufst. Ich wollte mich auch schon melden, um mich für das schöne Fest zu bedanken!«

»Ich habe zu danken, für deine Ansprache. Sie war sehr gelungen, alle haben das gesagt!«

»Das freut mich! Marion hat mit der Feier aber auch Maßstäbe gesetzt. Andere werden es schwerhaben, dagegen anzukommen!«

»Ähm, ja! Was ich dich fragen wollte, Joachim, das Mädchen, das gestern mit deinem Sohn da war, die …«

»Linda meinst du?«

»Ja, die war’s, glaube ich. Es ist ein Schminktäschchen liegen geblieben, und Marion meinte, es könnte ihres sein! Hast du vielleicht ihre Telefonnummer? Oder besser noch die Adresse, dann können wir ihr die Tasche zustellen lassen!« Günther klemmt sich den Hörer zwischen Ohr und Schulter und hält Zettel und Bleistift bereit.

»Na, da wird sie sich aber freuen.« Joachims Stimme hat den vorsichtigen Unterton verloren. Herzlich fährt er fort: »So viel Mühe braucht ihr euch doch nicht zu machen. Ich sag’s heute Nachmittag meinem Sohn, dann kann er schnell bei Marion vorbeifahren. Und nochmals, Günther, besten Dank. Es war wirklich klasse!«

»Gern geschehen«, antwortet Günther, doch da hat Joachim schon aufgelegt. Mist, schimpft Günther und knickt seinen Bleistift durch. Wo bekommt er jetzt ein Schminktäschchen her, und wie soll er das Marion glaubhaft in die Hand drücken? »Schau mal her, Schatz, das hat die Kleine vom Bürgermeistersohn gestern auf der Herrentoilette vergessen!« Oder gar der Bürgermeistersohn selbst? Er muss diese Blamage verhindern. Bloß wie?

Günther blättert im Telefonbuch. Er wird Dirk Wetterstein anrufen. Möglicherweise lässt der sich gern bedienen und will nicht quer durch die Stadt fahren.

Tatsächlich, er hat Glück. Dirk Wetterstein ist eingetragen. Wahrscheinlich damit ihm seine Kommilitonen sämtliche Demonstrationstermine durchgeben können, denkt Günther grimmig, während er wählt und seinen Bleistiftstummel bereithält.

Es dauert eine Weile, bis abgenommen wird.

»Bei Wetterstein.« Eine weibliche Stimme. Ist sie das?

»Ja, Günther Schmidt, guten Tag!«

»Tag. Wollen Sie Dirk sprechen?«

»Tja.« Günther bricht die Bleistiftspitze des Stummels ab, er zögert. »Waren Sie gestern mit Dirk bei meinem Geburtstagsfest?«

»Ja, es war sehr schön. Vielen Dank!«

Günther überlegt krampfhaft. Aber es fällt ihm nichts Besseres ein: »Haben Sie ein Schminktäschchen vergessen? Wir haben eines gefunden.«

»Nein. Sicherlich nicht. Soll ich Ihnen jetzt Dirk geben?«

»Vielen Dank, Frau … Frau …« Aber Linda steigt nicht darauf ein, sie hat bereits Dirk den Hörer in die Hand gedrückt.

»Herr Schmidt? Das überrascht mich aber!«

»Ich … eigentlich wollte ich Joachim anrufen und habe mich im Telefonbuch vertan …«

»Er hat eine Geheimnummer. Ist schließlich wichtig, der Mann! Also, wenn Sie mitschreiben wollen: 6 06 06. Eine echte Prominummer.«

»Ja, danke, die kann ich mir auch so merken!«

»6 06 06« kritzelt Günther mit dem minenlosen Bleistiftstummel auf seinen Zettel. Jetzt ist die Situation noch blöder, denkt er dabei. Joachim wird Linda die Geschichte von der Tasche erzählen, und sie wird ihm sagen, dass ich sie das doch bereits selbst gefragt hätte.

Ärgerlich über sich selbst steht er auf, um sich im Garten die Beine zu vertreten. Zwei Männer sind gerade dabei, den restlichen Müll wegzuräumen, die Bühne und das lange Holzgestell für das Büfett sind bereits abgeräumt. Marion klaubt hinter Büschen und Steinen Zigarettenkippen und sonstige Kleinabfälle auf. Günther beobachtet sie eine Weile, dann fällt ihm die Gästeliste ein. Klar, dort müsste sie draufstehen.

Irgendwie wird er doch wohl an dieses Mädchen herankommen. Das wäre doch gelacht!

Linda liegt in Dirks Studentenzimmer im Bett und träumt in die Zukunft. Gedankenverloren betrachtet sie dabei die vielen Bücher, die auf dem einfach geschnittenen Holzregal kreuz und quer übereinandergeschichtet lagern und sich auf dem Fußboden stapeln, und die politischen Magazine, die in Bündeln an der Wand entlang liegen. Auf dem Schreibtisch, einer schlichten Holzplatte auf zwei Böcken, stehen etliche benutzte Kaffeetassen zwischen mehreren aufgeschlagenen Büchern. Weitere dicke Wälzer liegen um den Klappstuhl herum, auf dem Dirk sitzt und im Qualm einer Zigarette an seiner Seminararbeit schreibt. »Scheiß Jura«, flucht er zwischendurch.

»Sei zufrieden, du wirst bald ein berühmter Anwalt sein und über alle Schmidts dieser Welt lachen!« Linda schließt träumerisch die Augen.

»Über die lache ich heute schon!«

»Mag sein.« Linda schweigt eine Weile. »Trotzdem«, fährt sie fort, »wenn du dir vorstellst, was nur diese Gartenparty gekostet haben mag und was wir uns dafür kaufen könnten …«

Dirk drückt seine Zigarette aus. »Konsum! Mensch, Linda, es gibt doch ganz andere Werte – und außerdem, du verdienst doch gut!«

»Alles relativ!« Linda richtet sich auf, fährt sich mit allen zehn Fingern durch die langen schwarzen Haare. »Vielleicht hätte ich das Schminktäschchen doch nehmen sollen, wenn er schon extra deswegen anruft. Wäre möglicherweise ein Schnäppchen gewesen. Dior, Lancôme, Chanel, Joop, Jil Sander – was weiß ich.«

»Jetzt hör aber auf!« Dirk dreht sich nach ihr um. »Was ist denn in dich gefahren? Und – nur um dich daran zu erinnern – Günther hat nicht wegen des Täschchens angerufen, er hat sich schlichtweg verwählt, das ist alles.«

»Ist ja schon gut!« Linda schlägt die Decke zurück und mustert ihren Körper. »Ich könnte etwas Sonne vertragen. Kommst du mit? Ein bisschen radeln? Oder zum Fluss? Oder sonst was?«

Er mustert sie, und seine Gesichtszüge hellen sich auf. »Sonst was gern, aber zu allem anderen habe ich keine Zeit!«

»Nur, wenn du mir danach ein anständiges Frühstück ans Bett bringst!«, grinst Linda und tätschelt ihren flachen Bauch.

»Alles, was der Kühlschrank hergibt!« Dirk nickt ihr zu und speichert seine Daten.

»Das kann nicht gerade viel sein!«

Zwei Stunden später fährt Linda mit ihrem roten Polo zu ihrer Wohnung. Während Dirk in einem Altbau mitten in der Fußgängerzone lebt, hat sie sich ein Appartement am Rande der Stadt im sogenannten »Neubauviertel« gemietet. Sechs fünfstöckige Mehrfamilienhäuser, die so ineinander verschachtelt gebaut wurden, dass nach italienischem Muster Innenhöfe mit Grünflächen für Spielplätze und Grillabende entstanden sind. Linda gefällt das, es ist anonym und trotzdem heimelig und zudem verdammt praktisch. Von der Tiefgarage führt ein Lift direkt vor ihre Wohnung, sie kann einkaufen, was sie will, es muss nicht erst über Straßen und Treppen in die Wohnung gewuchtet werden wie bei Dirk, zu dessen Wohnung noch nicht einmal ein eigener Stellplatz gehört und der auf der Suche nach einem Parkplatz manchmal wie ein Verrückter um das Altstadtviertel kreist und am Monatsende nicht selten mehr Geld für Strafzettel ausgegeben hat als Linda für ihre Garagenmiete.

Linda biegt in die Straße zu ihrem »Getto« ein, als ihr ein silberfarbener Mercedes entgegenkommt. Was hat denn so eine Staatskarosse bei uns zu suchen, denkt Linda, da fällt ihr Blick auf das Kennzeichen: GS 1. Und während sie ihr Tempo verlangsamt und dicht an den Straßenrand fährt, um die S-Klasse vorbeizulassen, dämmert ihr, wer drinsitzt: Günther Schmidt. Er scheint sie im gleichen Moment auch erkannt zu haben, denn er hält an und lässt seine getönte Scheibe heruntergleiten.

»Na so was«, sagt er aus dem dunklen Innenraum heraus«, das ist ja eine Überraschung. Wohnen Sie etwa auch hier?«

Linda, die bei der Hitze sowieso mit offenen Fenstern gefahren ist, nickt. »Ja, wer denn noch?«

»Wieso, wer noch?«

»Nun, ich meine, Sie wohnen doch nicht hier. Also waren Sie doch bei jemandem, der auch hier wohnt, oder nicht?«

»Ach so, ja, natürlich. Ich wollte einen Geschäftspartner besuchen, aber er war nicht da.«

»Am Sonntag?«